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Straßenmusik

Verfasst: Do Apr 24, 2008 12:22 pm
von Capella
Hi,

ja, mich gibt's noch :) Ich hab mich schon vor Ewigkeiten hier angemeldet, aber jetzt seit bestimmt zwei Jahren nix mehr gepostet, weil zwischenzeitlich bei mir die keltische Harfe ein bisschen das Ruder übernommen hatte. Jetzt zieht es mich aber aktuell zurück zur Gitarre, und zwar aus folgendem Grund:

Ich habe meinen Job gekündigt und fliege diesen Sommer für vier Monate nach Kanada. Einfach so :) Ich mache eine Tour von der Ost- bis an die Westküste, werde unterwegs hauptsächlich auf Biohöfen arbeiten gegen Unterkunft und Verpflegung (WWOOFen nennt sich das) und bei Leuten übernachten, die ich übers Internet oder sonstwie kennengelernt habe. Insofern wird das eine ziemliche low-budget Reise (sonst könnte ich mir nämlich nicht leisten).

Jetzt hab ich mir gedacht, um die Reisekasse wenigstens ab und zu um ein paar Dollar aufzubessern, könnte ich endlich mal was angehen, was ich schon ewig machen wollte, nämlich Straßenmusik. Dafür hab ich mir jetzt ein kleines "Programm" zusammengesucht und bin eifrig am Üben, von Simon & Garfunkel bis Tracy Chapman, und von Folk bis Filmmusik ist so von allem was dabei. Ich bin eher eine Sängerin als eine Gitarristin (ich sag immer: offziell kann ich gar nicht Gitarre spielen), aber damit es nicht ganz so einsam klingt, muss die Klampfe halt doch immer mit.

Also, ich bin guten Mutes, dass ich bis Juni (da fliege ich los) etwa eine Stunde Musik in anhörbaren und vorzeigbaren Zustand auswendig kann. Aber dann gibt es auch wieder Momente, wo mich der Mut verlässt und ich mich bei dem Gedanken, das erste Mal allein in Halifax draußen meine Gitarre auszupacken am liebsten in ein Mauseloch verkriechen würde. Wie ist das bei euch? Hier machen doch bestimmt ein paar Leute ab und zu Straßenmusik. Seid ihr dann nervös? Ward ihr bei den ersten Malen nervös? Was waren eure schönsten/furchtbarsten Straßenmusikerlebnisse? Tipps, Warnung, Rat- und sonstige Schläge?

Ich freu mich auf eure Geschichten zum Thema.

Gruß,
Capella

Verfasst: Do Apr 24, 2008 1:40 pm
von Mario
Hallo Jutta (sorry du bist ja ein Stern, also Capella),

Unangekündigte Straßenmusik mach ich schon lange nicht mehr, aber die Aufregung ist auch bei "offiziellen" Auftritten (teilweise auch auf der Straße mit meinem Kinderliederprogramm) immer ein treuer Weggefährte. Es gibt so verschiedene Möglichkeiten dem entgegenzuwriken, aber so richtig helfen tun sie alle nicht.

Wenn aber der Funke überspringt, wenn du merkst, da hört dir einer zu und rümpft nicht die Nase, dann ist meistens die Aufregung weggeblasen; will heißen. ich versuche mir immer am Anfang jemanden auszugucken, mit dem ich Blickkontakt habe und für den spiele ich dann, sehe ich das erste freundliche Lächeln oder bei den Kindern eine begeisterte Reaktion, dann kommt der nächste und so weiter bis ich "mein" Publikum zusammenhabe. Wenn das nicht klappt und die Leute gehen nur vorbei, nun dann kommt irgendwann der Punkt, wo mir alles egal wird und ich einfach wie im Wohnzimmer probe.

Wir (da hab' ich noch in einer Gruppe gespielt - wir hießen übrigens Capella) haben einmal unsere Probe wegen guten Wetters in die Rheinaue verlegt. Es dauerte gar nicht lange, bis ein paar andere sich zu uns gesellten und zuhörten. Das hat uns - und komischerweise überhaupt kein Lampenfieber verursacht.
Ein anderes mal sind wir auf eine kleine Jugendgruppe gestoßen, die dort gegrillt haben. Angesichts unserer Instrumente riefen sie uns zu, dass wir doch mal was spielen sollten (sie wußten ja nicht, dass wir deutsche Volkslieder spielten). Also habe wir uns gar nicht lange bitten lassen, sondern losgelegt. Ich habe dann den Spieß umgedreht und die Gruppe (wie bei meinen Kinderkonzerten) eingeteilt, der eine Teil musste dies mitsingen der andere jenes. Es hat mich selbst erstaunt, wie schnell die Scheu bei denen verflogen ist und was für ein schöner abend es wurde.

Will heißen, dass die Leute nciht zuhören, liegt oft daran, dass sie selbst Angst haben in das Geschehen reingezogen zu werdenn. Für die bist du der "Star", also verhalt dich so, spiel Ihnen etwas vor, versteck dein Lampenfieber und tritt so selbstsicher auf, dass das Hütlein (oder der Gitarrenkoffer) in Münzen ertrinkt. :D
Mario

Verfasst: Do Apr 24, 2008 3:12 pm
von notenwart
Hallo Jutta,

bei mir gab es zwei Schlüsselerlebnisse. Zum einen habe ich mal einer Violinistin zugehört, die im Wald übte und wohl dachte, dass sie unbeobachtet sei. Und obwohl sie nicht perfekt war, habe ich gern zugehört.
Zum anderen habe ich selbst mal probeweise die Gitarre im Schlosspark in - ausgepackt und innerhalb einer Stunde EUR 28,- eingenommen (ich bin wahrlich kein begnadeter Zupfer)

Beides zusammen sagt mir, dass man zu sich selbst immer extrem kritischer ist, als ein vorbei schlenderndes Publikum, was in den Genuß kostenloser Musik kommt. Eine Stunde Programm reicht vollauf, die Leute gehen ja weiter.
Und solch eine Überraschung, dass da jemand singt und Gitarre spielt, hellt bei den meisten die Laune auf!
Ich sehe seitdem keinen Grund mehr zu übermäßiger Bescheidenheit – die Freude muß dabei sein und das überträgt sich.

Ich wünsche Dir schöne Monate und viel Glück und schönen Begegnungen in der Ferne

Re: Straßenmusik

Verfasst: Do Apr 24, 2008 10:52 pm
von marcus
Capella hat geschrieben: Hier machen doch bestimmt ein paar Leute ab und zu Straßenmusik. Seid ihr dann nervös? Ward ihr bei den ersten Malen nervös? Was waren eure schönsten/furchtbarsten Straßenmusikerlebnisse? Tipps, Warnung, Rat- und sonstige Schläge?
hi capella,

ich hab 'ne ganze zeit straßenmusik in unterschiedlichen zusammenhängen gemacht, bin auch mal ein halbes jahr mit einem fahrenden zirkus gereist, wo wir (fiddel, akkordeon, a-bass, gitarre (ich) ) u.a. strassenmusik gemacht haben.

das feld ist weit, und ich/wir habe(n) so ziemlich alles erlebt, von der wohltuenden zuhörerschaft bis hin zum rausschmiss/platzverweis.
es kommt (hierzulande) auch immer sehr auf die stadt an, in der man spielt. zu kanada kann ich nichts sagen.

nervös, klar, bis obenhin. es legt sich aber relativ schnell.

die schönsten erlebnisse waren:
- in tübingen »der kleine vampir« vor einer herde kinder, die sich per zufall einfanden
- in oldenburg ein typ, der im vorbeigehen »peace« sagte und mir etwas in den koffer warf, was definitiv kein kleingeld war.
- auch in oldenburg, beim trampen auf dem weg nach hause, den koffer in der hand, als auf einmal ein fetter benz anhält und mich mitnimmt.
er habe ja früher auch gitarre gespielt ...

die furchtbarsten:
fällt mir nix ein. die guten scheinen alles überdeckt zu haben. :-)

also, mutiges unterfangen das du da vor hast und ich wünsche dir viel erfolg.

Verfasst: Fr Apr 25, 2008 8:19 am
von Holger Hendel
Solange Du bestimmte Kardinalfehler (z. B. gegen städtische Auflagen verstoßen, in direkter Nachbarschaft zu anderem fahrenden Volk oder Bettlern spielen / gräbt die Kundschaft ab) vermeidest, kann doch eigentlich nix schief gehen. In Hannover gibt´s immer mal wieder zwei, drei Künstler, die nicht mehr als fünf Songs drauf haben; diese an verschiedenen Ecken schön vorgetragen scheint zu reichen. ;)

Ich wünsch´Dir viel Erfolg und Spaß bei Deinem Vorhaben.

Verfasst: Fr Apr 25, 2008 8:50 am
von chrisb
und immer schön auf den hut oder den gitarrenkofferodergigbag mit dem kleingeld aufpassen :wink:

Verfasst: Fr Apr 25, 2008 11:46 am
von Treehugger
Also, ich wurde mit meinem Kollegen einmal in der Leonardo-da-Vinci-Passage (super Sound!) in Mailand fast festgenommen worden.
Aber die Carrabinieri waren sehr nett. Gut, dass ich italienisch konnte, da war die Sache schnell aufgeklärt ;-)

Verfasst: Fr Apr 25, 2008 8:18 pm
von marcus
Treehugger hat geschrieben:Also, ich wurde mit meinem Kollegen einmal in der Leonardo-da-Vinci-Passage (super Sound!) in Mailand fast festgenommen worden.
Aber die Carrabinieri waren sehr nett. Gut, dass ich italienisch konnte, da war die Sache schnell aufgeklärt ;-)
was gab's denn da aufzuklären?

Verfasst: So Apr 27, 2008 11:24 pm
von dä dony
Hallo Capella, leider bin ich auch noch nicht in den Genuss eines Straßenmusikerauftritts gekommen, habe das aber sobald wie möglich vor. Ich kann mir vorstellen das du meistens einfach missachtet wirst, hin und wieder freut sich jemand und hin und wieder nervt irgendeiner. Ob in Kanada oder sonst wo. Man muss einfach loslegen. Vielleicht einfach am Anfang mehr für sich selbst spielen, bzw. singen. Ich kann mir vorstellen das macht es einfacher.
Auf alle Fälle finde ich dein Plan total großartig. Darf ich mitkommen? :bide: Ich denk mal nicht.
Kommenden Sommer werde ich ähnliches machen und per Interrail meiner Klampfe die Welt zeigen. Mal sehen ob ich mir hin und wieder ein Essen zusammen spielen kann.

Saludos, tony

Verfasst: Mo Apr 28, 2008 7:26 am
von Treehugger
marcus hat geschrieben:
Treehugger hat geschrieben:Also, ich wurde mit meinem Kollegen einmal in der Leonardo-da-Vinci-Passage (super Sound!) in Mailand fast festgenommen worden.
Aber die Carrabinieri waren sehr nett. Gut, dass ich italienisch konnte, da war die Sache schnell aufgeklärt ;-)
was gab's denn da aufzuklären?
Dass es verboten ist, an diesem Ort zu spielen und es nur an bestimmten Stellen geduldet wird. Wir wussten das nicht, aber die Cops dachten wir wären Italiener (die es hätten wissen müssen), weil wir akzentfrei gesungen haben.

Verfasst: Di Apr 29, 2008 6:45 pm
von deegee
Hey,

also ich mach öfter Strassenmusik in Hamburg und
hab nur gute Erfahrungen gemacht! Gesetzlich ist es hier soweit
geregelt, dass 30 min "perfomance" geduldet wird. Dann muss man
die Stelle wechseln! Ansonsten kann man sich beim Ortsamt ne
Genehmigung holen....was aber keiner macht! :-)

Was bei der Strassenmusik so entsteht könnt ihr hier verfolgen.....

www.myspace.com/davidgrabemusic

vielleicht gefällts dem einen oder anderen...auch wenn noch kein hybridpicking bei ist! :-)

grüße

Verfasst: Di Apr 29, 2008 8:22 pm
von Gast
deegee hat geschrieben:Was bei der Strassenmusik so entsteht könnt ihr hier verfolgen.....
www.myspace.com/davidgrabemusic
Respekt, die Songs sind gut und gewinnen vor allem durch die markante und sympathische Stimme. Da könnte man mehr draus machen. Was ist aus der Band Caleidoscope geworden?
deegee hat geschrieben:Also ich mach öfter Strassenmusik in Hamburg und
hab nur gute Erfahrungen gemacht!
Die Hamburger sind (bis auf den durch Lautsprechermusik "sterilisierten" Bahnhof) echt locker. Einmal war in der Fußgängerzone eine Band aus Schottland, die ihre Verstärker mit einen portablen Benzingenerator angetrieben hat. Woanders wäre sofort die Polizei eingeschritten, aber den toleranten Hamburgern hats einfach nur gefallen. HH ist (im Gegensatz zu sterilen Zonen wie München) halt eine echte Weltstadt. Eigentlich hätte ich auch Lust, in Hamburg mal Straßenmusik zu machen, aber als reiner Fingerstyler ohne Stimme kommt man nur schlecht gegen den Lautstärkepegel einer Großstadt an. Deshalb traue ich mich meistens nur in ruhige Orte ohne Verkehrslärm, zum Beispiel in Kurorte an der Küste.

Verfasst: Mi Apr 30, 2008 9:26 am
von Gast
deegee hat geschrieben:Was bei der Strassenmusik so entsteht könnt ihr
hier verfolgen.....
vielleicht gefällts dem einen oder anderen...auch wenn noch kein hybridpicking bei ist! :-)

grüße
Hallo Degee,

mir gefällts sehr gut.

Grüße, NIk

Verfasst: Mi Apr 30, 2008 9:40 am
von Fisch
@deegee

ASTREIN....das hätt ich glatt nen Euro für über...RESPEKT

Verfasst: Mi Apr 30, 2008 9:53 am
von OldPicker
deegee hat geschrieben:Hey,

also ich mach öfter Strassenmusik in Hamburg und
hab nur gute Erfahrungen gemacht! Gesetzlich ist es hier soweit
geregelt, dass 30 min "perfomance" geduldet wird. Dann muss man
die Stelle wechseln! Ansonsten kann man sich beim Ortsamt ne
Genehmigung holen....was aber keiner macht! :-)

Was bei der Strassenmusik so entsteht könnt ihr hier verfolgen.....

www.myspace.com/davidgrabemusic

vielleicht gefällts dem einen oder anderen...auch wenn noch kein hybridpicking bei ist! :-)

grüße
DeeGee... das ist klasse! 8)