Adirondack-Decken, Jahresringe

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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Martini
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Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Martini »

Hallo,

ich habe eine Frage, die mir sicherlich am besten H-Bone beantworten kann:
Ich habe zwei Martin D18 mit Adirondack-Decken. Die beiden Decken unterscheiden sich stark was den Abstand bei der Maserung angeht. Die teurere von beiden hat zum Teil Abstände von 5 Millimetern in der Maserung! Die weniger teure hat eine engere, gleichmäßigere Maserung, die aber trotzdem im Vergleich zu einer Sitka-Decke
breit ist. Okay, ich weiß dass Adirondack-Decken irgendwie "grob" aussehen. Aber gilt hier "je gröber desto besser"?
Beide Gitarren klingen ganz wunderbar, von daher habe ich also gar kein Problem. Es hätte mich einfach nur mal interessiert...

Gruß

martini
piet_16
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von piet_16 »

Hallo Martini,
ich bin zwar nicht H-Bone aber kannst du die Baujahre der Gitarren angeben?

Gruß piet_16
Martin OM-21 Adirondack, Ibanez AWS1000ECE NT, Ibanez ARX300-CRS, Emerald X5-OS
Mischkin
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Mischkin »

Enge Jahresringe entstehen, wenn der Baum langsam wächst und an Dicke zunimmt. Alte Adirondackfichte von vorm Krieg war so. Alte Gitarren mit Adi-Decke haben für gewöhnlich enge Jahresringe. Neu Adi-Decken sind aus eher schnellgewachsenem Holz, da der Krieg erst seit 70 Jahren vorbei ist. Das ist für einen Baum nicht viel. Im Krieg ist das Adi brutal abgeholzt worden. So schöne Bäume, dass deren Dicke für Gitarrendecken reicht sind da eher nicht stehen geblieben.
Also haben heutige Adi-Decken gewöhnlich weitere Jahresringe als Sitka-Decken. Es sei denn jemand hatte noch irgendwoher Altbestand aufgetrieben.
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jay-cy
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von jay-cy »

Meine Santa Cruz hat so enge Ringe, das wäre sogar für Sitka ziemlich eng. Die D-18 GE ist da um einiges breiter...
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Wolf
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Wolf »

"Schlauberger Modus on"
Mischkin hat geschrieben:Enge Jahresringe entstehen, wenn der Baum langsam wächst und an Dicke zunimmt. Alte Adirondackfichte von vorm Krieg war so. Alte Gitarren mit Adi-Decke haben für gewöhnlich enge Jahresringe. Neu Adi-Decken sind aus eher schnellgewachsenem Holz, da der Krieg erst seit 70 Jahren vorbei ist. Das ist für einen Baum nicht viel. Im Krieg ist das Adi brutal abgeholzt worden. So schöne Bäume, dass deren Dicke für Gitarrendecken reicht sind da eher nicht stehen geblieben.
Also haben heutige Adi-Decken gewöhnlich weitere Jahresringe als Sitka-Decken. Es sei denn jemand hatte noch irgendwoher Altbestand aufgetrieben.
Diese "Erklärung" ist für mich so nicht ganz stimmig - meine Kinder würden sagen: "Achtung - gefährliches Halbwissen" :wink:
Insbesondere die Behauptung:
Mischkin hat geschrieben:Neu Adi-Decken sind aus eher schnellgewachsenem Holz, da der Krieg erst seit 70 Jahren vorbei ist.
scheint mir etwas fragwürdig.
Es sei denn, die Bäume wüssten, das der Krieg vorbei ist und sie jetzt schneller wachsen dürfen/müssen. :roll:

"Schlauberger Modus off"
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dünensängerin
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von dünensängerin »

Vielleicht ist es ja auch nur Halbwissen, aber mein Wissensstand zur Sache ist der, dass breitere Abstände keinen Qualitätsnachteil darstellen. Eine engere Maserung betont die brillianteren Töne, größere Abstände lassen das Holz etwas bassiger klingen. Je nach Bauart der Gitarre (Folk, OM, GA, Dread) kann die Verwendung verschieden breiterer Maserung sogar sehr sinnvoll sein.
chevere

Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von chevere »

Eng ist nie verkehrt.
Mischkin
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Mischkin »

Die Bäume wissen nicht, dass sie schneller wachsen müssen. Für eine Gitarre muss er aber mindestens 16" Durchmesser haben, sonst reicht es nicht für eine Decke. Das dauert, zumal das Holz ja noch etliche Jahre lagern muss. Aber jeder will Adi, weil die alten Gitarren so gut sind und die haben Adi-Decken. Also nimmt man die Bäume, die zuerst dick genug sind. Das sind nunmal die schnell wachsenden von unten, Südhang und nährstoffreicher Boden und genug Wasser.
In Kanada gibt es noch alte Bestände von Picea Rubens, die haben enge Ringe. In Kanada haben sie im Krieg nicht so gehaust. Aber das ist eigentlich keine Adirondack-Fichte, weil die Adirondacks sind nur in USA. Aber es ist dieselbe Spezies.
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von saitentsauber »

Lässt sich die Qualität (und was ist das? dünensängerin hat ne Vorlage gegeben) ausschließlich an den den Jahresringen festmachen? Vielleicht sind ja andere Merkmale auch wichtig, so dass eine Fokussierung auf die Abstände in die Irre führt?
Es soll schließlich vorkommen, dass sogar erfahrene GitarrenbauerInnen erst relativ spät merken, dass eine bestimmte (gut aussehende) Decke nichts taugt, weil die Festigkeit nicht ausreicht...
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich habe Decken unterschiedlicher Fichtenarten im Lager, die einen Ringstand von 2mm oder besser haben und fast stehende Ringe. Die sind so wabbelig, dass ich die mal gerade für Fugnahtverstärkungen nehmen würde (werde) oder als Anschauungsobjekt für optische Blender beim Seminar Lämmerhirt.
Dann wieder recht ungleichmäßig gewachsene 1,5-4 mm breit, Ringstand zwischen 90 und 60°. Sausteif, leicht, mit einem Klopfton zum niederknien. Kosmethisch eher 2. Wahl. Die würde ich ohne zu zögern auf eine 3.000,-€ Gitarre bauen

Optik ist nie entscheidend für die tonale Qualität einer Decke. Und die Aussage:"Je enger desto besser." ist totaler Quatsch.
"Eng ist nie verkehrt" ist eher eine Werbebotschaft aus einschlägigen Fachmagazinen.
Einige Gitarrenbauer suchen sogar nach Decken, die im Randbereich deutlich an Ringbreite zunehmen, weil dass zu ihrer Konstruktionsphilosophie passt

Meine Adigitarre hat zwei symetrische Asteinwüchse. Fand ich schick. Die Gitarre klingt sehr klasse. (Sage nicht nur ich) Sind nun Astlöcher ein Qualitätsmerkmal? :gute:
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von chevere »

Und was ist "Lutz Spruce" für eine botansiche Varietät der Fichte?
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Gitarrenmacher »

chevere hat geschrieben:Und was ist "Lutz Spruce" für eine botansiche Varietät der Fichte?
Das ist ein Hybrid. Eine Kreuzung aus Sitka und Engelmann . Soll gute tonale Eigenschaften haben. Herr DaCosta macht ein ziemliches Gewese darum und verdient damit ne Menge Geld. Da haben die Bäume sogar Namen. :r:
War mir zu teuer, zumal noch die exorbitanten Versandkosten aus USA anfallen. Dann schon lieber ADI, da hat man wenigstens noch den "Good old times" Werbeeffekt.
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chrisb
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von chrisb »

Gitarrenmacher hat geschrieben: ............
Optik ist nie entscheidend für die tonale Qualität einer Decke. Und die Aussage:"Je enger desto besser." ist totaler Quatsch.
....................
hab mir ein einziges mal eine decke im www-dschungel aus usa bestellt.
saugeile optik und der verkäufer hat sie als premium-decke angepriesen.
was kam war ein wabeliger schwamm. das ding könnt ich grad mal als funier für ein möbelstück nehmen.
seitdem geh ich wieder zum regionalen tonholzhändler und such mir die schätzchen selber aus (klopfen, biegen, reiben)
zum bruchteil des "premium-decken-preis".
aus fehlern ...............
chrisb
notenwart
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von notenwart »

Was lernt mich das?
Weder der Begriff "feinjährig" noch "Adirondack"decke ist per se eine Garantie für eine besondere Qualität.
Eher der Gitarrenbauer, der eben diese Decke guten Gewissens in ein teures Instrument verbaut, ist der Hinweis auf das, was ich wirklich erhalte :-)
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Rainer H
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Re: Adirondack-Decken, Jahresringe

Beitrag von Rainer H »

notenwart hat geschrieben:Was lernt mich das?
Weder der Begriff "feinjährig" noch "Adirondack"decke ist per se eine Garantie für eine besondere Qualität.
Eher der Gitarrenbauer, der eben diese Decke guten Gewissens in ein teures Instrument verbaut, ist der Hinweis auf das, was ich wirklich erhalte :-)
mich lernt das,
Ich nehme eine Gitarre in die Hand, spiele damit, so weit es meine begrenzten Möglichkeiten zulassen, und beurteile Sie danach, und hoffe jedes mal, das mich weder Marke noch bauart, noch Jahresringe, noch Holz oder Plastik noch sonst etwas Verblenden, sondern nur Ihr Klang und Optik, Haptik zu meinem
Urteil führt.
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