C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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jay-cy
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C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Meine D-18 GE hatte schon bei der Beschaffung einen kleinen Spalt zwischen Decke und Steg, hat mich nicht sonderlich gestört oder nervös gemacht.
Jetzt hat die Gute seit einem viertel Jahr den 13-52 Taylorsatz von Elixir drauf, also ETWAS mehr Saitenzug als mein Standard-12er Satz.
Der Spalt wurde größer, insbes. auf der Bass-Seite zum Unterbug hin; das hat mich dann schon gestört.
Bin also dem Rat von Brian Kimsey gefolgt und habe den Steg bei Ernie Rissmann neu verleimen lassen inkl. Slotting der Pinholes.
So sah das Ganze nach Ablösen des Steges aus:

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Kein Wunder, dass da ein Spalt wird, wenn C.F. den footprint des Steges nicht voll auskratzt und den Steg nich flächig verklebt.
Hat Martin wohl bis 2010 bei allen Klampfen so gemacht - Kostenoptimierung...
Mannmannmann, für 'ne 3,5K Klampfe ganz schön geschlampert.
Ich frag mich dann nur, warum die Dinger so gut klingen können bzw. wie gut die klingen müssten, wenn die mal richtig bauen würden...
Bin mal gespannt, ob ich was hör, wenn ich sie wieder habe.
Wer also bei seiner pre-2010 Martin mal einen Spalt zwischen Steg und Decke sehen sollte, keine Bange, ist völlig normal... :pein:
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

Das machen die extra so. Haben halt ein Herz für Gitarrenbauer.
Hier ne J-40. Eine gute handvoll habe ich wohl schon auf der Bank gehabt.
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jay-cy
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Ist das denn so viel Mehraufwand, die vernünftig zu verkleben???
chevere

Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von chevere »

War bei meienr D 18GE auch so, habe ich für nen Fuffie machen lassen.
Es liegt am Lack, der nicht richtig beseitigt wurde und daher keinen vollflächigen Haftgrund bietet, gem. Gitarrenbauer.
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jay-cy
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jay-cy »

Ja klar, aber das sollte sich doch auch bei Martin rumgesprochen haben, auch schon vor 2010...
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Rainer H
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Rainer H »

Das mit den Martin Klampfen, ist wie die liebe zu englischen Autos aus den 70ern , eben richtige Leidenschaft !!
Sorry für meine Verständnislosigkeit! :wink:
Gruß Rainer
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

jay-cy hat geschrieben:Ist das denn so viel Mehraufwand, die vernünftig zu verkleben???
Ja, ich denke etwa eine 1/2 Stunde, wenn man das jeden Tag macht. Da kommen dann aber noch ein paar andere Faktoren dazu. Die Brücken-Justierungsvorrichtung (wat´n Wortgeschöpf :aua: ) darf aber auch nicht 2/10mm Spiel haben. Sieht dann Schxxxxxxe aus. Der Umschnitt mit einem Skalpell muss absolut sauber sein. Sieht sonst Schxxxxxe aus. Das es aber geht, macht z.B. Gibson vor. Die umschneiden, machen den Lack dann mit einer Rotlichtlampe warm und ziehen den Lack dann wie eine Folie ab.
Das zweite Problem ist, dass man bei CFM offensichtlich -mindestens ab und zu- vergisst, dass die Decke eine vorgegebene Wölbung hat, man aber die Unterseite der Brücke nicht anpasst sondern das Stück Holz mit Zwingengewalt auf die Decke presst.

Da alles findet man aber bei fast jedem Industrieprodukt. Yamaha, Ibanez, Cort, Fender..... hatte ich schon auf dem Tisch.
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Niels Cremer
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Niels Cremer »

Stimmt es dass die meisten Gitarrenbauer die Bridge vor dem Lackieren aufkleben (und beim Lackieren abkleben?) und so auch dieses Problem umgehen? Wenn ja, warum wird das nicht auch bei factory-guitars gemacht?

LG,
Niels
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

Rainer H hat geschrieben:Das mit den Martin Klampfen, ist wie die liebe zu englischen Autos aus den 70ern , eben richtige Leidenschaft !!
Sorry für meine Verständnislosigkeit! :wink:
Gruß Rainer
Das mit den Martin Gitarren und anderen hochwertigen Instrumenten -auch amerikanischer Herkunft- ist in der Tat manchmal so wie mit erwähnten Kraftfahrzeugen.
Viele Fahrer sind damit einfach überfordert. :guitar1:
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

Niels Cremer hat geschrieben:Stimmt es dass die meisten Gitarrenbauer die Bridge vor dem Lackieren aufkleben (und beim Lackieren abkleben?)

LG,
Niels
NEIN. Das kann beim Lackieren, besonders mit eingefärbten Lacken ungünstig sein.
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Ich dachte, sie bauen die komplett flach, machen am Ende des Griffbretts einen 1,5-Grad Winkel hinein und überlassen es dem Saitenzug, die Decke um 1/8" herum anzuheben. Man lernt hier ja immer etwas dazu.

Der überforderte Fahrer, das muß ich mir merken. Das ist fast so gut, wie die musikalische Kurzmensur von Ulrich. Das hat mich sehr erheitert. Macht bitte weiter so.
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Ich dachte, sie bauen die komplett flach, machen am Ende des Griffbretts einen 1,5-Grad Winkel hinein und überlassen es dem Saitenzug, die Decke um 1/8" herum anzuheben. Man lernt hier ja immer etwas dazu.

Macht bitte weiter so.
Bis auf den oberen Querrriegel (Der mit´n Loch für´n Schlüssel) sind die Martinleisten mit dem Deckenradius von 28ft gefräst.
Der obere Zargenrand ist aber grade und fällt ab der Position des Querriegels zum Halsblock ab.

Gerne! :mrgreen: Aber bitte Aktion und Reaktion nicht aus den Augen verlieren.
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Macht auf die Breite von 14-15 cm cm eine Höhe von 0,3 mm. Tut da das Anpassen der Brücke tatsächlich not, wegen drei Zehnteln ?

Berechnet nach der Formel

Θ = 2 * arccos ( 1 - h / r )
h = r * ( 1 - cos(Θ/2) )
l = r * Θ
s = 2 * √2 * r * h - h²
u = l + s
A = r * l / 2 - s * ( r - h ) / 2

wobei
r = 8534 mm (28 ft)
und
h = 0,3 mm

womit sich eine Breite von 143 mm ergibt.


wobei ich zugebe, daß ich das ohne Internet nicht so schnell hinbekommen hätte
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H-bone
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Tut da das Anpassen der Brücke tatsächlich not, wegen drei Zehnteln ?
Besser ist das... unter dem Steg sitzt ja nicht nur das dünne Deckenholz, das evtl. flachgedrückt werden könnte, sondern auch die Stegplatte, die fest im Dreieck der Leisten eingeperrt ist. Da entsteht beim "Flachquetschen" schon eine Menge Gegendruck, der sich voll gegen die Verleimung stemmt...
Wenn diese dann zudem nur partiell besteht wird's eng...
Aber der Hauptknackpunkt: Der verbleibende Lackrand hat - wenn auch sehr dünn - eine spürbare Dicke. Das bedeutet, dass es in der Mitte des Stegs (also der Leimfläche) gar keinen echten Holz/Holz-Kontakt geben kann - in der Realität verlässt man sich da auf die Haftkraft der "freischwebenden" Leimschicht...
Wenn man weiss wie Holzleim aber funktioniert, weiss man auch, dass das nicht lange gutgehen kann.
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Macht auf die Breite von 14-15 cm cm eine Höhe von 0,3 mm. Tut da das Anpassen der Brücke tatsächlich not, wegen drei Zehnteln ?
Wo arbeitet der Belag einer Käsesemmel am meisten? Am Rand!
Die Brücke ist das höchst belastete Teil an der Gitarre, noch dazu ist der Faserverlauf von Decke und Brücke um 90° zueinander verdreht. Zusätzlicher Stress.
Was spricht dagegen, diese Verbindung so perfekt wie möglich zu machen ? Aus meiner Sicht nur wirtschaftliche Aspekte.
Und zumindest bei der Vorbereitung der Leimfläche scheint CFM ja zugelegt zu haben. Ich habe irgendwo gelesen, dass nun wieder vollflächig verleimt wird.
Die älteste Martin mit diesem Problem, die mir untergekommen ist, war aus der Mitte der 1980er. So ganz genau weiß ich´s nicht mehr.

Schönen Tag Euch. Ich geh´ jetzt eine mit 20ft vollgewölbte Decke vollflächig auf eine vollprofilierte Zarge leimen.
Munterbleiben
Christian
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