C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Rainer H
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Rainer H »

RB hat geschrieben:Es ist wohl klar, daß es bei einer Produktion - erst recht einer in dieser Größenordnung - auch ein mal eine Auslieferung gibt, die mit einem Fehler behaftet ist. Niemand, kein Unternehmen schafft eine Fehlerquote von 0 Prozent. Wenn ein solcher Fehler auftritt, kann man das beschreiben. Allerdings herzugehen und einen Hersteller der kompletten Unfähigkeit zu bezichtigen, weil einmal ein Mangel an einem Produkt festgestellt wird, ist nicht nur albern, es kann schlicht nicht ernst genommen werden. Eher wirkt es wie der mutwillige Versuch, zu schwadroniern, zu lästern.
Das hat hier niemand gemacht!! aber diese Marke als Mass aller Dinge hin zu stellen, ist einfach nicht gerechtfertigt.
Sorry ich empfinde das zum Teil richtig überheblich . Ich sehe Martin Gitarren, von der Verarbeitung her im Mittelfeld, mit
all den Nachteilen einer Massenproduktion. ganz oben, von der Güte sind einfach andere!
RB hat geschrieben:Das alles "kann interpretiert werden".
Es ist echt schade, das so viel rein Interpretiert wird .
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Doch, Rainer, Rainer, das hat der Kelly sehr wohl gemacht. Dagegen hat noch niemand hier Martin als das Maß aller Dinge hingestellt, auch wenn du das noch so oft behaupten magst.
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Doch, Rainer, Rainer, das hat der Kelly sehr wohl gemacht. Dagegen hat noch niemand hier Martin als das Maß aller Dinge hingestellt, auch wenn du das noch so oft behaupten magst.
martinus guitarensis phobia
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Rainer H
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Rainer H »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
RB hat geschrieben:Doch, Rainer, Rainer, das hat der Kelly sehr wohl gemacht. Dagegen hat noch niemand hier Martin als das Maß aller Dinge hingestellt, auch wenn du das noch so oft behaupten magst.
martinus guitarensis phobia
...Man macht so mit manchen Gitarren, deren Spieler und auch den Bauern so seine Erfahrungen, manchmal gut, manchmal weniger gute,
manchmal richtig schlechte. ich dachte immer das man sich in solchen Foren darüber austauschen sollte und auch kann, tja manchmal
wol besser nicht, bin mir bei manchem Thema noch unschlüssig.
aber geschenkt!!!

PS: Oportonismus ist keine Tugend!
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H-bone
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Es ist wohl klar, daß es bei einer Produktion - erst recht einer in dieser Größenordnung - auch ein mal eine Auslieferung gibt, die mit einem Fehler behaftet ist. Niemand, kein Unternehmen schafft eine Fehlerquote von 0 Prozent. Wenn ein solcher Fehler auftritt, kann man das beschreiben.
Reinhard, ein wenig muss ich dir da doch widersprechen: Dieser "Fehler" - wenn man es so nennen möchte - ist kein "Fehler" an ein paar Instrumenten oder einer bestimmten Charge, sondern ein Prinzip-Fehler - sprich Denk-Fehler - in der Herstellung. Schliesslich zieht sich diese kostensparende, den gewachsenen Prinzipien des Gitarrenbaus widersprechende Vorgehensweise den Steg aufzuleimen über nachweislich Jahrzehnte bei höchstwahrscheinlich allen Instrumenten. Sowas kommt vor, wenn eine historische Firma wie Martin, deren Gründer und ein paar folgende Nachfahren (bis C.F. Martin III) noch tatsächlich Gitarrenbauer mit Hintergrund waren dann von Kaufleuten geführt wird, die von der eigentlichen Materie und deren "gewachsenen" Prinzipien nur noch wenig bis keine Ahnung haben. Sobald es nur noch um Stückzahlen und Kostenoptimierung geht, bleiben gitarrenbauliche Aspekte teilweise auf der Strecke. Aber sie haben es ja dann wohl doch noch gemerkt und sind zurück zur alten Schule, ob aus handwerklicher Überzeugung oder anderen Gründen weiss ich nicht.
Ein ähnliches Desaster gab es ja auch bei der Halslackierung, nachdem man die Hälse komplett mit Epoxy überzogen hat und dann - ohne auch nur Anzuschleifen - Nitrolack darüber gespritzt hat - Ergebnis: Der Lack hat sich vollflächig abgelöst. Ein erfahrener Handwerker weiss dass das nicht funtionieren kann - spätestens nach dem ersten Test - ein Betriebswirtschaftler hat aber von solchen Dingen (leider) keine Ahnung... der sieht nur: Kostenersparnis ? Super ! Dann gleich ab damit in die Serie !
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Sperris
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Sperris »

Reinhard, Null Fehler Strategie ist in der Industrie seit langen Jahren ein Standard! Speziell in sicherheitsrelevanten Segmenten. Wenn du glaubst, dass das nicht möglich ist, wäre ich an deiner Stelle beim Fliegen etwas unruhig.

Gruß Ralf
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jay-cy
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Für mich ist das auch kein Fehler, sondern ne Sollbruchstelle...
Keine Frage, ist ne tolle Gitarre, und ich würd sie mir wahrscheinlich wieder holen, aber für 50 Dollar weniger so zu arbeiten, kann ich kaum nachvollziehen. Sollen sie im Endpreis doch 100 mehr draufschlagen, wird ja eh gekauft :wink:
Und seit 2010 scheint's ja zu gehen...
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Die null_Fehler_Strategie ist eine schöne Strategie, aber dennoch fallen Flugzeuge vom Himmel, weil deren technischen Vorrichtungen versagen. Der Fehler in Deinem Argument scheint mir darin zu liegen, dass du Strategie und Ergebnis gleichsetzt.

Ob wir hier eine Sollbruchstelle vor uns haben, kann keiner hier wirklich beurteilen und zwar schlicht deshalb, weil keiner hier Zahlen kennt. Niemand von uns weiss, wie viele Promille der Produktion wegen wegfliegrnder Stege behandelt werden muss und erst in Kenntnis solcher Daten kann man eine belastbare Aussage treffen.

Ich weiss nicht einmal, ob und gegebenenfalls wie spaltüberbrückend der verwendete Kleber ist und welche technischen Spezifikationen er sonst noch aufweist. Gegen die Annahme einer Sollbruchstelle spricht meines Erachtens mehr, als dafür und zwar aus mindestens zwei Gründen: Diese Art der Verklebung wird seit zwanzig Jahren praktiziert. Der Footprint der alten, schmalen Riegel früherer Tage ist immer noch kleiner, als der Fußabdruck innerhalb des konstruktiven Randes.

Dennoch wird hier so mir nicht dirnichts ein Kausalzusammenhang nicht etwa nur vermutet oder angenommen, nein, die klugen Herren wissen das alles bereits ganz genau und auf Grundlage dieser "Feststellungen" soll dann munter diskutiert werden.

Das ist schon eine etwas eigentümliche Veranstaltung.
Jorma55
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Jorma55 »

Sperris hat geschrieben:Reinhard, Null Fehler Strategie ist in der Industrie seit langen Jahren ein Standard! Speziell in sicherheitsrelevanten Segmenten. Wenn du glaubst, dass das nicht möglich ist, wäre ich an deiner Stelle beim Fliegen etwas unruhig.

Gruß Ralf
Ich bin beim Fliegen immer etwas unruhig und in der Nähe von Kernkraftwerken auch. "Null Fehler" ist eine Illusion.
Meine erste Martin habe ich 1977 bekommen, zwischenzeitlich mehr als ein Dutzend besessen und wahrscheinlich an die hundert gespielt. Mir ist niemals einer der hier beschriebenen Produktionsfehler untergekommen, aber es liegt auf der Hand, dass hauptberuflich mit Reparaturarbeiten befasste Gitarrenbauer über andere Erfahrungen verfügen. Für verfehlt halte ich es allerdings, diese als Regelfall oder Systemfehler darzustellen. Im übrigen, Chris Martin ist kein gelernter Gitarrenbauer sondern der CEO eines mittelständischen Betriebs mit mehreren hundert Beschäftigten und hochqualifizierten Spezialisten in der Produktion. Ob er selbst etwas vom Gitarrenbau versteht, ist völlig irrelevant, dafür hat er seine Leute. Also lasst bitte mal die Kirche im Dorf.

Michael
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Einen Fehler, der ein Massenphänomen darstellt, das eine gewisse Signifikanz aufweist, ist das Auftreten der sogenannten Whisker Cracks, feine Lackrisse, die von den Ecken der Stege weg verlaufen. Die Diskussion im UMGF drehen sich häufig darum, ob jemand sagt "mir egal" oder die Sache auf Garantie bearbeiten läß, was CFM auch macht. Es gab verschiedene Vermutungen, inwieweit das mit der Art und Weise der Befestigung der Stege zu tun habe, insbesondere wurde angenommen, das könne daran liegen, daß der Lack seit ca 2010 herum an der Klebestelle des Stegs CNC-ab gefräst wird, wobei die Ecken der "Tasche" ganz leicht gerundet sind, wogegen die Stege scharfe Ecken aufweisen. Aber es gab auch Leute, die das an Gitarren entdecken, die noch mit der "Rand-Methode" verklebt sind. Einer hatte das gleiche mit einer neueren Gitarre eines anderen Herstellers, also kann es auch der Lack an und für sich sein; keiner weiß genaueres.
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H-bone
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben: Ich weiss nicht einmal, ob und gegebenenfalls wie spaltüberbrückend der verwendete Kleber ist und welche technischen Spezifikationen er sonst noch aufweist. Gegen die Annahme einer Sollbruchstelle spricht meines Erachtens mehr, als dafür und zwar aus mindestens zwei Gründen: Diese Art der Verklebung wird seit zwanzig Jahren praktiziert. Der Footprint der alten, schmalen Riegel früherer Tage ist immer noch kleiner, als der Fußabdruck innerhalb des konstruktiven Randes.
Reinhard, wer zum Anleimen -(kleben ???) eines Stegs "spaltüberbrückenden Kleber" verwendet ist entweder ein gitarrenbautechnischer Totallaie (dann wäre er vielleicht entschuldigt) oder aber ein Pfuscher. Punkt ! Und, Reinhard, Lack hat - auch wenn er sehr dünn ist - eine definierte Dicke. Diese paar Hunderstel sorgen aber dafür, dass die Brücke, die auf dem Lackrand aufliegt, in der Mitte keinen direkten Kontakt zu Decke bekommt, Das ist nicht nur statisch, sondern auch klanglich Sch€i$$e... nix für ungut. Und die "alten schmalen Riegel" haben gehalten, weil sie KORREKT und RICHTIG verLEIMt waren.
RB hat geschrieben:...die klugen Herren wissen das alles bereits ganz genau und auf Grundlage dieser "Feststellungen" soll dann munter diskutiert werden.
Das ist schon eine etwas eigentümliche Veranstaltung.
Gut, wenn du möchtest, dass auch die neunmalklugen, besserwisserischen Gitarrenbauer hier zukünftig die Schnauze halten... ich fange hiermit schonmal damit an... :evil:
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antaisce
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von antaisce »

"Sowas kommt vor, wenn eine historische Firma wie Martin, deren Gründer und ein paar folgende Nachfahren (bis C.F. Martin III) noch tatsächlich Gitarrenbauer mit Hintergrund waren dann von Kaufleuten geführt wird, die von der eigentlichen Materie und deren "gewachsenen" Prinzipien nur noch wenig bis keine Ahnung haben."

H-Bone, das ist ein sehr sympathischer Ansatz - ich glaube nur, dass er ab einer bestimmten Größe einer Firma nicht mehr durchgängig realisierbar ist. Martin Winterkorn hat VW ja als Kontrollfreak und Ingenieur auch den Skandal zumindest nicht ersparen können. Ich glaube viel mehr, dass es an der Stelle des obersten Gitarrenbauers einen sehr fähigen Mann geben sollte und vermute, dass das bei Martin auch der Fall ist. Ich bin aber bei Dir für den Fall, dass der Chef sich über den Rat der Fachleute aus Kostengründen permanent hinwegsetzt. Das weiß ich natürlich nicht. Aber denkbar ist es...wer weiß schon, wie King Louis IV. wirklich tickt :)
chevere

Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von chevere »

http://www.guitarrepairbench.com/acoust ... epair.html" onclick="window.open(this.href);return false;
gem. dieser Darstellung kann es ggf. auch andere Ursachen haben, als "sog. schlampige" Arbeit.
Jorma55
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Jorma55 »

Ich glaube viel mehr, dass es an der Stelle des obersten Gitarrenbauers einen sehr fähigen Mann geben sollte

Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, die ich auch den von mir weniger geschätzten Herstellern unterstelle. Ich bin zwar nicht in der Privatwirtschaft sondern im öffentlichen Dienst beschäftigt, aber es ist auch hier eine Selbstverständlichkeit, dass jeder meiner Mitarbeiter von seinem Spezialgebiet 10 mal mehr versteht als ich. Ich habe andere Aufgaben und für das Tagesgeschäft meine Spezialisten. Ab einer gewissen Größenordnung geht es gar nicht anders. Oder muss der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG zwingend Chemiker sein und sich in Herstellungsprozesse einmischen? Gerade am Beispiel Winterkorn hat man doch gesehen, dass so etwas fatale Folgen haben kann.

Michael
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antaisce
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von antaisce »

Ich sehe jetzt nicht, wie das meiner Aussage widersprechen sollte - oder wolltest Du das nur unterstreichen ?
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