Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Hier kann man sich über die Verwandten der Gitarre aus der Lautenfamilie austauschen: Mandoline, Mandola, Bouzouki

Moderator: RB

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stringteaser
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Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von stringteaser »

Hallo beisammen!


Vor Jahren schon habe ich mein Herz an Old Time verloren und mir irgendwann zum Zeitverplempern eine Budget-Mando von Stagg zugelegt, weil ich dachte, dass das Gitarrisieren sowie das Stagnieren auf dem Longneckbanjo alleine mich nicht ausreichend vom wirklichen Leben ablenken. Ich bin jedoch nie so richtig mit dem Instrument warm geworden, bis - ja, bis ich auf YT jemanden etwas über ein Cross Tuning hab’ referieren hören . . . hab die Mandoline auf GDGD gestimmt - das hat gezündet; ich konnte mich ruckzuck ganz intuitiv einarbeiten. Zwar stellt sich schon nach 3-4 Stücken durchaus so etwas wie eine akustische Redundanz ein, die aber durch ein Capo auf 10 Stücke hinausgeschoben werden kann, wenigstens solange man nur sich selber was vorspielt. D.h. die Mando macht wohl endlich Spaß, aber der Spaß ist endlich.
Nach Beschaffung einer Zweitmandoline (die jetzt aber eher die Erste ist) stehe ich vor dem Problem: Standart Tuning (was für mich eher mit dem Erlernen von Altgriechisch im Selbststudium vergleichbar wäre) oder eine weitere offene Stimmung darauf installieren . . .
Die alten, arthritischen Finger auf dem Fretboard zu spreizen schmälert meinen Spielgenuss, das ist eine weitere profunde Erkenntnis im Bezug auf das Standart Tuning; erschwerend kommt eine gewisse Trägheit des Geistes hinzu, welcher dann doch nach raschen Fortschritten giert - daher möcht’ ich fragen, ob jemand unter Euch Erfahrung mit einigen der vielen weiteren Tunings hat & eine Empfehlung aussprechen kann, also für eine Stimmung, welche sich leicht bedienen lässt und, was sehr wichtig ist, dennoch eine gewisse Repertoirebreite einräumt . . .
Wäre einem alten Mann, dem gerade gefühlt die Zeit davon läuft, eine große Hilfe.
Auch habe kürzlich eine alte Geige überholen lassen; ich hab’ eigentlich nicht wirklich vor, aus einem Stringteaser auch noch einen Fiedelquäler zu machen, aber der Gedanke lässt mir keine rechte Ruhe + vllt. liegen Euch Erkenntnisse darüber vor, ob ein offenes Tuning evtl. auch den Einstieg ins Fiddlespielen erleichtern könnte - oder ist das utopisch?

Beste Grüße, Christoph
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landmesser
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von landmesser »

Moin,

ich spiele zwar nicht Mandoline, sondern Oktavmandoline, also eine Oktave tiefer. Die Bezeichnung CrossTuning habe ich noch nie gehört. Ich weiss auch nicht, ob die folgenden Anmerkungen auf einer Mandoline sinnvoll sind.

Da ich desöfteren mit Mittelalterleuten spiele, deren Dudelsack in D gestimmt ist, passt ADAD prima. Auch für irische Sachen gut geeignet. Ich greife eigentlich nur die Melodiesaiten, wenn die anderen mitschwingen oder getroffen werden, passen die als Bordunton.

Irische Tunes sind meistens in D, da passt adad auch. Für G Capo in den fünften Bund. Iren stimmen die Oktavmandoline auch oft GDAD, das hat Vorteile bei Akkorden.

Viele Grüße
landmesser
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stringteaser
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von stringteaser »

Hallo Landmesser,

vielen herzlichen Dank für den Tipp!
Wenn ich nachher die Kochschürze abgelegt hab, probier ich's aus . . .

Ich wünsch Dir entspannte Festtage, einstweilen beste Grüße,
Christoph
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RB
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von RB »

Mando spiele ich nur in der üblichen Geigenstimmung. Es hat eine Weile gedauert, bis ein oder zwei grundlegende Knoten geplatzt waren, aber seitdem komme ich ganz gut klar. Ich hege gewisse Zweifel, ob die von Dir angegebenen Gründe (Bequemlichkeit, Trägheit des Geistes, arthritische Finger) ein tragfähiger Grund für die Auswahl eines Tunings sein können. Sollten es nicht eher musikalische Ziele sein, die das bestimmen ?

Sicher kann es jeder halten, wie ein Dachdecker, aber dennoch möchte ich anregen, die Standardstimmung nicht abzuschreiben.
stringteaser
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von stringteaser »

@ RB

Grundsätzlich mag ich Dir eigentlich Recht geben; es ist immer sinnvoll, etwas möglichst von der Pike auf zu erlernen - hat doch der liebe Gott vor den Erfolg den Schweiß gesetz.
Allein das Durchhaltevermögen ist mir schon in der Schule abhanden gekommen; das bedauere ich heute teilweise sehr, aber damals (wie heute wohl auch noch) galt das berühmte Axiom „ Mit der Schule ist es wie mit der Medizin, sie muss bitter schmecken - sonst wirkt sie nicht!“.
Im Vordergrund stand daher für mich ab einem einem gewissen Punkt als Hauptmotiv schlicht der Spaß an etwas, was nicht heißen soll, dass ich ein disziplinloser Schluri bin - so hab’ ich zum Beispiel meine Lateinfibeln abgestaubt und wiederhole nun mit großem Spaß das, woran mir früher einmal die Freude, wenn sie denn mal aufkam, genommen wurde.
Entscheidend ist für mich, wie man sich einer Sache nähert, wenn man sie erfassen möchte. Das funktioniert hier bei der Mandoline eben durch die offenen Tunings und: Spaß, Spaß, Spaß . . .
Will sagen: Das Standart Tuning ist für mich nicht vom Tisch, die Tür will ich mir keineswegs selbst vor der Nase zuhauen; aber ich will erstmal weiter Spaß haben an meiner Mando - so lange, bis ich zu der Erkenntnis komme, dass ich den Spaß durch ST vielleicht sogar noch maximieren könnte.
Davon abgesehen macht mir gerade die Arthrose tatsächlich Schwierigkeiten beim Spielen und da ist noch eine konsumierende Grunderkrankung, deren Latenz mich jetzt nicht eben für die Ewigkeit planen lässt.

Aber, aufrichtigen Dank für Deine Ermutigung und von Herzen frohe Restweihnachten!
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tomis
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von tomis »

mit Blues und Gruß
Thomas
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von RB »

Tomis, wenn das CenterGrass in 2024 wieder stattfindet, wirst Du dann da sein ? Es wäre schön, wenn wir uns dort wieder treffen könnten. Entschuldigt die Aberration.
saitentsauber
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von saitentsauber »

landmesser hat geschrieben:
Sa Dez 23, 2023 9:36 pm
Iren stimmen die Oktavmandoline auch oft GDAD, das hat Vorteile bei Akkorden.
Ähnlich isses m.W. bei der (irischen) Bouzouki - ADAD und GDAD sind (fast?) genau so "normal" die GDAE.
Bei der Bouzouki ist aber wohl der Hals etwas länger als bei der Mandoline... und das ist für den Einsatz von Capos nicht unwichtig :oops:
zu verkaufen: Eastman MD515-CS Mando
stringteaser
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von stringteaser »

Herzlichen Dank an Alle,


hab schon fleißig herumprobiert; macht richtig Freude!
Allerdings, es kam wie's kommen musste, also - nun, Saiten sind nachbestellt und ich halt bereits die Augen offen in den Kleinanzeigen nach noch einer preiswerten Nahkampf-Mando. Erspart mir das ständige umstimmen. Es ist wirklich erstaunlich, was es da für wenig Geld zu haben gibt . . .

Einen guten Rutsch Euch, Grüße, C.
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tomis
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von tomis »

Btw:
https://www.mandolincafe.com/forum/thre ... oss-Tuning
Ich finde das Standard tuning sehr übersichtlich und intuitiv weil symmetrisch überall.
Nicht so wie bei die blöden klampfen :roll:
Bei gdae kannst du in A oder E die e,a Saite bordunieren lassen und
bei gdad halt in C,G,D.
Bluegrass oder nicht, das ist hier die Frage...
mit Blues und Gruß
Thomas
stringteaser
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Re: Wer von Euch benutzt regelmäßig Cross Tunings ?

Beitrag von stringteaser »

[/quote]
tomis hat geschrieben:
So Dez 31, 2023 6:06 pm
Bluegrass oder nicht, das ist hier die Frage...
Na, - auf jeden Fall Bluegrass!
Aber da wirfst Du eine äußerst interessante Frage auf, deren Gegenstand es fast wert wäre, in einem gesonderten Thread mal erörtert zu werden . . .
„Wie hört sich Dein Bluegrass an“ oder „Wie definierst Du Bluegrass?“
Bewegt sich doch dieser Fluss durch mehr als ein Bett, da gibt es zahlreiche Nebenarme und turbulente Strömungen.

Jetzt ist es so, dass ich meine Lauscher gerade nach weiter zurück ausgerichtet hab, in eine Zeit, da es den Begriff Bluegrass noch gar nicht gegeben hat, und dessen Ursprünge von einer, sagen wir, gewissen Schlichtheit geprägt waren, die meinen Skills gerade sehr entgegen kommt:
Sunt certi denique fines - leider.

Aber die Sache bekommt darüber hinaus, je mehr ich mich damit befasse, zunehmend noch so was wie eine wissenschaftliche Komponente; so durch das Kruschteln nach Quellen, mit dem Bedürfnis, diese zu verstehen. In einem historischen und einem kulturellen Kontext.

Mein Interesse an anglo-keltischer Musik selbst ruht gerade etwas - dennoch vielen Dank für den Link zu Euerer Performance bzw. Performances - der ist, ebenso wie der zu Mandolin Café, absolut weiterführend und inspirierend.
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