GEMA Alternative?

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Gitarrenhans
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GEMA Alternative?

Beitrag von Gitarrenhans »

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich gerade damit, ob ich in die GEMA eintreten soll, weil ich demnächst meinen ersten Tonträger veröffentliche.

Der Kollege der meine Sachen mastert erzählte mir dann, dass gerade eine Gesellschaft in der Mache ist, die eine Alternative zur GEMA bieten soll, wo dann der kleine Künstler auch mehr davon hat und nicht nur die "ordentlichen" Mitglieder absahnen. Das ganze nennt sich "C3S"

Ich habe das hier im Netz gefunden: http://www.startnext.de/c3s

Ich bin was die GEMA angeht gelinde gesagt etwas zwiespältig und überlege, ob das was C3S vorhat wirklich umsetzbar ist und dann auch für mich eine Alternative darstellen könnte.

Ich bin überzeugt, dass es hier im Forum Leute gibt die deutlich mehr Ahnung haben und freue mich über Beiträge, Anmerkungen und Aufhellung des Themas.

Hab gehört, dass es hier auch Rechtsanwälte gibt, die sich ja evtl. schon mal mit dem Thema befasst haben :D

LG, G-Hans
All I can do is be me, whoever that is. (Bob Dylan)
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Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Kann es sein, dass es da keinerlei Ansätze eines detaillierten Geschäftskonzeptes gibt.
Kein Liquiditätsplan, kein peripherer Businessplan? Wann soll denn ein break even erreichbar sein?
Schlagwörter wie unverstaubt digital und demokratisch würden mir da nicht reichen.
Wie geht das mit der Rechteverwertung bei Konzerten etc. Es gibt ja nicht nur die digitale Welt. Die Anerkennung als Verwertungsgesellschaft durch das Patent und Markenamt ist doch da die winzigste Hürde. Es geht doch um das operative Geschäft. Weisst Du da vielleicht noch Quellen?
Gruss Hanjo
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ulf
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Beitrag von ulf »

Hallo Hans,

ich bin vor 15 Jahren auch in die GEMA wegen meiner ersten CD.
Wenn du in einem Label bist und auch erwartest, daß die Stücke im Radio gespielt werden, dann ist das richtig.
Wenn du öfters auftrittst und der Veranstalter die GEMA - Gebühren bezahlen wird, dann auch.
Wenn du aber wie ich damals nur mal aus Stolz eine CD machst und sie dann etwa 17 mal verkaufst oder verschenkst, dann bezahlst du der GEMA Geld für deine eigenen Lieder und bekommst dann die Ausschüttung zurück, das ist dann aber natürlich weniger, als du bezahlt hast. Die Verwaltung will ja auch finanziert werden.
Die Lieder sind dadurch auch nicht automatisch urheberrechtlich geschützt, die GEMA ist lediglich deine Helferin für die Abrechnung für Aufführung und Wiedergabe.
Ulf
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rwe
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Beitrag von rwe »

ulf hat geschrieben: Die Lieder sind dadurch auch nicht automatisch urheberrechtlich geschützt,
Das sind sie in D ohnehin, auch ohne Verwertungsgesellschaft.
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

ulf hat geschrieben:ich bin vor 15 Jahren auch in die GEMA wegen meiner ersten CD.
Ist es nicht so, dass Du bei der GEMA die ersten 5 Jahre kein ordentliches Mitglied bist und nur Peanuts bekommst, die sich eigentlich gar nicht lohnen?
ulf hat geschrieben:Die Verwaltung will ja auch finanziert werden.
Das ist für mich kein Argument. Die GEMA will auch nach dem Tod die Hinterbliebenen absichern. Denen werden von den Tantiemen aber nur rund 30 % ausgezahlt, während sie sich 70 % selbst einsteckt. Diese "Absicherung" ist zum Einen ein gönnerhafter Sozialhilfetarif, zum Andern hat die GEMA wegen sich schon zur Genüge einen gesunden Wasserkopf durch ihre fragwürdigen Einnahmen finanziert. Dass es immer weniger Kneipen mit Live Musik gibt, weil es sich kaum noch ein Wirt leisten kann, daran hat die GEMA einen wesentlichen Anteil. Ich finde es gut, wenn die GEMA Konkurrenz bekommt.
Liebe Grüße
Bernd
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Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Bernd kann es sein, dass Du Gema Tantiemen mit Leistungen aus der Gema Sozialkasse verwechselst oder mit der Gema Alterssicherung? Bei diesen Leistungen wir natürlich an bedürftige Mitglieder sogar mehr ausgeschüttet, als nach den jeweiligen Gemaeinkünften angebracht wäre. Ist also eine solidarische Versicherungsleistung.
Meines Wissens nach haben die Erben innerhalb der berüchtigten 70 Jahre die Gemaansprüche in voller Höhe.
Gruss Hanjo
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hanjo hat geschrieben:Meines Wissens nach haben die Erben innerhalb der berüchtigten 70 Jahre die Gemaansprüche in voller Höhe.
Ich habe diese Information aus einem Buch des AMA Verlags, das ein Fachanwalt für Medienrecht geschrieben hat. Das ist allerdings schon älteren Datums. Möglicherweise hat sich zwischenzeitlich was verändert.
Liebe Grüße
Bernd
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

Mein Posting hat sich mit zwei anderen Überschnitten.


@Gitarrenhans:

Gema lohnt sich nur dann, wenn du eigene Lieder hast, die auch aufgeführt werden. Hanjos Aussagen sind aus meiner Sicht zu unterstreichen - GEMA lohnt nicht für jeden. Du musst zudem gleich zu Anfang erstmal ca. 50 € Eintrittsgebühr und Beitrag für das erste Jahr zahlen. Für deine CD musst du dann ca. 0,60 € pro Stück bezahlen für deine eigenen Rechte (hört sich komisch an). Von den 0,60 € werden dann etwas über 80 % an die Urheber (also dich in diesem Fall) ausgeschüttet, den Rest fressen die Verwaltungskosten. Falls du auch Coverversionen aufnimmst, erhalten auf diesem Weg auch deren Urheber ihre Tantiemen.

Auffführen heisst öffentlich live gespielt (ob von dir oder anderen ist egal) oder im Radio oder Fernsehen gesendet. Sendung alleine in Internet-Radios lohnt sich nicht, dafür der GEMA beizutreten ;-( Wie das mit Discomusik ist weiss ich nicht, da es mich nicht interessiert. Ob du das mit der GEMA machst oder mit einem anderen Verein, dürfte ziemlich egal sein.

Mit dem INKA statt dem PRO-Modell hat sich die GEMA meiner Meinung nach sogar einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Gerade Singer-Songwriter werden davon profitieren, also die kleinen Musiker.

@Bernd C. Hoffmann:
Wenn man keine Ahnung hat, soltte man vielleicht einfach mal in die Tastatur beissen bevor man schreibt:

- Unabhängig von der Art der Mitglieschaft erhälst du die gleichen Tantiemen nach der gleichen Berechnungsformel.
- Die Tantiemen werden dem Rechteinhaber ausgezahlt, egal ob der lebt oder nicht. Woher hast du dieses Gerücht?
- Weisst du eigentlich, wie hoch die Gebühren der GEMA für ein Kneipenkonzert sind? Üblicherweise verlangt die GEMA bei Livemusik 5 % des Eintrittspreises als Entgelt. Das ist natürlich ein Grund für alle Wirte, das sich Konzerte nicht mehr lohnen. Mindestgebühr ist 21,80 €.

@Alle Mitlesenden:
Ich weiss über die GEMA nur, was mich selbst interessiert. Ich mache ein Dutzend Auftritte pro Jahr, in der Regel in kleinen Kneipen. Da ich >80 % eigene Sachen spiele, bin ich angeschlossenes Mitglied der GEMA.

Die Urheber haben keine Lobby - anders als die Discothekenbetreiber. Wenn die auch fünf Prozent des Eintrittsgeldes an die Urheber abführen, halte ich das durchaus für angemessen. Es schreit eben jeder, der Geld bezahlen soll. Wer am lautesten schriet, hat aber nicht immer Recht.


Alles meine private Meinung. Ich bein kein Jurist und kann in rechtlichen Sachen keine Verbindliche Auskunft geben.

Viele Grüße
landmesser
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jayminor
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Beitrag von jayminor »

ich habe mich dem ganzen Thema einfach mal mit dem Taschenrechner genähert.

Meine CD-Produktion (1.000-er Auflage) hätte mich 600 Euro mehr gekostet. Da ich nicht davon ausgehe, das ich kurzfristig 1.000 CDs unters Volk kriege, wäre ein großer Teil dieser Mehrkosten in längerfristig totes (oder sagen wir kaum lebendes) Kapital gegangen.
Kalkulierter Wert: 600 Euro

Bei einigen Veranstaltungen (bei denen der Wirt GEMA-freies Programm als Voraussetzung macht) kann ich gar nicht spielen, wenn meine Songs GEMA-Werke sind. Das sind im Jahr Gagen von etwa 500 Euro, die mir da entgingen (OK, ich müsste auch nicht hinfahren, könnte dann aber auch keine CDs verkaufen).
Kalkulierter Wert 400 Euro

Bis jetzt fehlen mir also 1.000 Euro, und über Gebühren haben wir noch nicht gesprochen (Aufnahmegebühr 50 Euro, etc)

Ich gehe mal davon aus, dass meine Stücke pro Jahr ca NULL mal von anderen Künstlern gespielt werden, so dass von da keine Tantiemen zu erwarten sind. bleiben also die selbst gespielten Konzerte.

Bei Auftritten (komplettes Konzert, ca 25-30 Songs) spiele ich etwa 50% eigene und 50% Arrangements oder Cover fremder Stücke. bei ca 10 kompletten Konzerten im Jahr spiele ich also etwa 150 Eigene Songs. Dazu kommen noch etwa 30-40 Gelegenheiten, bei denen ich öffentlich im Schnitt 3 eigene Stücke spiele. also nochmal sagen wir 100 weitere Songs.

Mit diesen 250 Songs, sofern die seitens des Veranstalters (oder durch mich) überhaupt gemeldet würden, müsste ich also in der Größenordnung 4 Euro pro gespieltem eigenen Song von der GEMA bekommen, damit ich die Lücke von 1.000 Euro schließe.

Ich weiß, man kann das an manchen Stellen auch anders rechnen, aber da ich meine Stücke nicht das ganze Jahr rauf und runter mit GEMA-Tantiemen spiele, bin ich zu dem klaren Entschluss gekommen, dass sich das für mich nicht lohnt.

Man wird als GEMA-Mitglied kein besserer Mensch, bekommt keine zusätzlichen Buchungen (eher weniger), die CD verkauft sich nicht besser, bei Konzerten klatscht niemand lauter . . . sonst könnte man da ja noch mal aus strategischen Gründen nachdenken, quasi als Investment in was auch immer in der Zukunft. Aber für mich lohnt es sich einfach nicht, das würde auch bei einer anderen Institution als der GEMA so sein. Darum lasse ich es auch sein.


PS: Liebes Finanzamt (falls Du mitliest) ja, ich gebe alle Einkünfte bei der Steuererklärung an 8)
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

vielleicht ist das in diesem Zusammenhang nicht ganz uninteressant....
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

@JayMinor

Du hast in deiner Rechnung 480 Euronen vergessen, die die Gema an den Urheber deiner Cd auszahlt.
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jayminor
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Beitrag von jayminor »

landmesser hat geschrieben:@JayMinor
Du hast in deiner Rechnung 480 Euronen vergessen, die die Gema an den Urheber deiner Cd auszahlt.
@landmesser,
stimmt, habe ich im Eifer glatt vergessen. So ergibt sich in der Tat ein falsches (zu negatives) Bild. Ich korrigiere also: Meine Lücke ist nur 550 Euro groß.

Damit ist sie aber immer noch groß genug, um keinen kommerziellen Nutzen zu sehen.
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