Abhören: Kopfhörer oder Monitorboxen?

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Moderator: RB

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scifi
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Abhören: Kopfhörer oder Monitorboxen?

Beitrag von scifi »

Hallo zusammen,

bislang benutze ich beim Abmischen meiner Heimaufnahmen zur Wiedergabe einen sehr hochwertigen HiFi-Kopfhörer von Sony, der mir von allen Kopfhörern im Haushalt der klangneutralste zu sein scheint. Ich habe also keinen Studio-Kopfhörer oder gar Monitorboxen.

Da ich mit den Ergebnissen nicht ganz ausreichend zufrieden bin, überlege ich mir entweder einen Studio-Kopfhörer (man kann sich schon denken welchen;-) ODER Monitorboxen anzuschaffen. Das ist gerade einfach eine Geldfrage - beides ist nicht drin.

Meine Frage an die Runde: was empfehlt ihr, wenn ihr euch für Monitorboxen ODER Kopfhörer entscheiden müsstet? Eher ein Kopfhörer oder eher Nahfeldmonitore. Budget wäre so zwischen 200-250€
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Hi, ich finde das Abmischen über Nahfeldmonitore nicht so ermüdend. Ich setzte die Tannoy Reveal R5A (Aktiv) ein. Mit denen komme ich gut klar. Die müssten in Dein Budget passen. Bzw. der Nachfolger...
Schöne Grüße, Rolli
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RB
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Beitrag von RB »

Es ist beim mischen meines Erachtens nicht von schaden, wenn man neben dem Kopfhörer ganz billige kleine Computerlautsprecher nimmt, damit man bei der Fertigstellung der Musik auch diejenige Technik einmal berücksichtigt, auf der die Musik häufig von anderen gehört werden wird. Diesen Tip habe ich in den Achtziger Jahren einmal von einem studiobetreiber bekommen. Wohlgemerkt, auch mit diesen Lautsprechern.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

RB:...wenn man neben dem Kopfhörer ganz billige kleine Computerlautsprecher nimmt, damit man bei der Fertigstellung der Musik auch diejenige Technik einmal berücksichtigt, auf der die Musik häufig von anderen gehört werden wird. Diesen Tip habe ich in den Achtziger Jahren einmal von einem studiobetreiber bekommen. Wohlgemerkt, auch mit diesen Lautsprechern.
Stimmt absolut. Bei meiner DAW (Didschidöl Audioh Wörgstäschn) gibt es eine Emulation von allen möglichen Speaker, von High End über den Autolautsprecher bis hin zum Küchenradio. Wenn bei den letzteren gut klingt, dann ist der Mix massenkompatible....
Schöne Grüße, Rolli
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RB
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Beitrag von RB »

Die aussage von damals war ungefähr: wenn es sich auf einer teuren und hochwertigen Anlage gut anhört, kann es dennoch auf etwas einfach grauselig klingen. Also muss eine Art Kompromiss her, der allem mögliche gerecht wird.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Ich habe ein Pärchen Fostex PM 0.5MKII im Einsatz, die ganz ordentlich sind. Aber eigentlich
arbeite ich auch lieber mit Kopfhörern. Das sind zur Zeit HiFi-orientierte AKG K601. Als Ergänzung
habe ich mir kürzlich eine Focusrite VRM Box zugelegt, die über Ohrhörer verschiedene akustische
Umgebungen und diverse Lautsprechermodelle emuliert (sogar Flachbildfernseher und Billig-PC-
Böxchen). Das ist momentan noch etwas ungewohnt, man muss sich auf neue Hörgewohnheiten
einlassen. Die Qualität der Emulationen wird von Leuten, die eigene Erfahrungen mit den echten
Vergleichslautsprechern haben, meist als ziemlich authentisch bezeichnet.
Zuletzt geändert von bookwood am Mi Nov 09, 2011 5:08 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
von
Ralf
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Bei solchen Emulationen frag ich mich ernsthaft, wie soetwas funktionieren soll.

Mal ein Beispiel:
Ich hab Abhör-Monitore mit nem 5" Speaker.
Der kann naturgemäß eine Menge tiefer Frequenzen nicht wiedergeben.
Wenn ich jetzt hier abmische, muss ich davon ausgehen, dass alles was unter 100Hz ist, überhaupt nicht an meinen Ohren ankommt, und eigentlich auch der Bereich bis 150Hz eher ein "Blindflug" ist.
Ich hab schon Aufnahmen auf ner großen PA gehört, die mit 18" Subwoofern so richtig tief kam (also auch unter 50Hz), und da hattest du teilweise echt lautes Rumpeln drauf. Das haben die Leute beim Abmischen einfach nicht gehört, weil die Speaker das nicht mitmachten.

Da hilft mir auch keine Emulation, das Problem zu beheben.
Ebenso bei Raummoden. Die sind da. Und bei jeder Emulation im gleichen Raum, sind sie immer noch da.

Wer mal ein bisschen Zeit übrig hat, kann sich ja mal folgendes anhören:
http://www.musotalk.de/talks-interviews ... -monitore/
Da sprechen ein paar Leute die beruflich mischen (u.a. der Produzent von SNAP!) über Monitorboxen.
Sehr interessant, auch wie unterschiedlich selbst Fachleute das Thema sehen, aber auch die Punkte in denen sie sich einig sind.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

TorstenW hat geschrieben:Bei solchen Emulationen frag ich mich ernsthaft, wie soetwas funktionieren soll.

Mal ein Beispiel:
Ich hab Abhör-Monitore mit nem 5" Speaker.
Der kann naturgemäß eine Menge tiefer Frequenzen nicht wiedergeben.
Wenn ich jetzt hier abmische, muss ich davon ausgehen, dass alles was unter 100Hz ist, überhaupt
nicht an meinen Ohren ankommt, und eigentlich auch der Bereich bis 150Hz eher ein "Blindflug" ist.
Ich hab schon Aufnahmen auf ner großen PA gehört, die mit 18" Subwoofern so richtig tief kam (also
auch unter 50Hz), und da hattest du teilweise echt lautes Rumpeln drauf. Das haben die Leute beim
Abmischen einfach nicht gehört, weil die Speaker das nicht mitmachten.

Da hilft mir auch keine Emulation, das Problem zu beheben. Ebenso bei Raummoden. Die sind da.
Und bei jeder Emulation im gleichen Raum, sind sie immer noch da.
Anscheinend hast Du übersehen, dass es um das Arbeiten mit Kopfhörern geht,
denn genau für Dein Beispiel ist die Hilfestellung der Emulation gedacht! Mein
AGK-Kopfhörer bietet ein Frequenzspektrum von 12Hz bis 39,5kHz. Der könnte
also auch die Emulation der von Dir genannten Monster-PA locker wiedergeben.
Gruß
von
Ralf
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scifi
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Beitrag von scifi »

Ich wollte noch mal auf meine Frage zurück kommen:

was empfehlt ihr, wenn ihr euch für Monitorboxen ODER Kopfhörer entscheiden müsstet? Eher ein Kopfhörer oder eher Nahfeldmonitore?

Bislang gibt es hier keine wirklichen Präferenzen, wie mir scheint. Sprich: beides geht mehr oder weniger gleich gut, wenn die Qualität stimmt?

Das man einen Mix noch mal auf verschiedenem Endgeräten testen sollte, ist natürlich wichtig.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Ich möchte beides nicht missen. Müsste ich mich aber entscheiden, würde ich die Kopfhörer nehmen.
Das würde u.a. bei nächtlichen Sitzungen auch die Nachbarn schonen... :wink:
Gruß
von
Ralf
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Hallo!
Empfehlen würde ich Beides, jedenfalls zum Justieren! Ich habe meine Nahfeldlautsprecher am PC durch die PC-Software (EQ) so angepasst, das ich mir in den meisten Fällen sicher bin das es auch auf anderen Anlagen ordentlich klingt. Das Anpassen der Nahfeldlautsprecher hab ich mit Hilfe von Gegenproben mit Kopfhörer (AKG K240) und meinen Lautssprechern im Wohnraum (Celestion Ditton 44 an einem Onkyo Model A-10) bewerkstelligt. Hat einige Zeit gedauert ist aber jetzt für mich o.K.
Wenn ich unsicher bin höre ich im Wohnzimmer oder mit Kopfhörer noch mal gegen. Meisten ist das aber gut.

Celestion Ditton 44
Onkyo Model A-10
AKG K240
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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Geli
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Beitrag von Geli »

Wenn für Dich nur eines von beiden Infrage kommt, würde ich Kopfhörer nehmen, weil Du damit den Raumklang völlig aussen vor lässt.

Aber ich finds sehr anstrengend (schwitzende Ohren) nur mit Kopfhörern zu arbeiten und bevorzuge deshalb auch beide Möglichkeiten.

Gruß
Geli


Geli´s Hohmpäjtsch:
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Geli hat geschrieben:Aber ich finds sehr anstrengend (schwitzende Ohren) nur mit Kopfhörern zu arbeiten...
Genau deshalb habe ich nach etlichen Jahren mit einem Sennheiser HD540 Reference mit
dem AKG K601 wieder einen offenen Kopfhörer genommen. Es gibt keine feuchten Ohren
und man ist nicht so völlig von der akustischen Außenwelt abgeschlossen. Außerdem mag
ich es statt ohraufliegend lieber ohrumschließend mit kuscheligem Samtpolster. :oops: :D
Übrigens habe ich seinerzeit einen gut klingenden Beyerdynamic DT880 umgetauscht, weil
der mit höherem Anpressdruck zwar sicher saß, mir aber auf die Dauer Kopfschmerzen
verursachte. An was man alles denken muss... :roll:
Gruß
von
Ralf
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ulf
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Beitrag von ulf »

Ich mische nur mit Monitorboxen (Samson Resolv 65a) und setze die Kopfhörer (AKG K 240)als "akustische Lupe" ein. Meistens nur zum abschließenden Prüfen des Mixes oder bei kritischen Stellen. Der Schall hat ja eine Wirkung im Raum und auf den ganzen Körper, nicht nur auf die Ohren. Diesen Aspekt hat man beim Mischen mit Kopfhörern nicht mit drin.
Danach kommt das Ganze nochmal über ein billiges Gerät. Da soll es auch "gut" klingen.
Das machen einige Techniker z.B. beim Abmischen des Filmtones bei Fernsehfilmen nicht und dann versteht man die Dialoge nicht so gut auf einem normalen Fernseher.
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Paeida
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Beitrag von Paeida »

Dieser Fred ist zwar schon etwas älter, aber da wieder darauf verwiesen wird:

Der Ulf macht das denke ich richtig. Nur mit Kopfhörer abmischen ist nicht zu empfehlen, allein schon zum Prüfen des Stereopanoramas sind "echte Monis" einfach ne ganz andere Sache.
Ich mische nur zu Uhrzeiten, zu denen mir die Nachbarn oder die Liebste aufs Dach steigen würden, mit Kopfhörern, oder eben, um einen Vergleich zu haben.
Vor ein paar Jahren durfte ich für ein paar Tage den Profis im Zanki Studio über die Schulter schauen, Kopfhörer hatten die in dieser Woche nie auf...

Bei mir zu Hause stehen die Yamaha HS-80. Ich fand sie damals vom Preis/ Leistungsverhältnis in meinem Budget am Besten. Später holte ich mir noch den Subwoofer dazu. Den hätte ich mir rückblickend sparen können, macht eher Mumpf dazu. Eventuell ist meine Aufstellung aber auch nicht optimal, da er platzbedingt unter meinem Schreibtisch stehen muss.
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