Kr?ftiger Spielen

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Raffi
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Kräftiger Spielen

Beitrag von Raffi »

Hallo! Ich lerne seit etwa einem Jahr Gitarre. Wenn ich auf einer Konzertgitarre zupfe, dann bin ich mit dem Ergebnis immer recht zufrieden; aber auf meiner Westerngitarre ist der Sound immer etwas zu leise. Kann mir jemand Tipps geben, wie ich kräftiger zupfen kann (ich zupfe mit den Fingerkuppen!)? Danke im Vorraus...
Gast

Beitrag von Gast »

du meinst du spielst komplett ohne Nagelbeteiligung ?
Raffi
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Beitrag von Raffi »

Ganz genau. Mit den Nägeln hab ich´s noch nicht versucht.
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RB
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Beitrag von RB »

Hi Raffi, ich habe mir Eure Musik angehört (Dieb unter der Dusche). Hat mir gut gefallen. Mein Neffe spielt ähnlich auf dem Piano herum.

Stahlsaitengitarren sind meist ein wenig träger in der Ansprache, dh man muß mehr hineinlangen, um Lautstärke zu erreichen. Natürlich gibt es auch Bauformen, die ganz leicht anzuschlagen sind, aber ich nehme aufgrund allgemeiner Wahrscheinlichkeitserwägungen an, daß es bei Deiner eher um eine handelt, die man kräftiger anschlagen muß. So ganz ohne Nägel (egal, ob naturgewachsen oder künstlich) stelle ich mir das schwierig vor. Hast Du einmal daran gedacht, auf den Gebrauch der Fingernägel umzustellen ?
Raffi
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Beitrag von Raffi »

Klar, wenn man da mit den Nägeln wesentlich mehr erreicht, dann werd ich das schon versuchen... :wink: Bin ja mal gespannt!
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Jürgen
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Beitrag von Jürgen »

Hallo Raffi,

ich habe vor einigen Jahren aufgrund einer Verletzung am Daumen einen Daumenpick einsetzen müssen, sonst hätte ich mehrere Wochen nicht spielen können. Der Daumenpick hat mehr Druck erzeugt als der Daumennagel. Dadurch musste ich auch mit den anderen Fingern kräftiger anschlagen, das Gesamtergebnis war deutlich lauter.
Daraus hat sich im Lauf der Zeit ein grösserer Dynamikumfang entwickelt. Ich spiele seither nur noch mit Daumenpick, auch auf der Klassikgitarre.
Gruß

Jürgen

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Klar ist doch auch, daß die Beschränkung auf eine einzige Gitarre auf eine extreme Notsituation, im Grunde auf den Zusammenbruch der Zivilisation hinweist. (RB)
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RB
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Beitrag von RB »

Und dann kommt folgendes Kapitel zur Spache:

e) Fingernägel
Fingernägel sind ein ewiges Thema bei Gitarrenspielern und zwar sowohl bei den Klassikern, als auch bei der Gruppe der Stahlsaitenfanatiker. Selbst bei diesen Weichsaitenspielern kursieren Themen wie: „Was muß ich tun, damit meine Fingernägel härter werden ?“ und ähnliches. Schlimmer ist es noch um unsereinen bestellt! Nach manchen Abenden, an denen ich viel gespielt habe, habe ich an den Nägeln des Zeige- Mittel- und Ringfingers regelrechte Buchten eingefräst. Wenn man viel spielt, kann man sich die Nägel der besagten Finger regelrecht herunterraspeln. Ich gehöre zu den Glücklichen, die wenigstens über einen starken Nagel am Zeigefinger verfügen. Der verläßt mich fast nie und das ist auch gut so, denn ich brauche ihn für das, wofür andere ein Plektrum nehmen. Aber Mittel- und Ringfinger ? Damit sieht es bei mir oft düster aus. Als Abhilfe habe ich fünf Methoden:

aa Methode 1: Fingerpicks - Ich streife mir Sitarpicks aus Indien über.

Bild

Die sind aus Draht gemacht. Ich empfinde sie als die einzigen Picks, mit denen ich ohne große Umgewöhnung sofort spielen kann. Natürlich gibt es am Markt auch Fingerpicks aus Kunststoff und Blech, ebenso wie die oben erwähnten Daumenpicks.

Bild

Es gab auch einmal eine Zeit, als ich an diese Art Picks – sogar aus Blech – gewöhnt war und damit spielen konnte. Das ist aber lange her. Hier muß jeder sehen, mit welchem Fabrikat welcher Machart er am besten zurecht kommt. Einen Nachteil weisen die meisten Fingerpicks auf, die ich kenne und getestet habe: Sie produzieren auf den umwundenen Saiten Nebengeräusche. Insbesondere die Sitar-Nägel erzeugen ein gewisses "schrapp schrapp schrapp", wenn sie leicht seitlich über die Windungen der Saite abgezogen werden.


bb Methode 2: Künstliche Nägel, die mit Sekundenkleber auf den zu kurzen Original-Nagel aufgeklebt werden. Derlei gibt es in Drogerien und Drogeriemärkten zu kaufen. Nagelstudios machen das für ein mäßiges Entgelt sogar so, daß es ganz natürlich aussieht und die Leute nicht fragen: „Was haben Sie denn mit Ihrer Hand gemacht“. Ich habe das auch schon gemacht und es hat ausgezeichnet funktioniert. Da ich aber inzwischen wieder eine Quelle für Sitar-Picks aufgetan habe, bin ich derzeit wieder zur Methode aa zurückgekehrt. Die Haltbarkeit beträgt bei mir etwa drei bis vier Wochen, danach löst sich der künstliche Nagel und fällt, ohne sich zu verabschieden, zu Boden. Vorsicht beim Umgang mit Sekundenkleber. Hinweise auf dem Gebinde lesen und beachten!

cc Methode 3: Verstärken der Fingernägel mit Sekundenkleber und Backpulver. Diese Methode habe ich von verschiedenen Seiten gehört und im Selbstversuch getestet. Es funktioniert recht gut und scheint mir einfacher zu sein, als die Methode bb. Auf den oberen, vorderen Rand des Fingernagels wird etwas Sekundenkleber (Cyanacrylat) vom rechten bis zum linken Rand aufgetragen und der Nagel anschließend in Backpulver getaucht. Das Backpulver dient als Füllmittel. Es bildet sich ein Horn-ähnlicher Placken, der den Nagel in der Stärke etwa verdoppelt. Das verlangsamt den Verschleiß "am Stahl". Vorsicht beim Umgang mit Sekundenkleber. Hinweise auf dem Gebinde lesen und beachten!

dd Methode 4: Ohne Nägel spielen. Wie schon erwähnt, tun dies eine Reihe von Leuten. Unter anderem der berühmte Leo Kottke hat sich nach eigenen Äußerungen völlig umgestellt. Früher habe er mit Picks gespielt, jetzt spiele er nur noch mit den Fingern. Zuvor habe er diejenigen beneidet, die mit den Fingern ohne Picks spielten. Diese Spieler hätten viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten. Manche Spieler spielen auch, indem sie die Saiten mit den Fingerkuppen UND dem kurz gehaltenen Fingernagel anschlagen. Ich meine, daß auch an dieser Stelle wahrscheilich jeder sehen muß, wie er sich am wohlsten fühlt und mit welcher Methode er am besten spielen kann. Das einzige Dogma ist, daß es keins gibt.


ee Methode 5: Nagelstudio.

Bild

Auf dem Bild sieht man Zeige-, Mittel- und Ringfinger meiner rechten Hand. Bei Zeige- und Ringfinger sind die Nägel nur mit einem Gemisch aus Gel und Fasern bestrichen, das UV-gehärtet wird. Obenauf kommt noch eine Schicht "Finish", das ebenfalls in einem UV-Lichtkasten gehärtet ist, in den man die Hand hält. Der Nagel des Ringfingers ist mit einem "Tip" künstlich verlängert und dann ebenfalls wie oben behandelt worden. Nach meiner Erfahrung ist die Behandlung im Nagelstudio die beste, aber auch die teuerste Methode, das Nagelproblem zu beheben, denn sie muß regelmäßig wiederholt werden, weil Nägel nun mal wachsen und der Rand der behandelten Fläche damit herauswächst. Das UV-gehärtete Gel ist so fest und zäh, dass es den Anforderungen brutalsten Pickings gegen Stahlsaiten locker wegsteckt. Also: Gelbe Saiten aufschlagen, Nagelstudio heraussuchen und nach den Preisen fragen.
Habib
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Beitrag von Habib »

Hallo Raffi,

alle hier angegebenen Tips sind richtig, aber es geht auch ohne.

Der "kräftigere" Ton stellt sich ganz von selbst ein- auch ohne Nägel oder Hilfsmittel. Nämlich mit wachsender Spieltechnik und dem dementsprechendem Selbstvertrauen. Dauert meiner Meinung nach auch nicht länger als die Umstellung auf Nagel-oder Pickspiel. Zumal mir persönlich der Klang aller Hilfsmittel(ausser Plec beim Strumming) nicht so gut gefällt wie pur. Aber das ist Geschmackssache.

Also immer fleissig spielen spielen spielen- wirst dich wundern wie schnell das geht mit dem "kräftig reinlangen"

Gruß
Klaus
matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Hi,

ich finde Habib hat recht, du solltest es erst mal so (Kuppen) versuchen. Aber nicht ueber die Blasengrenze hinausgehen. Du musst immer stoppen bevor sich eine Blase oder wunde Stelle bildet, sonst kannst du mit dem Finger wieder von vorne Anfangen.
Wenn du nicht an diese Grenze kommst, aehhhh, dann ist eh was falsch, oder du bist ein Handwerker oder so. Zwischendrin ruhig mal die Fingerkuppen am rauhen Putz abhaerten, aber ohne die Haut zu verletzen.

Und vor allem: hau rein, was das Zeug haelt. Technisch korrekt natuerlich.

Grund warum ich diese Foltermehtoden empfehle: Fingernagelpflege ist nicht einfach und Kuppenspieler haben den besten Ton (IMO, natuerlich ..., bevor sich die Altvorderen wieder auf den Schlips getreten fuehlen).
Ich selbst bin typischer Fingernagelspieler, habe aber 2 Kumpel die mit Kuppen spielen, und das ist soooooo geil.

Cheers ML
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Jau, kann ich Habib und Matthias nur beipflichten ! Da ich besch... Fingernägel habe, schon immer, und mit Fingerpicks gefühlsmässig 100 Meter von der Gitarre entfernt bin (und da soll einer die Saiten treffen) spiele ich "nur" mit den Fingerkuppen. Genau wie an der linken Hand bildet sich auch an der rechten Hornhaut, dauert ein bisschen, und natürlich nicht so viel wie links. Man merkt's eigentlich nur am Ton der mit der Zeit immer besser und lauter wird.
Einziger Nachteil: man hat im Gegensatz zu den Fingernagelspielern nicht ständig die Ausrede parat: "...aber Liebling, du weisst doch, meine Fingernägel !" wenn's mal um's Spülen und Müllruntertragen geht... :wink:
Habib
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Beitrag von Habib »

Nachtrag:

Hat aber auch einen Nachteil- habe mir gestern Abend beim Renovieren
so nen besch... Nagel in die Kuppe des Rechten Daumens, ausgerechnet genau an der Stelle mit der ich anschlage - naja-gepiekst eigentlich nur :oops: . Reicht aber aus um widerlich lästig zu sein beim Spielen die nächsten Tage. C'est la vie. Mit Pic oder F-Nagel wär das jetzt kein Problem :wink:

Trotzdem: Pur ist auch beim Gitarre spielen am schönsten :lol: .

Schönes WE gewünscht.

Gruß
Klaus
matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Leider liegen unter der Spuele immer mind. 2 Packg. Gummihandschuhe. Kann mich nur manchmal druecken wenns darum geht dem kleinen den Hintern zu waschen. Ka_ _e unter den Naegeln --> Infektionsgefahr!!
Fuer alles sonst gibts Handschuhe (Garten, DiY, etc.) ... leider!!!!!!

Cheers ML
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