LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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jpick
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LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von jpick »

Hier noch der Nachbericht vom Tonabnehmereinbau bei der LOAR LH-700 Archtop. Ich hatte ja hier im Forum einen BIGTONE-PU ergattert und wollte damit für meine Loar experimentieren. Hatte früher in meinen Gypsy-Gitarren eine Bigtone von Stefan Hahl verbaut bekommen und war damals sehr zufrieden damit gewesen. Nur das Verbauen mit Archtop-Bridge ist so eine Sache. Es gibt ja auch fertige Brücken mit integriertem PU von Schaller und Fishman oder Archtop-Brücken mit Stegeinlage, ich hatte aber auch gesehen, dass bei einer Mando-Bridge der Tonabnehmer von unten in eine Nut eingeklebt worden war (Epoxy) und das klang ganz passabel. Bedenken hatte ich wegen des Druckes, den der Tonabnehmer von den Saiten her braucht. Ein Rezept dazu lautet Brücke horizontal teilen und Piezo zwischen beide Teile. Ich wollte es aber auf die erstgenannte Weise probieren und hatte den Gitarrenmacher im Rahmen der Schlagbrettaktion gebeten, mir in das Oberteil von unten eine passende Nut zu fräsen und zwar so tief wie möglich (um möglichst wenig Material zwischen PU und Saitenauflage zu haben) und so wenig tief wie nötig (um die Stabilität nicht zu gefährden).

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Brückenoberteil von unten und Tonabnehmer

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Bigtone in Nut

Um den PU nun mit Druck in der Nut zu fixieren, opferte ich einen Banjosteg (was ja im Grunde nicht "opfern" ist, sondern aufwerten 8) ) und feilte mir daraus zwei keilförmige Stücke, mit denen ich den TA in die Nut verpresste.

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Bigtone eingepresst

Nun musste in das Unterteil der Bridge ein Loch fürs Kabel und dann auch noch - schluck! - in die Decke der Gitarre ...

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Loch

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Loch in Decke

Das Kabel führte ich von innen durch ein F-Loch heraus, lötete eine Klinkenbuchse an und testete das ganze erstmal in der Bandprobe. Der Test verlief recht positiv - schon mal ohne Verkleben genug Substanz in der Abnahme - , so dass ich zur finalen Tat schritt. Ich setzte den Pickup und die Keile unter Verfüllung mit Epoxy fest ein. Dann am nächsten Tag feilte ich den Überstand der Keile ab, bis alles plan war.

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plan feilen

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fertig, sieht auf jeden Fall schon mal gut aus :wink:


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so sah die nun aus

Dann erfolgte noch das Bohren eines Loches in die Zarge, um die Klinkenbuchse einzubauen. Da mir schon einmal bei einer solchen Aktion der Lack angebrochen war: äußerste Vorsicht!! Auf keinen Fall mit Druck und zu geringer Drehzahl bohren!

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noch'n Loch

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jetzt kann der Krach losgehen

Wie klingt es? Der Tonabnehmer arbeitet passiv, d. h. ohne Preamp in der Gitarre. Das ist gut, denn da kommt man durch die F-Löcher nicht recht ins Innere, um was größeres einzubauen. Schon gar nicht eine leicht wechselbare Batterie. Man könnte höchstens einen kleinen (FET-)Transistor auf die Buchse löten und mit Phantomspeisung arbeiten. Aber da der BigTone einen hohen Output hat, geht es auch so. Eben auch ein nicht zu langes Kabel nehmen! Über den ZOOM A3 und den AER klingt es ausreichend voll und gut, vor allen auch ausgeglichen, d. h. alle Saiten in etwa "gleich laut". Natürlich ist das wie üblich kein "Mikrofonsound", aber sehr hilfreich im Bandkontext gegen Schlagzeug, Klavier und Bass. In erster Linie geht es mir darum, den Beat in der Band etwas "hotter" zu machen (im Sinne vom Early Swing), da ich dort sonst elektrisch jazze. Werde in der Probe mal was aufnehmen, Soundbeispiele folgen dann.
Zuletzt geändert von jpick am So Mär 26, 2017 11:02 am, insgesamt 4-mal geändert.
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woodder
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von woodder »

Moin Jpick, mal wieder ein sehr schöner und anschaulicher Baubericht, ich mag sowas ja sehr :)
Viel Spaß damit!
schinkenkarl
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von schinkenkarl »

Ja sehr anschaulich.
Aber hättest du das Kabel nicht das F-Loch führen können.
Ist zwar nicht so schick, aber hätte dir die Bohrung durch die Decke erspart.
jpick
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von jpick »

schinkenkarl hat geschrieben:Ja sehr anschaulich.
Aber hättest du das Kabel nicht das F-Loch führen können.
Ist zwar nicht so schick, aber hätte dir die Bohrung durch die Decke erspart.
Danke für die Rückmeldungen :)

Das Kabel irgendwo oben wollte ich nicht - u. a. wegen der Optik- , das hast du richtig vermutet! Hätte ich dann auch keine Buchse einbauen brauchen, sondern so ein fliegendes Kabel irgendwo oben drauf. Wichtig ist hier für mich aber die absolute Praktikabilität und Zuverlässigkeit, soll ja Bühnenklampfe sein. Nichts nervt mich mehr als fliegende Kabel, daraus irgendwann entstehende Wackelkontakte etc. (wie beim dvote Mikro, das ich zwar prinzipiell gut finde, aber aus diesem Grunde hasse).

Nun ist das ja auch keine so "hochwertige" Gitte. Bei einer Sammlergitarre wie einer alten Gibson L5 von 1928 hätte ich das sicher nicht gemacht ... 8)
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schinkenkarl
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von schinkenkarl »

Habe ich mir gedacht.
So gesehen hast du natürlich recht.
Danke für die Info.

Gruß
frank
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Gitarrenmacher
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von Gitarrenmacher »

Und mal wieder ein gemeinsames Forschungsprojekt erfolgreich beendet. :bide:

Schön´n sonnigen Sonntach
Chrischan
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Niels Cremer
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von Niels Cremer »

Klasse, die Brücke mit TA sieht aus als müsste die so! :-) Ist das der PU den ich damals gegen dein Buch getauscht hab?

LG,
Niels
jpick
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von jpick »

Niels Cremer hat geschrieben:Klasse, die Brücke mit TA sieht aus als müsste die so! :-) Ist das der PU den ich damals gegen dein Buch getauscht hab?

LG,
Niels
sollte so sein 8)
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Niels Cremer
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von Niels Cremer »

Klasse dass das Teil nochmal zu Ehren kommt. Ich hatte ihn übrigens aus einer Cort Earth 900 Parlor Gitarre ausgebaut wenn ich mich richtig erinnere ...

LG,
Niels
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fingerstricker
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Re: LOAR Jazzguitar - Tonabnehmer

Beitrag von fingerstricker »

:bide: :bide:
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