Telecaster / Stratocaster - Halskrümmung einstellen

[bob's art]

Hallo Forum,

ich überlege mir eine bestimmte Stratocaster zuzulegen (GAS). Was mich noch abschreckt, zur Einstellung der Halskrümmung muss bei diesem Modell der Hals ausgebaut, bzw. zumindest gelöst und leicht nach oben gekippt werden (habe mir einige Videos zu dem Thema angesehen).

Da ich seit ca. 10 Jahren eine selbstgebaute Telecaster besitzte, bei der sich das auch so verhält und deren Saitenlage schon lange eine Nachjustierung vertragen könnte, habe ich es heute einmal ausprobiert.

Saiten gelockert, Capo auf den ersten Bund und die 4 Schrauben fast gelöst. Nach oben kippen oder heben funktionierte schon mal nicht. Aber gut, dann eben ganz runter mit dem Gitarrenhals. Einstellschraube ein klein wenig mehr als eine Vierteldrehung im Uhrzeigersinn bewegt. Hals wieder draufgeschraubt, gestimmt und Saitenabstand geprüft. Soweit okay. Leider schnarrten jetzt einige Seiten leicht, d.h. sie berührten beim Schwingen die Bünde. Also Hals wieder runter, ca. eine Achteldrehung zurück (entgegen dem Uhrzeigersinn). Hals wieder drauf, geprüft, gestimmt. Prima, also soweit okay.

Dann habe ich die alten Saiten runter genommen und die Gitarre neu besaitet (gleiche 10er Saitenstärke). Jetzt schnarrt es wieder, allerdings ganz, ganz leicht. Hmm ... habe ich da was grundlegend falsch gemacht? Für meine Eigenbau-Tele ist das vielleicht gar nicht so schlecht, ich lass es jetzt erst mal so. Aber schon recht umständlich das ganze Handling. Was meint ihr?

[JazzDude]

Tja, so ist das mit den “Vintage features“. Gibt ja auch andere Lösungen (auch von Fender).

[berndwe]

Schnarrt es in den unteren oder in den oberen Lagen?

Nach Deiner Schilderung vermute ich, dass der Hals jetzt etwas zu gerade ist. Dann würde es eher in den unteren Lagen schnarren.

[bob's art]

So, ich habe mir das nochmal genauer angeschaut. Der Hals ist jetzt schon sehr gerade. Das wollte ich ja auch. Es schnarrt aber nur die H-Saite (ab dem 6. Bund aufwärts) und die tiefe E-Saite (ebenfalls nur in den höheren Lagen). Es sieht fast so aus, als ob die betreffenden Saitenreiter zu tief justiert sind. Muss jetzt den passenden Imbuss finden, dann probiere ich mal die leicht anzuheben.

Das ist ja auch nur meine Bastel-Gitarre, da ist es nicht so wichtig.

Die Frage die mich in erster Linie umtreibt ist, ob ich mir noch so ein Ding in Haus holen soll. Hmm ...

[berndwe]

Das klingt dann tatsächlich nach zu tief eingestellter Brücke.

In diesem Video zeigt ein Fachmann alles Wichtige bezüglich Einstellung einer Stratocaster, einschliesslich der Halseinstellung vom Halsfuß aus:

https://youtu.be/ZGfgu6FIyAc?si=Bt_AVegDwNFDQeo3

[Rumble]

Ich finde diese Lösung den Hals einzustellen auch alles andere als praktisch.
Allerdings würde mich das trotzdem nicht vom Kauf einer schönen Strat abhalten.

Wenn der Hals mal eingestellt ist und man bei etwa gleichen Seitenstärken bleibt, dann muss man da ja eigentlich auch gar nicht dran.
Bei meinen Strat und Tele Modellen (und eigentlich auch bei fast allen anderen Modellen) sind die Hälse alle schon eher recht gerade eingestellt. Da muss man aber immer individuell schauen. Auch auf andere Stellen. Wie schaut der Sattel aus, stimmt der Halswinkel?

Je nach Halsradius, habe ich die Saiten aber auch gern noch ein bisschen höher. Mein strattiger Liebling im "Strat-Style" ist zwar nicht von Fender, hat z.B. aber auch einen 7,25" Radius wie viele alte Strats. Da wird es bei sehr niedriger Saitenlage bei Bendings schon mal schwierig. Die Saitenlage/Höhe ist aber nur beding ein Thema für die Halksrümmung. Natürlich beinflusst das die Höhe der Saiten auch, aber "eingestellt" wird das darüber ja eher nicht.

Vom Guitardoc (Berlin) gibt es dazu übrigens auch ein paar gut gemachte Videos.

[bob's art]

@Bernd: Danke für das Video. Das Einstellen von Gitarren ist wirklich eine Wissenschaft.

@Rumble: Das macht mir Mut. Ich weiß ja eigentlich, dass man mit manch einer gut eingestellten Gitarre lange ohne Änderungen spielen kann. Meine Fender American Standard Telecaster ist so ein positiver Fall. Da war es noch nie notwendig, an den Trussrod nachzuziehen. Vielleicht weil ich da nur 9er Saiten drauf habe und vielleicht auch wegen dem Ahornhals (?). Aber z.B. die Gibson Les Paul Junior musste ich öfter leicht nachstellen. Den Guitardoc (aus Berlin) mag ich übrigens auch und seine Videos haben mir schon oft weitergeholfen.

Danke für das Feedback (auch an JazzDude)

[Niels Cremer]

Ich hab bei einem Jazzbass (Eigenbau) dessen Hals auch dieses feature hat einfach eine Aussparung in den Body gefeilt, da die neck-pocket nicht sehr tief ist musste dieses Aussparung auch nicht allzu groß ausfallen. Je nachdem was es für ein (kostbares?) Instrument ist verbietet sich so ein Vorgehen natürlich …

LG,
Niels

[bob's art]

Für einen Gitarrenbauer, also auch für dich Niels, ist das eine sehr sinnvolle Lösung!

Ich habe gestern ein Video von "Supergain" gesehen, da wurde Gitarrenbauer André Waldenmeier dazu befragt. Er meinte so in etwa, die im Korpus verbaute Trussrod-Einstellschraube sei schon deswegen besser, weil da nicht jeder daran herumdrehen kann.

Das war (vielleicht) nicht ganz ernst gemeint, er hat allerdings noch ausgeführt, dass ein Trussrod-Hohlraum vor dem Übergang zum Headstock, zumindest bei dünneren Gitarrenhälsen (auch durch das Trussrod-Metall), ungünstig für den Klang der Gitarren sein könnte. Er meinte, er bevorzuge jedenfalls die "Vintage"-Lösung.

[berndwe]

Jedenfalls muss man sich nicht davon abhalten lassen, seine Wunschgitarre zu kaufen, bloß weil der Hals vom Fuß aus eingestellt wird.

[Rumble]

Eben..

Und "oben" ist halt schnell mal gedreht.
Man sagt ja auch nicht ohne Grund: "Hals über Kopf". (altes Gitarrenbauer Sprichwort)