Wie funktioniert jammen ?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Orange
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Wie funktioniert jammen ?

Beitrag von Orange »

Mahlzeit,

bei uns in der Stadt gibt es einen Open-Stage-Jam-Club wo immer ein Haufen Musiker auftreten,
und dort gibt es auch regelmässig einen JAM wo mir total der Durchblick fehlt.
Ebenso schaue ich regelmässig auf www.bandsuche.at rein ob möglicherweise was für mich dabei ist,
und wenn Bands Mitglieder suchen dann steht auch meistens in der Anzeige: "Komm mal vorbei ein bisserl jammen!"

Und da bin ich dann auch schon am Ende mit meinem Latein. Ich bin ja der durchschnittliche
Strummer der schön aus der Liedermappe raus spielt wo die Akkorde drüberstehen,
also "jammen" kann ich damit nicht, und jetzt frag ich mich wie das genau funktioniert ?

Tonart ausmachen und dann durch-improvisieren (was ich nicht kann :oops: ), oder wie oder was ?

Nix auskennen ! :shock:

Mahlzeit
Orange
jpick
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Beitrag von jpick »

Hallo, Jürgen!

... "jamming" von JAM-Session:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jamsession

... da gibt es eine ganze Reihe sog. "Standards", die man sich raufschaffen sollte, um mitmachen zu können. Ist natürlich Genre-spezifisch, also Bluegrass-Standards (siehe z. B. RB's Mappe), Blues-Standards, Jazz- oder auch Rockstandards. Zum Beispiel auch das Bluesschema in Variationen (Dur/moll/Erweitert), der "Endless Blues" ist wohl das meistgespielte Stück *ggg*. Die Akkordfolgen sollte man wirklich auswendig können oder ein einschlägiges Werk mitführen (gibt da dicke Bücher mit Standards), aber natürlich auch gut kennen. Dann kann man schon mal mitspielen. Zumindest bei Jazz, Blues und BG-Jammen werden dann die Soli reihum auf Wink oder Zeichen vergeben. Hier wird das Thema gespielt, variiert oder improvisiert, je nach Könnens-Stand. So erwartet man allgemein eine Jamsession.

Ich denke, den Begriff verwendet wir als Fingerpicker aber auch für unsere Treffs, wo Songs vom Blatt abgespielt werden und jeder mit abliest ;-)
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es hilft sowieso nur üben
FabianJ
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Beitrag von FabianJ »

das solltest du können

- Blueschema
- Pentatonik Dur und Moll für kleine solos, ein paar fetzige licks schaden nicht
- Etwas Ideenreichtum bei der Begleitung... wenn 3 Gitarristen alle nur offene chords schrabbeln wirds schnell langweilig...
- gute Augen zum Griffe abgucken damit du auch mal zu Not bei Sücke mitspielen kannst die du nicht kennst

damit fahr ich bisher ganz gut bei Jams.
Get to work
tbrenner
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Hallo Kaindee,

Beitrag von tbrenner »

das Richtige + Wichtige haben die beiden Vorschreiber schon geliefert. In Deiner Schilderung ging´s wohl eher noch um die Vorspielsituation bei einer Band, die Mitmusiker sucht.

Da würde ich mir dann schonmal die songs,über die "gejammt " werden soll, mitsamt Tonart durchgeben lassen. Solchermassen vorbereitet sollte die "audition" zumindest nicht zum völligen Blindflug werden.

Als Sessionveranstalter/-Moderator seit nunmehr 7 Jahren bin ich froh über jeden Mitmusiker, der zumindest die akkordchanges der gerade gespielten Nummer kennt und sich beim Solieren nicht irgendwo völlig im Urwald verfranzt... :whistler:

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Versuch einfach mal bei Musik die im Radio von CD, MP3 usw. läuft (auch unbekannte) mitzuspielen. Ich mache das gern, wenn Musik läuft, mitspielen. Hab schon mit Bass und Amp vor der Glotze gesessen mir „Carmen“ gesehen und dort als Bassist mitgespielt. Gut das mich Daniel Barenboim dabei nicht hören konnte. :mrgreen:
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Versuch einfach mal bei Musik die im Radio von CD, MP3 usw. läuft (auch unbekannte) mitzuspielen. Ich mache das gern, wenn Musik läuft, mitspielen.
Habe ich auch gemacht, als ich noch E-Gitarre gespielt habe. Kann ich nur empfehlen.
jazzloft

Beitrag von jazzloft »

stringbound hat geschrieben:
Gitarrenspieler hat geschrieben:Versuch einfach mal bei Musik die im Radio von CD, MP3 usw. läuft (auch unbekannte) mitzuspielen. Ich mache das gern, wenn Musik läuft, mitspielen.
Habe ich auch gemacht, als ich noch E-Gitarre gespielt habe. Kann ich nur empfehlen.
So habe ich mir in den guten alten 80ern das Gitarre spielen beigebracht: Dire Straits Platten aufgelegt und mit einer billig erstandenen E-Gitarre einfach mitgespielt... 8)
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

man sollte auch den "Psycho-Faktor" nicht unterschätzen.. ich kenne einige Leute, die sowohl theoretisch als auch technisch ziemlich fit sind, aber dann in der konkreten Situation vor "Aufregung" oder Stress oder wie immer man das nennen will, nichts auf die Kette bekommen.. da hilft nur "üben".. und nicht nur allein, sondern sich auch der Jam-Situation einfach zu stellen.. am besten erst mal "unverbindlich" in lockerer Runde mit bekannten Stücken...
ansonsten wurde schon "alles" gesagt... 8)
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tele
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Beitrag von tele »

Ich habe im Laufe meiner "Musikerkarriere" irgendwie kapiert, dass Jammen nicht so mein Fall ist, und ich lieber Sachen abspule, die ich mir in jahrelanger Heimarbeit zurechtgeschustert habe. Meine improvisierten Soli waren halt nie so beseelt wie die von Jerry Garcia, weshalb ich weitestgehend auf das Improvisieren verzichtet habe, und dies meinen Mitmusikern von Anfang an klargemacht habe. Zu Hause hab ich mir aber trotzdem hin und wieder eine Dead-Scheibe aufgelegt und dazu rumgenudelt.
Zum Improvisieren gibt es ja unzählige Konzepte, eher skalenorientiert oder eher Akkordtöne betonen, das hängt vom persönlichen Geschmack und von der Art der Musik ab, einen guten Einsteig bietet die Pentatonik, die man dann nach und nach um akkordspezifische Töne erweitern kann. Aber ich denke, ein guter Ansatz ist auch songspezifisch zu spielen, also dem Lied etwas hinzuzufügen was ihm irgendwie spezifisch ist, anstatt immer die gleichen Licks runterzunudeln. :wink:
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Didge
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aufeinander hören

Beitrag von Didge »

sich selbst und dabei auch den Anderen zuhören und etwas finden, was dazu passt, ohne Festklammern an dogmatischen Harmonielehren, sondern lediglich ein gemeinsamer Rhythmus gefunden und eingehalten wird, muß aber nicht :aua:
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RB
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Beitrag von RB »

Das Zuhören als Grundlage kann man nicht dick genug unterstreichen.
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scifi
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Beitrag von scifi »

Ich finde es wichtig die Modi des jeweiligen Genres in Grundzügen zu kennen, wenn man zu einem Jam etwas beitragen möchte. Wenn man als Blueser in eine Irish-Folk Session einschlägt, wird das schnell übel, wenn man nicht ordentlich musikalisch etwas auf dem Kasten hat und sich anpassen kann. Oder als echter "Heavy" in einer Blues-Session alles platt macht. Oder als angejazzter R&Bler bei einer alpenländischen Stubenmusi alles nach James Last klingen lässt. Ich finde jammen außerhalb des Bekanntenkreises echt richtig schwierig und anspruchsvoll, wenn mehr als Geklimper rauskommen soll (was aber natürlich auch Spaß machen kann). Da beneide ich als Dilettant die echten Profi-Musiker, die sich schnell auf viele Stile zumindest halbwegs einstellen oder sich ad hoc die Klischees zusammenreimen können.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Da sag ich mal artig DANKE in die schöne Runde hier ! :P

So so ... so funktioniert das also, na gut, dann mal ran (muss vorher noch eine kleine Akustikbaustelle abarbeiten),
aber dann geht´s frisch, fromm und fröhlich ans Werk. Habe auch schon super Info´s von unserem "Rumble" per PN
erhalten (kann hier ruhig erwähnt werden), da kann ich mich dann richtig reinknien in die Sache.

Also, herzlichen Dank für die Anregungen.

p.S.: Richtig jammen sieht immer so einfach aus, aber selbst einen halbwegs brauchbaren
Beitrag zu leisten, das wäre schon ein schönes ... wenn auch sehr langfristiges ... Ziel von mir. Schau ma´ mal ...
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

also wenn Du mit "halbwegs brauchbaren Beitrag" an ein Solo oder ähnliches denkst, dann würde ich mich in einem ersten Schritt auf die schon mehrfach erwähnten Pentatoniken stürzen und diese in verschiedenen Positionen auf dem Griffbrett einüben... damit kommst Du schon ziemlich weit...
ein weiterer Schritt wären dann die diatonischen Skalen....
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Hier mal einige Allgemeinheiten, vielleicht auch Plaitueden, zum Jammen. Ich gehe da wohl anders heran als meine Vorredner

Als Ausgangspunkt fuer das "Jammen" sollte immer die Melodie des jeweiligen Stueckes stehen. Die sollte man moeglicht in vielen Lagen beherrschen. Ich bin kein Freund von Skalen und Modi, die verleiten oft zum "Rumdudeln". Ich merke mir die Akkorde bzw. die zugehoehrigen Arpeggios und dann gibt es einfach einige Durchgangstoene und Leittoene. Man kann auch Akkorde substituieren, d.h. man muss nicht unbedingt die notierten Akkorde verwenden. Ich denke "vertikal", anstatt "horizontal". Aber es gibt es verschiedenen Herangehensweisen. Und keine ist falsch oder richtig.

Eine zweiter wichtiger Aspekt ist der Rhythmus. Im Zusammenspiel ist es wichtig, auf die Begleitinstrumente und deren ryhthmischen Vorgaben zu hoehren. Und dann bewusst rythmische Akzente in ein Solo einzubauen.

Zum "Jammen" gehoehrt natuerlich auch das Begleiten. In einer Gruppe ist da weniger oft mehr. Gerade volle Gitarrengriffe und der Anschlag ueber alle 6 Saiten, wie man es von der Lagerfeuergesangsbegleitung kennt, ist so gut wie nie noetig. Es reicht oft nur 2 Toene eines Akkords zu spielen.

Joe
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