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Woran erkennt man eine gute Gitarre?

Verfasst: Mi Mär 02, 2005 8:54 pm
von Gast
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Verfasst: Mi Mär 02, 2005 9:31 pm
von RB
Oh, welch ein Thema, ggut für mindestens 80 bis 230 Antworten!

Fang ich mal an:

Gut unterteilt sich für mich in einen objektiven und in einen subjektiven Bereich.

A. der objektive Bereich
I. Fehler, Mängel und Schäden
Die Gitarre muß technisch einwandfrei sein, darf also keine Fehler aufweisen. Neben regelrechten Schäden, auf die man ruhig auch achten sollte, gibt es weitere technische Kriterien:

1. Die Intonation muß stimmen, so weit das mit bundierten Saiteninstrumenten möglich ist. Und da ist einges möglich, von wirklich gut bis obenhin auf dem Griffbrett über "so lala" bis zum 7ten Bund bis hin zu indiskutabel grauenvoll und unbenutzbar. Test: Natürliches Fageolett am 12ten Bund bei jeder Saite mit dem normal am 12ten Bund gegriffenen Ton vergleichen. Ist der Ton zu hoch, würde ich meinen Cowboyhut verwetten, daß es sich um eine billige China-Klampfe handelt, wo eine Abteilung des Gitarrenkombinats man mit etwas kleineren Millimetermaß mißt, als die andere Abteilung.

2. Die Halskrümmung sollte - wenn man sie auch justieren kann - bei einem neuen Instrument nicht erst nachgestellt werden müssen. Der Ton sollte also nirgends schnarren, und dennoch sollte die Gitarre auch am 5 und 8 Bund noch gegriffen werden können, ohne daß man sich die Pfoten wehtut.

3. Der Halswinkel sollte stimmen. Eine Todsünde bei vielen neuen Gitarren: Die Saitenlage ist "so lala" und die Stegeinlage ragt kaum über den Schlitz im Steg hinaus. Eine Justierung der Saitenlage nach unten ist von Haus aus nicht möglich. Ausschuß.

4. Die Decke sollte nicht verformt sein, also hinter dem Steg (Richtung Gurtknopf) mahr auf der Baßseite keine gigantische Beule aufweisen, die gar so ausgeprägt ist, daß der Steg schon Richtung Saiten zu kippen beginnt.

5. Die Enden der Bundstäbchen sollten nicht über den Rand des Griffbretts hinausragen. Man sieht das zwar nicht unbedingt, spürt es aber, wenn man mit der Hand am Griffbrettrand entlangfährt. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Gitarre über längere Zeit zu trocken gestanden hat.

All das sind Fehler, die ich dutzendweise sowohl bei klassischen, als auch bei Steelstrings aller Herren Länder gesehen habe. Manchmal sind es Konstruktions- und Baumängel, manchmal Folge falsche Behandlung.

Daß keine Risse, Dellen, Schrammen und Kratzer vorhanden sein sollten, versteht sich, wiewohl ich eher eine Schramme akzeptieren würde, wenn mir das Instrument gefällt und ich einen angemessenen Nachlass dafür bekomme.

II. Konstruktive Details
1. Die Gitarre sollte eine Decke aus massivem Tonholz haben. Ob es nun Sitka- Engelmann, deutsche oder sonstige Ton-Fichte oder Zeder ist, ist Geschmackssache. Die tonalen Eigenschaften der verschiedenen Holzsorten sind ein weites Feld.

2. Wenn der Korpus massiv ist, schadet das nicht, soll aber nicht ganz so wesentlich sein, weil angeblich die Decke und derem Verbalkung neben der gesamten Korpusform den Ton zu 75-80 Prozent machen soll. Ob man sich für Palisander, Mahagoni oder Ahorn oder sonstwas entscheidet, ist auch eher wieder eine Geschmacksfrage. Tonale Eigenheiten der Korpushölzer: Siehe oben.

3. Der Hals kann aus Mahagoni, Cedro oder Ahorn bestehen, das finde ich zweitrangig. Auch glaube ich, daß es nicht wichtig ist, ob er aus einem oder mehreren Teilen besteht. Da wird viel drüber diskutiert, aber ich glaube kaum, daß es einen Spieler gibt, der wird sagen können: "Wie ich am Klang der Gitarre höre, ist die Kopfplatte angesetzt.

Was auch unheimlich Stoff für Diskussionen ist, ist die Art der Halsbefestigung. Da gibt es diese Glaubensfrage Dovetail-Joint (nix zum rauchen) oder mortise and tenon oder gar bolted on ("igitt" sagen dazu die Puristen). Die Puristen sagen: Es sollte ein einteiliger Hals sein, der in einer Schwalbenschanzverbindung sitzt. Ich glaube, daß dieselbe Gitarre mit einem Hals in Nut-und Feder mit ein paar Dübeln befestigt, genau so klingen würde. Entscheidend ist die Masse der Halserbindung und ihre Spielfreiheit und da gibt es bei den beiden heute üblichen Methoden keinen nennenswerten Unterschied.

4. Die Gitarre sollte dem Zweck konstruktiv angemessen sein. Für den von Dir angegebenen Zweck würde ich beispielsweise für günstig halten, wenn die Gitarre (Zwischen den Antipoden "Flaptpicking-resitent" einerseits und "Fingerpicking-sensibel" andererseits) auf eher leichte Ansprache konstruiert ist, zumindest aber allround-Eigenschaften hat. Bei den Dreadnoughts gibt es da eine gewaltige Bandbreite, (ich beschreibe es mal anhand Martin) angefangen von dem unkaputtbaren Brett Martin D-28 über die D-35 hin zur HD-28. Erstere hat ein eher klobiges Gehölz unter die Decke geklebt, die zweitgenannte dünnere Bälkchen, wogegen die HD-28 das vielgenannte "scalloped Bracing" aufweist, bei der also die Bebalkung der Decke durch konkaves Aushöhlen der Deckenleisten auf Sensitivität hin getrimmt ist.

Aber das geht schon in die Subjektive Seite über. Die subjektive Seite überlasse ich meinen Nachschreibern.

Verfasst: Mi Mär 02, 2005 9:37 pm
von Taylorpicker
Ich hatte Anfang der 80er mal eine Yairi V800 Konzertgitarre. Das war ein gutes Instrument. Ich habe sie nur wieder verkauft, weil ich mit dem breitan Hals der Konzertgitarren nicht zurechtkomme und sie immer seltener gespielt habe.

Ansonsten beurteile ich eine Gitarre hauptsächlich nach den Kriterien Bespielbarkeit und Klang. Sie muß mir und meiner Vorstellung halt entgegenkommen. Klar, Leimreste und Holzspäne sollten nicht im Korpus rumfliegen, aber das sollte heute eigentlich Standard sein.

Viele Grüße
Taylorpicker

Verfasst: Mi Mär 02, 2005 9:42 pm
von Gast
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Verfasst: Mi Mär 02, 2005 9:52 pm
von Aläx
Hallo

Da muss ich jetzt auch mal meinen Senf dazugeben.
Also wenn du dir ne Gitarre kaufen möchtest dann klär mal deinen Finanzrahmen ab. Nichts ist schlimmer als wenn man nur die "zweite Wahl" kauft. Klar bekommst du für 1000 € keine Gitarre die wie eine 5000€ Gitarre klingt. Deshalb solltest du dir auch keine Gitarren zum Vergleich anhören die ausserhalb deines Finanzrahmens liegen (ich meine nur am Tag an dem du das Teil kaufen möchtest). Sonst gehst du mit einer Gitarre raus die dich nicht zufrieden stimmt, im Vergleich.
Wichtig aus meiner Sicht ist, dass ich mich mit der Gitarre "wohl" fühle. Ich betrachte alle meine Gitarren als meine Kinder und egal ob die eine oder andere teurer ist sind sie mir alle fast gleich lieb (nur nicht gleich zu ersetzen). Ich war mal in der Situation dass ich viele Gitarren zur Auswahl hatte und in keinster Weise auf die Kohle achten musste. Ich hab mich für eine Chouard entschieden die im Vergleich zu anderen Gitarren "billig" war (immerhin noch knapp 4000 €). Ich habe mich einfach mit dieser Gitarre am wohlsten gefühlt und ich bereue den Kauf bis heute nicht.
Betrachte eine Gitarre wie eine Geliebte.

Dir muss sie liegen und gefallen und du sollst dich damit wohlfühlen.

Tschau Aläx

Verfasst: Do Mär 03, 2005 11:49 am
von Waufel
Moin!

Ich sag immer: Nicht ich suche eine Gitarre, sondern die Gitarre sucht mich!

Ich glaube ein Instrumentenkauf ist eine Frage der Zeit. Niemehr werde ich mich zu Spontankäufen hinreissen lassen. Alle Gitarren die ich spontan gekauft habe, sind mittlerweile wieder weg.

Erst jetzt habe ich ein Instrument erworben, das mich über 12 Monate gerufen hat!

Sie hing im Laden, einsam und unbeachtet, ich hab sie noch im Schlaf rufen hören: "Waufel, nimm mich, kauf mich, wir werden die besten Freunde!"

Im Übrigen: Es lebe "Vintätsch", es ist eine Höfner Veritihin von 1963 mit Jammerhaken.

Gruß Waufel

Verfasst: Do Mär 03, 2005 11:57 am
von Joachim
Hallo Waufel,

was ist den ein "Jammerhaken"?

Verfasst: Do Mär 03, 2005 12:14 pm
von Waufel
Joachim hat geschrieben:Hallo Waufel,

was ist den ein "Jammerhaken"?
:lol: Ein Vibrato!!
Ist halt eine Semiakustik!

Gruß Waufel

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 12:42 am
von Fuxli
Ich meld mich auch noch mal...
Celtic Fingerstyler spielen in aller Regel keine Dreadnoughts, und das wird seinen Grund haben. Wieso soll es also ausgerechnet so eine sein,
fragt
Fuxli

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 12:57 am
von RB
HA, dann werde ich vielleicht der erste! Die Dreadnought habe ich schon, fehlt nur noch der Celtic Fingerstyle :mrgreen:

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 1:06 am
von Fuxli
Mann, Du bist ja auch noch wach... Ich aber gleich nich mehr.

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 1:09 am
von Admin
Ich auch bettwärts jetzt gehen tu

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 7:09 am
von Gast
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Verfasst: Fr Mär 04, 2005 9:15 am
von klaust
T. hat geschrieben: Wahrscheinlich muss ich das jetzt präzisieren: Eine Dreadnought ohne Elektronik und Cutaway mit massiver Decke, die maximal 850 Euro kostet und nicht wie eine Dreadnought klingt. Gibt´s das?
ich habe zwar noch nicht so die Erfahrung, aber...
hast du dir die Gitarren von Stoll mal angesehen? Z.B. die PT59 (was wird vielleicht mal meine erste Steelstring...). Kostet in der Standardausführung 750€ (vollmassiv). Kannst auch bezüglich Halsbreite, Holzauswahl noch mitreden. Palisanderkorpus statt Mahagonie soll ca. 80€ mehr kosten.
Ist von der Form her etwas kleiner als eine Dread. Hat mit jedenfalls absolut gut gefallen - vor allem auch vom Klang.


siehe: http://www.stollguitars.de/

Gruss

klaus

Verfasst: Fr Mär 04, 2005 12:21 pm
von RB
Stoll ist mit Sicherheit ein guter Tip. Ich glaube, der ist im Preis-Leistungsverhältnis inzwischen ganz vorne angesiedelt, denn die Einsteigermodelle werden gut getestet und bieten eine Menge fürs Geld. Das scheint auch ein netter Typ zu sein. Ich habe mal kurz mit ihm gesprochen, weil ich auf dem Weg zwischen ESA und Niedernhausen/Taunus imme direkt an seiner Werkstatt vorbeifahre, da hat mich die Neugier mal hineingetrieben. Ich habe mir die Website jetzt mal wieder angesehen, da ist auch viel geschehen, sehr schön übersichtlich das Ganze und die Instrumente werden schön appetitlich mit Bild vorgestellt und man kann gleich Testberichte anklicken. PT-59 eignet sich laut Test gut zum "Folk-Picking". Hmm............

Also, wir haben jetzt festgelegt, daß Du eine Stoll kaufst. :mrgreen: