Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

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Pit the Picker

Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von Pit the Picker »

Bob Dylan war einer der Helden meiner Jugend und ich mag seine Songs sehr. Aber dass er den Literaturnobelpreis bekommen soll, ist für mich nicht nachvollziehbar, ebenso wenig wie seinerzeit die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama.... aber nichts für ungut Jungs und Mädels. Wie hieß es hier doch zutreffend? Er polarisiert..... :wink:
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tired-joe
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von tired-joe »

Ich finde es in Ordnung, dass mal ein Kuenstler der Popkultur den Preis bekommt. Insbesondere einige Texte seines Spaetwerks (seit time out of mind) sind sehr dicht und besitzen eine duesteren Brutalitaet, die an die grossartigen Epen der Antike erinnern. Dem Defaetisten in mir gefallt das :mrgreen:

Joe
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Jorma55
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von Jorma55 »

Pit the Picker hat geschrieben:Bob Dylan war einer der Helden meiner Jugend und ich mag seine Songs sehr. Aber dass er den Literaturnobelpreis bekommen soll, ist für mich nicht nachvollziehbar, ebenso wenig wie seinerzeit die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama.... aber nichts für ungut Jungs und Mädels. Wie hieß es hier doch zutreffend? Er polarisiert..... :wink:
Bei Obama waren es Vorschusslorbeeren, davon kann bei Dylan nun wirklich keine Rede sein.

Michael
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Pit the Picker

Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von Pit the Picker »

Obama hätte es auch jetzt nicht verdient. Meine Aussage bezog sich nicht auf "Vorschusslorbeeren".
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tele
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von tele »

Mal ganz ehrlich, versteht jemand wovon Dylan in Desolation Row singt?
Ich nicht! "Blowin' in the Wind", kein Problem, "The Times they are a-changing, geht auch noch.
Aber "Desolation Row", da verstehe ich so viel wie bei Thomas Pynchons "Gravity''s Rainbow", nämlich höchstens Bahnhof.
Ich finde. man sollte den Nobelpreis Leuten verleihen, die Otto-Normalverbraucher auch ohne Textanalyse begreift.
Wie 1933 zum Beispiel.


"Gelegentlich erlaubt sich die Akademie ein 'Späßken'. Die Auszeichnung von Bob Dylan ist genauso ein Witz wie es die von Dario Fo war. Am besten, man lacht mit."

(Literaturkritiker Dennis Scheck)
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doc
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von doc »

tele hat geschrieben:Ich finde. man sollte den Nobelpreis Leuten verleihen, die Otto-Normalverbraucher auch ohne Textanalyse begreift.
Kai Diekmann vielleicht?
doc
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tele
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von tele »

Kai Diekmann vielleicht?
Mit Otto-Normalverbraucher meine ich jetzt nicht den Bild-Leser, sondern den normal Gebildeten, der etwa Nobelpreisträger wie

-Thomas Mann
-Herrman Hesse
-Francois Mauriac
-Ernest Hemmingway
-Albert Camus
-John Steinbeck
-Alexander Solchenyzin
-Heinrich Böll
-Isaac B.Sunger...

so lesen kann, dass er beim ersten Lesen wenigstens ungefähr versteht, worum es in betreffendem Text geht.

Aber was will Herr Zimmermann uns damit sagen?

Cinderella, she seems so easy, "It takes one to know one, " she smiles
And puts her hands in her back pockets Bette Davis style
And in comes Romeo, he's moaning. "You Belong to Me I Believe"
And someone says, "You're in the wrong place, my friend, you'd better leave"
And the only sound that's left after the ambulances go
Is Cinderella sweeping up on Desolation Row

"Like a Rolling Stone" oder "My Back Pages" sind Super-Songs, wobei der Text da auch einen großen Anteil dran hat.
Aber ganz ohne Musik? Nur als Literatur?
Da lese ich doch lieber einen der oben genannten Herren...
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H-bone
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von H-bone »

tele hat geschrieben:
Aber was will Herr Zimmermann uns damit sagen?

Cinderella, she seems so easy, "It takes one to know one, " she smiles
And puts her hands in her back pockets Bette Davis style
And in comes Romeo, he's moaning. "You Belong to Me I Believe"
And someone says, "You're in the wrong place, my friend, you'd better leave"
And the only sound that's left after the ambulances go
Is Cinderella sweeping up on Desolation Row
Dylan ist ein Lyriker, kein Romancier...

Und was die zitierte Textstelle aus Desolation Row betrifft... nun ich denke es ist eine subtil beschriebene Szene - vielleicht auf einer Party o.Ä. - in der ein Konflikt zwischen Anwesenden (someone) und einem Störenfried (Romeo) entsteht, der auf ziemlich plumpe Weise Ansruch auf ein Mädchen (Cinderella) erhebt, in dessen Folge es wohl zu einer Schägerei kam (... after the ambulances go...)...

Ich sehe hier keine Verständnisprobleme meinerseits...

P.S. Ach ja, der Ausdruck "It takes one to know one" ist eine Redensart - bedeutet so viel wie "Gleich und gleich gesellt sich gern"
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RB
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von RB »

Hemingway schreibt man mit einen m. Ich meine, daß man das wissen sollte, wenn man seine Werke gelesen hat. Ansonsten ist doch die Kunst - und mir ihr auch die Lyrik - nicht zu "verstehen", wie etwa ein Sachbuch oder eine Bedienungsanleitung. Man sollte sie lassen was sie ist, nämlich eine Erkenntnis- und Mitteilungsform eigener Art und mit eigenem Recht und ein intuitives Verständnis suchen. Wer es nicht findet, hat damit noch lange nicht den Beweis erbracht, daß das betreffende Werk nichts wert sei.

Ich sehe in der Überlegung "verstehe ich nicht, also Mist" (ja ja, das ist so nicht gesagt worden) eine eigentümliche Herangehensweise an Kunst. Was soll sie denn sein ? Allgemeinverständlich. Und schön. Und natürlich politisch. Am besten wohl ein Lied wie "Arbeiter, Bauern, wollt ihr versauern..." oder so etwas etwa ?
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Geli
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von Geli »

tele hat geschrieben: Ich finde. man sollte den Nobelpreis Leuten verleihen, die Otto-Normalverbraucher auch ohne Textanalyse begreift.
Ja genau, besonders den Nobelpreis für Chemie :lol:

Gruß
Geli


Geli´s Hohmpäjtsch:
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tele
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von tele »

Hemingway schreibt man mit einen m. Ich meine, daß man das wissen sollte, wenn man seine Werke gelesen hat.
Ich habe nie behauptet, etwas von HeMingway gelesen zu haben. Ich habe mal "For whom the Bell tolls" angefangen und fand es stinklangweilig, (Wenn es jemand für 1 Euro haben will, PM genügt)
Ich sehe in der Überlegung "verstehe ich nicht, also Mist" (ja ja, das ist so nicht gesagt worden) eine eigentümliche Herangehensweise an Kunst.
Ich wäre auch nicht so vermessen zu sagen, dass ich "Die Pest" von Albert Camus in all ihren Facetten verstehe. War trotzdem spannend zu lesen.
Dylan Texte machen sich gut zur Musik seiner Songs, aber einen Dylan Text nur zu lesen?
Aber es ist wohl müßig, darüber zu spekulieren, wie erfolgreich Dylan ohne die Hilfe seiner Mundharmonika und seiner Gitarre, ausgerüstet nur mit einem unbeschriebenen Blatt Papier und einem Bleistift gewesen wäre. Hätte er einen Verleger für seine Lyrik gefunden?

"Ich bin ein Dylan-Fan, aber dies ist ein schlecht durchdachter Nostalgie-Preis, herausgerissen aus den ranzigen Prostatas seniler, sabbernder Hippies." (Irvine Welsh)

"Ich habe den Eindruck, dass die schwedische Akademie seit einiger Zeit sich interessant machen will und zwar durch besonders ausgefallene und extravagante Namen, die sie da kürt."(Sigrid Löffler)

"Niemand bestreitet, dass er ein genialer Musiker und ein großer Dichter ist, ich selbst habe ihn übersetzt. Aber es tut mir so Leid um die wahren Schriftsteller, Adonis, Ngugi, DeLillo und weitere 2-3, die den Preis beinahe in der Tasche hatten." (Dylans rumänischer Übersetzer Mircea Cartarescu)
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Angorapython
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von Angorapython »

"Ich bin ein Dylan-Fan, aber dies ist ein schlecht durchdachter Nostalgie-Preis, herausgerissen aus den ranzigen Prostatas seniler, sabbernder Hippies." (Irvine Welsh)
Da wird sich Dylan, der mit Hippies nie etwas am Hut hatte und auch keiner war, sehr wundern, dass er gerade von diesen auserwählt wurde.
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H-bone
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von H-bone »

Geli hat geschrieben: Ja genau, besonders den Nobelpreis für Chemie :lol:
Der geht an Keith Richards... :mrgreen:
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sowatt
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von sowatt »

tele hat geschrieben: Ich habe nie behauptet, etwas von HeMingway gelesen zu haben. Ich habe mal "For whom the Bell tolls" angefangen und fand es stinklangweilig, (Wenn es jemand für 1 Euro haben will, PM genügt)
"For whom the Bell tolls" ist doch von Metallica.
Dieser Link dient nur der Beweisführung meiner Aussage.
:wink:
Gruß sowatt
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RB
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Re: Bob Dylan Literatur-Nobelpreisträger

Beitrag von RB »

"Hemmingway stinklangweilig", Bob Dylan unverständlich, da haben wir den wahren Literaturexperten.
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