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Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 1:27 pm
von L1
Frage an die erfahrenen Reso-Spieler:

Eine meiner Resonatorgitarren, eine National Raw Steel, klingt sehr scharf und "harsch". Passt für manche deftigeren Blues-Sachen gut, für vieles andere aber eher nicht. Gespielt werden die von National empfohlenen Saiten, John Pearse Acoustic Set 790NR, 013-056.

Klar, den Wohlklang eines Neusilberbodys wird man nie erreichen, aber auch meine anderen Stahlblechbodys klingen deutlich wärmer. Könnte man das Problem, da etwas mehr Wärme in den Klang zu bringen und die Gitarre so vielseitiger einsetzbar zu machen, evtl. mit anderen Saiten lösen? Was für Saitentypen und -material würdet ihr empfehlen mal zu probieren?

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 6:24 pm
von bluesballads
Das größte Problem bei den NRPs ist der zu hohe Abspannwinkel: damit sind sie auf der sicheren Seite bezüglich Schnarren, aber der Druck ist einfach viel höher als bei den Originalen.
Andere Saiten, klar, vielleicht auch etwas dünner als ein 013er Satz, ich habe erst Besserung gespürt, als ich die Saitenhalterung kurz hinter den Ballends mit Gummi unterfüttert hatte: damit wird der Abspannwinkel geringer, und die Saiten üben weniger Druck am Cone aus...

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 7:18 pm
von JazzDude
Probier doch mal Monels, nach kurzer Einspielzeit klingen die relativ stumpf und grundtönig (auf der Steelstring).

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 7:24 pm
von bluesballads
Die sind ählich wie die Michael Messer Strings, geringere Spannung aufgrund des hexagonalen Kerns. Aber: die blanken Saiten sind natürlich gleich, und nach einiger Zeit klingt das Stumpfe im Bass auch etwas pappig.
Ausprobieren...

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 7:51 pm
von L1
bluesballads hat geschrieben:
So Mai 14, 2023 6:24 pm
Das größte Problem bei den NRPs ist der zu hohe Abspannwinkel: damit sind sie auf der sicheren Seite bezüglich Schnarren, aber der Druck ist einfach viel höher als bei den Originalen.
Den Saitenwinkel habe ich schon flacher gemacht, indem ich am Saitenhalter extra dicken festen Filz untergelegt habe. Bei einer anderen Reso hat das schon mal ganz gut funktioniert, der Klang wurde deutlich besser/wärmer ... bei dieser hier ergab es keine/kaum Veränderung.

Die sind ählich wie die Michael Messer Strings, geringere Spannung aufgrund des hexagonalen Kerns.

Der Hex-Kern ist der heute übliche, müsste das nicht runder Kern (Roundcore) heißen? Ich glaube das auch mal gelesen zu haben bei Michael Messer.

Aber: die blanken Saiten sind natürlich gleich, und nach einiger Zeit klingt das Stumpfe im Bass auch etwas pappig.
Wie sind die blanken Saiten denn bei Monel? Sind die dann Monelstahl, oder aus dem üblicherweise verwendeten Stahl?

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 14, 2023 8:04 pm
von bluesballads
Sorry, hast Recht: der ist rund, deshalb darf man die Saiten auch erst kürzen, wenn sie voll aufgezogen sind, sonst lockert sich die Umwicklung.
Bei den Monels wird der Moneldraht ja auf den runden Kern gedreht. Daher gehe ich davon aus, dass Kern wie blanke Saiten normale Nickeldrähte sind.
Gefunden habe ich dazu nichts Eindeutiges.

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Di Mai 16, 2023 7:29 am
von bluesballads
L1 hat geschrieben:
So Mai 14, 2023 7:51 pm
Den Saitenwinkel habe ich schon flacher gemacht, indem ich am Saitenhalter extra dicken festen Filz untergelegt habe. Bei einer anderen Reso hat das schon mal ganz gut funktioniert, der Klang wurde deutlich besser/wärmer ... bei dieser hier ergab es keine/kaum Veränderung.
Ist das gefühlt dieselbe Schärfe im Tone wie bei der anderen Reso? Ich frage deshalb, weil ein nicht optimaler Kontakt des Cones im Soundwell ja auch Obertöne provozieren bzw. den Bassanteil reduzieren kann.
Bei solch einem Verdacht würde ich einmal den Cone auf eine glatte Fläche legen (aus Glas, Spiegel, Badezimmerwaage), ob der in der Auflage unten kippelig ist oder Dellen hat. Das kann man mit Gefühl und Vorsicht nacharbeiten. Und eventuell den bekannten Filz unten ins Soundwell kleben: kleinste Ritzen zwischen Cone und Soundwell lassen beispielsweise den Bassanteil schwächer werden, es fehlen Druck und Wärme, dafür dominieren dann die Höhen, klar.

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Di Mai 16, 2023 9:03 am
von L1
bluesballads hat geschrieben:
Di Mai 16, 2023 7:29 am
Ist das gefühlt dieselbe Schärfe im Tone wie bei der anderen Reso? Ich frage deshalb, weil ...
Ähnlich, aber doch auch "anders" ...
Für mich etwas überraschend klingen selbst die reinen Stahlblechbodys bei meinen eigenen verschiedenen Nationals als auch bei anderen angespielten immer wieder anders. Der Unterschied von scharf und harsch bis sogar sehr warm ist krass. Selbst zwischen eigentlich gleichen Modellen. Allein ob blank wie die NRP Raw Steel oder lackiert wie z. b. die NRP Chipped Ivory kanns doch eigentlich nicht sein ...

Die Tipps zur Cone-Auflage seinen mir sinnvoll, wenn auch aufwändiger ... in die Richtung habe ich auch schon überlegt ... die werde ich mal ausprobieren.

Von anderer Seite ist mir die Tage noch geraten worden, es doch mal mit Jazzgitarrensaiten zu probieren, diese Flät Wound Dinger ... Interessante Idee, die werde ich erst mal noch ausprobieren, auch um mal zu sehen wie sowas auf einer Reso klingt - die glattere Oberfläche müsst sich eigentlich gut zum Sliden eignen.

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Di Mai 16, 2023 9:40 am
von bluesballads
Ja, das mit dem Filz ist leider aufwendig, wenn man das gut macht, hat man aber danach einen wahnsinns Tone: wenn man den Filz so klebt, dass er nur unten bis an den äußeren Rand des Soundwell geht (nicht mehr, seitlich würde er dämpfen), den Filz nicht mit dem Kleber verpappt (daher mache ich nie das Pattex auf den Filz, sondern streiche damit zügig und ohne Hubbel/Blasen die Auflage des Soundwells ein, wenn der nicht mehr nass ist, kommt der Filz mit leichtem Druck darauf, ohne zu ziehen, ohne Falten, keine Lücke am Stoß), dann wirkt das wie die Dichtung im Motor: die gesamte Schwingung geht zu 100 % in den Cone, und der Korpus wirkt als Box.
Das wirkte bei teuren wie billigen neuen Resos Wunder...
Mit den Saiten habe ich viel herumprobiert, und ja, zuerst schienen Nickel Roundwounds oder Flatwounds, wie auch die DR Zebras die Lösung.
Aber dann merkte ich, dass Nickelsaiten aufrund der Steifheit schwerer bespielbar wirkten, recht schnell auch insgesamt dumpf klangen, so dass ich dann zu Phosphorbronze zurück bin und eingesehen habe, dass die Gitarre grundsätzlich erst einmal gut klingen muss.

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Di Mai 16, 2023 10:32 am
von L1
Hört sich gut an.
Werde ich mal probieren mit dem Filz ... Versuch macht kluch ...
ich wollte die Kiste sowieso mal aufmachen demnächst, um die Saiten am Steg in mehr eine Ebene zu legen, hat sich bei meinen anderen Resos auch bewährt.

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Fr Mai 19, 2023 7:07 pm
von bluesballads
Eben spiele ich meine National Triolian, und da sehe ich: das müssen Monels sein! Ich denke mal, Pyramid 012-054 Electric Guitar Monel Steel.
Das kommt vom ständigen Ausprobieren - und dann nicht die Packung ins Case legen...
Ich hätte schwören können, dass ich zu Daddario PB zurück gewechselt hatte! :whistler:

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 21, 2023 6:54 pm
von Johnny
L1 hat geschrieben:
So Mai 14, 2023 1:27 pm
Frage an die erfahrenen Reso-Spieler:

Eine meiner Resonatorgitarren, eine National Raw Steel, klingt sehr scharf und "harsch". Passt für manche deftigeren Blues-Sachen gut, für vieles andere aber eher nicht. Gespielt werden die von National empfohlenen Saiten, John Pearse Acoustic Set 790NR, 013-056.

Klar, den Wohlklang eines Neusilberbodys wird man nie erreichen, aber auch meine anderen Stahlblechbodys klingen deutlich wärmer. Könnte man das Problem, da etwas mehr Wärme in den Klang zu bringen und die Gitarre so vielseitiger einsetzbar zu machen, evtl. mit anderen Saiten lösen? Was für Saitentypen und -material würdet ihr empfehlen mal zu probieren?
D' Addario NB Saiten.
HIER GIBT ES SAITEN

Klingen anders als PB Saiten. Und sie ermüden nicht so schnell wie PB Saiten.

Und ich würde dir zu einem 0.12er Satz raten, von mir aus auch gerne mit fetten Basssaiten. Ich blase da ins gleiche Horn wie Bluesballads: Den Saitenwinkel wirst du nicht ändern, aber den Anpressdruck kannst du verringern und den Cone mal "singen" lassen.

Ich habe dir gerade auch auf meiner Singlecone / Stahlbody / Mahagonihals drauf.

Das mit der Coneauflage kann ich nicht empfehlen. Das separiert den Cone vom Body - dieser schwingt dann auch weniger....

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 21, 2023 8:47 pm
von bluesballads
Meinst du den Filz? Richtig gemacht, und eben dünner Filz, wird nichts gedämpft, außer minimale Unebenheiten in der Auflage ausgeglichen. Dazu gern Gottfried Gfrerer befragen.
Aber ich konnte es selbst feststellen, nicht einmal eine minimale Frequenzbeschneidung.
Man darf nicht vergessen, dass das Konzept der Nationals das einer Lautsprecherbox ist: würde eine wirkliche Verbindung zwischen Korpus und Cone eingegangen, würde ein Teil der Energie des Cones im Korpus verpuffen. Nachzulesen in Bob Brozmans Buch.
Ich bekam mal eine alte National per Internet verkauft, die klang überspitzt gesagt wie Pappe: als ich sie aufmachte, lies der Cone sich nicht entfernen, 2 Komponenten Kleber. Da war der Cone eine Verbindung mit dem Korpus eingegangen...

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: So Mai 21, 2023 10:35 pm
von tomis
Vom Prinzip her alles richtig.
Aber statt Filz muss man original marshmellows nehmen.
Nicht diesen pseudo-remake von Aldietc
Mit Gefühl leicht aufgedampft und dann zügig den cone aufdrücken.
Besser.
Steht nicht im Brozmann-Buch, habe ich aus sichererer Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=337MgDe_weU
Und bloß keine pb-strings, gab's ja damals noch gar nicht.
Dann spielen wie doof und alles wird gut :wink:

Re: Resonatorgitarre klingt zu scharf, andere Saiten?

Verfasst: Mo Mai 22, 2023 9:25 am
von L1
Johnny hat geschrieben:
So Mai 21, 2023 6:54 pm
D' Addario NB Saiten.
Klingen anders als PB Saiten. Und sie ermüden nicht so schnell wie PB Saiten.
[...]
Das mit der Coneauflage kann ich nicht empfehlen. Das separiert den Cone vom Body - dieser schwingt dann auch weniger....
D' Addario NB Saiten hatte ich schon auf meinen normalen Steelstrings ausprobiert ... klangen deutlich härter als die üblichen Bronzesaiten. Eigentlich das Gegenteil von dem was ich hier wollte, der Klang sollte ja grad etwas weicher, wärmer werden.

tomis hat geschrieben:
So Mai 21, 2023 10:35 pm
Aber statt Filz muss man original marshmellows nehmen.
Die hau ich mir lieber selber rein ... :wink:

bluesballads hat geschrieben:
So Mai 21, 2023 8:47 pm
Richtig gemacht, und eben dünner Filz, wird nichts gedämpft, außer minimale Unebenheiten in der Auflage ausgeglichen. Dazu gern Gottfried Gfrerer befragen.
Aber ich konnte es selbst feststellen, nicht einmal eine minimale Frequenzbeschneidung.

Ich habe mich am Wochenende mal drüber gemacht, und das mit dem sehr dünnen Filz unter dem Rand des Cones probiert. Zunächst noch mit den alten Saiten (waren noch relativ gut). Hat gut funktioniert, die unangenehme Schärfe im Klang war weg, der Klang jetzt wärmer, irgendwie "runder". Irgendwelche Einbußen an Klangqualität oder Lautstärke konnte ich nicht feststellen.

Dann habe ich interessehalber doch auch noch andere Saiten ausprobiert, GHS DYM Boomers 013-056. War ein Tipp von einem Profi, er spielt die auf allen, auch den rein akustischen Resos, obwohl es ja eigentlich Saiten für E-Gitarre sind. Klang logisch, die modernen Bronzesaiten gab es ja in z. B. in der Blütezeit der Resos noch gar nicht.
Das brachte wirklich nochmal eine leichte Verbesserung in Richtung "wärmer", und ich bilde mir ein, diese Saiten schwingen auch irgendwie schöner, spielen sich angenehm. (Sind wohl ähnlich den Michael Messer Saiten, auch traditionell auf einen runden Kern gewickelt, aber die bekommt man ja nur schwer und teuer).

Ok, Problem gelöst ... wieder was gelernt bei der Gelegenheit ... danke für die Tipps!