Decke nachträglich mit Schellack versehen

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MartinToepler
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Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von MartinToepler »

Hallo zusammen,
eine neue "alte" Gitarre hat sich bei mir eingefunden: Martin 0-16NY von 1964. Nun habe ich eine Frage dazu. Die Decke ist ohne Lackierung und sehr matt. Der Verkäufer hat den Lack entfernt. Auch der Korpus ist matt und heller als bei anderen Gitarren des gleichen Modells. Ich überlege jetzt die Decke mit Schellack zu versehen. Wie ist Eure Erfahrung? Ich vermute mal die Gitarrenbauer unter Euch haben so etwas schon gemacht. Ich stelle mal ein Foto von der Decke ein.
IMG_5314.jpeg
IMG_5314.jpeg (380.56 KiB) 2314 mal betrachtet
Ich bin gespannt auf Eure Antworten.
Grüße von Martin
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clone
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von clone »

Hi,

an deiner Stelle würde ich da suuuperdünn Nitro draufmachen (lassen). Hochglanz oder nicht nach Geschmack. Schellack war auf diesen Modellen doch original nie drauf, oder? Dann würde ich das jetzt auch nicht machen. Das dürfte auch den Wert eher schmälern...

P.S.: Schöne Gitarre im übrigen! Hätte ich auch gern für´s Sofa....
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Gitarrenmacher
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von Gitarrenmacher »

Wenn Du da selber beigehen willst, und keine Erfahrung mit Schellack hast, würde ich Dir zu einer nitrobasierten Ballenmattierung raten. Das geht recht schnell, wird hauchdünn und ist im Nachgang etwas unempfindlicher als Schellack.

CLOU Ballenmattierung L2 plus der passenden Verdünnung V1 bekommt man im Baumarkt. Die kleine Flasche reicht locker für zwei Gitarren, also hast Du genug zum Üben.

Dann hast Du sowas Ähnliches wie das von CFM genutzte "hand rubbed finish"
Ob das Mahagoni wieder nachdunkelt, steht in den Sternen, CFM hat gerne mit abgetönter Grundierung gearbeitet.

So eine 60er New Yorker hatte ich auch für kurze Zeit, ich fand die nicht sehr prickelnd. Spannende Beleistung. :mrgreen: Und ich habe den Korpusumriss für meine O-Style Form davon abgenommen.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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chrisb
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von chrisb »

hi martin,

glückwunsch zur neuen!
ich bin ein schellack-fan. komm zwar aus der klassikgitarrenecke. mach schellack aber auch auf steelstrings.
ABER: wie vor schon geschrieben, ist das nicht original. zudem ist schellack eigentlich was für hochglanz. geht zwar auch matt. ist aber nicht für matt gedacht. wenn du ungeübt bist, lass es sein. gerade mit steg und griffbrett wird das optisch nicht gut werden.
egal wie du dich entscheidest, würde ich auf jeden fall zum profi damit gehen.
berichte bitte vom ergebnis!

hast du die jetzt importiert oder in eu gekauft?
chrisb
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MartinToepler
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von MartinToepler »

Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Antworten und Anregungen!
@chrisb; habe die Gitarre über Reverb in Frankreich gefunden.
@Gitarrenmacher; das klingt sehr interessant. Will eigentlich damit zum Gitarrenbauer gehen bzw. ich war schon dort. Sowas selbst zu machen finde ich spannend, ob gerade so ein Schätzchen zum Erproben meiner Handwerklichen Künste dienen soll, weiß ich nicht. Ich würde es auf einem Brett erstmal testen. Wie soll ich denn vorgehen? Wird die Mattierung mit einem Lappen aufgetragen?
Vom Klang her bin ich sehr angetan. Habe mir vor ein paar Monaten eine 0-18 von 1973 aus USA importiert. Da war ich erstmal enttäuscht, weil der Klang doch sehr fein, man könnte auch dünn sagen, war. Inzwischen gefällt er mir. Das ist das Schöne bei Gitarren, man kann sich viel einreden und es gibt keinen objektiven Klang. Also lange Rede kurzer Sinn; die 0-16 klingt wesentlich voluminöser und hat für ihre Größe viel Substanz. Mir gefällt sie.

Nochmals Danke und Grüße von Martin
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L1
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von L1 »

MartinToepler hat geschrieben:
Mi Mai 01, 2024 3:28 pm
... ob gerade so ein Schätzchen zum Erproben meiner Handwerklichen Künste dienen soll, weiß ich nicht. Ich würde es auf einem Brett erstmal testen.
Es ist aber kein Brett auf das man schon gleichmäßig auftragen kann, Griffbrettende und Steg dürften da arg stören ...
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Gitarrenmacher
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von Gitarrenmacher »

MartinToepler hat geschrieben:
Mi Mai 01, 2024 3:28 pm
Hallo zusammen,

@Gitarrenmacher; das klingt sehr interessant. Will eigentlich damit zum Gitarrenbauer gehen bzw. ich war schon dort. Sowas selbst zu machen finde ich spannend, ob gerade so ein Schätzchen zum Erproben meiner Handwerklichen Künste dienen soll, weiß ich nicht. Ich würde es auf einem Brett erstmal testen. Wie soll ich denn vorgehen? Wird die Mattierung mit einem Lappen aufgetragen?


Nochmals Danke und Grüße von Martin
Ein Brett zum üben ist sicher angesagt.
Du kannst einen kleinen Ballen aus sehr oft gewaschenem Tuch (Geschirrtuch oder alte Tischdecke) machen, den Du mit einem gefalteten Stück T-Schirt füllst. Das ganze sollte einem´n Durchmesser von ca 2cm haben. den tupfst Du in die leicht verdünnte Mattierung und dann trägst Du Strich neben Strich auf.
Die Bewegung sollte wie ein landendes Flugzeug, das aufsetzt und wieder durchstartet sein.
Kein Polieröl wie beim Schellack! und den Ballen immer ausarbeiten, bis er sich trocken anfühlt. Dann wieder füllen und weiter geht´s
Die Mattierung trocknet sehr schnell, den Ballen nicht zu feucht machen. Den Bereich rings um die Brücke mit einem kleineren Ballen vorarbeiten hilft
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MartinToepler
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Re: Decke nachträglich mit Schellack versehen

Beitrag von MartinToepler »

Hallo,
vielen Dank Gitarrenmacher für diese detailierte Anleitung. Mal schauen ob ich mich traue.

Grüße von Martin
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