Stimmung mit Capo

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Moderator: RB

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mec
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Stimmung mit Capo

Beitrag von mec »

Hallo zusammen,
dieser Marketingtext ist schon richtig: "Die Konstruktion des ***Capos eliminiert Stimmungsprobleme" Ich habe dies getestet und festgestellt, dass ich nach Anbringung des technischen Wunderwerrks nicht schlechter (oder besser) in Stimmung bin als vorher. 100 Punkte für den Text. Leider jedoch stimmt mit diesem Kapo meine Gitarre nicht mehr. Mit jedem anderen auch nicht. Hauptsächlich die E6 und die H sind betroffen. Kein Problem, bissle nachstimmen, fertig.
Nach 55 Jahren Kapobenutzung habe ich noch keinen gefunden, der mein Gitarre nicht verstimmt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1.) Ich kann es nicht richtig oder 2.) das ist halt so.
Ich weiß, dieses Thema hat soooo einen Bart, verzeiht mir bitte. Die Hauptfrage ist aber eigentlich nur, wenn es nicht an mir liegt, weshalb lügen alle Kapo-Hersteller so selbstverständlich?
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Viele Grüße
Martin
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notenwart
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von notenwart »

mec hat geschrieben:,.... weshalb lügen alle Kapo-Hersteller so selbstverständlich?
Das nennt man Marketing.
Ich hatte sogar schon mal eine Kapo, der wurde so beworben, "man wird keine Barreegriffe mehr brauchen" - also man könne mit Kapodaster so schnell von einem Bund zum anderen wechseln UND die Finger aufsetzen, dass man das gefürchtete F-Dur in die Flucht schlägt. Und das sogar in der DDR, wo es ja gar kein Marketing geben musste. Fazit: Kapodasterhersteller, Unterwäschehersteller, Fahrzeughersteller, Finanzproduktberater.......selektieren Fakten
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Gitarrenmacher
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von Gitarrenmacher »

Das Problem bei der tiefen E und der h Saite hat -mehr oder weniger- fast jeder. Speziell diese Saiten sind oft etwas unterkompensiert. Mit Kapo werden sie dann meistens ein paar Cent zu hoch.
Einfach mal einen Gitarrenbauer draufschauen lassen, ob noch etwas "Kompensationsluft" da ist. Ein kompensierter Sattel kann auch nützen. Aber mit gut laufenden Tunern und geschultem Ohr ist das ja auch gut in den Griff zu bekommen.

Zwei meiner Gitarren haben das gleiche Problem. Ich habe sie, aufgrund fehlender Erfahrung, damals etwas zu kurz kompensiert.
Ich kann da gut mit leben.

Warum die Kapoherstellen solche Botschaften breittreten?
VW Diesel waren ja auch mal sauber! :lol:
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Niels Cremer
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von Niels Cremer »

Wie Christian schon sagt ist das zu einem gewissen Grade nicht zu vermeiden, bei optimalen Bedingungen kann man aber glaue ich diesen "Grad" so runterschrauben, dass man mit normalem Hörvermögen keine Verstimmung mehr ausmachen kann. Mir hat neben der Einstellung des Instruments vor allem der Wechsel von Capos mit starrem, nicht justierbarem Druck (in meinem Fall Kyser) hin zu justierbaren Capos (Shubb) sehr geholfen.

LG,
Niels
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thust
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von thust »

Oft wird durch ein "achtloses" Aufsetzen des Capos die Gitarre verstimmt, sehe ich immer wieder bei meinen Gitarrenschülern.
Ich setzte den Capo möglichst so auf, das ich ihn erst so auf die Saiten drücke, so wie er dann verharren soll, und dann arretiere.
Bei Klemmcapos mit zu viel Federspannung kommst es auch oft zu Verstimmungen.
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scifi
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von scifi »

Seit ich auf Paige Kapos umgesattelt habe, hat sich das Problem bei mir sehr reduziert. Für jede Klampfe einen eigenen Kapo und dann ein wenig individuell zurecht biegen und ich stimme nur noch bei Aufnahmen nach. Ich bin aber auch recht tolerant, was die Stimmgenauigkeit angeht :whistler:
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RB
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von RB »

Nachfolgend ein Eigenzitat:

Capos sollten drei Bedingungen erfüllen:

1. Stufenlos verstellbar, also verschiedenen Halsdicken anpaßbar,

2. Einfach in der Handhabung,

3. Nicht klobig aber dennoch solide.

Ein häufig beklagtes Problem ist das Verstimmen der Gitarre nach dem Aufsetzen des Capo. Grund dafür ist häufig, daß die Saiten bis zum Griffbrett niedergedrückt werden. Dadurch erhalten sie mehr zusätzliche Spannung, als es beim Greifen mit der Hand der Fall wäre und die betreffende Saite wird - abhängig von Fabrikat und Durchmesser - mehr oder weniger nach oben verstimmt.

Dies läßt sich vermeiden oder zumindest eingrenzen, indem man den Capo direkt hinter den Bund setzt und die Spannung so einstellt, daß die Saiten zwar fest auf den Bund, aber nicht bis auf das Griffbret durchgedrückt werden. Das ist auch der Grund dafür, daß ein Capo stufenlos verstellbar sein sollte. Von Capos, die mit Federspannung arbeiten, bin ich daher nicht überzeugt.

Bild

Bild oben: So sollte man es nicht machen, das führt zu Verstimmung

Wenn der Capo unmittelbar hinter den Bund gesetzt und gerade so weit festgestellt wird, dass die Saiten auch bei kräftigem Anschlag nicht schnarren, kann man beobachten, dass die Saiten nicht bis auf das Griffbrett durchgedrückt werden, vielmehr ist zwischen Griffbrett und Saiten-Unterkante noch eine deutliche Lücke auszumachen. Die Saiten werden nur in ausreichender Festigkeit auf den Bund gedrückt und erhalten durch das Niederdrücken nur so viel zusätzliche Spannung, wie absolut nötig. Das Verstimmen durch das Aufsetzen des Capo wird auf diese Weise dramatisch reduziert. In vielen Fällen ist ein Nachstimmen des Instruments überhaupt nicht mehr notwendig.

Bild unten: So ist es besser, Verstimmung wird weitgehend vermieden.

Bild

Beim Kauf eines Capo gilt der alte Grundsatz: Qualität kostet. Allerdings halte ich nicht alle Preise für gerechtfertigt. Teilweise wird mit recht vollmundigen Behauptungen ein unangemessener Preis verlangt.


Ende des Eigenzitats

Mit einem kleinen Maß an Verstimmung muß man also wohl leben. Ich habe im Lauf der Zeit verschiedene Capos besessen und probiert und bin letztlich bei Paige und Shubb gelandet und geblieben.

(Edit: Eigenzitat auf das notwendige Maß zusammengestrichen)
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tomis
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von tomis »

ich finde die shubbs unerreicht
preis/leistung ok
wenn ich sie auf einer session vertausche, macht mir das nix
mein erster ist 25j alt
partial eingeschränkt möglich
was will man mehr
strass, gold, prestige
mit Blues und Gruß
Thomas
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von Holger Hendel »

strass, gold, prestige
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RB
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von RB »

Bei Nichtgitarristen bringt der Shubb Aufmerksamkeitspunkte. In einer kleineren Runde schaute mich jemand immer von der Seite an und ich fragte nach dem Grund. Er meinte: "Alles bestens, ich bewundere nur dieses komplizierte und eigentümliche Konstrukt an deiner Gitarre." Das war mein Bruder, die Wortwahl läßt es erahnen. Ich hatte einen aus Messing, habe ihn noch und der sah damals schon nach Steampunk aus.

Was mir noch aufgefallen ist: Je dicker die Saiten, desto geringer die Verstimmung, scheint mir.
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guitar-hero
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von guitar-hero »

RB hat geschrieben:...
Was mir noch aufgefallen ist: Je dicker die Saiten, desto geringer die Verstimmung, scheint mir.
Ich glaub, das hat mit Füsick zu tun. 8)

JA, und sonst, ... SCHUPP ist bei richtiger Anwendung schon beste Wahl.

:guitar1:
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RB
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von RB »

Ich sollte vielleicht noch hervorheben, daß nicht mein Bruder aus Messing ist, sondern der Shubb.
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mec
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von mec »

Danke sehr für die guten Tipps und die gutgelaunten Kommentare. Kapos rufen offensichtlich keine Verstimmungen hervor. Aber ich seh schon , Kapos zu verwenden ist hauptsächlich eine Frage der Präzision und Geduld. Ich verwende den schmalen G7 oder einen Messingshubb, alt, bei meiner Martin und werde die saubere Montage in einige Übsessions einbauen.
Grüße vom Albrand
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Martin
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TorstenW
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von TorstenW »

7 Minuten, die alles erklären, was man über Kapodaster wissen muss:

https://www.youtube.com/watch?v=pSOcEWvWnGQ
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berndwe
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Re: Stimmung mit Capo

Beitrag von berndwe »

Shubb ist klasse. Ein Nachteil: wenn man mehrere Gitarren mit verschieden dicken Hälsen hat, muss man das Capo beim Wechsel der Gitarre immer nachjustieren.
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