Nervosit?t / Emotionalit?t beim "Auftritt"

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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RB
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Beitrag von RB »

Ich bitte, mich nicht mißzuverstehen, denn ich unterstelle auch nur gute Absichten und ehrliches Bemühen. Nur wollte ich einen Aspekt benennen, der mir ins Auge fiel.
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clone
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Beitrag von clone »

Dann möchte ich auch noch einmal etwas sagen:
Ich finde, es kommt dann auch sehr auf die Umstände, die Stimmung des Festes, die Art der eigenen Persönlichkeit (zu einigen ´passt´ das halt, bei anderen erwartet man es eher weniger als Gast des Festes), etc. an.

Das kann ein sehr positiver und intimer Moment werden, es kann aber auch (für alle!) irre peinlich sein.

Deshalb meine ich eben, dass man sich nicht zu sehr unter Druck setzen sollte und den Vortrag, je nach eigener Befindlichkeit und Einschätzung der Stimmung des Festes, entweder zu Gehör bringt oder eben nicht.

Falls man sich dann gegen den Vortrag entscheidet, sollte man sich aber nicht als `Feigling´ oder ähnliches fühlen. Man kann es ja unter anderen (einem selbst angenehmeren Umständen) nachholen, wie hier schon sehr richtig erwähnt.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

clone hat geschrieben:
Deshalb meine ich eben, dass man sich nicht zu sehr unter Druck setzen sollte und den Vortrag, je nach eigener Befindlichkeit und Einschätzung der Stimmung des Festes, entweder zu Gehör bringt oder eben nicht.

Falls man sich dann gegen den Vortrag entscheidet, sollte man sich aber nicht als `Feigling´ oder ähnliches fühlen. Man kann es ja unter anderen (einem selbst angenehmeren Umständen) nachholen, wie hier schon sehr richtig erwähnt.
That's it!

Bei mir hat es gepasst. Aber das muss nicht überall so sein....
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Uuups, in welche Richtung ist jetzt die Diskussion gelaufen?

Erstmal vielen Dank auf für die skeptischen Meinungen, die glaube ich, einfach daher rühren, das einfach nicht genug Informationen vorhanden sind.

Es ist schon krass, wozu so ein anonymes Forum führen kann bzgl. des Seelenstriptease. Die Assotiationen, die aufgrund der Informationen bzgl. des Hintergrundes meiner Frage „Wie bekomme ich während des Vortrages Emotionen in den Griff“ gehen/gingen offensichtlich in eine falsche Richtung.

Ich bin jetzt ungefähr ein Jahr bei Euch dabei und finde den Umgang untereinander toll, ich selbst kann mich meist nur selten und dann auch meist knapp am off topics beteiligen, lese aber vieles mit und lerne viel.
Aus diesem Grunde noch einige Hintergrundinfos bzw. Klarstellung (keine Rechtfertigungen, die habe ich nicht nötig ;-) )

1. Das Spielen/Singen auf meiner Hochzeit ist für mich kein Stress, der mich belastet, sondern ein positiver Stress, durch den ich motiviert bin. Ich erarbeite mir das Stück und übe daran jetzt etwa ein Jahr (mit Pausen) Ich genieße das Üben und freue mich auf den „Auftritt“.

2. Speziell in der Familie meiner Frau wird viel musiziert. Meine Frau hat eine klassische Klavierausbildung und hat in Ihrer Jugend auf einem ähnlichen Niveau gespielt wie ihre Töchter. Auf welchem Niveau die Töchter spielen kann man hier sehen/hören.

3. Das gemeinsames Musizieren zu Familienfesten/Weihnachten und anderen Gelegenheiten gehören in unserer Familie dazu z.B. zur goldenen Hochzeit meiner Schwiegereltern „All you need is Love“ und „Wir wollen niemals auseinandergehn“ mit Musikanten im Alter von 48 – 11 Jahre mit Klavier, Trompete, Klarinette, Gitarre, Saxophon, Waschbrett, Triangel und Gesang.

4. Die besten und kompetentesten Anit-Peinlichkeits-Consultants sind die Töchter meiner Zukünftigen. Denen habe ich wie oben beschrieben meine Rede mit anschließendem Spiel vorgetragen. Und die fanden schon so einiges peinlich was ich als deren Ersatzpapa so in den letzten Jahren von mir gegeben habe, bzw. was ich so getan habe. Meine Idee fanden sie nicht peinlich sondern einfach klasse.

Ich hoffe das reicht als Erklärung.


Zur Entwicklung meines Spieles. Ich schaffe es jetzt das Stück so ca. 10-15 mal am Tag komplett durchzuspielen bzw. zu üben. Immer wenn ich es schaffe nutze ich meine Töchter als „Publikum“ was mir noch mehr Sicherheit gibt. Auch das Aufnehmen/Mitschneiden bringt mir mehr Konzentration. So dass ich bis zum Auftritt das Stück nochmal 100-150 mal spielen werden. Ich glaube dann sitzt es (nicht perfekt, das werde ich nie hinbekommen) aber vorspielbar.
Inzwischen schaffe ich es auch mich vom Text soweit zu dissoziieren, dass ich ohne Aussetzer der Stimme durchsingen kann. Das viele Wiederholen wird sein übriges tun.


Jetzt habe ich noch eine große Bitte an Euch. Wenn es noch Bedarf an kritischer Diskussion über Sinn oder Unsinn so eines Auftritts gibt, macht bitte einen neuen Faden auf. (Das Posting auf das Ihr Euch beziehen wollt, kopieren und als Zitat einsetzen und im neuen Faden weiterdiskutieren.)

Dies ist mein Faden, und ich möchte nicht immer das Gefühl haben mich rechtfertigen zu müssen. Gerne lese ich noch weitere Tipps oder zustimmende Postings. Vielen Dank für Eure Kooperation.
Viele Grüße

ralphus
Gast

Beitrag von Gast »

ralphus hat geschrieben:In welche Richtung ist jetzt die Diskussion gelaufen?
Dies ist mein Faden, und ich möchte nicht immer das Gefühl haben mich rechtfertigen zu müssen.
Du dürftest da etwas missverstanden zu haben. Du hast den Thread damit begonnen, dass Dich die "Emotionalität eingeholt hat" und Du "nur noch spielen und nicht mehr singen" konntest. Daraufhin hast Du eine Menge guter Vorschläge gehört, von denen Dir einige gefallen haben und andere weniger. Dabei war die ganze Palette, von sich einfach gehen zu lassen über professionell Abstand zu gewinnen oder es den Gästen und Dir eventuell besser zu ersparen. Dabei hat RB den Mumm gehabt, auch eine unangenehme Wahrheit auszuspreichen. Für so etwas wäre ich eher dankbar als sauer. Sofern Du kein Profi bist, der derartige Situationen kennt und in den Griff bekommt, würde ich von dem Vorhaben eher abraten. Ich habe selber schon trotz gründlicher Vorbereitungen weniger wichtige Auftritte vor Nervosität in den Sand gesetzt. Das war im Nachhinein nie wirklich tragisch, kein Schwein erinnert sich heute noch daran. Bei der eigenen Hochzeit wäre so etwas anders. Mir wäre das Risiko zu groß, den "schönsten Tag" für alle Zeiten durch einen "unvergesslichen Auftritt" zu krönen, am besten noch auf Video für die Nachwelt festgehalten. Frage Dich also ehrlich, was Du erreichen willst. Eine gelungene musikalische Liebeserklärung im Kreis der engsten Lieben kann eine schöne Sache sein, ein öffentliche Zelebrierung ist dagegen mit einem Risiko behaftet, besonders, falls auch noch Alkohol im Spiel sein könnte. Wenn Du es durchziehen willst, so würde ich Dir an Herz legen, auf das Spielen eines Instrumentes zu verzichten und Dich nur auf die Stimme zu konzentrieren. Eine Deiner zukünftigen Töchter könnte dazu die Klavierbegleitung übernehmen. Auf diese Weise könnte die (Rest-)Kapazität im Kopf reichen, um sich zumindest auf die eigene Stimme zu konzentrieren, es würde jemand dabei sein, der Dich unterstützt und ggfs. musikalisch auffangen kann, und nicht zuletzt könnten dadurch die familiären Bindungen unter Euch noch deutlicher werden. Aber so oder so wünscht Dir hier jeder viel Glück.
Aquinus
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Beitrag von Aquinus »

Wie wäre es, das Ganze nur als Gedicht zu rezitieren und dabei die Gitarre zu spielen?
Gruß
Hein
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12bar
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Beitrag von 12bar »

Ich habe jetzt nicht alles gelesen, möchte aber unter dem Eindruck von John Knowles (Workshop 2008 in Rietberg) sagen und frei übersetzten:

Freut euch auf die Nervosität. Nervös ist man nur, wenn etwas im Leben wirklich wichtig ist. Wenn etwas im Leben so wichtig ist, das es einen nervös macht, dann ist das ein besonderer Moment, ein Moment der die volle Aufmerksamkeit und Liebe verdient und nicht die Verdrängung der Emotion.

Etwas besseres und wertvolleres habe ich bis jetzt noch nicht gehört.

Gruß
Bert
Gast

Beitrag von Gast »

12bar hat geschrieben:Freut euch auf die Nervosität. Nervös ist man nur, wenn etwas im Leben wirklich wichtig ist. Wenn etwas im Leben so wichtig ist, das es einen nervös macht, dann ist das ein besonderer Moment, ein Moment der die volle Aufmerksamkeit und Liebe verdient und nicht die Verdrängung der Emotion.
Gruß
Bert
Ich finde auch, daß das ein guter Ansatz ist.

Grüße, Nik

Es ist immer eine Frage der Perspektive und Relation ;-)
Gast

Beitrag von Gast »

12bar hat geschrieben:Freut euch auf die Nervosität. Nervös ist man nur, wenn etwas im Leben wirklich wichtig ist. Wenn etwas im Leben so wichtig ist, das es einen nervös macht, dann ist das ein besonderer Moment, ein Moment der die volle Aufmerksamkeit und Liebe verdient und nicht die Verdrängung der Emotion.
Etwas besseres und wertvolleres habe ich bis jetzt noch nicht gehört.
Wohl sehr war, wenn es um grundsätzlich angenehme Situationen geht. Nervosität gibt es jedoch leider auch in Prüfungssituationen und anderen eher unangenehmen Angelegenheiten, wie Konflikten mit anderen Menschen, in denen Emotionen oft eher wenig hilfreich sind und im Griff gehabt werden müssen. Der obige Spruch ist aber ein guter Hinweis. Wenn Ralphus die Situation als freudiges Ereignis mit seinen Gästen teilen kann und nicht in eine beklemmende Prüfungssituation gerät, kann er erfolgreich sein.
sejuro
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Beitrag von sejuro »

12bar hat geschrieben: Freut euch auf die Nervosität. Nervös ist man nur, wenn etwas im Leben wirklich wichtig ist. Wenn etwas im Leben so wichtig ist, das es einen nervös macht, dann ist das ein besonderer Moment, ein Moment der die volle Aufmerksamkeit und Liebe verdient und nicht die Verdrängung der Emotion.
So ein Spruch kann eigentlich nur von gemandem kommen, für den Nervosität kein echtes Problem ist und der echte Nervosität in keiner Weise aus eigener Erfahrung kennt! Ich werde sehr leicht nervös und mein Grad der Nervosität ist manchmal dem Ereignis, durch den sie ausgelöst wurde, in keiner Weise angemessen.
Ich werde schon nervös, wenn ich mir nur beim Spielen ein Mikrofon hinstelle und in dieser Situation besonders gut spielen möchte. Das ist weder besonders wichtig in meinen Leben, noch verdient dieser Moment irgendwie meine besondere Liebe. Nervös bin ich trotzdem und das obwohl mir mein Verstand sagt, dass es jetzt für Nervosität wirklich keinen Anlass gibt.

Genauso gut könnte man sagen:

"Freut euch auf Zahnschmerzen! Freut euch über dieses großartige Warnsystem, das euch die Natur zum Geschenk gemacht hat und das euch vor schlimmen gesundheitlichen Schäden schützt"

Das mag ja alles ganz ganz richtig sein, hilft dir aber nicht das Geringste, wenn du Zahnweh hast. Dann willst du nur noch, dass dieser Schmerz weg ist, ganz egal wie.
Genauso ist es mit der Nervosität, wenn sich dich während des Spielens plagt. Nervosität mag ja ganz hilfreich vor einem Auftritt sein, da sie Körper und Geist in volle Alarmbereitschaft und Leistungsfähigkeit bringt. Wenn sie dann aber nicht weg geht, läuft man Gefahr, dass die einzige Emotion, die du mit deinem Spiel rüberbringst, nur noch die Nervosität ist.
Ich habe für mich für dieses Problem noch keine Lösung gefunden. Wahrscheinlich ist die einzige Möglichkeit, das halbwegs in den Griff zu kriegen, das was du spielst so souverän zu beherrschen, dass du es trotz aller Nervosität gut hinbekommst, auch wenn die Finger zittern und das Gedächtnis auslässt.

Grüße
Sejuro
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clone
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Beitrag von clone »

sejuro hat geschrieben:
12bar hat geschrieben: Freut euch auf die Nervosität. Nervös ist man nur, wenn etwas im Leben wirklich wichtig ist. Wenn etwas im Leben so wichtig ist, das es einen nervös macht, dann ist das ein besonderer Moment, ein Moment der die volle Aufmerksamkeit und Liebe verdient und nicht die Verdrängung der Emotion.
So ein Spruch kann eigentlich nur von gemandem kommen, für den Nervosität kein echtes Problem ist und der echte Nervosität in keiner Weise aus eigener Erfahrung kennt! Ich werde sehr leicht nervös und mein Grad der Nervosität ist manchmal dem Ereignis, durch den sie ausgelöst wurde, in keiner Weise angemessen.
Ich werde schon nervös, wenn ich mir nur beim Spielen ein Mikrofon hinstelle und in dieser Situation besonders gut spielen möchte. Das ist weder besonders wichtig in meinen Leben, noch verdient dieser Moment irgendwie meine besondere Liebe. Nervös bin ich trotzdem und das obwohl mir mein Verstand sagt, dass es jetzt für Nervosität wirklich keinen Anlass gibt.

Genauso gut könnte man sagen:

"Freut euch auf Zahnschmerzen! Freut euch über dieses großartige Warnsystem, das euch die Natur zum Geschenk gemacht hat und das euch vor schlimmen gesundheitlichen Schäden schützt"

Das mag ja alles ganz ganz richtig sein, hilft dir aber nicht das Geringste, wenn du Zahnweh hast. Dann willst du nur noch, dass dieser Schmerz weg ist, ganz egal wie.
Genauso ist es mit der Nervosität, wenn sich dich während des Spielens plagt. Nervosität mag ja ganz hilfreich vor einem Auftritt sein, da sie Körper und Geist in volle Alarmbereitschaft und Leistungsfähigkeit bringt. Wenn sie dann aber nicht weg geht, läuft man Gefahr, dass die einzige Emotion, die du mit deinem Spiel rüberbringst, nur noch die Nervosität ist.
Ich habe für mich für dieses Problem noch keine Lösung gefunden. Wahrscheinlich ist die einzige Möglichkeit, das halbwegs in den Griff zu kriegen, das was du spielst so souverän zu beherrschen, dass du es trotz aller Nervosität gut hinbekommst, auch wenn die Finger zittern und das Gedächtnis auslässt.

Grüße
Sejuro
Wohl wahr, wohl wahr!

Bei dem Zitat wurde wohl Nervosität (die auch während des Auftritts nicht weggeht) und Lampenfieber verwechselt... .

Sei es drum, Rock ´N Roll!

:guitar1:
Gast

Beitrag von Gast »

clone hat geschrieben:Sei es drum, Rock ´N Roll!
:guitar1:
Sag ich doch, sag ich doch... :wink:
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Da hat´s sejuro gut auf den Punkt gebracht, finde ich. Besonders mit dem "Zahnschmerz"-Vergleich. ;) Ist zwar ein schöner Spruch da oben in blau, doch Nervösität ist nur bis zu einem bestimmten Grad hilfreich, alles über "Level X" trägt- zumindest bei mir- kapital dazu bei, dass der Vortrag nicht so schön rund läuft, wie ursprünglich geplant. Die Sache ist in dem Moment ja immer noch das Musizieren an sich (also...das technische Beherrschen des Musikinstruments), Aufmerksamkeit und Liebe spielen sicher mit rein, doch- zumindest mir- würde man die Liebe bei merklich schiefen Tönen / "gelben" nicht unbedingt abnehmen oder sie erkennen. Vielleicht ja auch doch, doch ich vermute eher nicht. ;)
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Freut euch auf Zahnschmerzen! Freut euch über dieses großartige Warnsystem, das euch die Natur zum Geschenk gemacht hat und das euch vor schlimmen gesundheitlichen Schäden schützt"
Das mag ja alles ganz ganz richtig sein, hilft dir aber nicht das Geringste, wenn du Zahnweh hast. Dann willst du nur noch, dass dieser Schmerz weg ist, ganz egal wie.
Genau das will ich nicht, wenn ich es auf die Nervosität übertrage!!! Für mich ist sie wichtig und sie bewahrt mich dafür nachlässig, leichtsinnig oder übnerheblich zu werden.

Es geht nicht darum Nervosität zu beseitigen, sondern mit ihr unmgehen zu lernen.

Die Veränderung des Rahmens (wie John Knowles es propagiert) ist hierzu ein anerkanntes Mittel, das auch im therapeutischem Kontext genutzt wird. (NLP´isten nennen das Refraiming!).

Wolf W. Lasko nutzt das Modell der roten Linien und interpretiert Nervösität (oder auch schlicht Schiss) als Wachstumssignale. Und nur, wenn Du trotz Deiner Nervosität die imaginäre rote Linie Überschreitest, findet wirkliches Lernen statt.

Ich teile Laskos Meinung absolut und nutze gerade das Refrainming vor Auftritten, Präsentationen usw.. Immer geprägt von der Frage, wofür ist es eigentlich gut?

Das beseitigt meine Zahnschmerzen zwar nicht, aber ich kann besser mit ihnen umgehen.

(Ich finde immernoch, dass der Vergleich völlig hinkt. Hier geht es um Nervosität vor einem schönen, positiv geprägten Moment, der mit einer persönlichen Herausforderung verbunden ist! (Stichwort Hin-Zu - Motivation) Nicht um körperliche Schmerzen! (Stichwort Von-Weg-Motivation))

Gruß Ralf
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tkleemaier
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Beitrag von tkleemaier »

Hallo Leute,

ja geht`s noch???? Nervosität ist gut???? Natürlich ist ein Auftritt was wichtiges, da ist es sicher UNGEHEUER HILFREICH wenn ich nägelkauend und vor Angst schwitzend auf die Bühne gehe.
Was der gute Mann meint ist sicher nicht Nervosität sondern das notwendige Adrenalin, das aber nix mit Angst oder Lampenfieber sondern eher mit Konzentration zu tun hat.
Außerdem sollte ich mir Gedanken machen WARUM ich nervös bin; da gibt`s zwei Möglichkeiten, nämlich
a) mir fällt plötzlich auf daß ich eigentlich meine Stücke noch nicht richtig beherrsche weil ich immer nur "rumgeklimpert" habe statt systematisch die Baustellen eines Stücks zu bereinigen - das paßt für`s Wohnzimmer, für die Bühne ist es Sch..., oder
b) ich trau es mir eigentlich noch nicht zu (ist manchmal als solches schwer zu erkennen, läuft aber immer drauf raus, also auch in den Formulierungen "Ich weiß gar nicht warum ich so nervös bin" oder "hoffentlich verspiele ich mich nicht dauernd" und all die anderen 1000 Zweifel...) = das kleine EGO hat Angst sich zu blamieren...

Bei Punkt a falle ich berechtigt auf die Schn..., ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht - ein ganzes Stück Ehrlichkeit sich selber gegenüber würde da helfen (Trick: nehmt Euch selber auf und vergleicht das Ergebnis mit einem evtl. Original - wenn die Unterschiede ZU deutlich sind: zurück zum Üben siehe oben!)

Zu Punkt b gibt`s mehrere Hilfestellungen,die ich ALLE aus einem Buch habe das mein (nicht nur musikalisches) Leben vollkommen verändert hat. Peppino D`Agostino hat es mir während einer gemeinsamen Tour empfohlen, und eigentlich sollte es bei jedem verkauften Musikinstrument als Zubehör dabei sein. Es heißt "Effortless mastery - liberating the master musician within" und stammt vom amerikanischen Jazz-Pianisten Kenny Werner. Gibt`s leider nur auf Englisch, man kommt aber auch mit Schulenglisch gut durch. Die Kernaussage ist: wir alle könnten meisterhaft spielen, wenn wir nicht soooo verzweifelt versuchen würden meisterhaft zu spielen - und es geht da sehr viel um`s EGO-Befriedigen...
Noch ein zwei Tips zum Schluß: 1.Kommt vor dem Konzert zur Ruhe! Wenn`s eine Möglichkeit gibt zieht Euch zurück und meditiert ein bißchen (wer damit nix am Hut hat sollte sich einfach ruhig hinsetzen und seine ganze Aufmerksamkeit AUSSCHLIEßLICH seinem Atem widmen, auch das löscht den Gedankenmüll aus dem Hirn und
2. Rituale helfen: wenn an der Musikschule an der ich unterrichte ein Vorspielabend der Schüler stattfindet laß ich meine Spieler ihre Schläfen mit Bach-Rescue-Tropfen einreiben - die spielen wie gedopt!

Meine Erfahrung: wenn man all das berücksichtigt, hat man nicht immer alles im Griff, aber es wird viel viel viel leichter, und ich kann meine Emotionalität (womit wir wieder beim Thema wären) in die Musik legen statt mich davon stören zu lassen.

Beispiel für richtige Emotion gefällig? Während eines Konzertes von "Weather Report" sagt Joe Zawinul zu Wayne Shorter: "Wayne, wir machen irgendwas richtig, in der ersten Reihe weinen die Leute"!

Viel Spaß

Thomas
Nichts ist schwierig, es ist nur "noch ungewohnt"!
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