H oder B?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Orange
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Re: H oder B?

Beitrag von Orange »

Manati hat geschrieben:
Orange hat geschrieben:So zähle ich auch auf der Gitarre wenn mich jemand frage: E, F, Fis, G, Gis, A, Ais, H, C, Cis, D, Dis, E .... :guitar2:
Ergibt wenig Sinn, IMHO. Was antwortest du dann, wenn du gefragt wirst, was das B in deiner Liedermappe bedeutet?
Dann sage ich: Ais Ich schreibe B und sage Ais .... logisch, oder ? Und ab und zu erwische ich den Akkord sogar! :mrgreen:

Ich warte eigentlich schon die ganze Zeit auf eine erste mindestens 20-zeilige Abhandlung
mit anschließender 12-seitigen Diskussion von Ulrich P. zu dem Thema ... :whistler:
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tele
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Re: H oder B?

Beitrag von tele »

Also, es scheint tatsächlich Kollegen zu geben, die das H völlig aus ihrem Bewusstsein verdrängt haben. Interessant!

Aus
Eine-Alte-Dame-Ging-Himbeereis-Essen
wird dann
Eine-Alte-Dame-Ging-Brombeereis-Essen

Beides lecker!

Zurück zur Ausgangsfrage, wie man das englische B in einem deutschen Film übersetzt:

Dafür es mit H zu übersetzen spricht für mein Empfinden, dass man damit beweist, dass man nicht einfach gedankenlos die englischen Buchstaben ins deutsche überträgt, sondern sich der Tatsache bewusst ist, dass der Ton im deutschen offiziell immer noch H heißt.
C-Dur Tonleiter

Aber B scheint sich auch bei deutschsprachigen Tutorials durchzusetzen, wird also auch OK sein.
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RB
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Re: H oder B?

Beitrag von RB »

warum, muss ich fragen, sollte Streichern f# und gb etwas Unterschiedliches sein ? Bitte um Nachsicht für den Exkurs.
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Liederbolt
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Re: H oder B?

Beitrag von Liederbolt »

RB hat geschrieben:warum, muss ich fragen, sollte Streichern f# und gb etwas Unterschiedliches sein ? Bitte um Nachsicht für den Exkurs.
Streicher intonieren nicht temperiert, d.h. sie teilen die Oktave (in der Praxis) nicht durch 12. Im Prinzip sind ja in unserem heutigen Tonsystem alle Töne ein wenig unsauber, um sie gleichermaßen verwenden zu können.

Bei Bundinstrumenten und modernen Klavieren wird die gleichstufige Stimmung zugrundegelegt. Im Mittelalter hatte man die Pythagoräische Stimmung, die auf reinen Quinten basierte, in der Renaissance wurde oft mitteltönig intoniert - da klangen dann die Terzen annähernd rein. Auf alten Cembali gab es dann auch mal je eine Taste für das Es und eine für das Dis, da beide Töne differierten - das Dis war im C-Moll Akkord unbrauchbar.

Später kamen wohltemperierte Stimmungen dazu, wo man schon jeden Ton enharmonisch benutzen konnte, jedoch klangen dadurch die Tonarten nicht relativ gleich - so klang Bach's Wohltemperiertes Klavier im Original auch in den Tonarten charakterlich unterschiedlich.

Bei Lauten lassen sich ja die Bünde verschieben. Bei pythagoräischer Stimmung ist der erste Bund näher am Sattel, der 2. weiter weg und der dritte wieder näher dran, bei mitteltöniger der 1. weiter weg, der 2. näher dran und der 3. wieder weiter weg - die Bünde waren unregelmäßig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Temperierte_Stimmung

Ein Geiger intoniert nach Gehör jeweils ein reines Intervall - damit es zu einem Klavier nicht so schräg klingt, benutzt er ein Vibrato.
Zuletzt geändert von Liederbolt am So Apr 17, 2016 1:48 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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RB
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Re: H oder B?

Beitrag von RB »

Streicher intonieren temperiert, andernfalls wäre das Zusammenspiel der Streicher mit temperierten Instrumenten nicht möglich und es käme - je nach Verlauf des Stücks - im Extremfall zu ungewollten Tonartwechseln. Dass das anders wäre, ist eine irrige Auffassung, die aber anscheinend unausrottbar ist. Ich war nun nicht sicher, ob genau das auch gemeint war, daher meine Frage.

PS, hier habe ich weitergehende Ausführungen dazu gefunden: http://www.pian-e-forte.de/texte/01inton.htm" onclick="window.open(this.href);return false;
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Liederbolt
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Re: H oder B?

Beitrag von Liederbolt »

Na gut... ...sie machen einen Kompromiss... :-)

http://www.pian-e-forte.de/texte/01inton.htm

...hu, haben wir das Gleiche ergoogelt...
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Liederbolt
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Re: H oder B?

Beitrag von Liederbolt »

Ist ja auch logisch - der Sreicher intoniert nach Gehör. Wenn er nun zum Klavier ein reines Intervall spielt das nicht übereinstimmt, hört es sich schräg an. Er temperiert dann automatisch so, dass es gut klingt. Spielt er aber alleine, dann würde er die Töne sicher im Melodieverlauf reiner spielen.
Zuletzt geändert von Liederbolt am So Apr 17, 2016 2:01 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: H oder B?

Beitrag von RB »

Die Übersetzung würde ich vom Kontext abhängig machen. Um was geht es denn im Film ?

Zum Streicher: Interessant ist auch die Feststellung, dass die Stimmung der Violine in reinen Intervallen mit sich brächte, dass das Intervall zwischen der tefsten und der höchsten Saite zu groß wäre. Die Violine muß also bereits temperiert gestimmt werden, wenn man sie ohne Ohrenkrebs benutzen will.
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Liederbolt
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Re: H oder B?

Beitrag von Liederbolt »

Nur für's Zusammenspiel:

http://www.sdmaus.com/geigenblog/stimmg ... gehor.html

Unterschiede kann man hier hören:

http://kilchb.de/ttmusik.php

...wobei die Violine ja in Quinten gestimmt ist. Die reine Quinte ist im Zusammenklang mit der Temperierten weniger schräg, als die klanglich reine Terz zur Temperierten.
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Re: H oder B?

Beitrag von RB »

Das ist jetzt zwar immer mehr off topic, aber doch zu interessant, um nicht zu erzählen. Wenn ich die Mandoline nach Gehör stimme, also die Intervalle sauber drehe, ist manchmal in der Tat der Abstand von tief nach hoch zu weit und ich drehe bald durch. Normalerweise stimme ich die Leersaiten auf Gehör durch und wenn ich etwas müde bin, dann kommt das vor. Das ist wahrscheinlich genau der Effekt, das Streben nach dem reinen Intervall.
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tele
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Re: H oder B?

Beitrag von tele »

Um was geht es denn im Film ?
Ein Afroamerikaner spielt auf einer Tele eine Kadenz in E-Dur mit offenem E-und A-Akkord und einem Barréegriff am 2.Bund, den er "Bi" nennt.
bei 1:15
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Re: H oder B?

Beitrag von Liederbolt »

Ganz furchtbar ist es, wenn ich erst auf meiner z.Zt. mitteltönig eingerichteten Laute spiele, und dann eine Gitarre nehme. Finde die temperierte Stimmung aber einfach am praktischsten - man kann eben Alles in allen Tonarten darauf hervorbringen, und einen Kapodaster in jedem Bund benutzen. Bei einigen Renaissance-Fantasias vermisse ich aber dann die Farbigkeit des Mitteltönigen.
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Re: H oder B?

Beitrag von RB »

Wenn das jüngere Leute sehen, die von den üblichen, neueren Publikationen das h als b und das b als bb gewöhnt sind, spricht doch viel dafür, den Schauspieler "b" sagen zu lassen.
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tele
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Re: H oder B?

Beitrag von tele »

Wenn das jüngere Leute sehen, die von den üblichen, neueren Publikationen das h als b und das b als bb gewöhnt sind, spricht doch viel dafür, den Schauspieler "b" sagen zu lassen.
Dafür spricht zudem die ähnlichere Lippenbewegung bei "Bi" und "Be" als bei "Bi" und "Ha". :wink:

Habe gerade mal nachgeschaut: die Serie Vinyl spielt in den 70ern.
Vielleicht schaut sich das dann aber eher die Peter-Bursch-Generation an, der der Griff vom Gitarrenlehrer der Nation noch als H-Dur verkauft wurde?
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Re: H oder B?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich versteh´nur BAHNHOF.
Manchmal bin ich froh, dass ich keine Noten lesen kann.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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