"Baubericht" Schaller zu Grover beim Fensterkopf
Verfasst: So Apr 07, 2013 6:35 pm
Heute habe ich eine kleine Operation durchgeführt, die mich etwas Nerven gekostet hat, weil die Gefahr bestand, durch tumbes Hantieren Schaden anzurichten. Aber mit der mir eigenen Gewandheit ist es mir gelungen, den Schadenseintritt zu vermeiden.
Ausgangspunkt ist das hier:
Eine Gitarre mit Fensterkopf und den werksseitig eingebauten Mechaniken, die ich austauschen wollte. Grund: Die werksseitigen Mechaniken sind gekapselte, vergoldete und sehr schön anzuschauende Teile, mutmaßlich eine Variante der Schaller-Mini-Serie, deren Nachteil aber darin besteht, daß sie 1:14 untersetzt sind und das ist mir bei den Saiten, die ich so spiele, einfach etwas zu wenig. 1:18 sollten her. Also habe ich Grover Sta-Tites für Fensterkopf erworben, die haben 1:18, sehen ansonsten aber sehr "vintage" aus, mit "Butterbean"-Knöpfen und offener Mechanik.
Das warf ein paar Probleme auf, die mit den unterschiedlichen Gepflogenheiten der metrischen und der imperialen Welt zu tun haben: Während die mutmaßlichen Schaller einen Achsdurchmesser von 6 mm aufweisen, haben die Grovers einen von 6,32 mm - wie nach meinem Wissen alle amerikanischen Mechaniken. Das bedeutet erst einmal, daß die Wellenlager, in denen die Achsen laufen, zu kleine Bohrungen haben.
Abb 2: Wellenlager
Außerdem unterscheiden sich die Mechaniken im Aufbau. Grover ist mehr oder weniger eine Grundplatte, aus der die Welle herausragt, die gekapselte dagegen läuft in einen Zylinder aus, der 10 mm Durchmesser hat, wie man auf dem folgenden Bild schön sehen kann.
Abb. 3: linke Mechanik zurückgezogen
Die Mechaniken hinterlassen also in den Aussen-Stegen des Fensterkopfs 10 mm große Löcher, die von der nur 6,32 mm starken Welle der Grover-Mechanik nicht ausgefüllt werden. Da müssen ebenfalls Lagerbuchsen hinein.
Die Lösung besteht in Lagebuchsen, die außen metrisch sind (10 mm) und innen zöllig (6,32) mm. So etwas gibt es glücklicherweise zu kaufen.
Abb. 4: Adapterbuchsen
Martin Wieland von Deerbridge - danke für die Tips - hat mich darauf hingewiesen, daß das Austreiben der Buchsen nicht "ohne" sei, daß man also sehr schnell durch unbedachtes Tun den Fensterkopf beschädigen könne. Also habe ich hin und her überlegt, bis hin zu abenteuerlichen Abziehern, die ich im Geiste mehrfach konstruiert und wieder verworfen hatte. Ich habe zwei Mechaniken abgeschraubt und sah, daß die Bohrung im Mittelsteg durchgehend war:
Abb. 5: Durchgehende Bohrung 1 im Mittelsteg
Also frohlockte ich, indem ich mir vorstellte, die Buchse mittels eines von der anderen Seite eingeführten Werkzeugs und vorsichtiger Gewaltanwendung herauszutreiben. Aber:
Abb 6: O ihr finsteren Tunnel im Mittelsteg
Die beiden anderen Löcher gehen nicht durch. Das ist im Grunde auch klar, der Mittelsteg wird zum oberen Rande hin breiter, die Bohrungen sind eben alle gleich tief.
Die Lösung, die ich fand, mag unkonventionell, vielleicht sogar brachial und brutal erscheinen, aber sie hat funktioniert:
Abb. 7: RBs Offenefensterkopfplattenmechanikenlagerbuchsenausziehgerät
Und dann mit Schmackes:
Abb. 7 und 8: Herausziehen der Lagerbuchsen
Es braucht knapp so viel Kraft, wie diejenige, die nötig ist, um eine gute Flasche Weines zu öffnen. Damit war das Feld erst einmal bereitet.
Anschließend das Einpressen der Lagerbuchsen innen:
Abb. 10 und 11: Einpressen innen
Eine andere Methode ist mir nicht eingefallen. Man kann eine Pumpenzange so bedienen, daß nichts verkantet und nichts verschrammt wird. Wenn eine Verkantung begann, half Absetzen und leicht versetzter Neu-Ansatz.
Dann das Einpressen der Lagerbuchsen aussen:
Abb. 12: Einpressen aussen
Als Widerlager dient in diesem Fall ein Brocken amerikanischer Roteiche. Der Abdruck einer Pumpenzange auf der Aussenseite des Fensterkopfes wäre doch ein Ärgernis gewesen.
Damit ist der Weg bereitet, die Mechaniken anzuschrauben.
Abb. 13: Hier fehlen noch die auf der linken Seite
Abb. 14: Alle eingesetzt
Also krame ich sie nun hervor:
Abb. 14 b: mechanici nostri novae
Passen die Mechaniken überhaupt ? Fluchten die Lagerbuchsen ?
Abb. 15: Low and behold, es gung hinein
Jetzt sollte man sehen, daß es keine Hundertwasser-Gitarre wird, bei der die Wirbel in alle Richtungen stehen können.
Abb. 16: Ausrichten der Grundplatten
Das habe ich in Robert Cumpianos Buch Guitarmaking -Tradition and Technology gesehen: Ein Lineal oder etwas ähnlich Gerades zur Ausrichtung, dann das Anzeichnen der Bohrungen mit einem Stift. Man sieht, daß die Grover-Footprints in diesem Fall die enger sitzenden Löcher der gekapselten Mechaniken verdecken.
Ich habe mit dem Dremel frei Hand 1,5 mm vorgebohrt. Dabei hatte ich eine Heidenangst, durchzubohren. Man hätte dann auf den Innenseiten der äußeren Stege kleine Löcher gehabt. Da ich aber die ruhige Hand eines Meisterschützen habe, lief nichts aus dem Ruder.
Abb. 17: Schrauben eingeschraubt
Abb. 18: Mission accomplished
Schon beim Aufziehen der (alten) Saiten war der Unterschied zu spüren. Nun steht dem Aufstieg zum Superstar nichts mehr im Wege.
Wer diese Umbauarbeit vor hat und Adapterbuchsen benötigt, bestelle die lieber bei Stewart MacDonald in den USA, als beim Großen T oder sonstwo in Europa. Dann nämlich läuft man Gefahr, Buchsen zu bekommen, die in Deutschland gefertigt werden. Da steht dann 6,3 mm darauf und es sind auch exakt 6,3 mm. Schließlich kann man doch nicht einfach ein paar Hundertstel Ungenauigkeit zulassen, wir sind schließlich in Deutschland. Was ?
Will sagen: Ich hatte 6 Buchsen von Stewart MacDonald, die paßten. Dann bemerkte ich den Umstand, daß ich sechs weitere Buchsen benötigen würde, die bekam ich vom großen T, sie haben 6,3 mm. 6,3 mm. Die habe ich auf 6,4 aufbohren müssen, zum Glück war ich so schlau, vor dem Einbau zu prüfen, ob die Welle der Grover-Mechanik hindurch geht.
Ausgangspunkt ist das hier:
Eine Gitarre mit Fensterkopf und den werksseitig eingebauten Mechaniken, die ich austauschen wollte. Grund: Die werksseitigen Mechaniken sind gekapselte, vergoldete und sehr schön anzuschauende Teile, mutmaßlich eine Variante der Schaller-Mini-Serie, deren Nachteil aber darin besteht, daß sie 1:14 untersetzt sind und das ist mir bei den Saiten, die ich so spiele, einfach etwas zu wenig. 1:18 sollten her. Also habe ich Grover Sta-Tites für Fensterkopf erworben, die haben 1:18, sehen ansonsten aber sehr "vintage" aus, mit "Butterbean"-Knöpfen und offener Mechanik.
Das warf ein paar Probleme auf, die mit den unterschiedlichen Gepflogenheiten der metrischen und der imperialen Welt zu tun haben: Während die mutmaßlichen Schaller einen Achsdurchmesser von 6 mm aufweisen, haben die Grovers einen von 6,32 mm - wie nach meinem Wissen alle amerikanischen Mechaniken. Das bedeutet erst einmal, daß die Wellenlager, in denen die Achsen laufen, zu kleine Bohrungen haben.
Abb 2: Wellenlager
Außerdem unterscheiden sich die Mechaniken im Aufbau. Grover ist mehr oder weniger eine Grundplatte, aus der die Welle herausragt, die gekapselte dagegen läuft in einen Zylinder aus, der 10 mm Durchmesser hat, wie man auf dem folgenden Bild schön sehen kann.
Abb. 3: linke Mechanik zurückgezogen
Die Mechaniken hinterlassen also in den Aussen-Stegen des Fensterkopfs 10 mm große Löcher, die von der nur 6,32 mm starken Welle der Grover-Mechanik nicht ausgefüllt werden. Da müssen ebenfalls Lagerbuchsen hinein.
Die Lösung besteht in Lagebuchsen, die außen metrisch sind (10 mm) und innen zöllig (6,32) mm. So etwas gibt es glücklicherweise zu kaufen.
Abb. 4: Adapterbuchsen
Martin Wieland von Deerbridge - danke für die Tips - hat mich darauf hingewiesen, daß das Austreiben der Buchsen nicht "ohne" sei, daß man also sehr schnell durch unbedachtes Tun den Fensterkopf beschädigen könne. Also habe ich hin und her überlegt, bis hin zu abenteuerlichen Abziehern, die ich im Geiste mehrfach konstruiert und wieder verworfen hatte. Ich habe zwei Mechaniken abgeschraubt und sah, daß die Bohrung im Mittelsteg durchgehend war:
Abb. 5: Durchgehende Bohrung 1 im Mittelsteg
Also frohlockte ich, indem ich mir vorstellte, die Buchse mittels eines von der anderen Seite eingeführten Werkzeugs und vorsichtiger Gewaltanwendung herauszutreiben. Aber:
Abb 6: O ihr finsteren Tunnel im Mittelsteg
Die beiden anderen Löcher gehen nicht durch. Das ist im Grunde auch klar, der Mittelsteg wird zum oberen Rande hin breiter, die Bohrungen sind eben alle gleich tief.
Die Lösung, die ich fand, mag unkonventionell, vielleicht sogar brachial und brutal erscheinen, aber sie hat funktioniert:
Abb. 7: RBs Offenefensterkopfplattenmechanikenlagerbuchsenausziehgerät
Und dann mit Schmackes:
Abb. 7 und 8: Herausziehen der Lagerbuchsen
Es braucht knapp so viel Kraft, wie diejenige, die nötig ist, um eine gute Flasche Weines zu öffnen. Damit war das Feld erst einmal bereitet.
Anschließend das Einpressen der Lagerbuchsen innen:
Abb. 10 und 11: Einpressen innen
Eine andere Methode ist mir nicht eingefallen. Man kann eine Pumpenzange so bedienen, daß nichts verkantet und nichts verschrammt wird. Wenn eine Verkantung begann, half Absetzen und leicht versetzter Neu-Ansatz.
Dann das Einpressen der Lagerbuchsen aussen:
Abb. 12: Einpressen aussen
Als Widerlager dient in diesem Fall ein Brocken amerikanischer Roteiche. Der Abdruck einer Pumpenzange auf der Aussenseite des Fensterkopfes wäre doch ein Ärgernis gewesen.
Damit ist der Weg bereitet, die Mechaniken anzuschrauben.
Abb. 13: Hier fehlen noch die auf der linken Seite
Abb. 14: Alle eingesetzt
Also krame ich sie nun hervor:
Abb. 14 b: mechanici nostri novae
Passen die Mechaniken überhaupt ? Fluchten die Lagerbuchsen ?
Abb. 15: Low and behold, es gung hinein
Jetzt sollte man sehen, daß es keine Hundertwasser-Gitarre wird, bei der die Wirbel in alle Richtungen stehen können.
Abb. 16: Ausrichten der Grundplatten
Das habe ich in Robert Cumpianos Buch Guitarmaking -Tradition and Technology gesehen: Ein Lineal oder etwas ähnlich Gerades zur Ausrichtung, dann das Anzeichnen der Bohrungen mit einem Stift. Man sieht, daß die Grover-Footprints in diesem Fall die enger sitzenden Löcher der gekapselten Mechaniken verdecken.
Ich habe mit dem Dremel frei Hand 1,5 mm vorgebohrt. Dabei hatte ich eine Heidenangst, durchzubohren. Man hätte dann auf den Innenseiten der äußeren Stege kleine Löcher gehabt. Da ich aber die ruhige Hand eines Meisterschützen habe, lief nichts aus dem Ruder.
Abb. 17: Schrauben eingeschraubt
Abb. 18: Mission accomplished
Schon beim Aufziehen der (alten) Saiten war der Unterschied zu spüren. Nun steht dem Aufstieg zum Superstar nichts mehr im Wege.
Wer diese Umbauarbeit vor hat und Adapterbuchsen benötigt, bestelle die lieber bei Stewart MacDonald in den USA, als beim Großen T oder sonstwo in Europa. Dann nämlich läuft man Gefahr, Buchsen zu bekommen, die in Deutschland gefertigt werden. Da steht dann 6,3 mm darauf und es sind auch exakt 6,3 mm. Schließlich kann man doch nicht einfach ein paar Hundertstel Ungenauigkeit zulassen, wir sind schließlich in Deutschland. Was ?
Will sagen: Ich hatte 6 Buchsen von Stewart MacDonald, die paßten. Dann bemerkte ich den Umstand, daß ich sechs weitere Buchsen benötigen würde, die bekam ich vom großen T, sie haben 6,3 mm. 6,3 mm. Die habe ich auf 6,4 aufbohren müssen, zum Glück war ich so schlau, vor dem Einbau zu prüfen, ob die Welle der Grover-Mechanik hindurch geht.