Über die Klang-Qualität von Gitarren

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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flyingshoes
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Beitrag von flyingshoes »

Nach langer Abstinenz mal wieder ein Beitrag ... . Vermutlich, weil ich gerade auch wieder einmal auf der Suche bin. Dabei ist mir aufgefallen, das es mir immer wichtiger wird, das jemand anderes ein Instrument spielt und ich einfach nur zuhöre. Idealerweise sogar mit dem Rücken zum Spieler ... .

Erinnert mich daran, das in irgendeiner Fernsehsendung ein Geigenbauer sein eigenes Instrument nicht erkennen konnte und die (wenn ich micht recht entsinne) Kohlefaser-Geige irgendeines Instituts für seine eigene gehalten hat ... oder so.
a how how how howl!
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

Kann man auch auf DEN klang beziehen:

Es gibt drei Wahrheiten:
Deine Wahrheit
Meine Wahrheit
Und die Wahrheit
chrisb
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

--
Zuletzt geändert von chrisb am Fr Sep 11, 2015 8:39 pm, insgesamt 1-mal geändert.
chrisb
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

@chrisb: Der Spruch läßt sich freilich auch auf den Klang beziehen, was aber das ihm zugrunde liegende Axiom, daß es nämlich überhaupt Wahrheit außerhalb unserer Wahrnehmung gäbe, nicht weniger zweifelhaft macht. :)

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

Zweifeln ist leichter, oder?
chrisb
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Als? :)

Mein Gedankengang kam übrigens einfach so zustande, daß ich mich durch Deinen Post dazu bemüßigt fühlte, darüber nachzudenken, ob nicht Wahrheit, also ein Wahrsein, ganz grundsätzlich ein (Für-)Wahrnehmen zur Voraussetzung hat (nur für den Fall, daß das anders rübergekommen sein sollte).

Die Frage, ob es außer "uns" vielleicht noch ein Wahrnehmendes gebe, stünde erst auf einem anderen Blatt.

Herzlichen Gruß, Uwe
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

chrisb hat geschrieben: Es gibt drei Wahrheiten:
Deine Wahrheit
Meine Wahrheit
Und die Wahrheit
Den Spruch halte ich für falsch !

DIE Wahrheit gibt es nicht.
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RB
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Beitrag von RB »

Wenn es etwas objektiv Existierendes gibt, gibt es auch DIE Wahrheit. Das wäre die zutreffende Beschreibung des objektiv Existierenden.

Wenn man auch davon ausgehen muß, daß vielleicht nur wenige Menschen hinsichtlich begrenzter Themenbereiche die Wahrheit erkennen und das auch nur hin und wieder, so besteht doch Anlaß zur Hoffnung, daß nicht nur "deine Wahrheit" besteht und beschrieben werden kann.
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tele
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Beitrag von tele »

Wenn man auch davon ausgehen muß, daß vielleicht nur wenige Menschen hinsichtlich begrenzter Themenbereiche die Wahrheit erkennen und das auch nur hin und wieder, so besteht doch Anlaß zur Hoffnung, daß nicht nur "deine Wahrheit" besteht und beschrieben werden kann.
Der Besitz der Wahhrheit macht einsam, :(
notenwart
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Beitrag von notenwart »

Die Eröffnung des Threads deckt sich mit der Meinung, die auch oftmals von Naturwissenschaftlern geäußert wird: je tiefer ich in ein Fachgebiet einsteige, desto mehr erkenne ich, wie wenig ich weiß. Und Rolli, der ja nun unzweifelhaft ein Virtuose auf der STAHLSAITENgitarre ist, räumt ja selbst seine Limits auf anderen Instrumenten ein.
Demgegenüber stehen Aussagen, die auch hier im Forum zu lesen sind, "ich habe vor einem Jahr mal eine XYZ in der Hand gehabt, und die hatte warme Höhen abder der Bass war etwas matt"... ich halte es dann wie Angorapython im dritten Post meinte - was soll man mit solch einer Aussage anfangen?

Wenn man persönlich eine Gitarre für sehr gut hält UND die Spielweise einer anderen Person kennt, kann man evtl diese Gitarre empfehlen mit dem Hinweis: die könnte zu Dir passen, probier mal.
Und wie oft stellt man fest, dass eine Gitarre bei jemand anderem anders klingt als spiele man sie selbst? Insofern ist eine absolute Aussage über den Klang meiner Meinung nach etwas unbedacht.
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tele
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Beitrag von tele »

je tiefer ich in ein Fachgebiet einsteige, desto mehr erkenne ich, wie wenig ich weiß
Wobei "wissen" bei der Beurteilung des Klangs von Instrumenten oft mehr eine systemabhängige Verschiebung der Beurteilungspapameter ist. Oder das, was die Angelsachsen "Acquired taste", also einen antrainierten Geschmack nennen.

Beispiell? Gypsy Jazz,Django hat es vorgemacht auf einer blechern klingenden Selmer und seitdem verteilt di GJ Polizei Bußgeldbescheide, sollte sich jemand erdreisten, diese Musik auf einer Dreadnoght zu spielen.

Oder klassische Mandoline. Muss man klassische Mandolinenlteratur unbedingt auf einer "Bowlback" mit eine Federkiel spielen?https://www.youtube.com/watch?v=1zVqVuZeS20
Für meine Ohren klingt das ziemlich schrill.
Das gleiche Stück könnte man doch sicher auf einer Eastman mit einem Dunlop Plektrum zupfen.
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

berndwe hat geschrieben:.....
Um eine Gitarre bezüglich der klanglichen Feinheiten beurteilen zu können, muss man auch gute technische Fähigkeiten haben. Um das Gras wachsen zu hören sind Fähigkeiten erforderlich, über die auch sehr fortgeschrittene Gitarristen kaum verfügen.Deshalb bewundere ich Gitarristen, die zum Beispiel den Klangunterschied zwischen einer Gitarre mit und ohne Cut hören können. Da werde ich nie hinkommen (und will es auch nicht.)
spätestens hier betritt man bei der "Klang-Beurteilung" das "weite Feld der Psycho-Akustik" und sollte einfach akzeptieren, dass auch bei der "Klang-Beurteilung" Dinge wie z.B. Aussehen, Vorlieben, aber auch Vorurteile zum Tragen kommen, die zu einem gehörigen Maß dazu beitragen, dass man "das" hört, was man "hören will".. (wollen jetzt nicht im Sinne einer bewussten Entscheidung). Das zeigen ja auch diverse "Blindtests" mit unterschiedlichem Ziel und aus verschiedenen Instrumentengruppen sehr deutlich... :) ein solcher fiel erst mir vor ein paar Tagen wieder in die Hände und der zeigt z.B. sehr deutlich, dass es offensichtlich so gut wie unmöglich ist, statistisch signifikant von Klang einer Gitarre auf die verwendeten Hölzer zu schließen... selbst bei solchen Extremen wie Brazilian Rosewood und Ahorn... und das selbst bei Leuten, die sich mit dem Thema beschäftigen und einigermaßen geübte Hörer sind.
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Ob einem der Klang gefällt ist total subjektiv. Ich habe schon Musik von handwerklich weniger begabten Musikern auf schlechteren Instrumenten gehört, die mir persönlich besser gefallen haben, als Virtuosen auf einem Meister-Instrument. Meist lag das daran, dass ich Erstes als authentischer empfand als beispielsweise eine fein nuancierte Melodielinie.

Und ich denke, jeder darf das beurteilen wie gut ihm ein Instrument gefällt. Den Begriff "Stümper" empfinde ich hochmütig und geringschätzig. Ich selbst spiele erst wieder seit knapp drei Jahren Gitarre, und das mit Freude und Leidenschaft, und würde mich zur Gruppe der Stümper rechnen. Ich sehe das so, dass ich in meinem Leben eben noch nicht die zehn- oder zwantigtausend notwendigen Stunden der Übung und dem Erlernen des Instruments gewidmet habe.

Die Kriterien, die Du, Rolli, oder andere hier Schreibende anlegen, sind sicher andere, aber deswegen nicht mehr geltende Maßstäbe zur Beurteilung der Klangqualität.

Was mir am Eastman-Thread auffiel, war der Modell- und nicht der Markenvergleich. Die angebotene Gitarre klingt sicher nicht wie die typische J45, allein wegen der Holzkombination.

Was mir persönlich nicht gefällt, ist wenn Angebote im gleichen Fred durch Mitforumianer abgewertet werden. Wenn Kollegen die Qualität eines Instruments preisen, find ich das gut. Letztlich beurteilt das jeder beim Auspacken im Fall von Blindkäufen selbst.
Zuletzt geändert von Newbie am Sa Sep 12, 2015 10:00 am, insgesamt 3-mal geändert.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Rolli, der ja nun unzweifelhaft ein Virtuose auf der STAHLSAITENgitarre ist, räumt ja selbst seine Limits auf anderen Instrumenten ein..
Danke, aber ich sehe mich eher als Spirituose. :-) Für Virtuosität habe ich keine Zeit.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
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fingerstricker
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Beitrag von fingerstricker »

Hallo beisammen,
ich bin neu hier und falle definitiv in die Kategorie "Anfänger, Stümper, Unerfahrener" wie auch immer - Rolli kann das bestätigen ;-)
Der Thread "hat was" und ich dachte mir, ich klinke mich da mal kurz mit ein.
Ich kann keine megakomplexen Akkordvariationen, auch fehlt mir momentan noch die Gabe um mit Hingabe langsame Melodien zum klingen zu bringen.
Da ich in meinem Leben jedoch schon viel Musik gehört und gemacht habe, bilde ich mir aber ein, zumindest ein gewisses Gespür entwickelt zu haben, um zu beurteilen ob ein Instrument zu mir passt oder nicht.
Als frisch gebackener Besitzer einer für mich wunderschön anzusehenden und in meinen Ohren toll klingenden Larrivee war es mir beispielsweise fast egal, ob ich diese Gitarre im Moment des Kaufes 100% in einer Art Ranking einordnen konnte oder nicht (ich konnte es nicht).
Was mir aber auffiel war, dass schon bei sehr leise gezupften Tönen der Korpus so herrlich schwingt, dass es eine Freude ist diese Gitarre an das Brustbein zu legen... ob das nun ein Zeichen für den "großen Ton" ist - who knows.
Ob ein Instrument zu jemandem passt oder nicht stellt sich sowieso erst mit der Zeit heraus. Ich gehe das Thema daher anders rum an. Ich versuche vor einem Kauf in erster Linie zu ergründen ob ein Instrument nicht zu mir passt, denn dieses Feeling stellt sich m.E. leichter und schneller ein.

Btw. Ich teile übrigens nicht die Meinung, dass hochwertige Instrumente nur "guten Spielern" zustehen. Es gibt grottenschlechte Autofahrer mit Edelkarosse und ein Briefmarkensammler muss weder bei der Post arbeiten noch besonders zungenfertig sein... :wink:
Ein Anfänger mutiert am ehesten zu einem besseren Spieler wenn er viel spielt. Das wiederum geht am schnellsten, wenn er schon im Vorbeigehen an der Gitarre Lust verspürt das Ding in die Hand zu nehmen... und da ist es schon hilfreich wenn er weiß oder meint zu wissen, dass es sich um ein gutes Instrument handelt. Wie er zu dieser Annahme kommt ist dann gar nicht mehr so wichtig.

In diesem Sinne Grüße vom
Fingerstricker
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