Laminierte Decke stabiler?

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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Gitarrenmacher
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Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Wir ja oft so dahergeschrieben.
"Eine laminierte Akustikgitarrendecke kann genauso gut klingen wie eine massive, außerdem ist sie haltbarer."

Zum Ersten kann man sagen: "Stimmt, wenn die massive Decke minderwertig ist"
Zum Zweiten kann ich sagen: "Stimmt nicht"

Mittlerweile hatte ich wohl die 10-12 Billiggitarre auf dem Tisch, bei der sich nach 15-40 Jahren die Laminatschichten im Brückenbereich von einander getrennt hatten. Im gezeigten Fall eine Hellweg Gitarre älteren Datums.
Symptom: Irgendwas sirrt im Korpus, aber alle Leisten sind fest. Partielle Ablösung der Brücke, kleine Sichtbare Beulen zwischen Brücke und Endblock (Da wo der Gurtknopf sitzt).
Gut zu sehen, dass ein Paletteisen leicht unter die obere Laminatschicht zu schieben ist.
Reparatur: Alles mit Sekundenkleber fluten, mit Magneten zusammendrücken und die Brücke mit UHU Endfest aufbappen.
Ich hoffe, es wird solange halten, bis eine vernünftige Gitarre angeschafft wurde.

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Gitarrenmacher
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Bluesopa hat geschrieben:Kann man wirklich diese alten Laminate mit heutigen hochwertigen Laminaten vergleichen?
Damals wie heute gab / gibt es gute und schlechte Werkstoffe.
Allerdings halte ich ein 0,5-0,7mm starkes Fichtenfurnier an so einer exponierten Stelle für ungünstig.
Ich denke, eine Decke aus 2,0mm starkem 5 lagigen Flugzeugsperrholz von 1960 ist auch heute kaum auseinander zu reißen.
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rwe
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von rwe »

Hmm, kann man das auch so interpretieren, dass der Leim, mit dem die Brücke auf die Decke geleimt war, fester war als der, mit dem die Furniere untereinander verleimt wurden? Eigentlich sollte ja die Verleimung der Brücke die Sollbruchstelle sein, oder?

Ich habe bisher Epoxy und Sekundenkleber bei Holzverleimungen nicht direkt in der Praxis miteinander verglichen, aber Epoxy dürfte lt. Datenblatt in der Regel noch besser kleben als Cyanoacrylate (= Sekundenkleber). Damit wäre ja auch wieder die Verleimung der Furnierlagen der Klügere (äh: Schwächere), der dann gegenüber der Brücke nachgibt. Oder ist das jetzt nur falsch bzw. zu theoretisch? (Beim Versuch, Epoxyverleimungen zu trennen, reißt's regelmäßig die Holzfasern auseinander, aber nicht die Leimstelle.)

P.S.: Auch bei Bootsbausperrholz wird die Lebensdauer der Verleimung nur mit 20 Jahren garantiert. In der Regel halten die Platten aber deutlich länger, gerne auch 50+ Jahre.
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RB
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von RB »

Ich habe noch keine Gitarre mit Sperrholzdecke gespielt, die es hinsichtlich der Dynamik auch nur ansatzweise mit einer solchen mit massiver Decke aufnehmen konnte, beide gleich gut gebaut, versteht sich. Gut klingende waren dabei, aber recht leise.
rwe
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von rwe »

RB hat geschrieben:Ich habe noch keine Gitarre mit Sperrholzdecke gespielt, die es hinsichtlich der Dynamik auch nur ansatzweise mit einer solchen mit massiver Decke aufnehmen konnte, beide gleich gut gebaut, versteht sich. Gut klingende waren dabei, aber recht leise.
Meinst Du Dynamik oder Lautstärke? Bei Dynamik neige ich dazu, Dir Recht zu geben. Bei maximaler Lautstärke nicht, da sind mir auch schon sehr laute Sperrholzinstrumente untergekommen, die aber bei leisem Spiel klanglich zugemacht haben. AFAIR fielen die alten End70er Cimar und Ibanez in diese Kategorie.
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RB
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von RB »

Mit Dynamik meine ich die Spanne zwischen maximal leise und maximal laut.
rwe
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von rwe »

RB hat geschrieben:Mit Dynamik meine ich die Spanne zwischen maximal leise und maximal laut.
Ja, ok, Einigkeit. Danke.
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jab
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Re: Laminierte Decke stabiler?

Beitrag von jab »

Wegen der "Stabilität" möchte ich anmerken:
Gegen stumpfe Gewalt ist so ein Sperrholz widerstandsfähiger. Jedoch gegen die Saitenkraft auf Dauer eher weniger, weil die mittlere, meist dickste Lage genau quer zur Belastungsrichtung liegt. Da Weichhölzer längs sehr viel stabiler sind als quer ist es kein Wunder, dass viele Sperrholzdecken (besonders auf Stahlsaitengitarren) mit der Zeit stark nachgeben, dabei die Stegverleimung ebenfalls stark belasten, die Intonation verschlechtern, die Saitenlage und den Druck auf die Stegeinlage. Bis hin zum Totalschaden...

Grüße!
Jab
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