C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

notenwart
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von notenwart »

Gitarrenmacher hat geschrieben:Die Brücke ist das höchst belastete Teil an der Gitarre, noch dazu ist der Faserverlauf von Decke und Brücke um 90° zueinander verdreht. Zusätzlicher Stress....
Da sag ich mal, das MUSS ja nicht so sein, es geht ja auch, dass die Brücke eben die gleiche Faserrichtung wie die Decke hat, entspricht nur eben nicht der Tradition :D
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

notenwart hat geschrieben: Da sag ich mal, das MUSS ja nicht so sein, es geht ja auch, dass die Brücke eben die gleiche Faserrichtung wie die Decke hat, entspricht nur eben nicht der Tradition :D
Du meinst Leo´s Konstruktion? Das ist ein komplett anderer statischer Ansatz.
Eine "traditionelle" 25-35mm breite , 8-10mm starke Brücke mit Faserrichtung in Richtung Saitenzug wird kurz-bis mittelfristig die Gretsche machen.
Schluss jetzt, ich muss arbeiten!
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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stephan
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von stephan »

Sehr lehrreich die Beiträge hier.
Danke allen dafür!
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jay-cy
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Und zumindest bei der Vorbereitung der Leimfläche scheint CFM ja zugelegt zu haben. Ich habe irgendwo gelesen, dass nun wieder vollflächig verleimt wird.
Die älteste Martin mit diesem Problem, die mir untergekommen ist, war aus der Mitte der 1980er. So ganz genau weiß ich´s nicht mehr.
Seit 2010 verleimt CFM wieder vollflächig Holz auf Holz.
pesu
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von pesu »

Man muß jetzt kein Gitarrenbauer sein, um zu sehen. dass das Pfusch ist.
Das wird auch jeder Schreiner bestätigen.
Was den angesprochenen Faserverlauf betrifft, ist längs/quer, egal wieviel Lagen, die optimale Verbindung.
Auch das lernt der einfache Schreiner.
Erschreckend ist nur, dass Gitarren in diesem Preisbereich nochmal zum Gitarrenbauer müssen, um solchen
Pfusch zu beseitigen.
Da sind dann manche subtile/ironische Beiträge über die "berühmten" Gitarrenmarken durchaus nachvollziebar

pesu
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berndwe
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von berndwe »

Ich habe von Gitarrenbau keine Ahnung. Mir ist auch bewusst dass bei industrieller Fertigung stellenweise ein Kompromiss zwischen Kosten und möglichst hochwertiger Ausführung gesucht wird.

Wenn sich aber ein Hersteller in diesem Preissegment positioniert, sollte er solche Kompromisse nicht machen.
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jay-cy
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Längs/quer ist die optimale Verbindung???
Na, dann lass die Hölzer mal "arbeiten"... Risse vorprogrammiert...
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

pesu hat geschrieben: Erschreckend ist nur, dass Gitarren in diesem Preisbereich nochmal zum Gitarrenbauer müssen, um solchen
Pfusch zu beseitigen.
Da sind dann manche subtile/ironische Beiträge über die "berühmten" Gitarrenmarken durchaus nachvollziebar

pesu
Wenn man in/an/auf Gitarren aus der Klassikfraktion schaut. Ich habe da akut drei Produkte spanischer, deutscher und französischer Herkunft im Auge -deren Name hier nicht genannt werden soll- die alle deutlich über der € 5.000 Marke liegen kommst du aus dem Erschrecken gar nicht mehr raus.
Schief gebohrte Mechanikenlöcher, Reifchensegmente, die funktionslos irgendwo am Zargenrand kleben, abgelöste Griffbretter, weil Knochenleim ja sooooo toll ist....etc.pp.
UND die sich lösende Brücke mit dem gleichen Schadensbild. O.K. ein gutes Ramirez Einsteigermodell kostet unter € 3.000,-

Subtile/ironische Beiträge tragen immer zur Erheiterung bei. Wenn sie allerdings schon fast reflexartig ...........Hmmmmm ich weis nicht
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

"The top of a Martin guitar is in fact flat from the bottom of the guitar to the waist and then it dives downhill at about a degree and a half angle to allow for the neck fit. The back of the guitar is arched in two different directions ... longitudinally and laterally with the curvature of the back braces."

(Dick Boak, Martin Guitars). Hier ab 07:38 nachzusehen und nachzuhören.
kelly

Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von kelly »

Wow, Sachen gibt's... Dass eine führende Firma in 182 Jahren nicht gelernt hat, 2 Holzstücke sicher zusammen zu kleben, darf schon interpretiert werden. Für mich ist das vergleichbar mit einem ernsthaften Behandlungsfehler. Wenn für einen Fachmann solche Dinge zur alltäglichen Normalität gehören, besteht bei mir ein Absichtverdacht. Dass eine nicht gänzlich geklebte Fläche sich mal ablösen wird, versteht doch jeder Laie. Was soll dieser Mist?
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Langsam wird es unsachlich ungefähr nach dem Motto: "Schon wieder ein AGR-Ventil defekt. Unabhängige kleine Automobilwerkstätten beklagen Pfusch bei Mercedes." Es ist doch nicht auszuschließen, daß bei einer Produktion von mehreren zehntausend Produkten im Jahr auch einmal welche dabei sind, die Fehler haben. Es gibt keinen Hersteller, der eine nennenswerte Produktion fährt, bei dem es anders wäre. Es ist schon fragwürdig, auf der Grundlage einzelner Begebenheiten überhaupt ein generelles Urteil zu fällen, erst recht anmaßend ist es, den betreffenden Hersteller als vollkommen unfähig hinzustellen.
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H-bone
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:"The top of a Martin guitar is in fact flat from the bottom of the guitar to the waist and then it dives downhill at about a degree and a half angle to allow for the neck fit. The back of the guitar is arched in two different directions ... longitudinally and laterally with the curvature of the back braces."

(Dick Boak, Martin Guitars). Hier ab 07:38 nachzusehen und nachzuhören.
Dick & Du, ihr habt recht ! (Sorry Christian :wink: ), Martins sind "echte" Flattops, die Balken und die Zargenränder sind nicht "radiused". Ist ja schon ein wenig Aufwand den 28ft-Radius zu fertigen, und ich hab' dort auch noch keine Housewives mit Radius-Dishes hantieren sehen... :mrgreen:

Das mit dem Downhilltauchen glaube ich allerdings nicht, die anderhalb Grad wird das Griffbrettende in der Regel runtergedrückt (die Ramp - schützt auch vor Scheppern im Sommer)
kelly hat geschrieben:Wow, Sachen gibt's... Dass eine führende Firma in 182 Jahren nicht gelernt hat, 2 Holzstücke sicher zusammen zu kleben....
Kelly, die konnten das - sogar gut - und wissen auch wie es geht... nur: Den Footprint des Stegs sauber auszuarbeiten und vom Lack zu befreien ist echte Feinarbeit und dauert auch ein bisschen. Darüberhinaus besteht immer die Gefahr - wenn der Steg auch nur 1/10tel verrutscht beim Aufleimen - dass es unschöne Spalte gibt.
Ich denke - Martin ist bekannt dafür am innovativsten in Sparmassnahmen zu sein, schon Krischan Friedrich der Erste war so - man hat Anfang der 80er schlicht versucht einen Arbeitsgang zu vereinfachen, da ist's dann mit vorher Abkleben getan und der Lack um den Steg herum kann keinen Schaden nehmen... wird schon halten. Alles im Hintergrund zu sehen, dass Frank Henry Martin - zu der Zeit CEO - ein Suffkopp und Chris Martin IV niemals echtes Interesse am Gitarrenbau hatte.
Da sind solche Entscheidungen schon mal möglich, vor allem nachdem es der Firma durch ziemlich waghalsige Übernahmen von Vega, Darco, Levin und Fibes nicht gerade gut ging.
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:"The top of a Martin guitar is in fact flat from the bottom of the guitar to the waist and then it dives downhill at about a degree and a half angle to allow for the neck fit." (Dick Boak, Martin Guitars). Hier ab 07:38 nachzusehen und nachzuhören.
Gerne schicke ich dir einen original Leistensatz für eine Martin&Co. D-35, bei dem man wunderbar den angefrästen Deckenradius erkennen kann.
Dann hätte ich noch einen Satz X-Bracings mit Querrriegel und Backplate für eine Dread aus Martins "First Series" (leider eingestellt)

Dick Boak erläutert anhand der Alu-Bauform die Beschaffenheit des Zargenrandes.
Die Leistensätze werden mit einer Vacuum Matte auf die flache Decke geleimt und die Decke bekommt dann eine Wölbung, weil die Leisten danach leicht zurückfedern.
ABER, und da muss ich zurückrudern und RB dann teilrecht :aua: geben, die Backplate wird ebenfalls flach aufgeleimt, die Decke ist also im Bereich der Brücke tatsächlich grade, was eine Anpassung der Leimfläche nicht nötig macht!
Noch ein ABER.
Früher, also vor der Zeit der CNC bzw. kopiergefrästen Leistensätze sind die Rohleisten Martintops in einem Wölbungsteller aufgeleimt worden. So spricht John Hall, der es wissen muss. Was mich interessieren würde, werden die GE Modelle auf die GE-weise beleistet? :?: :?:

Und nun gebe ich RB vollrecht :pferd: ! Bei der Menge an wirklich hochwertigen Gitarren, die von CFM produziert werden, ist die Fehlerquote doch sehr gering.
Zuletzt geändert von Gitarrenmacher am Do Apr 07, 2016 7:33 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

H-bone hat geschrieben:
Dick & Du, ihr habt recht ! (Sorry Christian :wink: ), Martins sind "echte" Flattops, die Balken und die Zargenränder sind nicht "radiused".
Nicht ganz richtig aber falsch. :mrgreen: S.o.
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H-bone
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben:
Dick & Du, ihr habt recht ! (Sorry Christian :wink: ), Martins sind "echte" Flattops, die Balken und die Zargenränder sind nicht "radiused".
Nicht ganz richtig aber falsch. :mrgreen: S.o.
Wenn du mal wieder da bist zeige ich dir meine D-41... da kannste ein Lineal über die Decke legen... topflatop... wie auch immer. Aber ich gebe auch gerne zu mich geirrt zu haben :mrgreen:
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