Haben die Tab/Akkord-Spieler und Notenunkundigen eine Idee?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Kerstin Muc
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Haben die Tab/Akkord-Spieler und Notenunkundigen eine Idee?

Beitrag von Kerstin Muc »

Hallo Leute,

ich setze meine Frage direkt mal in die Stahlsaiten Rubrik, weil ich mir vorstellen kann, dass hier eher die Experten sitzen.
Ich spiele/ lerne ja klassisch und habe mich auch für den Weg des Notenspiels entschieden. Da denke ich, jeder wie er mag und mir macht es so Spaß.

Das bringt so mit sich, dass ich zwar nach Noten spielen kann (ok bei hohen Lagen muss ich auch mal nachschauen resp. Bünde zählen, aber auch das ein Learning).
Und klar gibt es in der Klassik auch Akkorde nur sind sie (meist) nicht notiert.
Ich arbeite mich gerade durch Jafkos Harmonielehre (tolles Teil!!!) und habe das Prinzip der Akkorde auch begriffen. Zumindest mal die Basics.

Neben meinen Übestücken mache ich auch Finger-/Technikübungen (nach Fingerfitness, F. Payr) und bin gerade etwas „müde“.

Da hatte ich die Idee, doch Akkordlehre und schnelleres Umgreifen mit Warmspielen zu verbinden. Und zwar mit einfachen Akkordfolgen. Habe im Zuge dessen ein paar Akkorde von meinem Lehrer bekommen, die in der Abfolge gespielt Sinn machen.

So nun kommt’s: Trotz Nutzung des Wechselbasses bringe ich das nicht zum Klingen. Schwer auszudrücken. Hört sich alles irgendwie gleich an. Hintereinander gereiht eben, was es ja auch ist.

Bsp. auf C-Dur folgt a-moll. Entsprechend gegriffen spiele ich den Akkord zerlegt von oben nach unten, also erst Bass, dann die 3 Diskantsaiten und wieder retour. Gezählt wird 1 und 2 und 3 und 4. Wechselbass F liegt dann auf und, die 4 folgt auf dem g.
Dann wechsle ich zu a-moll und spiele den Griff nach obigem Muster nebst Wechselbass.

Aber irgendwie klingt es nicht und ich frage mich, wie das viele Stahlsaitenspieler hinbekommen, dass sie da zwei, drei Griffe haben, die sich oh Wunder nach Musik anhören.

Dazu sagen möchte ich, dass ich nach meinem Dafürhalten Schwierigkeiten habe mit dem Rhythmusgefühl und dem Takt. Ist eben auch Übungssache..

Bitte nicht lachen, aber wie bringe ich 2, 3 Akkorde wirklich zum Klingen?
Das wäre halt super, weil es schön wäre warmspielen, Umgreifen und Akkordlehre in Spiel zu verpacken.

Hat jemand eine Idee, woran es (was immer das ist) liegen kann und kennt ihr das auch?

Beste Grüße

Kerstin
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RB
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Beitrag von RB »

Das ist schwer einzuschätzen, wenn man es nicht sieht. Eine nicht ganz seltene Ursache ist, die Saite, von der man weg muß, zu früh mit dem greifenden Finger loszulassn, aus der Angst heraus, in der Folge zu spät am neuen Orte zu sein. Die Bewegungen müssen so ergonomisch werden, daß der Finger lange genug liegen bleibt, daß der betreffende Ton klingen kann.
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flyingshoes
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Beitrag von flyingshoes »

ich habe ne weile daran hingedacht - mit dem ergebnis - ich kann's nicht beschreiben. aber was der RB schreibt kommt der sache recht nahe!
a how how how howl!
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Hallo Kerstin,

wer sich mit Akkordwechseln a.m. Sicht gut beschäftigt hat ist der Autor vom Lagerfeuerdiplom.

Dort gibt es Kapitel, die die "Fingerwanderung" bei klassischen Akkordfolgen beschreiben. z.B. den von Dir angesprochenen Wechesl von C-Dur nach a-moll

Gitarre: Griffwechsel C-Am.

Evtl. hilft Dir der Hinweis weiter.... obwohl ich auch nicht ganz verstanden habe worin genau das Problem liegt - das wäre wohl mit Video einfacher nachzuvollziehen...
Viele Grüße

ralphus
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Danke Ihr Zwei. Ich kann Euch folgen, doch denke ich daran hakt es nicht. Das klingt schon (nach), nur einfach jede Note für sich.

Was mir fehlt ist das ganzheitliche. Ich kann mir echt nur vorstellen, dass es so ein Rythmus und Taktding ist. Und spielen mit Lautstärken und Betonungen...

Ich denke (weiß es aber nicht genau), dass verschiedene Stilrichtungen (Blues, Jazz, Soul) ja nicht nur wegen evtl. Akkorderweiterungen und speziellen typischen Akkord-Reihenfolgen klingen wie sie klingen, sondern weil alle auch eine andersartige Rythmik resp. Takte haben.

Liege ich damit falsch?

Viele Grüße
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RB
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Beitrag von RB »

Das klingt eher nach Timing. Man muß einen gleichmäßigen Fluß hinbekommen, der auch durch die Akkordwechsel und sonstige allfällige Tätigkeiten der Greifhand keine Unterbrechung erfährt.
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

ralphus hat geschrieben:Hallo Kerstin,

wer sich mit Akkordwechseln a.m. Sicht gut beschäftigt hat ist der Autor vom Lagerfeuerdiplom.

Dort gibt es Kapitel, die die "Fingerwanderung" bei klassischen Akkordfolgen beschreiben. z.B. den von Dir angesprochenen Wechesl von C-Dur nach a-moll

Gitarre: Griffwechsel C-Am.

Evtl. hilft Dir der Hinweis weiter.... obwohl ich auch nicht ganz verstanden habe worin genau das Problem liegt - das wäre wohl mit Video einfacher nachzuvollziehen...
Hallo Ralphus,

ich sehe schon, es ist komplex. Das was Du gelinkt hast, kenne ich. Trotzdem danke!
Ihr kennt das Phänomen, dass Ihr Eure eigene Stimme auf dem AB merkwürdig findet? Oder das eigene Spiel anders wahrnehmt (während des Spiels) als beim Hören einer Aufnahme?

So empfinde ich das in diesem Fall. Was ich nach Noten spiele wächst und ich habe immer einen Song von Youtube zum Abgleich oder das Spiel meines Lehrers im Ohr.

Sobald die Noten weg sind und ich keinen Vergleich habe (was ja beim improvisieren ja auch der Fall ist) höre ich maximal, wenn ein Ton nicht in eine harmonische Folge passt, auf deutsch, wenn es schief klingt.

Das bedeutet aber nicht, dass wenn ich alle Noten des Akkords richtig spiele, dass was bei rüber kommt. Ist das der berühmte groove? Muss ich da mehr mit Betonungen und Takten arbeiten?

Viele Grüße

PS: Das ist eine spannende Unterhaltung, denn ich muss ehrlich sagen, was einige von Euch "eben mal nach der Arbeit und auf die Schnelle" aufnehmen und hier reinstellen ist super Musik. Und ich meine viele hier arbeiten nur mit Tabs, das kann also kein Hexenwerk sein. Na ich bin froh gestimmt, dass ich das auch noch knacke :-)
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RB
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Beitrag von RB »

So, wie ich Deine Darstellung verstanden habe, besteht die Übung aus Arpeggien, also einer Zerlegung des Akkordes (oder der gitarrenbegründeten Zwangs-Umkehrung) in eine Abfolge von Tönen von tief nach hoch "plöm plöm plöm plöm" und hoch nach tief "plöm plöm plöm". Da liegt es in der Natur der Sache, daß man von "groove" nur schwer sprechen kann. Das Ziel einer solchen Vorlage kann lauten: Es muß fließen.

Der (die das) Groove entsteht aus Betonungen und vor allem Synkopierungen, also Verschiebungen der einen melodischen Abfolge gegenüber einer anderen, das ist aber, wie man so schön sagt "eine andere Baustelle".

Wenn es Arpeggien sein sollen, empfehle ich als Übung die Einleitung zu Scarborough Fair in der Bearbeitung von Paul Simon, das regt an, die Tonfolge fließen zu lassen, klingt interessant und fordert auch ein wenig die Finger der rechten Hand, weil die Abfolge kein einfaches Abrollen der Finger, sondern die Reihenfolge etwas verschachtelt ist. Das ist aber schnell zu erlernen, meine ich.
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Beitrag von RAc »

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http://soundcloud.com/rac-13" onclick="window.open(this.href);return false;
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Manati
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Beitrag von Manati »

RB hat geschrieben:Wenn es Arpeggien sein sollen, empfehle ich als Übung die Einleitung zu Scarborough Fair in der Bearbeitung von Paul Simon, das regt an, die Tonfolge fließen zu lassen, klingt interessant und fordert auch ein wenig die Finger der rechten Hand, weil die Abfolge kein einfaches Abrollen der Finger, sondern die Reihenfolge etwas verschachtelt ist. Das ist aber schnell zu erlernen, meine ich.
Zustimmung. Die Intro saß, als ich damit anfing, schon nach wenigen Minuten konzentrierten Übens. Und klingt dann bereits richtig toll. Die Finger der linken Hand haben erfreulich wenig zu tun und verbringen mehr Zeit mit Schweben überm Griffbrett als mit Greifen.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
Terry Pratchett, 1948 - 2015
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RB
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Beitrag von RB »

Aber halt: Mir fällt gerade ein, daß es um das Akkordspiel geht. Also liegt der Schwerpunkt doch eher auf der greifenden Seite.
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

RB hat geschrieben:So, wie ich Deine Darstellung verstanden habe, besteht die Übung aus Arpeggien, also einer Zerlegung des Akkordes (oder der gitarrenbegründeten Zwangs-Umkehrung) in eine Abfolge von Tönen von tief nach hoch "plöm plöm plöm plöm" und hoch nach tief "plöm plöm plöm". Da liegt es in der Natur der Sache, daß man von "groove" nur schwer sprechen kann. Das Ziel einer solchen Vorlage kann lauten: Es muß fließen.

Der (die das) Groove entsteht aus Betonungen und vor allem Synkopierungen, also Verschiebungen der einen melodischen Abfolge gegenüber einer anderen, das ist aber, wie man so schön sagt "eine andere Baustelle".

Wenn es Arpeggien sein sollen, empfehle ich als Übung die Einleitung zu Scarborough Fair in der Bearbeitung von Paul Simon, das regt an, die Tonfolge fließen zu lassen, klingt interessant und fordert auch ein wenig die Finger der rechten Hand, weil die Abfolge kein einfaches Abrollen der Finger, sondern die Reihenfolge etwas verschachtelt ist. Das ist aber schnell zu erlernen, meine ich.

Ja genau,

dieses plöm plöm plöm (= Arpeggien) st mein tägliches Aufwärmen. Die Tipps betr. Betonungen und Synkopen nehme ich gerne auf und werde versuchen da dran zu arbeiten. Mit Takten zu spielen und mit Betonungen. Das von Dir genannte Lied ist sicher ein tolles Übetsück, aber wie Du selbst grad feststellst recht frei von Griffen. Aber ich denke mit den Akkorden die ich daheim habe muss ich versuchen der Sache näher zu kommen...

@Rac: Schuss ins Blaue ist quasi ein Volltreffer. Und ich denke ich habe nicht sooo das tolle Gehör. Musik nachspielen ist für mich quasi unmöglich.

Ich habe mir kürzlich eine neue Gitarre gekauft. Werde ich wohl auch mal hier vorstellen. Und bin etxra nach 5 km noch mal umgekehrt, weil ich meine Noten daheim vergessen hatte. Und es war unvorstellbar das Instrument anzuspielen ohne Noten. Ich hätte gar nicht gewusst was ich spielen soll....

Viele Grüße Kerstin




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RAc
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Beitrag von RAc »

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TorstenW
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Re: Haben die Tab/Akkord-Spieler und Notenunkundigen eine Id

Beitrag von TorstenW »

Kerstin Muc hat geschrieben: Bsp. auf C-Dur folgt a-moll. Entsprechend gegriffen spiele ich den Akkord zerlegt von oben nach unten, also erst Bass, dann die 3 Diskantsaiten und wieder retour. Gezählt wird 1 und 2 und 3 und 4. Wechselbass F liegt dann auf und, die 4 folgt auf dem g.
Also hier sind ein paar Sachen etwas seltsam (ausgedrückt)..

Wenn du solche Arpeggios spielst, also Töne von tief nach hoch (und dann wieder zurück), hast du keinen Wechselbass. Ein Wechselbass wäre ein Abwechseln von Grundton und Quinte auf 1 und 3. Hat hier nix mit zu tun.
Wieso auch ein "Wechselbass F".. versteh ich überhaupt nicht. Das F hat weder im C-Dur-Akkord, noch in A-Moll was zu suchen.
Und auch nicht ernsthaft im Übergang..

" Gezählt wird 1 und 2 und 3 und 4."
Das sind auch nur 7 Zählzeiten..? 7 ist auch rhythmisch ne eher unrunde Zahl..

Ich würd sowas spielen:
im 6/8 Takt:
(1) Grundton auf Bassaite
(2) G-Saite
(3) H-Saite
(4) E-Saite
(5) H-Saite
(6) G-Saite

Kommt z.B. in einfachen Versionen von House of the rising Sun vor.
Das ergibt ein rundes einfaches Muster.
Dann immer auf (1) laut spielen und den Bass durchklingen lassen.


// Nebenbemerkung: die Sache mit der Stimme auf dem Anrufbeantworter und der Aufnahme sind zwei sehr verschiedene Geschichten. Ersteres ist eine Sache der Wahrnehmung des Körperschalls. Man nimmt die eigene Stimme generell anders wahr als andere Menschen.
Zweiteres ist eher eine Sache der Aufnahmetechnik, sowie der selektiven Wahrnehmung dessen was man spielt. Bein Spielen konzentriert man sich auf bestimmte Dinge, beim späteren Anhören ist das nicht nötig und andere Fehler fallen mehr auf.
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

RAc hat geschrieben:
Kerstin Muc hat geschrieben:
@Rac: Schuss ins Blaue ist quasi ein Volltreffer. Und ich denke ich habe nicht sooo das tolle Gehör. Musik nachspielen ist für mich quasi unmöglich.
Auch und gerade solche Sachen können und müssen geübt werden. Eine sehr gute Übung dafür ist z.B., ganz Anders und bewußt Radio zu hören: Wenn Du ein Stück hörst, daß Du z.B. schon eine Million Mal gehört hast, nimm Dir mal vor, daß Stück ganz Anders zu hören - z.B. gezielt auf den Baß zu achten, den Rhythmus mitzutappen, herauszukriegen wo der groove ist, die Harmonien im Kopf mitzuspielen etc. pp. Irgendwann wird es dann besser mit dem Hinhören - einfach von der Musik besessen werden, dann klappt es schon :wink:

Sowas kommt nicht von heute auf Morgen. Gib Dir Zeit, damit Du Dir den Spaß daran nicht mit Frust überkleisterst.
Oder was extrem (!!!) hilft:
Singen.
Alles singen was geht. Beim Spielen die Melodie mitsingen, im Chor singen, Radio mitsingen und auf seine eigene Stimme hören. Intervalle singen. Singen und gleichzeitig was anderes spielen.
Es gibt kaum bessere Gehörbildung als selbst zu singen und darauf zu achten was man singt, und was drumherum passiert.
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