Ein echtes Problem

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

gera
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Ein echtes Problem

Beitrag von gera »

Hallo Leute,

ich habe wahrscheinlich ziemlich dumme Fragen, deshalb habe ich
das bei Neuling reingestellt (obwohl ich schon ziemlich alt bin).

Seit einige meiner Freunde wissen, dass ich paar Gitarren besitze,
werde ich auf manchen Feten gefragt, ob ich nicht mal was spielen
könnte.

Das Problem ist: das was ich spielen kann, will keiner hören und das
was die Leute hören wollen kann ich nicht spielen (sowas zum Mitsingen).
Nach Rücksprache mit meinem Psychater bin ich zu folgendem Schluss
gekommen: ich muss bekannte Pop-Songs üben.

Übrigens habe ich das Trauma in einem Lied verarbeitet, falls jemand
mich verstehen will, hier der Link (Achtung: soll nur lustig sein ohne
musikalischen Anspruch)


www.GerdKramer.de

Talking Guitar-Blues

Hier meine Fragen an die Fachleute:

Da das Picking einfach zu leise ist, muss ich wohl auf das Strumming
ausweichen. Leider habe ich damit keine Erfahrung. Mit einem Plektrum
klingt das bei mir a) schrecklich b) extrem laut. Meine Vermutung ist,
dass man das richtig üben muss.

1) Frage, kann man das Anschlagen auch mit den Fingern machen (irgendwie
kenne ich nur Leute, die ein Plektrum benutzen)

2) Damit das Spiel nicht zu eintönig wird, würde ich gerne kleine
Breaks einflechten. Ausgerechnet beim 1. Stück bin ich gescheitert,
als ich auf der D-Seite 22222402 spielen wollte (Bass-Intro Ring of Fire)
Kann man das überhaupt mit den Fingern Spielen (sehr schnell auf einer Seite)
(Nebenbei Hybridpicking will ich nicht mehr lernen)

3) wenn schon ein Plektrum, gibt es dann leise (ich habe mal irgendwo filzbeschichte
gesehen)



Dank an Euch


Gerd
Zuletzt geändert von gera am Mi Jan 07, 2009 5:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Ich denke nie an die Zukunft, sie kommt früh genug (Albert Einstein).
Gast

Beitrag von Gast »

Also, die Traumaverarbeitung find ich gut. :)
Warum kommen mir gerade Insterburg und auch Jürgen von der Lippe in den Sinn? :guitar1:

--
PS: Ich strumme übrigens sehr häufig nur mit Finger- und Daumennagel, quasi so als würde ich ein Luftplec spielen.
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

Moin Gerd,

herrlich !!! ein wunderbares Stück!

Ich habe nur bescheidenen Kenntnissen über Plektren - ich spiele auch nur mit den Fingern ohne (Daumen-) Picks, Plektren etc. Trotzdem habe ich inzwischen ein paar Plektren bei mir rummliegen. Dabei habe ich für mich folgendes festgestellt:

* ich habe Plektren in verschiedensten Formen. Die einen gehen gut die anderen gehen gar nicht. Das musst du selber probieren.

* Anfangs gingen die dünneren besser als die Dicken. Mit denen bleibe ich nicht an einzelnen Saiten hängen - der Klang ist aber dünn und die Gitarre klingt nicht voll. Mit der Zeit - ich halte das Plektrum inzwischen nicht mehr so verkrampft - komme ich auch mit den dickeren klar und finde die dünnen nur noch furchtbar. Für mich am Besten haben sich diese hier herausgestellt >>> http://www.tone-toys.com/de/Kasho_No_5.html
Bei Tone-Toys kannst Du auch Zusammenstellungen verschiedener Plektren zum Probieren kaufen

* ich werde manchmal gefragt, ob ich was "bekanntes" spielen kann - kann ich nicht :oops: - nur Fingerstyle-Instrumentalstücke
Ich bin deshalb gerade dabei, mir ein paar "bekannte" Stücke zum Mitsingen rauszusuchen :wink:

Grüße vom Wolf

P.S.: ich bin gerade am Loch in der Banane (echt jetzt). Glaubst du ich sollte damit auhören weil nicht lohnend?
:wink:
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Grüße vom Wolf


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saite
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Beitrag von saite »

:lol:

Sehr gut ausgedrückt!

Oh, wie ich das ätzend finde, dass die meisten Leute immer denken, ich bin automatisch Entertainer, nur weil ich Gitarre spiele. Dabei bin ich doch schüchtern. Autsch! :wink:

Ich hab auch angefangen, mir ein paar Stücke für solche Gelegenheiten rauszusuchen. Aber alles im Maßen , bitte schön 8)

Gruß Kerstin
gera
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Nette Leute hier

Beitrag von gera »

Dank an Euch, für Lob und Tipp.

- hier wird man verstanden, da tut richtig gut! :D

Ich werd mal einiges ausprobieren und über den Erfolg oder Misserfolg
berichten. Ich habe mir etwa 10 Stücke ausgesucht, die man auch nach 3 Bier noch mitsingen kann.

Übrigens: Wolf, das Loch in der Banane kann ich (noch) nicht wirklich spielen - aber es ist eines der schönsten Stücke, die ich kenne und das Üben lohnt sich in jedem Falle. Bei meinem Können wird das einige Monate in Anspruch nehmen.

Grüße Euch

Gerd
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zappi
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Re: Ein echtes Problem

Beitrag von zappi »

gera hat geschrieben: 1) Frage, kann man das Anschlagen auch mit den Fingern machen (irgendwie
kenne ich nur Leute, die ein Plektrum benutzen)
Ich benutze eigentlich nur noch Plektrum wenn ich elektrisch spiele und manchmal auch am Bass (bei Sessions spiele ich öfter mal Tieftöner). Schrammel auf und abschläge mache ich runter mit den Fingern und rauf mit den Daumen. Stabile Fingrnägel sind dabei vom Vorteil.
gera hat geschrieben: 2) Damit das Spiel nicht zu eintönig wird, würde ich gerne kleine
Breaks einflechten. Ausgerechnet beim 1. Stück bin ich gescheitert,
als ich auf der D-Seite 22222402 spielen wollte (Bass-Intro Ring of Fire)
Kann man das überhaupt mit den Fingern Spielen (sehr schnell auf einer Seite)
(Nebenbei Hybridpicking will ich nicht mehr lernen)
Brauchst du auch nicht, wenn es auf einer Saite etwas schneller gehen soll, benutze ich gerne mal Daumen und Zeigefinger im Wechsel (auf den höheren Saiten auch mit Zeige und Ringfinger im Wechsel). Damit kann man schon ziemlich schnell werden.
gera hat geschrieben: Dank an Euch


Gerd
Gerngeschehen :)

Zappi
gera
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Beitrag von gera »

Zappi: das mit dem Wechsel zw. Daumen und Zeigefinger funktioniert tatsächlich.

Bleibt die Frage: warum bin ich nicht darauf gekommen.

:D
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Johnny
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Beitrag von Johnny »

@gera:
frag mal die bluegrass-jungs und -mädels hier.. die geben dir die richtigen tipps fürs plektrumspiel..

cherio,
J.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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Beitrag von Admin »

Wenn es laut sein soll, dann ist das Plektrum Mittel der Wahl. Du schreibst ja selbst, daß es mit dem Plektrum "zu laut" sei. Also laß Dir mal sagen, daß es "zu laut" überhaupt nicht geben kann. Mit dem Plektrum kommt erst eine Lautstärke, die die Gitarre dem Volke hörbar macht. Unter Umständen ist es erforderlich, den Gesang von verhalten ebenfalls zur Stufe der Strahlkraft zu führen, um ihn der gewonnenen Gitarrenlautstärke anzupassen. Wenn man nun noch bedenkt, daß der grölwilligen Masse die filigranste Gitarrentechnik ganz besonders egal ist, so wäre aus meiner Sicht das Plektrum und kräftigerer Gesang die Lösung. Das Plektrum diktiert zu einem gewissen Grad die Spieltechnik. Meines Erachtens ist es zu empfehlen - wenn man sich das Hybridpicking ersparen will - den Wechsel von Baßfigur und Akkord mit dem Plektrum zu üben und zwar so, daß die Trennung von Baßfigur und Akkord auch bei großer Lautstärke und Geschwindigkeit präzise geführt werden kann. Damit gibt man der Begleitung rhymische Struktur (Rythmus wo jeder mitmuß) und erweitert das Gesamtkunstwerk zu einem vollständigen Stück Musik. Von tief nach hoch: Baßfigur, Akkord, Melodie (wobei die Melodie von der Stimme geführt wird).

Das ist das eine. Dann gibt es da noch die Püschologie. Die Masse kann auch sanft manipuliert und in gewissen Grenzen geführt und geleitet werden. Damit kann man erreichen, daß man das Repertoire abspulen kann, auch wenn das eine oder andere "bestellte Lied" nicht darunte sein sollte. Wenn einer "AC7DC" brüllt und man stattdessen meintetwegen "Vedamp ich lihb disch" vorträgt, wird man womöglich den (verirrten) Geschmack eines oder mehrerer Zuhörer treffen, die sich von anderen nur dadurch unterscheiden, daß sie nicht so laut ihre Forderungen kundtun. Entscheidend ist in einer solchen Situation oft, daß es etwas populäres sein muß, das möglichst viele Leute kennen. Das geht nicht immer und erfordert etwas Übung und Fingerspitzengefühl, aber es kann kappen, habe ich schon durchexerziert. Besonders gut kommt es, wenn der freche Forderer den anderen gegenüber (scherzhaft) also Ausbund des schlechten Geschmacks dargestellt wird, eine solche Krücke von Lied hören zu wollen. Da gibt es allgemeines Gelächter und eine andere Gurke wird gesungen.

Dann gibt es da noch die Harmonielehre und die Beschränktheit vieler Lieder. Viele Lieder kann ich begleiten, auch wenn ich sie noch nie gespielt habe, weil sie sich meist auf die I-IV-V Kadenz beschränken und nur wenige Erweiterungen enthalten. Dabei habe ich manchmal das Problem, daß die sangesfreudigen Personen lossingen, ein Lied also aus der Runde heraus beginnt und die dann irgndwe zwischen C und D oder noch schlimmer in Ab singen. Im ersteren Fall entscheide ich mich für C oder D und dresche kräftig drauflos. Meist beginnen die Sänger dann, sich am Instrument zu orientieren und nach ein paar Takten ist alles in schönster Ordnung.
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Re: Ein echtes Problem

Beitrag von RAc »

...
Zuletzt geändert von RAc am Sa Okt 10, 2015 11:03 pm, insgesamt 1-mal geändert.
http://soundcloud.com/rac-13" onclick="window.open(this.href);return false;
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Harald
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Re: Ein echtes Problem

Beitrag von Harald »

RAc hat geschrieben: Aber bleib dran; wer gute Sachen produziert )wie Du mit dem talking blues), wird immer irgendwo in der Menge jemanden finden, der versteht und einen wissend anlächelt. Vielleicht ist es das schon wert...
JA !!!
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

http://www.youtube.com/watch?v=N4kFCBIYDqA
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zappi
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Beitrag von zappi »

Harald hat geschrieben: JA !!!
Muss mich dem anschließen, habe den Talking Blues erst heute gehört. :)

Wenn du aber tendenziell beim Fingerpicken bleiben möchtest, wie wäre es denn mit einen kleinen Verstärker dazu?
tbrenner
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Fingerstyle vs. Gassenhauer ...

Beitrag von tbrenner »

@ zappi: ich fürchte nur, der Verstärker löst nicht das Problem mangelnder
Rezeptionsbereitschaft bei einem Großteil potenzieller Zuhörer .... :?

Ich erlebe immer wieder, daß selbst durchaus musikinteressierte Leute
bei sehr hochklassiger Fingerstyle-Musik nach spätestens 10 -15 min.
"abschalten" - weil´s einfach gegen den Strich gängiger Hörgewohnheiten
gebürstet ist und heute die wenigsten Leute eine trainierte Aufmerksamkeit
haben, die ihnen erlaubt, mal harmonische Feinheiten oder überraschende
Läufe überhaupt erst wahrzunehmen.
Für uns Fingerpicker zum Trost: auch die Kollegen aus der Jazz-Fraktion
wisssen davon manches Lied zu singen ...... :(

Da wohl nur wenige in der Zupplergilde ein so überragendes Entertainment-
talent wie ein T. Emmanuel haben, werden die im Talking Guitar Blues so
meisterlich auf den Punkt gebrachten Erfahrungen für unsere "Nische"
weiter gelten, oder ??

Grüssle + danke für den gelungenen Beitrag, Gerd!

tbrenner
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Harald
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Beitrag von Harald »

Bei vielen Zuhörern hat man, egal, was man spielt, manchmal das Gefühl, daß sie irgendwie nach ein paar Minuten schon auf den ersten Werbeblock warten. Die Konzentrationsfähig- und willigkeit ist bei diesen schon auf ungefähr ne Viertelstunde beschränkt (worden!)
Schade, wie ich meine.
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

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gera
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Beitrag von gera »

Hallo Leute,

ich habe mich sehr gefreut über Eure Kommentare und Anregungen zum Thema (ihr habt mir auch etwas die Angst genommen was Eigenes zu produzieren).

Nach einem Hinweis von Zappi habe ich den direkten Link aus Sicherheitsgründen herausgenommen. Stattdessen habe ich meine Homepage verlinkt. Das soll aber kein Hinweis auf mein anderes Schaffen sein. Das ist alles eine Baustelle eines Möchtegernliedermachers. Wie auf meiner Homepage beschrieben, habe ich ein glatte 6 in der Schule in Musik gehabt und bin deshalb für jeden Tipp und jede Hilfe dankbar.

Gerd
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