Die Vorgeschichte: vor 2 Monaten hab ich beim Rudi übers Netz eine Stevens Soulwood Baritone gekauft. Mit der bin ich aber in den 8 Wochen nicht recht warm geworden. Ich habe 5 oder 6 verschiedene Saitensätze unterschiedlicher Stärken, in verschiedenen Tunings ausprobiert, immer klang die Gitarre für mich zu steif und hart. Lautstärke und Sustain sind allerdings von einem anderen Stern. Nichtsdestoweniger war das einfach nicht meine Gitarre.
Ungefähr zur gleichen Zeit hatte ich mir von einem Freund und Kollegen eine Santa Cruz OM ausgeliehen, die er vor 3 Jahren beim Rudi gekauft hatte. Nach sehr kurzer Zeit war mir klar, dass das sehr nahe an der - für mich - idealen Fingerstyle-Gitarre ist. Vielleicht hatte die Stevens also nie eine wirkliche Chance.
Der Plan war also, die Baritone wieder zurückzubringen und dafür (rund 1500 €) eine der Santa Cruz wenigstens nahe kommende Gitarre mitzunehmen. Mehr gibt mein Budget zur Zeit nicht her, im Frühsommer habe ich mir die ultimative Plektrumgitarre gekauft (Gibson J-45). Bei einem entsprechenden Angebot hätte ich noch meine 1974er Tama HD-28-Kopie in die Waagschale geworfen, aber das hat nicht geklappt.
Auf der Anreise fährt man kilometerweit durch Ackerland, vereinzelt stehen Wohnhäuser dazwischen. Der "Laden" ist eines von zwei miteinander verbundenen Reet-gedeckten Häusern auf einem großen Grundstück, das an einem Kanal liegt.
Beim Eintreten werden wir von Erwin begrüßt, dem jüngeren Mitarbeiter von Rudi, der uns als erstes mal einen Kaffee anbietet. "Wo kommt ihr her, was interessiert euch?"
Die Gitarren, die mich interessieren sind:
Yamaha LL-400 - die war gerade verkauft.
Blueridge 163A - steif, vielleicht noch nicht eingespielt. Optisch gewöhnungsbedürftig (Adirondack).
Blueridge 371A - s.o., etwas "topfiger" Klang.
Furch G 23 Cedar/Rosewood - die Gitarre war auch nach längerem Suchen nicht aufzufinden, Erwin fand später heraus, dass die gerade beim Gitarrenbauer ist, wegen eines festsitzenden Trussrods. Schade.
Larrivee OM 03RE - wärmerer, runderer Klang mit weniger Höhen als die OM 03 aus Mahagoni, gefiel mir schon sehr gut. Leider mit einem Trumm von Cockpit in der Zarge.
BSG OM 10 SCF - auch diese Gitarre war irgendwie nicht mehr aufzufinden.
Denn es ist so: die Wände hängen voll mit Gitarren, viele stehen in Ständern. In dem Raum oben hinten (bei den Collings' und Lowdens) traut man sich kaum, sich umzudrehen, so voll steht alles. Hinzu kommen -zig, wenn nicht hunderte von Cases. Das sind aber nicht die Cases zu den ausgestellten Gitarren, nein, da sind auch nochmal welche drin. Eine Goya Semiacoustic, die mein Freund gerne spielen wollte, konnte erst nach 2 Stunden gefunden werden. Mir schien, die haben fast schon etwas die Übersicht verloren.
Es war mir von Anfang an klar, dass es unmöglich ist, an einem Tag all die tollen Gitarren richtig anzutesten. So habe ich aus dem riesigen Lowden-Angebot (ca. 30 verschiedene Modelle!) lediglich die Fan Fret angetestet (1 Wort: umwerfend). Collings und BSG habe ich ganz links liegen gelassen, von Rozawood habe ich nur die spektakuläre Baritone gespielt. Ein paar alte Gibsons, eine Martin OM 28, die mir gefiel. Für mehr war einfach keine Zeit (wir waren 4,5 Stunden im Laden).
Weitere bemerkenswerte Gitarren:
Howell & Forsyth Masterbuilt SO-12 - eine unscheinbare 12-Fret Gitarre aus Mahagoni/Sitka, die ich in Unkenntnis des Preises ausprobiert habe. Sehr differenzierter, süßlicher Klang, tolle Bespielbarkeit.
Larrivee JC limited Mastergrade - Eine tolle Sitka/Palisander Grand Concert, die der Santa Cruz OM schon sehr nahe kommt - allerdings auch nochmal ne Ecke teurer.
Avalon Master series L-320B - bisschen viel *bling*, aber Sound und Bespielbarkeit: leider geil. Mit 4,4K€ aber doch außerhalb des Budgets eines jeden, der nicht Zahnarzt ist...
Die Gitarre, in die ich mich verliebt habe, kann ich mir (zum Glück?) noch nicht leisten. Es ist eine Santa Cruz Vintage Jumbo in Sunburst. Das ist so eine slope-shoulder-Dreadnaught im schlichten Vintage-Gewand, die wie die Synthese aus D-18, OM-28 und J-45 klingt. Mehr von Allem!
Eine weitere wirklich tolle Gitarre war eine alte Martin D-18. Mein Freund und ich standen bei den Martins, und ich griff mir, ohne richtig hinzusehen, die D 18 und spielte einen E-Dur. Uns beiden ist gleichzeitig die Kinnlade runtergeklappt. "Klingt wie ein guter Cognac", sagte mein Freund nach ein oder zwei Schrecksekunden. Ich fand den Sound umwerfend, vielleicht die beste Dreadnaught, die ich je gehört habe. Dazu kam die umwerfende Optik, auch die Decke hatte die Farbe eines guten Cognacs. Rudi erzählte uns später, dass die Gitarre 1939 gebaut wurde. Verhandlungsbasis 16.000€.
Gekauft bzw. getauscht habe ich schließlich die Larrivee OM 03 RE, trotz des Preamps. Wer weiß, wie lange die bei mir bleiben wird. Meine Gitarren-"Sammlung" ist im letzten Jahr etwas geschrumpft, von Quantität zu Qualität. Das Ziel ist, irgendwann nur noch eine sehr gute Gitarre zu haben. (OK, und die Art & Lutherie Ami Cedar als Reisegitarre.) Wenn ich all meine Steelstrings verkaufe, muss ich nur noch ein kleines bisschen sparen, um mir die SCGC VJ leisten zu können…
E-Gitarren gibt es natürlich auch, mein Freund war auf der diffusen Suche nach einer ES 335 oder ähnlichem. Auffallend war, dass alle von denen (div. Gibsons, eine law suit era Ibanez, eine Yamaha, eine Goya, eine alte Höfner Verythin) ausnahmslos mit viel zu dünnen Saiten bespannt und somit quasi unspielbar waren (10er oder tlw. gar 9er).
Fazit: Der Besuch beim Rudi ist unbedingt empfehlenswert, allein wegen der wahrhaft riesigen Auswahl an hochwertigen und interessanten Gitarren. Dazu kommt die wirklich freundliche, entspannte Atmosphäre, die ohne jeden Zeitdruck genossen werden kann.
Es dürfte klar sein, dass die Preise generell eher nicht auf Thomann-Niveau sind, der Rudi ist schon auch Geschäftsmann, dafür gibt es in meiner Nähe zumindest kein vergleichbares Angebot an Oberklasse-Steelstrings. Nächstes Jahr fahr ich wieder hin.
Neulich beim Rudi
Moderator: RB
klingt so, als wärest Du zum ersten Mal bei Rudi gewesen..
da kann ich die "Überraschung" nachvollziehen...
übrigens.. Thomann hat viele Gitarren gar nicht, die man "auf'm Land" findet:)
übrigens hättest Du mal die Rozawood's testen sollen... 
da kann ich die "Überraschung" nachvollziehen...
übrigens.. Thomann hat viele Gitarren gar nicht, die man "auf'm Land" findet:)
übrigens hättest Du mal die Rozawood's testen sollen...
Lakewood M 32 Custom
Loef Tera
Voss Da Vinci
Voss Miss Maple
"Lieber politisch korrekt als moralisch infantil" (Carolin Emcke)
Loef Tera
Voss Da Vinci
Voss Miss Maple
"Lieber politisch korrekt als moralisch infantil" (Carolin Emcke)
The Fellowship of Acoustics:Lepe hat geschrieben:Sorry, bin neu hier! .... wer und wo ist Rudi?
http://tfoa.eu
Ah, JazzDude war schneller.JazzDude hat geschrieben:The Fellowship of Acoustics:Lepe hat geschrieben:Sorry, bin neu hier! .... wer und wo ist Rudi?
http://tfoa.eu
HIER hatte ich auch schon mal einen Faden gestartet als ich die Seite entdeckt habe.
Lepe, du musst dich aber langsam an die Seite herantasten, das könnte etwas "viel" für den Anfang sein.
ja unbedingt