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Wie lange übt ihr an einer Passage?

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 10:53 am
von The Fake Dirk
Jeder kennt das, jeder hasst es: Das schöne Stück Musik, dass die Tommy Emmanuels dieser Welt so locker luftig aus ihrem Instrument fiedeln, hört sich bei einem selbst wie der letzte Murks an. Vor allem diese eine Stelle da, die hat es immer in sich.

Derzeit und immer wieder begegnen mir solche Passagen, und ich übe, übe, übe. Aber irgendwann sind Luft und Lust raus, es scheint keinen Fortschritt mehr zu geben, und man dudelt die doofe Stelle mehr schlecht als recht vor sich hin.

Wie lange übt ihr an solchen Verzweiflungs-Takten? 150 Stunden bis es irgendwann fluppt? Oder kann man nach 20 Stunden sagen: Besser wird es nicht? Oder schon nach drei?

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 11:41 am
von wernoohm
Wann ich mit der Überei aufhöre ist ganz unabhängig von Zeiten. Ich richte mich nach meinem Blutdruck. Wenn der über 190 systolisch ist, brüll ich meine Gitarren an, drohe mit sofortigem Verkauf, wahlweise auch Kremierung und sperre sie zur Strafe in ihre Koffer!!!

Mal im Ernst: Irgendwann klappts einfach. Wenn nicht, lege ich das Stück/die Stelle für einige Zeit beiseite. Nach Tagen oder Wochen geht das dann manchmal wie von selbst.

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 11:59 am
von StringKing
Welcher Spruch mir in letzter Zeit immer wieder über den Weg läuft, auch von Profigitarristen wie Emmanuel, Sandercoe, ... etc.
"Übe langsam!!!"
Man kann es nicht oft genug sagen.
Wenn der Kopf es nicht versteht, dann auch nicht die Finger!

https://youtu.be/oC7yFGkELUw?t=19m46s

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 12:20 pm
von HR
Aber auch die Profis schütteln ihre Stücke nicht einfach aus dem Ärmel.
Pat Kirtley erzählte bei einem Workshop einmal, dass er vom Beginn einer Idee bis zum bühnenreifen Stück ca. 3 Jahre braucht.

Wenn ich nicht mehr weiter komme, lasse ich das Stücke einige Tage (oder Wochen) liegen. Beim nächsten Versuch geht's dann schon besser. Man muss diese Dinge offensichtlich auch im Kopf erst "verdauen".

Ich mache es....

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 12:30 pm
von tbrenner
...wie der hier: https://www.youtube.com/watch?v=Vms_6_TSQuc

(Hatten wir evtl. schonmal, aber ich finde es immer wieder erfrischend.. :roll: )

Grüssle,

tbrenner :wink:

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 1:06 pm
von docsteve
Ich übe schwierige Passagen gern mal von hinten nach vorne. Erst die letzten 3 Töne, dann die letzten 4 usw.

Auf die Weise spielt man nicht immer in einen Fehler rein.

Viele Grüße, Stephan

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 1:09 pm
von notenwart
zum Teil lange. Lange heißt, im schlimmsten Fall auch mal zwei Wochen; der Rest des Stückes sitzt schon recht gut aber eine Stelle, ein Übergang will nicht.
Im schlimmsten Fall, stirbt das ganze Stück :-(

Im Übrigen - wer übt, bescheißt seine Kollegen!

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 1:46 pm
von StringKing
HR hat geschrieben:...
Pat Kirtley erzählte bei einem Workshop einmal, dass er vom Beginn einer Idee bis zum bühnenreifen Stück ca. 3 Jahre braucht.
...
Sagt auch Dan Crary auf der DVD "The flatpicking Workshop".
tbrenner hat geschrieben:...wie der hier: https://www.youtube.com/watch?v=Vms_6_TSQuc
Immer wieder Lustig! :lol:

Re: Ich mache es....

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 2:09 pm
von Rolli
tbrenner hat geschrieben:...wie der hier: https://www.youtube.com/watch?v=Vms_6_TSQuc

(Hatten wir evtl. schonmal, aber ich finde es immer wieder erfrischend.. :roll: )

:wink:
Huhu, ich mach das auch so wie der Typ. Das ist ja auch der Grund für die vielen Gitarrenkäufe ;)

Auf Gitarren rumhauen haben manche ja richtiggehend kultiviert! Ohne dass die Dinger gleich kaputtgehen!

Ansonste ich übe die Passagen, die nicht so klappen, bis es entweder geht oder ich zur Erkenntnis komme, dass ich zu doof oder unbegabt dazu bin. Dann kann es sein, dass ich eine Vereinfachung einbaue... so entstehen dann die Rolltypischen Easy Versions :)

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 2:30 pm
von guitar-hero
Ganz einfach:

Mindestens 1 Stunde / Jahr * Alter. 8)

War schon immer so. :mrgreen:

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 3:04 pm
von string

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Pat Kirtley erzählte bei einem Workshop einmal, dass er vom Beginn einer Idee bis zum bühnenreifen Stück ca. 3 Jahre braucht.
...
Diese Ehrlichkeit ist wirklich aufbauend.

Ich übe manche Passage schon mal jeden Tag über 2, 3 Wochen lang - aber ganz selten länger.
Ich fahre dabei das Tempo notfalls extrem runter und wenn sich nix mehr weiterentwickelt, spiele ich das ganze Stück insgesamt etwas langsamer, wenn es nicht zuviel an Ausdruck dadurch verliert.
Fortschritte haben mich allerdings schon oft überrascht, wenn ich das Stück nach langer Pause wieder angegangen bin.

Wir Hobbymusiker sind halt mal keine TE´s und werden`s auch nicht werden, egal wie lange und fleißig wir üben.
Es dauerte lange, bis ich zu dieser Erkenntnis kam und diese Tatsache akzeptieren konnte.
Die Länge der Finger (Greifhand) zeigt einem zusätzlich auch mal Grenzen auf. Eine Fingertransplantation schreckt mich allerdings ab.

Ungeduld programmiert u.a. auch das Gehirn mit "Werde ich nie schaffen"
und dann geht sowie nix mehr weiter.

Alles Gute
Klaus

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 3:16 pm
von jpick
... ich habe dann doch erkannt, dass zwischen meinen Spielwünschen und dem Können gewisse Unterschiede bestehen 8)

Aber: Man muss Knackpunkte zunächst schon konzentriert und nachhaltig angehen, ich spiele diese dann öfter am Tag und zeitlich eher kurz. Das hilft oft bzw. immer öfter. Und wenn es auch nur wenige Minuten sind. Habe auch erfreut festgestellt, dass man/frau sich entwickelt: ein von mir noch letztes Jahr als für immer unspielbar geltendes Stück geht jetzt - sogar ganz gut. Problem war hier die rechte Hand. Da habe ich zwei Wochen lang auf einer Dienstreise an 8 Takten gearbeitet. Zunächst wie ein Einsteiger ...

Man sollte vielleicht versuchen, zu ergründen, welche momentanen technischen Defizite man hat und warum das aktuelle Stück so nichts wird. Stichworte linke Hand/rechte Hand, Tonbildung, Motorik (Kraft/Beweglichkeit/Haltung) ...
Möglicherweise ist man/frau für bestimmte Nummern noch nicht "reif" ...

8) 8) 8)

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 4:22 pm
von Herigo
man sollte auch unterscheiden und sich entscheiden für sportlichen ehrgeiz oder solidem vortrag.

wie rolli es bereits schrieb, ist es möglich und manchmal auch ratsam schwierige stellen zu entschärfen. das geht, wenn man es richtig macht ohne das es der "normale" zuhörer (ohne genaue kenntnis des stücks) wahrnimmt. für den spielfluss ist das eher von vorteil.

kann man das stück musikalisch gut vortragen, gibt das selbstvertrauen und irgendwann merkt man vielleicht, dass der eine oder andere zusätzliche finger ganz "einfach" zu setzen ist.

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 4:28 pm
von Gitarrenspieler
Ich habe festgestellt, dass mir längere Pausen (auch mal einige Tage) dazwischen helfen, dann klappt das meist viel leichter.

Verfasst: Fr Jun 05, 2015 5:25 pm
von HR
jpick hat geschrieben:... Möglicherweise ist man/frau für bestimmte Nummern noch nicht "reif" ...

8) 8) 8)
Sehe ich auch so. 1 Jahr später sieht auf einmal die Sache ganz anders aus.
Wenn man (fast) immer knapp unter der eigenen Machbarkeitsgrenze arbeitet, entwickelt man sich auch immer weiter.