Fenster oder nicht?!

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

Mad Jazz Morales

Fenster oder nicht?!

Beitrag von Mad Jazz Morales »

Wodurch ist es begründet, dass die meisten Nylons Fenster in der Kopfplatte haben, die meisten Stahlbauten nicht?
Da es für beides Ausnahmen gibt, können es ja eigentlich keine technischen Gründe sein...
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

...weil Fenster schöner sind :-)
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Es335
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Beitrag von Es335 »

Die fensterlose Alternative bei den Nylons wäre auf Grund der hohen Saitendehnung nur mit Stimmwirbeln sinnvoll, wie man sie auch heute noch gelegentlich bei Flamencogitarren findet. Man gewöhnt sich zwar an alles, aber wer so ein Instrument mal gestimmt hat, dürfte recht schnell erkennen, warum bei Klassikgitarren heute fast ausschließlich Fensterkopfmechaniken mit Schneckengetriebe verbaut werden! :wink:
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Captain Harry
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Beitrag von Captain Harry »

Das verstehe ich nicht so ganz. Meine Steelstring ohne Fenster hat doch auch Schneckengetriebe, nur eben anders montiert?
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

hoggabogges hat geschrieben:...weil Fenster schöner sind :-)
........... wobei Fensterputzen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört! :roll:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
notenwart
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Beitrag von notenwart »

Kurzfassung: das hat historische Gründe.
Die Konzertgitarre wurde mit Fenster gebaut. Die ersten Stahlsaiter gehen auf diese Konstruktion zurück. Daher sind auch die meisten Instrumente, die wirklich wintitsch sind mit einem Fensterkopf gebaut. Da ein Fensterkopf komplizierter zu bauen und teurer als ein Paddel ist, haben sich die großen Gitarrenbauer im Rahmen der Industrialisierung für die normale Serienfertigung für das Paddel entschieden.
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RB
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Beitrag von RB »

Ich neige zu der Annahme, dass es keinen zwingenden technischen Grund für die eine oder die andere Bauweise gibt. Am Sattel liegt aufgrund des etwas ausgeprägteren Winkels beim Fensterkopf ein etwas höherer Druck an, vermute ich. Aber ich bezweifle dessen praktische Relevanz.

Was bleibt, sind Stilfragen und sich entwickelnde Traditionen. CF Martin, der mit seinen Klampfen stilprägend jenseits des Atlantik wurde, kam mit Paddelköpfen a la Fender Stratocaster im Gepäck an, Fender hat sie wieder aufgegriffen. Die hatte Martin zu napoleonischer Zeit als Lehrling in Wien wiederum von einem damals bekannten Gitarrenbauer namens Stauffer gelernt. Martin wechselte zum Paddel heutiger Prägung und zusätzlich auch dem herkömmlichen Fensterkopf mit zwei Öffnungen, ein Grund dafür soll wohl gewesen sein, dass die Mechaniken für die Stauffer-Köpfe schwer zu beschaffen oder teuer waren, weiss ich nicht mehr so genau. Dass also Stauffer-Köpfe bei den akustischen weitgehend ausgestorben sind, ist auch nur eine Art Zufall.

Die Dominanz der Paddelköpfe mag auch noch damit zusammenhängen, dass das Aufziehen der Saiten etwas einfacher ist, als mit dem Fensterkoof.
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HR
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Beitrag von HR »

Vergesst nicht den Wickeldurchmesser bei einer Nylonsaitengitarre. Der würde sich vermutlich bei einem Paddelkopf nicht ausgehen.
Ich kenne auch keine Mechanik (für Paddelkopf) mit einem größeren Schaft als 6 mm.
lg
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@HR
Diese hier zum Beispiel:
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(auf TripleX von Knuth Welsch)
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HR
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Beitrag von HR »

Interessant. So was sehe ich zum ersten Mal.
Man lernt nie aus.

Danke OV1667
lg
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jemflower
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Beitrag von jemflower »

RB hat geschrieben:Am Sattel liegt aufgrund des etwas ausgeprägteren Winkels beim Fensterkopf ein etwas höherer Druck an, vermute ich. Aber ich bezweifle dessen praktische Relevanz.
In einem Video der Firma Martin wurde genau das behauptet. Die Parlors hätten die Fensterköpfe wegen des höheren Drucks, der aus dem kleineren Korpus etwas mehr Lautstärke heraushole.

Dementsprechend würde diese Bauweise die ohnehin leiseren Nylonsaiten etwas lauter herüberbringen.

Klingt plausibel, wäre aber zu überprüfen.
notenwart
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Beitrag von notenwart »

warum werden dann nicht angeschäftete Kopfplatten in einem etwas steileren Winkel gebaut, wenn es klanglich von Vorteil wäre? Besonders bei Dreadnoughts, die sich im Bandgefüge durchsetzen sollen?

Und Nylonsaiten sind nicht "ohnehin leiser". Das hängt nicht von den Saiten, sondern der Gitarre ab.

Ich halte diese Begründung für einen Fensterkopf für Marketing
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

OV1667 hat geschrieben:@HR
Bild
Erinnert mich irgendwie an Krümelmonster (Cookie Monster)
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Bei der TripleX handelt es sich um eine Reise-/Übungsgitarre. Daher vielleicht die kompakte Kopfplatte.
Die Mechaniken sind scheinbar Schaller M6 mini mit einer aufgesteckten (ausgetauschten?) Kunststoffhülse.
Weitere Bilder und Infos:
http://www.gitarre-welsch.de/reise.htm
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Beitrag von Es335 »

notenwart hat geschrieben:Kurzfassung: das hat historische Gründe.
Die Konzertgitarre wurde mit Fenster gebaut. Die ersten Stahlsaiter gehen auf diese Konstruktion zurück. Daher sind auch die meisten Instrumente, die wirklich wintitsch sind mit einem Fensterkopf gebaut. Da ein Fensterkopf komplizierter zu bauen und teurer als ein Paddel ist, haben sich die großen Gitarrenbauer im Rahmen der Industrialisierung für die normale Serienfertigung für das Paddel entschieden.
Das würde ich so absolut nicht stehen lassen wollen. Viele der ersten Torres Gitarren hatten anfangs Stimmwirbel, d.h. einen“Paddelkopf“, die aus naheliegenden Gründen später zu einem Fensterkopf umgebaut wurden. Biedermeier bis Barockgitarren hatten ebenfalls “Paddel“ usw usw! :wink:
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