Obertöne und Mitschwingen in den Griff bekommen

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

Antworten
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Obertöne und Mitschwingen in den Griff bekommen

Beitrag von nopse »

Hallo Forumianer,

ich habe mich heute gegen eine Godin entschieden (wollte den Nylonsound - oder auch nur dessen Wärme zurück) und mache mich jetzt daran den verstärkten Sound meiner Steelstring (Alhambra J2 CE) zu verbessern.


Vorneweg: Unverstärkt ist die Gitarre klanglich mein Traum, nur wenn es in den AER Compact 60II geht, habe ich Probleme...


Besonders in DADGAD boxen sich einige Obertöne der g-Saite massiv in den Vordergrund und vermatschen den ganzen Sound innerhalb von ein zwei Sekunden.

Was kann ich tun?

Fishman AURA Effektpedal? Ein Kompressor-Pedal? Irgendeine Feedback-Bremse als Pedal? Ihr kennt Euch doch da aus, gebt mir bitte mal ein oder zwei Tipps.


Vielen Dank,

Norbert
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
stringbound
Beiträge: 2069
Registriert: Mi Aug 29, 2007 2:16 pm
Wohnort: Potsdam

Beitrag von stringbound »

Was hast du den für einen Tonabnehmer in deiner Alhambra?
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von nopse »

Hallo Stringbound,

einen Fishman "Prefix Blend" mit welchem man das Piezosignal und das Signal eines kleinen Kondensatormikrofons im Gitarrenkorpus mischen kann.

http://www.musicandmorestore.de/instrum ... rrow.html?
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

Mach' doch mal eine Aufnahme. Du schreibst von 1 bis 2 Sekunden, bis es matscht - geht es also um Feedback; schaukeln diese Töne sich auf und werden lauter?

Interessant wäre auch, ob das Problem nur am AER oder auch an anderen Amps (oder einfach dem Line In deines Rechners) auftritt.

Wenn bestimmte Frequenzen auf allen Saiten betroffen sind (und die bei deinen Tests zufällig vor allem auf der g-Saite entstanden sind), kann man u.U. mit engbandigen EQs eingreifen. Wenn es wirklich an der Saite liegt, könnte es einen Verarbeitungsfehler am Steg, der Stegeinlage oder am Pickup selbst geben - wenn die Grundtöne auf den verschiedenen Saiten aber gut und mit ausgeglichenem Pegel übertragen werden, ist das unwahrscheinlich.

Die Saite selbst hast du mal getauscht?
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von nopse »

Hallo Pida,

vielen Dank für Deine Tipps.

Ja, es matscht nach 1-2 Sekunden. Das Problem tritt auch auf, wenn ich über den AER auf meinen Sennheiser-Kopfhörer spiele, dann aber nicht so stark.

Auch in diesem Fall meine ich, deutlich den Oberton der g-Saite zu hören, den man per Flageolett im 12. Bund der Saite erzeugen kann. Höre ich dann mit dem Spielen auf und dämpfe die g-Saite ab, verschwindet auch der störende Ton.

Spiele ich zudem verstärkt und etwas lauter und in meinem 20m² Gitarrenzimmer, verschlimmert sich das Problem. Evtl. kommt hier zum schwingenden Oberton sein Feedback dazu.

Ich habe die Saiten in den letzten Wochen mehrmals gewechselt, von Elixir Nanoweb Phosphor Bronze 0.11 auf Guild beschichtet 0.11 und jetzt auf Elixir Nanoweb 80/20 in 0.11. Der störende Matsch blieb.

Test mit anderem Verstärker folgt, Aufnahme folgt.

wenn die Grundtöne auf den verschiedenen Saiten aber gut und mit ausgeglichenem Pegel übertragen werden, ist das unwahrscheinlich
> wie kann ich das prüfen?
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
stringbound
Beiträge: 2069
Registriert: Mi Aug 29, 2007 2:16 pm
Wohnort: Potsdam

Beitrag von stringbound »

nopse hat geschrieben:Hallo Stringbound,

einen Fishman "Prefix Blend" mit welchem man das Piezosignal und das Signal eines kleinen Kondensatormikrofons im Gitarrenkorpus mischen kann.

http://www.musicandmorestore.de/instrum ... rrow.html?
Am Tonabnehmersystem liegt das Problem nicht.

Das Problem das du mit dem kleinen Raum hast kenne ich von meinem Fishman SA220 Verstärker.
Bässe und Mitten kriege ich im Schlafzimmer (ca. 25 m²) nicht in den Griff und Feedback erzeuge ich mit Mikro (L.R. Baggs Lyric oder DPA 4099G) sofort.
In der offene Küche/Wohnzimmer Kombi (ca. 55 m²) habe ich überhaupt keine Probleme mit Feedback oder Resonanzfrequenzen.

Das Problem sollte mit den Einstellmöglichkeiten am Fishman in den Griff zu bekommen sein.
Versuch mal die Phase des Signals mit dem Schalter am Fishman zu drehen, das hilft oft schon.
Der Notchfilter des Fishman ist auch dazu da, störende Frequenzen zu isolieren und eliminieren.

Ich benutze dafür einen L.R. Baggs Para Acoustic DI zusammen mit dem L.R. Baggs Lyric, dessen Möglichkeiten in etwa denen deines Fishman Systems entsprechen.

Vom DPA 4099G (Instrumentenmikro) kenne ich das von dir beschriebene Problem auch.
Du kannst auch mal das Mikro aus dem Signalweg nehmen oder versuchen es anders zu positionieren.
Benutzeravatar
hoggabogges
Beiträge: 1686
Registriert: Fr Mär 04, 2005 2:57 pm
Wohnort: Kornwestheim

Beitrag von hoggabogges »

Ich würde das Problem auch beim Micro suchen. Mal ganz rausnehmen und in kleinen Schritten zumischen.
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von nopse »

Ho ho ho,
Der Notchfilter des Fishman ist auch dazu da, störende Frequenzen zu isolieren und eliminieren.
O.k., aber wie stell ich den genau auf diese fiesen Obertöne ein?

Ich habe nämlich das Gefühl, dass der Klang meiner Gitarre immer mehr geschmälert wird, je weiter ich den aufdrehe und das möchte ich nicht.
In der offene Küche/Wohnzimmer Kombi (ca. 55 m²) habe ich überhaupt keine Probleme mit Feedback oder Resonanzfrequenzen.
Guter Ansatz. Ich habe gerade im auf 45m² Wozi/Esszi zusammen mir einer Klarinette gespielt :bide:. Das war ein ganz anderer Klangeindruck. Es war eine viel präsentere, höhenreichere Einstellung des Fishman möglich, ohne das fiese Mitschwingen zu erzeugen. Morgen reiße ich die Durchreiche raus! :lol:

Du kannst auch mal das Mikro aus dem Signalweg nehmen oder versuchen es anders zu positionieren.
Letzteres habe ich gestern Nacht mal ausprobiert und es im Korpus in die Nähe des Halsfußes gebracht. Schöner Effekt. Das Verhältnis zwischen Bässen, Mitten und Höhen scheint nun ausgeglichener. Definitiv verschwimmen oder vermatschen die einzelnen Töne weniger.

Ersteres (nur Piezo) hilft scheinbar nicht gegen das fiese Mitschwingen.

Also Erste Fortschritte - vielen lieben Dank!

Morgen geht's in die nächste Klarinettenrunde, mal sehen was die Regler noch hergeben. Heute schien mir der Klang doch noch sehr "gebremst".


Erst einmal ein Frohes und ein Kühles!

Norbert
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von nopse »

p.s.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kerbfilter hmmm... :?

Laut Fishman Bedienungsanleitung:

"Notch Filter Range: 30Hz – 300Hz (-15dB)" häääää.... :?

Wie finde und erlege ich denn nun meinen störenden Oberton, g-Saite Flageolett 12. Bund mit Hilfe meines Notschräglers?
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

nopse hat geschrieben:Wie finde und erlege ich denn nun meinen störenden Oberton, g-Saite Flageolett 12. Bund mit Hilfe meines Notschräglers?
Der Notch-Regler wird dir nicht helfen, weil er für tiefe, wummernde Feedback-Frequenzen ausgelegt ist. Selbst die 300 Hz bei Rechtsanschlag liegen immer noch 3, 4 Halbtöne unter dem Ton, der dich stört.

Die 30 Hz bei Linksanschlag liegen - wenn man die Beschriftung ernst nimmt - noch unter dem tiefsten Ton eines Basses; in dieser Einstellung bewirkt der Regler also nichts, daher klingt's auch besser :-)

Du könntest versuchen, die störende Frequenz bei einer Aufnahme abzusenken. Wenn das gut klappt, könntest du entsprechendes Equipment anschaffen, mit dem du das Signal auch in Echtzeit bearbeiten kannst. Einfach/billig wird das nicht...

Aber ist es denn überhaupt wichtig, dass du in kleinen Räumen oder über Kopfhörer den Pickup benutzen kannst?
Benutzeravatar
nopse
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 20, 2010 12:46 am
Wohnort: near Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von nopse »

Aber ist es denn überhaupt wichtig, dass du in kleinen Räumen oder über Kopfhörer den Pickup benutzen kannst?
Nein, ist es nicht wirklich. Ich übe eben gern in meinem kleinen Gitarrenzimmer mit Verstärkung und etwas weiter aufgedrehtem Amp - für den Spaß.

Aber zumindest im großen Wohnzimmer habe ich das Mitschwingen und den Klangmatsch jetzt im Griff!

Meine Lösung (nach Euren Tipps):

1) großer Raum
2) internes Mikro neu positionieren (weg aus dem bassigen, hinteren, großvolumigen Bereich des Korpus hin zum Halsfuß)
3) Mikrosignal in Maßen beimischen

Durch die heutige Session mit der B-Klarinette habe ich zudem folgendes entdeckt:

Ich habe für die B-Klarinette die ganze Gitarre einen Ganzton tiefer stimmen müssen. Dadurch haben die Saiten jetzt weniger Spannung. Die Gitarrendecke wird nun scheinbar weniger stark in Schwingung versetzt und das fiese Mitschwingen der anderen Saiten und der entsprechenden Obertöne hat nachgelassen. Mit dem Kapo im zweiten Bund habe ich die Saiten wieder auf Standardstimmung gebracht. Positive Nebeneffekte: Niedrigere Saitenlage und angenehmerer Abstand zwischen Körper und linkem Arm.

Ich habe das Ganze jetzt mit Hilfe der Regler "Treble" und "Bass" am AER und am Fishman zu einem wirklich warmen, vollen Sound mischen können und bin (auch in DADGAD) glücklich damit.

Der Test im kleinen Gitarrenzimmer steht natürlich noch aus - man wird sehen.

Vielen Dank für Eure Hilfe. Gut, dass ich nicht schon wieder neues Gitarrengeraffel anschaffen muss.

:pro:
http://www.norbertobenauf.de
http://www.youtube.com/user/norbertobenauf
Keep it simple! - meine kleines Fingerstylebuch
Antworten