"Kannst Du mir bitte mal sagen, was eigentlich mit Dir los ist? Seit gestern Abend rennst Du ständig ans Fenster und schaust auf das Thermometer. Dadurch wird es auch nicht wärmer!"
Erschreckt und gleichzeitig ertappt wie ein kleiner Sünder erwiderte ich: "Ach, ich hab mir einen neuen Gitarrenkoffer bestellt, der hätte schon gestern Abend ankommen sollen ..."
Just in diesem Augenblick klingelte es an der Haustür! "Ein Paket ..."
Meine Liebste musste (Gott sei Dank) in ihr Schneider-Atelier, und ich nahm dieses Riesenpaket in Empfang.
Drei Stunden habe ich es durchgehalten, dann hab ich sie ausgewickelt. Peter Gottschall hatte mir schon augenzwinkernd angekündigt:
"Werner, das Paket hat fast mehr Arbeit gekostet, als die Gitarre zu bauen! *g*
Na, ja, ich hab's dann tatsächlich noch geschafft, sie weitere 3 Stunden, -verpackt in einer Wärmeschutzfolie-, in meinem Bett zu akklimatisieren. (Tipp: Die Folien aus dem Auto-Verbandskasten sind wirklich empfehlenswert!
)Aber nun endlich mal zum Punkt:
Peter Gottschall baut ja nun schon seit Jahren seine "funnelbodies" und konnte so manchen für sein Konzept begeistern.
In der Tat: auch ich bin begeistert!
KONSTRUKTION:
Die Korpusmaße sind schon gewaltig! Ja, ich hatte mich halt für Jumbo-Maße entschieden - doch ich bin angenehm überrascht. Ganz geschmeidig fühlt sie sich an. Und genau das liegt an dem (etwas außergewöhnlichen) Doppel-Cutaway-Konzept, dass Peter Gottschall diesen Gitarren zugrunde gelegt hat. Der Korpus-Hals-Übergang ist erst am 17. Bund.
Eine ähnliche Optik kennen wir zwar schon von Abe Wechter's Pathmaker", doch Peter Gottschall geht hier ja akustisch völlig andere Wege.
Doch dazu später.
Der Hals ist in einem flachen "D"gehalten und erlaubt ein bequemes Spiel in allen Lagen. Ich muss ja nun wirklich nicht erwähnen, dass diese Ketarre vollmassiv gebaut ist, oder?
Alle technischen Details könnt Ihr ja unter www.gottschall-guitars.de nachlesen.
HANDHABUNG UND KLANG:
Du nimmst sie in die Hand, und Deine Ohren sagen Dir:Jau!!! ***g***
Unser "Löffel-Spezi" H-bone hat hier echt nix mehr zu tun !
Obwohl - die Versuchung liegt natürlich immer nahe. Gerade wenn man bei diesem Konzept -Schallloch in der Zarge - so völlig unbeschwert an das Allerheiligste kommt. *ggg*
In der Tat:
"Ich war so verwegen, sie einfach "blind" (oder besser: taub?) zu kaufen. Allein die theoretische Betrachtung hatte mich ermutigt! Ich muss(te) bei meinen anderen Gitarren schon lange Zeit immer feststellen, dass ich sie -unplugged gespielt- nur "mono", sprich mit dem rechten Ohr höre. Das Klangempfinden (des Spielers) ist bei der Funnelbody etwas anders und (für mich) sehr viel angenehmer und räumlicher!"
Genau dieses Statement hatte ich zwischenzeitlich auch schon anderswo abgegeben, doch genau das ist es!
Jedes Klangempfinden einer Gitarre kann nur subjektiv sein. Denn: DU hörst die Gitarre völlig anders, als jeder Zuhörer! Und genau das ist für mich der Punkt:
Ich rede hier nicht über den (vermeintlich) „tatsächlichen“ Klang, den ein Zuhörer empfindet. Ich rede über das subjektive Empfinden des Spielers! Und das ist einfach klasse!
„Endlich Schluss mit MONO!“
An dieser Stelle müssten natürlich alle bekannten „Klang-Verbalisierungen“ folgen, die wir als kampferprobte AG-Leser gewohnt sind.
Ich erspar’s mir, weil ich
1. keine Zeit habe, 2. kein Geld für diese Lobhudeleien bekomme, und 3. man(n)/Frau es einfach selbst erleben muss.
Nixdestotrotz: Die Gitarre klingt anders, doch sie klingt einfach geil!Sie ist voll und rund und ausgeglichen und hat ein super Sustain. Egal in welcher Lage man sie spielt, nichts ist über- oder unterbetont.Sie trennt die Töne sauber und ist gleichzeitig harmonisch und weich.
OK. Ich rede hier in erster Linie als User, der sie schrammelnd oder pickend zur Gesangsbegleitung benutzt. Dafür ist sie zuhause und on stage wirklich erste Sahne!
Als reiner Fingerpicker würde ich mir vielleicht einen kleineren Korpus wählen.
Meine nächste Investition? Eine FB 14 von Peter Gottschall!
FAZIT:
Die Gottschall Gitarre ist in der oberen deutschen Liga zuhause.
Alle verwendeten Materialien sind von erster Güte, die Verarbeitung ist (fast) untadelig und mit großer Liebe und Sorgfalt ausgeführt.
Ich sage fast!
Denn bei Verwendung der Steckerbuchse für den elektrischen Versuch knistert es doch schon gewaltig im Gebälk, und ...
Peter Gottschall hat wohl die Bundstäbchen noch einmal an der Fase abgezogen, bevor er mir die Gitarre zugeschickt hat, doch ...
„Peter, datt muss man anschließend auch entgraten!“
Ich weiß aus meinem Kontakt mit Peter Gottschall:
Das kriegen wir gemeinsam geregelt.
EPILOG:
„Hallo Schatz, hattest Du einen schönen Tag im Atelier? ... Du, ... mir ist da heute vielleicht ein Ding passiert, als ich den Gitarrenkoffer ausgepackt hab’ ...Da hat der Verkäufer tatsächlich vergessen, so ‚ne komische Gitarre vorher rauszunehmen.“
„§&!!?&%$§%%*“
)
