Lehrer, Schüler und Autodidakten berichten

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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spijk
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Beitrag von spijk »

Saitenheimer hat geschrieben:Ich bin auch seit über dreißg Jahren autodidaktisch unterwegs und kann bis heute keine Noten lesen. Mit Tabulaturen kann ich auch nichts anfangen. Das hat zur Folge, dass ich die wenigsten Stücke nachspiele. Wenn´s denn doch mal sein musste, meistens die Lagerfeuergeschichten, dann hab ich mir die dann halt "abgehört".
Außerdem bin ich in der Beziehung ein stinkfauler Hund. Ich setzt mich hin und ab und zu ergeben sich dann gewisse Harmonien oder Akkordabfolgen, die ich dann ausbaue. Wenn ich dann - rein gefühlsmäßig - einen Akkord bräuchte, der mir zu schwierig ist, versuch ich den einfach anders zu spielen oder das Stück entsprechend zu ändern. Das Picking kommt dann eigentlich ganz von alleine. Das Schöne an eigenen Stücken ist ja, dass man da frei ist, in dem was man tut. Und das Wichtigste ist mir der Spaß an der Sache.
Geradezu unheimlich, wie präzise hier mein Gitarristengebaren beschrieben wird. Ich kann jeden Satz unterschreiben. :D
"What the blues is? I guess the blues is something between the greens and the yellows."
Lightnin' Hopkins
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string
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Beitrag von string »

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Eventuell bin ich da ja etwas naiv. Aber ich bilde mir ein, dass man eigentlich schneller zu einem (zumindest einem Ansatz davon) eigenen Stil findet, wenn man viel Stücke nachspielt (die man auch wirklich toll findet)
Hallo Clone,
JA, wenn bereits ein spieltechnisches Fundament vorhanden ist, meine ich.
Ich kann mir nicht vorstellen, einen eigenen Stil entwickeln zu können, wenn man mal A-Moll, C-Dur und D-Dur mal rauf hat. Bei mir hat das jedenfalls nicht geklappt und deswegen habe ich dann auch für drei Jahre Unterricht genommen, sonst hätte ich mich mit meinem Spiel immer mehr gelangweilt und vermutlich das Gitarrespiel ganz aufgegeben.
Aber es gibt ja einige beneidenswerte, begnadete Ausnahmen. :wink:

Gruß
Klaus
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"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

mr335 hat geschrieben:
Bei vielen "reinen" Fingerstylern vermisse ich - vor allem bei Solo- und Melodielinien - gut klingende Phrasierungen. Oft mangelt es da an schönem Vibrato, Bendings, Slides und wenn sie dann eingesetzt werden, klingen sie oft harmlos.


ich denke das ist mehr eine Geschmacksfrage und weniger eine Frage des Könnens. In der Klassik (woher sicherlich viele Fingerstyler kommen) z.B. ist das absolut nicht gefragt.

Ich erinnere mich an den Unterricht klassische Gitarre, ist schon ewige Zeiten her:
Ab dem Zeitpunkt wo mir der Lehrer das erste Mal einen Blues zum Üben gegeben hatte, klang bei mir dann auch die Klassik irgendwie bluesig.
Der Lehrer hatte dann entsprechend reagiert und von da an mehr nicht-klassische Sachen durchgenommen.
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scifi
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Beitrag von scifi »

clone hat geschrieben: Eventuell bin ich da ja etwas naiv. Aber ich bilde mir ein, dass man eigentlich schneller zu einem (zumindest einem Ansatz davon) eigenen Stil findet, wenn man viel Stücke nachspielt (die man auch wirklich toll findet), eventuell mit anderen zusammen spielt und dann vor allem ´sein eigenes Ding´ macht.
Bitte jetzt nicht als Angriff werten, aber je länger ich Gitarre spiele, desto uninteressanter finde ich den Aspekt des "eigenen Stils". Der zeigt für mich häufig (gerade bei den aktuellen Singer-Songwritern) eher was alles nicht gekonnt wird. Ich sehe bei der Idee des "eigenen Stils" etwas die Gefahr sich hinter einer Entschuldigung zu verstecken.

Aber klar, am Ende geht es darum, dass es einem Spaß macht - solange man damit kein Geld verdienen möchte/muss.
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clone
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Beitrag von clone »

scifi hat geschrieben:
clone hat geschrieben: Eventuell bin ich da ja etwas naiv. Aber ich bilde mir ein, dass man eigentlich schneller zu einem (zumindest einem Ansatz davon) eigenen Stil findet, wenn man viel Stücke nachspielt (die man auch wirklich toll findet), eventuell mit anderen zusammen spielt und dann vor allem ´sein eigenes Ding´ macht.
Bitte jetzt nicht als Angriff werten, aber je länger ich Gitarre spiele, desto uninteressanter finde ich den Aspekt des "eigenen Stils". Der zeigt für mich häufig (gerade bei den aktuellen Singer-Songwritern) eher was alles nicht gekonnt wird. Ich sehe bei der Idee des "eigenen Stils" etwas die Gefahr sich hinter einer Entschuldigung zu verstecken.

Aber klar, am Ende geht es darum, dass es einem Spaß macht - solange man damit kein Geld verdienen möchte/muss.

Hallo Scifi,

völlig okay. Sehe ich auch nicht als persönlichen Angriff. Ich denke es ist wieder so ein einerseits-andererseits-Ding.

Ich habe mich vielleicht auch etwas unglücklich ausgedrückt.
Als anfängliche Hauptmotivation mich durch die ersten Akkorde zu quälen stand bei mir vor allem der Wunsch eigene Songideen umsetzen zu können. Also das spielen zu können, was ich mir in meiner Vorstellung schon ausgedacht habe. Und über die Jahre habe ich mir von allen möglichen Stilen so ein bisschen Beiwerk angeeignet, das ich für meine Art eben gebrauchen kann und das in meinen Ohren gut klingt. Also nicht krampfhaft gesucht, sondern weil ich Elemente toll fand.

"Eigener Stil" ist da eventuell auch nicht der ganz richtige Ausdruck, es geht aber wohl grob in die Richtung. Und natürlich ändern sich auch laufend meine Vorstellungen und Vorlieben.

So ein bisschen das Gegenstück sind für mich Musiker, die entweder den Größen eines bestimmten Stils nacheifern (natürlich ohne es je zu erreichen). Oder der Typus Studiogitarrist, also in recht vielen Stilen solide bis ziemlich gut ist, aber es fehlt praktisch immer das kleine bisschen, das es mitreizend macht.

Ich glaube da gibt es einfach unterschiedliche Grundtypen, und wer etwas anderes sein möchte als er ist, macht sich eher unglücklich. So glaube ich zumindest.

Mir persönlich geht es wie gesagt vor allem um die Umsetzung von eigenen (Song-) Ideen.

Aber vielleicht verstehe ich dich da auch falsch. Wofür den "Entschuldigen"? Wovor "verstecken"?
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scifi
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Beitrag von scifi »

clone hat geschrieben:Hallo Scifi,

völlig okay. Sehe ich auch nicht als persönlichen Angriff. Ich denke es ist wieder so ein einerseits-andererseits-Ding.

Ich habe mich vielleicht auch etwas unglücklich ausgedrückt.
Als anfängliche Hauptmotivation mich durch die ersten Akkorde zu quälen stand bei mir vor allem der Wunsch eigene Songideen umsetzen zu können. Also das spielen zu können, was ich mir in meiner Vorstellung schon ausgedacht habe. Und über die Jahre habe ich mir von allen möglichen Stilen so ein bisschen Beiwerk angeeignet, das ich für meine Art eben gebrauchen kann und das in meinen Ohren gut klingt. Also nicht krampfhaft gesucht, sondern weil ich Elemente toll fand.

"Eigener Stil" ist da eventuell auch nicht der ganz richtige Ausdruck, es geht aber wohl grob in die Richtung. Und natürlich ändern sich auch laufend meine Vorstellungen und Vorlieben.

So ein bisschen das Gegenstück sind für mich Musiker, die entweder den Größen eines bestimmten Stils nacheifern (natürlich ohne es je zu erreichen). Oder der Typus Studiogitarrist, also in recht vielen Stilen solide bis ziemlich gut ist, aber es fehlt praktisch immer das kleine bisschen, das es mitreizend macht.

Ich glaube da gibt es einfach unterschiedliche Grundtypen, und wer etwas anderes sein möchte als er ist, macht sich eher unglücklich. So glaube ich zumindest.

Mir persönlich geht es wie gesagt vor allem um die Umsetzung von eigenen (Song-) Ideen.

Aber vielleicht verstehe ich dich da auch falsch. Wofür den "Entschuldigen"? Wovor "verstecken"?
Hi Clone, dann bin ich froh, dass du es nicht in den falschen Hals bekommen hast :)
Ich stimme dir voll zu.

Ich meinte mit "Entschuldigung" eine Entschuldigung vor sich selbst, Dinge nicht zu üben, weil sie einem zu "unbequem" sind. Wenn ich Interviews von manchen Musikern lese, die über ihren tiefen musikalischen Ausdruck auf der Basis eines abgenudelten 3-Akkord-Schemas schwafeln und mir das dann als "eigener Stil" verkaufen wollen, reagiere ich mittlerweile genervt. Das hat aber in diesem Thread eigentlich gar nichts zu suchen und deshalb halte ich jetzt besser wieder die Klappe.
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clone
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Beitrag von clone »

scifi hat geschrieben:
clone hat geschrieben:Hallo Scifi,

völlig okay. Sehe ich auch nicht als persönlichen Angriff. Ich denke es ist wieder so ein einerseits-andererseits-Ding.

Ich habe mich vielleicht auch etwas unglücklich ausgedrückt.
Als anfängliche Hauptmotivation mich durch die ersten Akkorde zu quälen stand bei mir vor allem der Wunsch eigene Songideen umsetzen zu können. Also das spielen zu können, was ich mir in meiner Vorstellung schon ausgedacht habe. Und über die Jahre habe ich mir von allen möglichen Stilen so ein bisschen Beiwerk angeeignet, das ich für meine Art eben gebrauchen kann und das in meinen Ohren gut klingt. Also nicht krampfhaft gesucht, sondern weil ich Elemente toll fand.

"Eigener Stil" ist da eventuell auch nicht der ganz richtige Ausdruck, es geht aber wohl grob in die Richtung. Und natürlich ändern sich auch laufend meine Vorstellungen und Vorlieben.

So ein bisschen das Gegenstück sind für mich Musiker, die entweder den Größen eines bestimmten Stils nacheifern (natürlich ohne es je zu erreichen). Oder der Typus Studiogitarrist, also in recht vielen Stilen solide bis ziemlich gut ist, aber es fehlt praktisch immer das kleine bisschen, das es mitreizend macht.

Ich glaube da gibt es einfach unterschiedliche Grundtypen, und wer etwas anderes sein möchte als er ist, macht sich eher unglücklich. So glaube ich zumindest.

Mir persönlich geht es wie gesagt vor allem um die Umsetzung von eigenen (Song-) Ideen.

Aber vielleicht verstehe ich dich da auch falsch. Wofür den "Entschuldigen"? Wovor "verstecken"?
Hi Clone, dann bin ich froh, dass du es nicht in den falschen Hals bekommen hast :)
Ich stimme dir voll zu.

Ich meinte mit "Entschuldigung" eine Entschuldigung vor sich selbst, Dinge nicht zu üben, weil sie einem zu "unbequem" sind. Wenn ich Interviews von manchen Musikern lese, die über ihren tiefen musikalischen Ausdruck auf der Basis eines abgenudelten 3-Akkord-Schemas schwafeln und mir das dann als "eigener Stil" verkaufen wollen, reagiere ich mittlerweile genervt. Das hat aber in diesem Thread eigentlich gar nichts zu suchen und deshalb halte ich jetzt besser wieder die Klappe.
Schon etwas älter der Beitrag, aber fiel mir gerade ein. Nicht alle die Lieder schreiben sind deswegen gleich Singer/Songwriter. Eigentlich sind das sogar die wenigsten. Und ich sprach auch nicht von Singer-/Songwritertum. Nur falls das missverständlich war... .
stringbound
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Beitrag von stringbound »

hmarke hat geschrieben:
mr335 hat geschrieben:Bei vielen "reinen" Fingerstylern vermisse ich - vor allem bei Solo- und Melodielinien - gut klingende Phrasierungen. Oft mangelt es da an schönem Vibrato, Bendings, Slides und wenn sie dann eingesetzt werden, klingen sie oft harmlos.

ich denke das ist mehr eine Geschmacksfrage und weniger eine Frage des Könnens. In der Klassik (woher sicherlich viele Fingerstyler kommen) z.B. ist das absolut nicht gefragt.
Wenn man als Instrument die Gitarre mit Stahlsaiten zugrunde legt, dann ist sowohl die Beherrschung, als auch die Ausführung dieser Techniken eine Frage des Könnens.

Wie du darauf kommst, klassische Gitarristen als Beispiel heranzuziehen, ist mir ein Rätsel.
Auf einer klassischen Gitarre lassen sich viele der von Roland aufgezählten Techniken nur eingeschränkt nutzen (Bending), oder sie sind in einer bestimmten Form auszuführen (Vibrato).
Fairerweise muss man ergänzen, dass Techniken, wie Bendings, im klassischen Repertoire fast keine Anwendung finden.
Daher macht es für viele klassisch ausgebildete Gitarristen wenig Sinn sich diese Techniken anzueignen.
Außerdem wird aus einem gut ausgebildetem und vielleicht studiertem klassischen Gitarrist nicht automatisch ein Fingerstyler, nur weil er eine Gitarre mit Stahlsaiten in die Hand nimmt.
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Orange
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Re: Lehrer, Schüler und Autodidakten berichten

Beitrag von Orange »

Na dann will ich auch mal ...
classical hat geschrieben:Wie sieht für euch der beste Gitarrenunterricht aus?
Ich hatte in meinen Anfängen ca. 1 1/2 Jahre lang Gruppenunterricht, das war produktiv. Einzelunterricht hätte vermutlich aber noch mehr gebracht.
classical hat geschrieben:Nehmt ihr regelmäßig Unterricht, oder nur nach Bedarf?
Habe jetzt seit 2 Jahren keinen Unterricht, habe aber gerade heute eine private Musikschule hier kontaktiert zwecks Schnupperstunde.
Wenn mir das zusagt starte ich im Sommersemester Februar 2013. Hoffentlich wird´s was, will auf jeden Fall nächstes Jahr wieder eine(n) Lehrer(in).
Am besten "gemischten" Unterricht: Akustik- & Stromgitarre.
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