Rissmann Everest Jumbo Steelstring

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

kelly

Rissmann Everest Jumbo Steelstring

Beitrag von kelly »

Hallo,
weiß vielleicht jemand, was in der Info
http://www.acoustic-music.de/epages/630 ... s/3500-ER1
unter
"Verbalkung: X-Bracing mit laminiertem Boden"
und
"laminierte Balken"
verstanden wird?

Bei
"wedge-shaped Body"
denke ich, dass es die verschiedene Korpusdicke unten (breit) und oben (dünner) ist. Also eher eine Trapez- als Keil-form, wenn man von dem Stegende guckt. Oder?

Und bei
"Decke: Engelmann-Fichte / kanadische Zeder, laminiert"
ist wohl eine doppelte Decke und keine Alternative gemeint. Richtig?

kelly
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Frag doch Ernie Rissmann direkt: http://www.rissmann-gitarren.de/Impressum.html.
Silverstring
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Beitrag von Silverstring »

Für Decke und Boden wurde hier kein Vollholz, sondern (billigeres) Laminat aus den zwei genannten Holzsorten verwendet. Zusätzlich hat man hier auch noch anstatt der sonst üblichen Vollholzbebalkung ebenfalls Laminatbalken verwendet, die wie beschrieben in Kreuzbalkentechnik verbaut wurden.
Zuletzt geändert von Silverstring am Mo Sep 29, 2014 7:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Volkmar
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Beitrag von Volkmar »

Silverstring hat geschrieben:Für Decke und Boden wurde hier kein Vollholz sondern (billigeres) Laminat aus den zwei genannten Holzsorten verwendet. Zusätzlich hat man hier auch noch anstatt der sonst üblichen Vollholzbebalkung ebenfalls Laminatbalken verwendet, die wie beschrieben in Kreuzbalkentechnik verbaut wurden.
Ich glaube nicht, das der Ernie aus wirtschaftlichen Gründen so macht, der ist schon ein guter Gitarrenbauer. Er wird sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht haben...und ja, er ist ein umgänglicher Typ, den schon fragen kann "warum so und nicht anders".
Übrigens hatte ich das Vergnügen diese Gitarre Anfang November auszuprobieren und bis auf die uralten Saiten, welche da aufgezogen waren, ...ja, das ist wirklich eine echt gute, aussergewöhnliche Gitarre.

Gruß, Volkmar
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kelly

Beitrag von kelly »

Silverstring hat geschrieben:Für Decke und Boden wurde hier kein Vollholz sondern (billigeres) Laminat aus den zwei genannten Holzsorten verwendet. Zusätzlich hat man hier auch noch anstatt der sonst üblichen Vollholzbebalkung ebenfalls Laminatbalken verwendet, die wie beschrieben in Kreuzbalkentechnik verbaut wurden.
Wow, eine ziemlich radikale Lösung bei diesem Preis.

@Volkmar
"Ich glaube nicht, das der Ernie aus wirtschaftlichen Gründen so macht, der ist schon ein guter Gitarrenbauer. Er wird sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht haben..."
Ja, es waren dann mit Sicherheit nur die Umweltgedanken. Laminat klingt in diesem Kontext immer besser als Vollmassivholz. Zumindest für eingefleischte Ökofreaks, die noch nie Folgen einer Laminatschichtenverklebung für das Wassersystem in den Produktionsstaaten der sog. Dritten Welt gesehen haben.

Danke für die schnellen Antworten!

Gruß kelly
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

kelly hat geschrieben:[......
Ja, es waren dann mit Sicherheit nur die Umweltgedanken. Laminat klingt in diesem Kontext immer besser als Vollmassivholz. Zumindest für eingefleischte Ökofreaks, die noch nie Folgen einer Laminatschichtenverklebung für das Wassersystem in den Produktionsstaaten der sog. Dritten Welt gesehen haben.
....

Gruß kelly
woher weißt Du, dass das "Laminat" so hergestellt wurde? :)
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kelly

Laminat

Beitrag von kelly »

Habe mich mal in der Nähe einer Laminatfabrik aufhalten müssen. Zum Glück nur an einem WE.
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

das meinte ich nicht... ich habe mich nur gefragt, woher Du die "Laminat-Bezugsquelle" von Ernie kennst..:wink:
Zuletzt geändert von LaFaro am Mo Sep 29, 2014 5:58 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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rwe
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Re: Laminat

Beitrag von rwe »

kelly hat geschrieben:Habe mich mal in der Nähe einer Laminatfabrik aufhalten müssen.
Ich wage zu bezweifeln, dass diese laminierten Decken auf die gleiche Weise hergestellt werden. wie das Fußbodenlaminat für den Baumarkt...
Silverstring
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Beitrag von Silverstring »

Volkmar hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass der Ernie aus wirtschaftlichen Gründen so macht, der ist schon ein guter Gitarrenbauer.
Grundsätzlich gilt die Laminatbauweise vor allem in der Serienproduktion selbstverständlich und ganz bewußt als Preisdrücker und nichts anderes! Der Faktor Umwelt kommt hier bestenfalls nur unter ferner liefen zum tragen. Eigentlich wollte ich das Thema Preisgestaltung vermeiden, aber auch ich stelle den veranschlagten Preis in Frage. Es spielt dabei auch nicht die geringste Rolle wie kompetent oder zugänglich der Gitarrenbauer ist, Laminatbauweise ist daher in jedem Fall eine kostengünstigere Alternative, für den Hersteller genauso wie für den Konsumenten.

Leider gehen in den letzten Jahren immer mehr Instrumentenbauer dazu über, günstigere Modelle zumindest teilweise in Laminattechnik anzubieten und runden damit ihre Modellpalette nach unten ab. Akustisch halten sich dabei die negativen Nebeneffekte in Grenzen, daher ist dies für einige Hersteller in der Regel ein akzeptabler Kompromiß, Puristen lehnen dies aber aus gutem Grunde ab. Auch wenn keine ethischen Gründe dagegen sprechen, so widerspricht es doch zumindest dem Ideal einer möglichst "perfekten" Gitarre.
Fayol
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Frag den, der es weiß, Ernie Rissmann!

Beitrag von Fayol »

Hallo Kelly,

es kann sicherlich interessant sein, die unterschiedlichsten Aspekte über die möglichen Motive zu den verwendeten Materialien dieser Gitarre zu lesen. Deine Frage wird aber von Ernie am besten beantwortet werden können. Ich kann mir pers. nicht vorstellen -und schieße das deshalb auch aus-, dass Ernie aus Kostengründen Laminat verwendet hat. Bei einem Neupreis von 3600€ ist das für mich schon ein "besonderer" Gedanke.

Ich selbst habe diese Gitarre auch schon einige Mals bei meinen Besuchen bei ihm gespielt, sie hat mich sehr beeindruckt und nicht nur diese Gitarre!

Ich kann stringbound nur zustimmen, frag Ernie am besten selbst!
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Silverstring,

der groesste Kostenfaktor sind die Lohnkosten, vor allem bei handgebauten Instrumenten. Ich wundere mich, wie du ohne weitere Kentnisse der Gitarre, den Preis in Frage stellen kannst.

Und noch etwas zu Laminat. Die Selmer/Maccaferi Gitarren wurden mit gesperrten Boden/Zarge und mit einer duennen massiven Fichtendecke hergestellt. So eine Gitarre findest du heute nicht unter 30000 Euro. Ich habe mich mal mit zwei bekannten Gitarrenbauern in England unterhalten, die sich auf Kopien dieser Gitarren spezialisiert haben. Beide meinten, dass u.a. genau diese Holzkombination zu dem typischen Klang beitraegt. Und einer der beiden erzaehlte mir, dass er gegen seine Ueberzeugung Selmer/Maccaferi Gitarren auch mit massive Boden/Zargen anbietet. Weil manchen die Spezifikation wichtiger sei als der Klang.

Joe

P.s. Falls du mal ins musee de la musique in Paris kommst, solltest du dir die Gitarre mit gesperrten Boden/Zarge mal ansehen, die dort ausgestellt ist.
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I'm a simple man. In the morning I listen to the news. At night I listen to the blues
rwe
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Beitrag von rwe »

Silverstring hat geschrieben: Grundsätzlich gilt die Laminatbauweise vor allem in der Serienproduktion selbstverständlich und ganz bewußt als Preisdrücker und nichts anderes!
Hier gebe ich Dir im Wesentlichen Recht. Hinzu kommt, dass laminiertes Holz nicht so empfindlichi ist, was gerade im Export (Seeversand!) eine entscheidende Rolle spielt (oder vielleicht auch spielte, der Transport ist besser geworden). Natürlich hat diese Form von Risikominierung letztendlich auch "irgendwas mit Kosten" zu tun, aber auch auf der Kundenseite: Ich würde meine komplett massiven Instrumente nicht dahin mitnehmen, wo ich große Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen nicht vermeiden kann.
Silverstring hat geschrieben: Puristen lehnen dies aber aus gutem Grunde ab. Auch wenn keine ethischen Gründe dagegen sprechen, so widerspricht es doch zumindest dem Ideal einer möglichst "perfekten" Gitarre.
Hier lasse ich das "Puristen" nicht gelten und würde es eher durch "Traditionalisten" ersetzen. Es gibt durchaus verschiedene Gründe gegen einen starren (= laminierten) Korpus - aber auch verschiedene Gründe dafür. Das hat etwas mit Engineering zu tun und mt der Suche nach Klang. Gesperrte Lagen - egal ob aus Holz ("Sperrholz") oder bspw. aus Carbonfaser - reduzieren das Schwingen. Das muss nicht gewünscht sein, kann aber.

Es gibt genug Einsatzfälle, bei denen man auch bei höherem Aufwand laminierte Bauteile massiven vorzieht (z.B. im Bootsbau). Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob massive Balken nicht einfacher und daher billiger zu fertigen wären, als die laminierten. Bei meinen Billig-Gitarren sind die Balken jedenfalls alle massiv...

Noch'n Nachtrag: Eine Faustregel: Je teurer das Instrument, desto mehrlagiger das Binding..., desto laminierter die Kopfplatten etc. Das macht halt Arbeit. Wir reden hier nicht von Birkensperrholz bei Ikea.
kelly

"Schaum On The Water"

Beitrag von kelly »

Silverstring hat geschrieben:
Volkmar hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass der Ernie aus wirtschaftlichen Gründen so macht, der ist schon ein guter Gitarrenbauer.
Grundsätzlich gilt die Laminatbauweise vor allem in der Serienproduktion selbstverständlich und ganz bewußt als Preisdrücker und nichts anderes! Der Faktor Umwelt kommt hier bestenfalls nur unter ferner liefen zum tragen. Eigentlich wollte ich das Thema Preisgestaltung vermeiden, aber auch ich stelle den veranschlagten Preis in Frage. Es spielt dabei auch nicht die geringste Rolle wie kompetent oder zugänglich der Gitarrenbauer ist, Laminatbauweise ist daher in jedem Fall eine kostengünstigere Alternative, für den Hersteller genauso wie für den Konsumenten.

Leider gehen in den letzten Jahren immer mehr Instrumentenbauer dazu über, günstigere Modelle zumindest teilweise in Laminattechnik anzubieten und runden damit ihre Modellpalette nach unten ab. Akustisch halten sich dabei die negativen Nebeneffekte in Grenzen, daher ist dies für einige Hersteller in der Regel ein akzeptabler Kompromiß, Puristen lehnen dies aber aus gutem Grunde ab. Auch wenn keine ethischen Gründe dagegen sprechen, so widerspricht es doch zumindest dem Ideal einer möglichst "perfekten" Gitarre.
Ich will es genau wissen, dass sich hinter einer 150 unter 700€ ein gesperrtes Model und hinter 656 für 2800€ ein voll massives und kein Hybrid aus beiden versteckt. Vor allem nicht beim Preis von 3600€.

Dazu, zugegeben: Ich mag einfach keine nicht massiven Gitarren (mehr).

Und noch weniger mag ich das geschäumte und stinkende Wasser aus dem Abflusskanal einer Firma, egal wie unbedenklich alle Gutachten fabriziert werden sollten.
rwe
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Re: "Schaum On The Water"

Beitrag von rwe »

kelly hat geschrieben:Ich will es genau wissen, dass sich hinter einer 150 unter 700€ ein gesperrtes Model und hinter 656 für 2800€ ein voll massives und kein Hybrid aus beiden versteckt. Vor allem nicht beim Preis von 3600€.

Dazu, zugegeben: Ich mag einfach keine nicht massiven Gitarren (mehr).
Kelly, Du machst eine falsche Gleichsetzung, nämlich indem Du "laminiert" mit "gesperrt" gleichsetzt. Beim "gesperrten" sind die einzelnen Lagen im rechten Winkel zueinander verdreht, um eine möglichst verwindungsfreie, steife Platte zu bauen. Die einzelnen Lagen gesperrt anzubringen, ist aber nur eine Möglichkeit, Laminate zu machen. Du kannst aber auch mehrere Furnierlagen unidirektional, also mit gleicher Faserrichtung, verleimen, ebenfalls ein Laminat.

(Noch'n Nachtrag; Bei billigem Sperrholz sind die Innenlagen auch aus einem billigeren Holz, mit schlechteren mechanischen Eigenschaften. Sperrholz, dessen Innenlagen aus gleichem Holz bestehen, sind deutlich teurer. Ibanez nutzte so etwas früher, ob immer noch, entzieht sich meiner Kenntnis.)

Bei Guild sind typischerweise die teuren Maple-Jumbos mit einem gewölbten Boden laminiert, wohingegen bei den etwa gleichteuren Palisanderjumbos mit flachem Boden dieser massiv und bebalkt ist.

kelly hat geschrieben:Und noch weniger mag ich das geschäumte und stinkende Wasser aus dem Abflusskanal einer Firma, egal wie unbedenklich alle Gutachten fabriziert werden sollten.
Laminieren kannst Du auch mit Weißleim (z.B. Titebond, Ponal) oder Knochenleim oder Epoxy. Ganz ohne das Stinken. Das ist in der handwerklichen Arbeit auch angebrachter.
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