Bässe Abdämpfen

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

MadEgg
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Bässe Abdämpfen

Beitrag von MadEgg »

Hallo zusammen!

Ich habe mal wieder eine Technik-Frage bei der mich das Buch nach dem ich arbeite leider nicht weiter bringt.

Ziemlich zu Beginn der Folk-Pattern steht zum Thema Abdämpfen etwas was ich bis jetzt im Grunde ignoriert habe:
Baßtöne sollte nicht ineinander klingen. [...] sollte darauf geachtet werden, die Bässe abzudämpfen.
Abdämpfen
Gegriffene Bässe: Dämpfen mit dem Greiffinger
Leere Seiten: Dämpfen mit dem Daumen der rechten Hand oder einem unbeschäftigten Finger der linken Hand.
Advanced Finger Style, Michael Langer


Hm, theoretisch klingt das ja gut aber in der Praxis :roll: .

Nehmen wir dieses A-Mol Pattern:

Code: Alles auswählen

---------------------------------------
-------1-----------------0------------
-----------------2----------------2---
------------2----------------2--------
---0---------------------------------
----------------------0---------------
Also dämpfe ich hier jetzt alle Töne auf den Seiten E, A (und D?).

Mit der linken Hand wird es schwierig da ich alle Finger bis auf den kleinen Finger verwende und ich nur mit mittelgroßen Fingern gesegnet bin :-) . Evtl. könnte ich die A-Seite mit dem kleinen Finger und die E Seite mit dem Daumen der linken Hand abdämpfen. Erscheint mir aber auch nicht so prickelnd.
Bleibt also die rechte Hand, aber wie? Soll ich mit dem Daumen die A Seite anspielen und dann direkt wieder nach oben gegen die Seite drücken? Das zerstört irgendwie jeglichen Spielfluss und klingt bei mir abgehackt und oft schnarrend. Zumal ich dann ja noch rechtzeitig die nächste Seite treffen möchte :shock: .

Grundsätzlich klingt es bei mir sehr bescheiden wenn ich Seiten Abdämpfe weil es sich entweder schnarrend oder abgehackt anhört. Auch wenn ich die Seiten mit dem Greiffinger abdämpfe (also einfach den Druck von der Seite nehme?) scharrt es. Bei den wenigsten Pattern liegt bei mir auch ein Finger wirklich so, dass ich leere Bassseiten gut abdämpfen kann. Das einzige was ich manchmal mache ist, den Handballen der rechten Hand auf die drei tiefen Seiten zu legen um einen etwas abgedämpften Ton zu erreichen. Für das gezielt Abdämpfen bestimmter Seiten eignet sich das aber leider nicht.

Wie funktioniert das Abdämpfen richtig? Wie macht ihr das? Kennt ihr Videos/Links wo man sehen kann wie es richtig gemacht wird?

Freue mich über eure Antworten!
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RB
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Beitrag von RB »

Die trockenen, abgedämpften Bässe, die gegen die ineinander klingenden Diskantsaiten stehen sollen, erreichen viele Leute (mich inbegriffen) mit dem Daumenballen. Der wird vom E her leicht an die Saiten gelegt. Das erfordert allerdings eine Haltung der rechten Hand, die eher etwas stumpf-winkelig zu den Saiten in Position gebracht werden. Das ist von der klassischen Spielhaltung der rechten Hand ziemlich weit entfernt.

Das Dämpfen mit dem greifenden Finger ist sicher möglich, aber ich habe das noch nicht probiert.

Die freien Saiten, die gar nicht klingen sollen, kann man im Falle des versehentlichen Schwingens sicher mit dem Daumen einfangen, desgleichen aber auch mit einem freien Finger der linken Hand, ganz abhängig von der Situation.
bausteff
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Beitrag von bausteff »

Meiner Meinung nach ist bei dem Pattern hier genau das Dämpfen der Basssaiten mit dem Handballen gemeint. Klingt einfach viel besser und originaler.
Da gibts bestimmt zig Videos wo das gezeigt wird. Würde mal irgendwas wie Blues Picking oder so eingeben.

Was anderes ist das dämpfen in der klassischen Gitarre. Ich findes das wird oft unterschätzt. Aber z.B. auch ein Klavierspieler lät den Ton nur so lange klingen wie er auch klingen soll. Je nach gespieltem Ton, schnellt z.B. der Daumen zur Saite und dämpft die Schwingung ab. Erordert schon einiges an Übung, lohnt sich aber.

Wie gesagt, hier geht es aber um das dämpfen mit Handballen.
"die Natur hat uns nur einen Mund, aber zwei Ohren gegeben, was darauf hindeutet, dass wir weniger sprechen und mehr zuhören sollten."
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Laut dem Buch "The art of Solo Fingerpicking" von Mark Hanson,
der für sein Werk immerhin den Grammy, den bedeutandsten Musikpreis gewonnen hat, wird die Tiefe E Saite durch Daumenübergreifen gedämpft.
Die leere A Saite wird gedämpft, indem man den Finger der die D Saite niederdrückt leicht nach oben verschiebt, so dass er die A Saite berührt. Die D Saite würde durch leichtes Anheben des sie greifenden Fingers abgedämpft.
Die Melodiesaiten, die z.B. bei einem Pulloff unabsichtlich berührt und zum Klingen gebracht werde, werden durch Auflegen des entsprechenden Fingers der rechten Hand abgedämpft.
Wenn man z.B. auf der b Saite einen Pulloff macht, berührt man meist die e Saite. Deshalb zupft man z.B. die b Saite mit dem Zeigefinger und legt gleichtzeitig den Mittelfinger auf die e Saite, so dass diese nicht klingen kann, falls sie denn auch nicht klingen soll.
Erfordert allerdings einiges an Übung.
FabianJ
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Beitrag von FabianJ »

Chet Atkins hats vor gemacht - Dämpfen mit dem rechten Handballen und abstützen des kleinen Fingers auf der Decke, damit die Hand einen Bogen macht und die restlichen Saiten klingen können.

Mit links Dämpfen geht auch nennt sich Neck-choaking (würgen) ;) erfordert aber recht viel Übung.
Wenn du Technik sauber von Grund auf lernen willst, führt nichts an Tommy Emmanuels neuem Lehr video "fingerstyle Milestones" vorbei.

Greez
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RB
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Beitrag von RB »

In der Gitarrenspielerei gibt es keine festen Regeln dafür, wie der Bass abzudämpfen sei. Ich nehme an, daß die Mehrzahl der Stahlspieler es mit dem Daumenballen machen, weil sie - so wie ich auch - den Herren Chet Atkins, Merle Travis und Doc Watson nacheifern.

Doc Watson erklärt das hier ab 2:00 herum am beispiel Deep River Blues. Merle Travis kann man hier in einigen Beispielen sehen. Chet Atkins, naja, such halt selbst ein wenig.
wernoohm
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Beitrag von wernoohm »

RB hat Recht: Es gibt keine festen Regeln. Auch Grammy-Gewinner beschreiben wahrscheinlich nur, wie SIE es machen - und wenn "toniedastier" die Beschreibung korrekt wiedergegeben hat, vergeht mir die Lust auf dämpfen sofort.
Dämpfen mit dem Daumenballen der rechten Hand ist wahrscheinlich die gebräuchlichste Methode - und mit etwas Übung kann man das auch sehr fein dosieren. Ob man dabei den kleinen Finger als Stütze benutzten will, muß man ausprobieren. Ich kann das z. B. nicht. Ich stütze mich lieber mit dem Handgelenk auf dem Steg ab - wie gesagt: Ich mache es so!
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RB
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Beitrag von RB »

Dito, aber nur leicht, damit es nicht zu sehr den Gesamtklang bedämpft.
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tele
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Beitrag von tele »

Hallo MadEgg

Michael Langer ist von Hause aus Klassiker.In seinen Ausgaben für klassische Stücke verwendet er als Erinnerung, dass ein Ton gedämpft werden soll ein *
Das ist so eine Art Steckenpferd von ihm.
Er spielt Fingerstyle in klassischer Technik. Dazu gehört die beschriebene Technik mit dem Daumenballen nicht.
Die hat wohl ihren Ursprung in der Verwendung eines Daumenpicks und lässt sich damit am besten realisieren, geht aber auch ohne.

Was Langer beschreibt sind klassische Dämpftechniken, die vor allem verwendet werden, um Dissonanzen in den Bässen zu vermeiden, also Basstöne, die sich reiben, wie zum Beispiel die leere E-Saite beim Umgreifen von E-Dur zu D-Dur. Hier würde der Klassiker die E-Saite mit dem kleinen Finger der linken Hand am Weiterklingen hindern.
Wenn man auf einer Steelstring mit "Klammergriff" spielt, kann das auch der Daumen links erledigen.

In deinem Beispiel sind alle Töne aber Bestandteil des a-moll Akkrods, können also ruhig zusammenklingen.Hier brauchst du nur Töne zu dämpfen, die dich stören, wenn du zu anderen Akkorden umgreifst.

Zusammenfassung: Man muss unterscheiden zwischen dem Abdämpfen der Basssaiten im Allgemeinen um einen perkussiven Boom-Chicka Effekt zu erreichen und dem Abdämpfen einzelner Töne zur Verhinderung von Dissonanzen beim Akkordwechsel.
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Nun ja, es stimmt, dass man die Bässe am einfachsten mit dem Handballen abdämpft. Allerdings kann ich ohne Thumbpick dann die Bässe nicht mehr ordentlich anzupfen.
Dieser Mark Hanson, dessen Technik ich zitiere, vertritt die Meinung,
dass man die Bässe so wie beschrieben amdämpfen soll und dass man den Handballen nur auflegen soll, wenn man den Boom Chika Stil spielen will. Aber beim Ballen auflegen dämpft man ja alle Bässe und mit der Technik von Mark Hanson kann man einzelne Saiten klingen lassen und andere dämpfen.
Und ich habe tatsächlich auch schon Spieler auf Youtube gesehen, die Saiten unterhalb einer pull off Saite mit einem freien Finger der rechten Hand dämpfen.
Wenn man es einmal mit ein paar technische Übungen erlernt hat, dann ist es durchaus machbar. Wie sollte man sonst eine Saite unterhalb einer Pull Off Saite vom Klingen abhalten. Da fällt mir spontan keine andere Lösung ein.
wernoohm
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Beitrag von wernoohm »

Die Dämpfung mit dem Daumenballen ohne Daumenpick zwingt den Daumen in eine unnatürliche Haltung. Bei mir führt das auf die Dauer zu Schmerzen im Daumengrundgelenk - ein Grund für mich, stets Fingerpicks zu benutzen.
Was mir an Hansons Dämfungstechnik nicht gefällt: Die einzelnen Finger werden einzelnen Saiten zugeordnet. Vom Gefühl her würde ich eher den Finger benutzen, der gerade zur Verfügung steht.

Was die Dämpfung von Melodiesaiten nach pulling off angeht: Versuch mal, das p o nicht nach "unten" sondern nach "oben" zu machen - also: p o auf derh-Saite in Richtung g-Saite. M. E. läßt sich die Bwegung so besser kontrollieren und man kann den Finger auch sofort vom Griffbrett abheben. Die Gefahr, andere Saiten zu berühren kann man so minimieren.
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Na, ja, natürlich nimmt man nicht immer den gleichen Finger für
die gleiche Saite, das war nur als Beispiel für den A moll Akkord gedacht.

Bei mir funktioniert das mit dem Handballendämpfen ohne Pick ebenfalls nicht, daher finde ich die Dämpftechnik von Hanson schon sinnvoll, außer man will eben diese ständig leicht dumpfen Bässe, die nicht lange nachklingen.
Das ist dann aber eher eine Philosophie Frage. So wie einer Lila lieber mag als Blau, so mag der eine eben gedämpfte Bässe, der andere lange nachklingende und der dritte richtig stark wummernde.
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Beim Dämpfen scheidet sich die Spreu vom Weizen :-)

Es wurde schon ganz richtig beschrieben, dass das Abdämpfen aller Bassaiten mit dem Handballen was anderes ist als das Dämpfen unerwünschter Töne.

Wenn wir uns auf letzteres konzentrieren, dann dämpfe ich z.B. einen Basston mit dem Daumen der rechten Hand, während ich den nächsten Basston anschlage. Konkret beim A-Moll würde ich also beim Anschlag der D-Saite die A-Saite mit der Oberseite des Daumens berühren, um sie abzudämpfen.

Alternativ kann man mit dem Daumen beim "Rebound", also während sich der Daumen zurück bewegt, kurz die Saite abdämpft. Das stoppt dann auch den Spielfluss nicht.

Die Melodiesaiten kann man mit links dämpfen, indem man z.B. beim A-Moll den Zeigefinger leicht in Richtung e-Saite abknickt.

War das jetzt verständlich?

Viele Grüße, Stephan
Ulrich Peperle
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Registriert: Do Sep 01, 2005 1:27 am

Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 11:22 am, insgesamt 1-mal geändert.
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Ich glaube hier werden zwei verschiedene Arten von Abdämpfen vermischt.
1. Abdämpfen unerwünscht mit klingender Saiten die den Ton unpräzise machen oder harmonisch nicht passen. Da befinden wir uns dort wie z.B. Ulrich Pepperle beschrieben hat.

2. Abdämpfen zum Erzeugen eines perkussiven, treibenden Basses um die Musik rhythmisch zu betonen. Hier reden wir über ein Stilmittel, Boom-Chick, Chet Atkins, Merle Travis, alte Blueser und Handballen am Steg.

Wenn ich das threaderöffnende Posting korrekt interpretiere, dann ist der Fall 1 angesprochen.
Guild M 120
RainSong CH-OM1000NS
Seagull SWS Mini Jumbo
Collings OM2H Deep Body Option
Martin OM 42
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