Kottkes rechte Hand

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Oldie
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Kottkes rechte Hand

Beitrag von Oldie »

Hallo,
bei mir unterm Weihnachtsbaum lag die DVD „Leo Kottke revisited“ (In großen Teilen auch auf youtube zu sehen). Als es noch keine DVD`s gab (Stichwort Silberrücken), hatte ich beim runterhören von den Platten schon den Eindruck, dass Kottke oft nicht nur mit dem Daumen den Wechselbass spielt, sondern gleichzeitig mit dem Zeigefinger und die Melodie hauptsächlich mit Mittel- und Ringfinger. Auf den meisten Filmaufnahmen sehe ich jetzt, dass der rechte Zeigefinger denn auch immer auf der Höhe des Daumens sich bewegt und da heftig mit zupft, aber, soweit ich das seh, halt eben nur die Basssaiten. Ich bekomm das locker hin wenn die Melodie mal Pause macht, aber Bass und Melodie in der Weise zu spielen übersteigt meine Fähigkeiten trotz vieler Versuche. Liege ich mit meinen Beobachtungen falsch oder ist einfach nur üben angesagt? Vielleicht hat sich ja schon mal jemand damit befasst.
Grüße
Oldie
jo
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Beitrag von jo »

Nein, da liegst Du nicht falsch. Kottke spielt ziemlich oft Läufe mit Daumen und Zeigefinger im Wechsel (er hat da auch mal was drüber abgesondert, ich finde das aber jetzt nicht auf die Schnelle). Allerdings beschränkt er sich dabei durchaus nicht immer auf die Bassaiten, sondern geht dabei durchaus auch mal auf die Diskantsaiten hoch. Er macht das auch nicht als festes Picking - Muster, sondern je nachdem, wie er's halt braucht, d.h. er spielt m.E. normalerweise die übliche Zuordnung, Daumen an die Bassaiten, die anderen auf die Melodie. Ist allerdings wirklich schwer zu sehen. Hast Du da ein bestimmtes Stück im Auge (aua)?

Auf der DVD kann man ja auch seine merkwürdige Handhaltung bewundern, die er sich Ende der 70er nach seiner Tendonitis angewöhnt hat. Auch sonst ist die DVD sehr zu empfehlen, nicht wahr?

Gruß
Jo
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RB
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Beitrag von RB »

Ich glaube, daß das Übungssache ist. Bei einem Stück habe ich den Zeigefinger für eine Baßnote (drei Noten in drei Takten, genaugenommen) mit dabei. Das hat sich mehr per Zufall ergeben, aber es so weit zu kultivieren, daß es leicht vonstatten ging, hat etwas Übung erfordert.
Oldie
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Beitrag von Oldie »

@jo: Ja, die DVD ist sehr zu empfehlen, kommt nur 30 Jahre zu spät. Besondres auffällig ist die Technik bei den schnellen STücken auf der 12-saitigen (Jack Fig, Vaseline Machine Gun) aber auch z.b. bei Little Martha. Ganz deutlich zu hören auf der 6&12String -LP z.B. bei Busted Bicycle oder June Bug o.ä. Falls Dir wieder einfällt, wo Du da mal was gelesen hast wär ich für einen Tip dankbar. In den Tabs, die im Internet rumgeistern ist das nämlich nicht erfasst.
@RB.:Danke für den Hinweis, ist übrigens ein nettes STück in deinem Link.
Ich werd dann halt mal mal üben.

Grüße
Oldie
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Das ist m.E. eines der Geheimnisse seines Sounds, dieser unheimliche Anschlag. Die letzten Jahre gelingt das immer besser, braucht viel Übung...alldieweil das einfach nicht normal ist (aber was ist bei unsren Helden schon normal??) :)
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
jo
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Beitrag von jo »

Also, Oldie, ich habe noch mal ein bisschen auf meiner Festplatte rumgesucht, habe aber nur eine Sache gefunden, nämlich "Mr Natural", ein Leo Kottke Interview von James Jensen. Da ist folgender Absatz:

JJ: Mark Knopfler told me he plays on some of the higher strings with his thumb and his bass strings with his fingers to disguise patterns.
LK: Exactly so, and I do the same thing but Mark also has, according to Chet Atkins and he’s done a lot of stuff with Mark, a kind of a kernel of a pattern and I have one too, but I never play it. I am always adding to or subtracting from the pattern so it never really happens. I showed Chet how I tried to keep my song "Airproofing" from sounding like pattern picking , and he said "Yeah Mark does that" and showed me this little pattern...just once... I glimpsed it , and it was gone. I asked him to show it to me again and he wouldn’t! It was a really nice and elegant thing and it was more than putting your finger or thumb where it wouldn’t normally go, it was a sort of Joseph Spence type of backward thing which I can hear a little in "Money For Nothing" on the treated guitar.

Ansonsten gibt es so viel Material im Netz, dass ich nicht mehr genau herausfinden kann, ob ich da noch mehr zu gelesen habe. Eine gute Zusammenstellung vieler (!vieler) Interviews findet sich auf der Unofficial Leo Kottke Homepage, vielleicht findest Du da noch was zu.

Sonst weiss ich von verschiedenen Stücken, dass man da den Zeigefinger auf den Bassaiten einsetzen muss, sonst geht es gar nicht, so etwa bei Vaseline Machine Gun und Watermelon, Ojo und Taxco Steps. Ich habe da auch ziemlich lange für gebraucht, aber es geht.

Und beim Üben immer dran denken (außer an den Spruch: "Always remember: Leo Kottke is Leo Kottke, and you're not"):

LK: You need a little "Mr Natural" in your technique, because if there is any contortion anywhere you can really hurt yourself.

Gruß
Jo
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christian
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Beitrag von christian »

Fuer alle sie mehr ueber Kottkes right hand fingering lernen moechten kann ich ein paar Buecher empfehlen:
Eight Songs by John Stropes, The music of Leo Kottke (Mark Hanson) und Leo Kottke transcribed (Mark Hanson).
Das beste mir bekannte Beispiel Leo's extremer right hand technique ist der song Ojo. Hier benutzt Kottke ein paar mal den Daumen um die h Saite anzuschlagen und der Mittelfinger spielt die a Saite. Es ist am Anfang ein wenig unkomfortabel so zu spielen aber fuer den Kottke Sound notwendig.
Jo,
danke fur das Kottke Interview. Das finde ich sehr interessant.
Oldie
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Beitrag von Oldie »

Vielen Dank für die Tips, ich bin hochmotiviert, werde aber trotz allem jo´s richtigen Hinweis im Auge behalten, dass ich eben nicht Kottke bin!
Grüße
oldie
jo
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Beitrag von jo »

Also nein, Oldie, der Hinweis ist nicht von mir, ist glaube ich irgendwo von den TABpigs geklaut. Lass Dich davon nicht entmutigen, die Kottke -Stücke sind auch keine Hexerei. Vielleicht kriegt man das nicht so hammermäßig hin wie er, aber viele sind doch ganz gut in den Griff zu kriegen, und machen auch richtig Spaß.

Und Deinen Hinweis, christian, werde ich wohl endlich mal ernsthaft aufnehmen, Taschengeld ist jetzt zum Glück genug da.

Gruß
Jo
Oldie
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Beitrag von Oldie »

Hallo Jo,
keine Sorge, ich versteh das nicht falsch, ich bin Herrn Kottke seit 30 Jahren auf der Spur mit unterschiedlicher Intensität, seit Weihnachten halt mal wieder verstärkt. Das mit dem Zeigefinger hab ich vor vielen Jahren übrigens mal Sammy Vomacka in einer Konzertpause gefragt, der ja früher auch das eine oder andere Stück vom Meister gespielt hat, und der wusste da auch nur zu sagen, das sei halt Kottke. Eine Reihe von seinen STücken klappt ja auch ganz gut und machen, wie Du sagst, Spaß. Und bezüglich der Unterschiede gilt Dein Zitat von den TabPigs.
Grüße
Oldie
matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Ein ganz zentrales Element ist IMO das Stoppen der Saiten mit der rechten Hand. Und zwar nicht so ausgefuchst wie bei MH, sondern eher rustikal und auf die Bass-Saiten beschraenkt. Das sorgt fuer den pumpenden Drive. Auf der DVD auch gut zu erkennen.

Cheers ML
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin,

zu meiner schande muss ich gestehen das ich den herrn leo kottke bis jetzt nur vom namen her kenne.
das soll sich aber ändern.
hab schon mal seine diskographie angeschaut.
wahnsinn. wo soll ich denn da anfangen reinzuhören?
welche scheiben könnt ihr mir uneingeschränkt empfehlen?
chrisb
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klaust
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Beitrag von klaust »

chrisb hat geschrieben:wo soll ich denn da anfangen reinzuhören?
Bild Six & Twelve String Guitar
matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Mein Fave: 'Greenhouse', ('72) 'old' style
'One Guitar, No Vocals', (2000) 'new' style

Cheers ML
schorsch-adel
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Beitrag von schorsch-adel »

die Live-Platte "My Feet Are Smiling" schon alleine wegen dem unerreichbaren "JuneBug".
Vorgeschmack: von dem Medley ist es das zwote Stück:
http://de.youtube.com/watch?v=lnQTC5ICGik
(Ist der Abgänger am Anfang übrigens Bill Ramsey ?)
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