Ich mu? leiden (aber auf hohem Nivea)

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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RB
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Ich muß leiden (aber auf hohem Nivea)

Beitrag von RB »

Nachdem ich nun in Schwäbisch Hall zum Schwarzpulver-Schießen war und dort hauptsächlich mit einer Menge Leute zusammen Musik gemacht habe (2 Geiger, 3 Gitarrenspieler, 1 Mando-Spieler [Icke]), stehe ich vor dem folgenden Leidensdruck und Dilemma:

Wir haben Lieder gesungen und "Bonny Blue Flag" und solche Sachen gespielt. Dank kontinuierlicher und gleichmäßiger Zuführung von Alkohol war meine Hemmschwelle abgebaut und ich habe viele Lieder gesungen, sogar ohne Timingprobleme :twisted: und mit "Seele" (die des Trinkers, würde Freund montechristo jetzt sagen, daher nehme ich es vorweg). Gut, es war sehr schön, ein wunderbares Erlebnis, das ich nicht missen möchte, zumal junge, wohlgestaltete Damen sich ebenfalls zum Singen bemüßigt fühlten und da ist man als alter Zausel doch sehr geschmeichelt, wenn man Orchester und Zweitstimme spielen darf. Stücke, die feinmotorische Anforderungen stellten, habe ich gemieden. Ich meine, einer der Anwesenden hat den (oder das ?) Bourrée von Bach in angesäuseltem Zustand spielen können, aber das ist nunmal ein besonderer Mensch.

Anschließend war und ist Leberschonung angesagt. Also meide ich den Allohol und habe heute verschiedene (für mich) schwere Sachen gezupft, wie zB "Road to Richmond" von Duck Baker und es klappte ziemlich gut. Eigentlich alles ging gut. Die Nüchternheit des Verstandes schärft die feinmotorischen Fähigkeiten. Ausgeruht mit Tass Kaff im Kopp klappen die schwereren Solostücke wies Brezelbacken.

Jetzt kommt das Dilemma: Wie bekomme ich ein gemischtes Programm hin ? Wenn ich stocknüchtern bin, scheue ich den Gesang, weil ich dann Hemmungen habe. Erst ein bis zwei Glas Wein lösen diese Hemmungen so auf, daß ich anfangen kann. Was soll ich also tun, wenn ich in einer ähnlichen Lage bin, wie eingangs beschrieben und es erscheint angemessen, ein paar Solostücke zu spielen ?

Erst Solostücke spielen, dann zwei Glas Wein und dann Lieder absingen oder was ? Oder, wie der Bourree-Spieler sagte: "Lernen trunken zu spielen" ? Letzteres würde zu einer andauernden Leberbelastung führen. Kann ich auch nicht machen. Außerdem die Eitelkeit: Ich sehe inzwischen so frisch und munter aus, das möchte ich auch nicht missen. Alkohol schwemmt mein Gesicht so auf, daß ich den Verlust an Attraktivität mit Dreitagesbart, Cowboyhut und einer Sonnenbrille kompensieren muß. Das kann ja auch keine Dauerlösung sein.

Ich bitte um konstruktive Vorschläge. Psychiater ? Rauschgift ? Irgendwas anderes ?
Waufel
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Beitrag von Waufel »

Sex :D :D :D
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thust
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Beitrag von thust »

Hallo Reinhard,
ich glaube zwar nicht das Nivea hier weiterhilft :mrgreen: , aber ansonsten brauchst Du Dich mit Deiner Sangeskunst nicht zu verstecken und mit Deinem Gitarrenspiel schon gar nicht.
Wie bereits erwähnt geht es mir ja ähnlich, ich führe das auf meine Kindheit zurück (verwöhntes Einzelkind dem alles abgenommen wurde). Da verkümmert das Selbstbewusstsein und das Durchsetzungsvermögen. Eine Lösung habe ich aber auch noch nicht gefunden. Aber ich arbeite dran.
Wenn ich z.B. mal wieder Mittag gekocht habe und es schmeckt keinem außer mir, dann führe ich das auf die mangelnde Sensibilität der Geschmacksnerven des Restes meiner Familie zurück und lobe mich dann selbst. Ich lobe mich oft selbst, auch wenn es die anderen nervt, mir hilft es. :wink:
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thust
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Beitrag von thust »

Waufel hat geschrieben:Sex :D :D :D
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Das fallen mir doch gleich wieder meine 7 Hobbys ein, Sex und saufen.
PaulMc

Beitrag von PaulMc »

Lieber RB,

es ging mir über lange Zeit mit dem Singen und den Hemmungen wie dir.
Und oft genug ist es heute noch der Fall.

Ich meine sogar, dass dies bei dir, auch bei deinen MP3- Aufnahmen zu hören ist. Genau dies wollte ich auch mit meinem Beitrag zu einer deiner MP3- Aufnahmen sagen.

Diese Hemmungen bzw. Lampenfieber können enorm kontraproduktiv sein. Sie führen bei mir sogar dazu, dass gar nichts mehr läuft, weder der Gesang noch die adäquate Gitarrenbegleitung.
Im stillen Kämmerlein, ohne Publikum, läuft meist alles bestens, aber wehe es hört jemand zu.

Da zwei Glässchen oft nicht reichen und zuviel von diesem " Lebenselixier"
auch oft das Gegenteil bewirkt sowie die Verfügbarkeit nicht immer gegeben ist, bevorzuge ich eine andere Variante.

Es ist eine rein psychische Selbstmanipulation.
Wenn ich versuche in mein Inneres hinein zu hören und alles möglichst genau und gut machen zu wollen, sozusagen befehlsmässig meine Stimme zu kontrollieren und zu beherrschen, erreiche ich damit genau das Gegenteil. Ich muss dieser Kontrolle zuviel Aufmerksamkeit widmen und ich werde unsicher mit all den fatalen Folgen.

Meine Variante ist folgende:

Ich singe lauthals, spontan ohne auf Fehler im Text, der stimmlichen Intonation und der Gitarrenbegleitung zu achten. Ich nehme sozusagen, keine Rücksicht auf das Publikum und mich selbst.
Und ich habe damit den meisten Erfolg.
Wenn mir das gelingt, dann sind die Zuhörer in der Regel recht zufrieden, wenn ich auch zusätzlich noch ihren musikalischen Geschmack getroffen habe.


Gruss

Ulrich
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guitar-hero
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Re: Ich muß leiden (aber auf hohem Nivea)

Beitrag von guitar-hero »

RB hat geschrieben: Ich bitte um konstruktive Vorschläge. Psychiater ? Rauschgift ? Irgendwas anderes ?
Also Waufel's Vorschlag ist natürlich nicht zu vernachlässigen! :D
Der Pschüchater hilft natürlich auch - weil letztendlich beides zu einer natürlichen Gelassenheit führen.

Nur - Alkohol (und sonstige Drogen) helfen (insbesondere bei steigendem Pegel) in keiner Weise!
Ok - wenn man sein "Programm" hinter sich gebracht hat und anschliessend "glückselig" weiterträllert, vielleicht in Ordnung, doch ansonsten: Entweder - oder!
Entweder mache ich mir (mit Drogen) einen "vergnüglichen" Abend, oder ich mache (völlig klar im Kopf) meinem Publikum einen schönen Abend.

Der Anfangsstress ist natürlich immer recht hoch, doch spätestens nach dem 3. oder 4. Song ist das alles vergessen.
--

PS:
Da meinte meine Freundin doch letztens: "Wieso hast Du in Eisenach eigentlich kaum gespielt?"
Ich sach: "Der Westerneintopf war so scharf, da versagte mir die Stimme." :twisted: :lol:
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"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur zu selten dazu."
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Hallo Reinhard,

was mir hilft - da ich ja nun einmal auch nicht der große Caruso bin - ist ein Partner. Ich mache da z.Zt. mit einem Dinosaurier der Bremer Folkszene ein wenig Musik. Wir ergänzen uns sehr gut. Abgesehen vom Gitarrespiel, kommt es bei mir nicht nur zu spontanen 2.Stimmen - nein, ich stimme sogar eigene Stücke an, die er dann auch mit einer 2. Stimme oder gar nicht unterlegt. Natürlich hilft mir ein Gläschen ebenso wie Dir, aber zwingend ist es nicht ( zumal ich es auch nur bedingt vertrage :wink: ). Und mit der Zeit ist es wurscht, ob ich allein singe oder mit anderen zusammen. Die Anlaufphase zum "eigenen" Gesang am Abend wird immer kürzer und ich fühle mich ( in dieser Beziehung ) auf dem rechten Weg. Mund auf und drauf los... Und wenn es denn kribbelt, verstecke ich mich stimmlich zunächst einfach hinter einer halbwegs gut gespielten Gitarrenbegleitung :wink:

Wenn ich mir so anhöre und ansehe, was andere Leute so auf der Bühne - für Geld - von sich geben und Applaus ernten, dann brauchen wir uns auch nicht zu verstecken. Mittlerweile glaube ich auch, als jahrzehntelanger Wohnzimmerzupfer, einen gewissen Gefallen an öffentlichem Musizieren gefunden zu haben und ein wenig Applaus zu ernten. Und ich habe das Gefühl, süchtig nach gutem Zusammenspiel mit anderen Musikern zu sein.

Es ist ein Jammer, dass wir hier 1. keine richtigen Kneipen und Pubs für solche Musik haben und 2., dass hier praktisch niemand meine Musik spielt oder die Bands bereits komplett sind. :roll:

Ich finde Deinen Gesang durchaus akzeptabel. Und wenn er Dir vielleicht auch ungetuned ( ohne Prozente ) nicht so zusagen mag ( das Gefühl habe ich bei mir ständig ) - was soll's? Mittlerweile kennen die meisten Deine Stimme doch - was hättest Du jetzt noch stimmlich zu verbergen?? Und - mal ehrlich - bist Du schon jemals von der Bühne gepfiffen worden??? Nee, das glaub ich irgendwie nicht :wink:


Wieder einmal ohne zu denken hingetippt vom
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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PaulMc

Beitrag von PaulMc »

Hallo Oldpicker,

das gemeinsame Singen mit einem Partner ist für mich auch die wichtigste
Möglichkeit, etwas halbwegs Zumutbares/Hörbares von mir zu geben.

Im übrigen geht es mir in allen anderen Punkten genauso.

Ich glaube sogar, dass dies

"Es ist ein Jammer, dass wir hier 1. keine richtigen Kneipen und Pubs für solche Musik haben "

( u.a. solcher Gelegenheiten wie die Strassenmusik)

im Umkehrschluss betrachtet, mit einer der wesentlichen Punkte für den Erfolg der irischen Folk-Musik und z.B. der amerikanische Bluesmusik etc. ist.

Gruss

Ulrich
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

OldPicker hat geschrieben: was mir hilft ... ist ein Partner.
In der Tat!
Als ich (vor etwa 3-4 Jahren) mit meiner damaligen Partnerin die Kneipenszene unsicher gemacht habe, hat mir das entscheidend geholfen! Zwar hatten wir beim 1. Song beide "Pudding in den Knien", (sie konnte nicht einmal im Stehen singen), doch dann war's gelaufen.
Wir haben das Publikum einfach ignoriert und uns gegenseitig aufgepuscht. Dann war's gelaufen!
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vauge
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Beitrag von vauge »

Mein Problem ist weniger das Lampenfieber sondern so profane Dinge wie eine oft recht leise Stimme, so das es bei normal eingestellten Micros immer nachgeregelt werden muss oder sowas. Also technische Sachen die ich nicht richtig im Griff habe oder in manchen Situationen (Session) nicht richtig beeinflussen kann. Oder sich selbst nicht hören auf der Bühne. Das verunsichert mich sehr, ist aber Gewöhnungssache. Letztlich denke ich, wenn man regelmässig vor Publikum spielt gewöhnt man sich an vieles, ob es nun die Verwendung von Technik ist oder das Singen/Spielen von Zuschauern. Je mehr Routine man hat desto leichter wird es.

Also auf, auf .. nur das hilft wirklich :wink:

Ach ja - mit Partner/in ist es auch für mich sehr viel leichter meine Hemmungen zu überwinden. Das geht wohl vielen so.

@Oldpicker
Falls Dir der Weg nach Bremerhaven nicht zu weit ist. Dort gibt es jeden 3.Dienstag im Monat eine Acoustic-Session. Genau solche Leute wie Du sind dort erwünscht und gesucht. Ob allein oder als Gruppe. Am selben Ort wären vermutlich auf Auftritte drin. Das lässt sich alles mit den Veranstaltern abklären. Also, ich würde mich jedenfalls freuen wenn Du oder Ihr dort mal aufschlagen würdet.

Bei Interesse mail mir einfach.

[edit] Der Termin war falsch - ist korrigiert[/edit]
Zuletzt geändert von vauge am So Sep 11, 2005 11:53 am, insgesamt 1-mal geändert.
musikalische Grüsse

Vauge

http://de.youtube.com/user/GeV0X
PaulMc

Beitrag von PaulMc »

Hallo vauge,

ich denke, dass war insbesondere auch an mich gerichtet. Habe ich damit recht oder nicht?

Es wird aber dennoch fast keinen Einfluss auf die kommende Zeit haben wie ich vermute!

Gruss

Ulrich
Zuletzt geändert von PaulMc am Sa Sep 10, 2005 4:27 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Hallo Vauge,

hier ist es:

MAIL DIR

:lol:

Gerade der Mittwoch ist interessant. Und nach Bremerhaven ist es ja eigentlich nur mal eben umzu :wink:

Also, wo ist es , wie bekommen wir Kontakt? Gibt es eine Internetadresse?

Fragt der Dieter, bekannt als der olle
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Das erinnert mich an die Anfangszeit unserer Gruppe.
Damals war´s ja auch so, dass ich vor dem Konzert am liebesten ein Bierchen zum "Auflockern" gezischt habe.
Das hat sich recht schnell gegeben. Einerseits war klar, dass es auch ohne ganz gut geht...spätestens nach dem ersten Applaus verflog das meiste Lampenfieber. Andererseits musste ich immer auf meine Mitspieler achten und etwaige Taktfehler auch mitmachen, damit wir immer ungefähr auf dem gleichen Stand im Stück waren.
Klar ist es für den Frontmann immer schwieriger als für den Rest der Truppe.
Glücklicherweise war unser Mann durch verschiedenste Vorträge, die er gehalten hat und die Tatsache, dass er Lehrer ist, daran gewöhnt vor vielen Menschen zu stehen.
Das Negativbeispiel hat sich dann nach einigen Jahren zu uns gesellt.
Das war ein Akkordeonspieler, der nach der ersten Pause schon angefangen hatte zu lallen.
Es kam dann schon mal vor, dass er erst die ersten Akkorde suchen musste, weil er Schwierigkeiten hatte das Notenblatt zu lesen.

Zugegebenermaßen hab ich auch Probleme alleine vor Puplikum zu spielen und/oder zu singen. Unter zwei Bierchen würd ich das wahrscheinlich auch ned machen. Ist der Anfang mal gemacht, darf´s dann aber auch gerne Radler sein. Mir würde es nämlich unsäglich stinken, wenn ich am nächsten morgen merke, dass meine Gitarre überall Abdrücke von irgendwelchen Tischen hat...nur weil mich mein Gleichgewichtssinn im Stich gelassen hat. :roll:


Stefan
PaulMc

Beitrag von PaulMc »

Da hab ich ja Glück, denn ich bin kein Akkordeonspieler und trinke nicht.
Nur wenn man zu viel Unverständnis zeigt, neige ich gelegentlich dazu, wie vielleicht heute wieder einmal. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten
sich zu beruhigen.
Und ich denke, dass ich nicht lalle.

Und deshalb werde ich wahrscheinlich am nächsten morgen auch nicht mehr aufwachen, weil ich das Notenblatt nicht mehr lesen konnte.

Das mit dem Gleichgewicht mag zutreffen. Es geht aber auch gestandenen
Leuten so.
Auch brauche ich mir dann keine Sorgen machen. Ich werde nicht mehr feststellen, dass meine Gitarre irgendwelche Abrücke von irgendwelchen Tischen hat. Es ist deshalb vollkommen belanglos.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Hey- interessante Diskussion. Hab´ich glatt mal auszugsweise für´nen Bekannten ausgedruckt. Danke!
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