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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 4:22 pm
von Bernd C. Hoffmann
jayminor hat geschrieben:Experimentelle Gitarrenmusik finde ich interessant, sowohl aus technischer als auch kompositorischer Sicht, aber "dermaßen Interessantes" ist halt meist nicht geeignet, mich irgendwie emotional abzuholen.
Wie definierst Du "experimentelle Gitarrenmusik"?

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 4:30 pm
von string
Die Frage ist letztlich nur, ob man abseits bestimmter Hörgewohnheiten bereit ist sich für andere Hörgewohnheiten zu öffnen.
Bernd, ohne Dir nahetreten zu wohlen,
bei mir musste Musik schon immer meine persönliche musikalische Frequenz berühren.
Wenn sich jemand so etwas anhören möchte, ist das ok - "Huuurz! DerWolf , das Lamm. Huuurz!"

Warum sollte ich meine Ohren an Derartiges gewöhnen?
Ich jedenfalls bräuchte da bei einem solchen Geräuschkonzert meine Ohrstöpsel,
wenn ein Fluchtweg versperrt wäre :mrgreen:

Gruß

Klaus - Huuurz!

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 6:26 pm
von Bernd C. Hoffmann
string hat geschrieben:Warum sollte ich meine Ohren an Derartiges gewöhnen?
Z. B. um seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Wenn man die Gewöhnungsphase hinter sich hat, dann ist die Entdeckungsreise eine völlig andere, viel reicher, als der ganze traditionelle Einheitsbrei.

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 7:04 pm
von string
Z. B. um seinen musikalischen Horizont zu erweitern
Mein Horizont reicht völlig aus, um für mich entscheiden zu können,
was mir gefällt und worauf ich gerne verzichte :D

Gruß
Klaus

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 8:26 pm
von L1
Vor allem wird dabei gerne übersehen, dass "anders" nicht automatisch "besser" bedeutet. "Anders" ist erst mal einfach nur anders ...

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: So Okt 27, 2019 9:54 pm
von jayminor
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Wie definierst Du "experimentelle Gitarrenmusik"?
Hi Bernd,
ich kann Dir leider keine "Definition" dazu liefern. Dazu müsste die Begrifflichkeit mindestens für mich eindeutig definierbar sein, was sie nicht ist.
Vermeintliche Definitionen werden zudem gerne als Anlass genommen, in völlig unnütze Meta-Diskussionen einzusteigen. das will ich hier gar nicht.

Ich kann Dir aber mal beschrieben, was ich unter "experimentell" verstehe bzw. was ich als Hintergrund sehe. Hier geht es - glaube ich jedenfalls - darum, etwas ganz Neues zu schaffen, das sich von bisher Dagewesenem möglichst deutlich unterscheidet. Das kann die Melange bisher nicht kombinierter Techniken sein, das kann der Ansatz "atonaler Musik" sein, dass kann völlig strukturfreie Improvisation sein, es gibt da kaum Grenzen, daher ist es für mich nicht zu definieren.

Ich verstehe auch Deinen Hinweis auf Horizonterweiterung; ja das ist sicher möglich, wenn man sich dann damit beschäftigt. Aber . . .

Da ist mir Manches so fremd, dass ich auf die Horizonterweiterung gerne verzichte. Ich höre Musik meistens, um ohne große wissenschaftliche oder analytische Auseinandersetzung einen Hörgenuss zu erleben. Wenn mich etwas nicht anspricht oder mitnimmt, dann habe ich selten den Ehrgeiz mir das solange zuzumuten, bis ich irgendetwas entdecke, dass es für mich sinnvoll macht (und sei es nur eine analytische Erkenntnis). Dazu fehlt mir die Zeit und ehrlich gesagt auch der Wille.
Es gibt so viel Schönes in der Musik so vieler Leute zu entdecken, da muss ich mich nicht selber quälen. Und mir fehlt dann auch nichts. ;-)
Meine Horizonterweiterungen mit Entdeckungen in für mich schöner Musik reichen mir völlig.

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: Mo Okt 28, 2019 8:54 pm
von johnson
rwe hat geschrieben:
johnson hat geschrieben:<...> aber ich gestehe, daß ich einen Hang zur Schönheit habe <...>
Aber was ist "Schönheit"? Bach? Klar, gerne und jederzeit. Aber genau so gerne Breuker oder Archie Shepp oder Anton Webern, Joe Zawinul genau so wie Alan Stivell. Jedenfalls für mich.
Schönheit liegt nunmal im Auge des Betrachters. Ich gebe zu, daß ich da gewertet habe. Finde ich aber nicht schlimm: Ich habe nicht den Anspruch, alles oder jeden zu verstehen und beschränke die Gültigkeit meiner Werturteile auf meine Person. Entweder ich mag es oder ich mag es nicht.
docsteve hat geschrieben:
Persönlich finde ich es lächerlich, wie sehr Neue Musik, genau wie moderne Kunst, auf so vehemente Ablehnung trifft. Ich meine, wo sind die Leute seit 1880 gewesen?
Ich kann mir nicht helfen: Ich empfinde moderne Kunst sehr häufig wie des Kaisers neue Kleider.
Wie mein Bruder es - weniger diplomatisch - ausdrücken würde: "Wunst" (kommt von Wollen), im Gegensatz zu Kunst (kommt von Können)

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: Mo Okt 28, 2019 10:49 pm
von johnson
silentstring hat geschrieben:„Kunst kommt von Können“ - da muss man fragen, wie ist Können definiert ? Ist es das handwerkliche Können oder ist es doch etwas, das über das Handwerkliche hinausgeht ? Ich persönlich glaube eher, es ist das Zweite. Ein fotorealistische Gemälde ist Handwerk, aber noch lange nicht unbedingt Kunst. Kunst beinhaltet eine Dimension, die über das eigentlich Sichtbare hinausgeht, die „transzendiert“.
In der Musik ist es für mich genauso. Es kann jemand noch so perfekt spielen - wenn die Musik nicht mehr beinhaltet als das vordergründig hörbare, ist sie für mich bloßes Handwerk – ein Zeigen dessen, was man geübt und gelernt hat. Doch hier beginnt dann der subjektive Teil des Ganzen ....... :)
Einverstanden. Aber meiner Erfahrung nach beherrschen Künstler zumindest den Teil des Handwerks, den sie benötigen.
Um ein Beispiel aus meiner Branche heranzuziehen: Man kann viel von Gehölzschnitt verstehen, ohne daß das eine Garantie dafür wäre, einen ansprechenden Bonsai hinzubekommen. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, dieses auf Dauer zu erreichen, ohne zumindest die Grundtechniken des Schneidens zu beherrschen, relativ gering. Ich habe Exemplare gesehen, die ich als "Bonsai Hiroshima-Style" (also Wunst) bezeichnen würde.

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: Di Okt 29, 2019 12:06 pm
von docsteve
Neil Young ist also kein Künstler. Ich meine, so wie der seine Gitarre misshandelt...

Oder sollte es etwa so sein, das er genau die Technik drauf hat, die seine Musik braucht?

Duck und wech, Stephan

Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Verfasst: Di Okt 29, 2019 12:59 pm
von wernoohm
... die Er für seine Musik braucht!