handgebaute Fingerpickergitarren vs. Strumminggitarren

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Moderator: RB

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Fayol
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handgebaute Fingerpickergitarren vs. Strumminggitarren

Beitrag von Fayol »

Hallo an alle,

ich hatte in der Vergangenheit Kontakt mit div. heimischen Gitarrenbauern. Alle haben tolle Gitarren, die besonders für Fingerpicker geeignet sind. Seltsamerweise hat keiner von ihnen betont, diese oder jene Gitarre sei besonders für Strumming gebaut.
Auf meine Nachfrage:“ Kann man in die auch mal richtig „reinlangen?“, war oft die zögernde teilweise vorsichtige Antwort: “Ja, das geht auch.“ Oder eben: “Nee, die ist eher fürs Picking geeignet.“
Welche Grund bzw. Gründe gibt es eurer Meinung/Erfahrung nach, dass fast ausschließlich die „Picker“ bedient werden, und die „Schrammler“ gehen leer aus?
Ist eine handgemachte Strumminggitarre zu simple?
Oder ist kein Interesse da?
Reicht da eine „von der Stange“ völlig aus?

Was meint Ihr?
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Für mich gibt es da keine echte Differenzierung. Ich lese hier und da ja immer wieder, "super fürs Picken wg. stringspacing, Sattelbreite etc."...keine Ahnung - also ich mache keine Unterschiede; wenn eine Gitarre nicht alle von mir bevorzugten Spieltechniken mitmacht, so viele sind es ja nicht - dann ist sie für mich nicht geeignet. Ich bin ab und an erstaunt, dass song XY auf Gitarre XY besonders gut klappt oder besonders spannend klingt, doch ein für mich gültiges Muster (wie das immer wieder gern genommene "breiter Sattel = gut fürs Picken") kann ich nicht entdecken.

Wenn ich als Hersteller "strumming" als Stärke deklariere verschrecke ich schon mal alle, die auch mal gerne Picken wollen. Soweit meine Idee; also ein bewußtes, engmaschiges Eingrenzen ist immer schlecht um etwas zu verkaufen.

vll. ist es aber auch so, dass es DIE Picking- bzw. Strumming-Gitarre gar nicht gibt. ;)
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Uwe
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Beitrag von Uwe »

Moin Fayol,

hmm, manche Gitarre ist wohl eher für das eine oder andere besser
geeignet, aber ich meine, dass auch eine ausgezeichnete Fingerpicking
Gitarre hartes Strumming verträgt.
So spielt Rolli wunderbare Fingerstylestücke auf seiner McIlroy A35
während Gerry von Garda sehr forciertes Strumming auf der A35C umsetzt -
Immer!

Ich nutze im Bandkontext gerne die McIlroy für die Picking Geschichten
und meine Guid Dreadnought zum Strumen, da mir bei rein akustischen
Geschichten die McIlroy einfach zu laut ist.

Jm2p
Uwe
Früher war alles besser, zum Beispiel gestern - da war Sonntag!
Fayol
Beiträge: 1305
Registriert: Do Apr 07, 2011 9:35 pm

Beitrag von Fayol »

Holger Danske hat geschrieben: ...
Wenn ich als Hersteller "strumming" als Stärke deklariere verschrecke ich schon mal alle, die auch mal gerne Picken wollen. Soweit meine Idee; also ein bewußtes, engmaschiges Eingrenzen ist immer schlecht um etwas zu verkaufen.
...
Hallo Holger,

der Gedanke, "strumming" als Stärke hervorzuheben, und somit die Picker abzuschrecken, gilt dann aber auch andersherum...oder?
Holger Danske hat geschrieben: ...
vll. ist es aber auch so, dass es DIE Picking- bzw. Strumming-Gitarre gar nicht gibt. :wink:
Da bin ich mir unsicher, bzw....
Meine "Towet " -Paul Joses Modell- macht "dicht" bei strumming. Es ist eine tolle Gitarre, aber eben wenig für Strumming geeignet. Ich vermute mal, dass es mit der Größe (=Volumen) der Gitarre zusammenhängt.

Hallo Uwe,

Danke für die Links! Sehr schöne Musik! :bide:
Das die McIlroy A35 beides kann, ist offensichtlich. Das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Die Dimensionen der Gitarre (Grand Audi. oder OOO ?) macht es wahrscheinlich möglich... und sie ist handgemacht.

Für mich stelt sich die Frage, ob eine Gitarre, die als "...besonders geeignet für Strumming..." beschrieben wird, eher als "Zweitklassig" angesehen wird? (=kann doch nicht so teuer sein, wie ein Fingerpicker...) :whistler:

:roll: Dabei strumme ich auch mal ganz gerne... :wink:
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scifi
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Registriert: Do Jun 17, 2010 10:28 am

Beitrag von scifi »

Vielleicht sind "Fingerpicker-Gtarren" auch einfach eher eine Möglichkeit sich gegen die großen Marken abzugrenzen. Fingerstyle ist seit ein paar Jahren "in" und "Picker" sind eventuell wählerischer, individueller und bereiter Geld für "Custom-Bau" auszugeben.
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MartinToepler
Beiträge: 112
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Beitrag von MartinToepler »

Hallo Fayol,

es könnte doch sein, dass es was mit dem Klang der Gitarre zu tun hat. Fürs Fingerpicking nicht so starke Bässe und ich nenns mal "perlende" Höhen. Beim Strummming kann man schon ein ordentliches Pfund im Bass vertragen.
Die Auflösung der einzelnen Töne(da gibts bestimmt nen Fachausdruck für) oder der Zusammenklang der Töne ist auch ein Unterschiedskriterium.
Es gibt bestimmt Gitarren die alles können, aber vielleicht ist jede spezial Gitarre der anderen in ihrer Disziplin überlegen.

Gruß von Martin
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Orange
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Beitrag von Orange »

So ein ähnliches Thema hatten wir >>> HIER <<< schon mal. :)
Fayol hat geschrieben:1) Ist eine handgemachte Strumminggitarre zu simple?
2) Oder ist kein Interesse da?
3) Reicht da eine „von der Stange“ völlig aus?
1: Nein
2: Nein
3: Könnte man auch für Picking so sagen.

Ich denke das auf Wunsch beinahe jeder Gitarrenbauer genauso eine Dread oder Jumbo bauen kann wenn es der Kunde wünscht.
Warum hauptsächlich Picker sich bedienen weiß ich nicht. Spricht ja auch nix gegen "von der Stange".

Beim Gitarrenbauer kann man halt seiner Fantasie freien Lauf lassen und alle Wünsche deponieren, was bei Seriengitarren nicht der Fall ist.

Alles eine Sache des Geschmacks, des Geldbeutels, der Individualität, des "haben wollen"´s (*) ...

*) "Haben wollen": Wer hat sich noch nie seine Traumgitarre im Gedanken selbst zusammengestellt ? :)

p.S.: Dreadnought / Jumbo so als Beispiel, weil von Strummern bevorzugt denke ich.
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