Sind Schaller GrandTunes immer gut?

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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bookwood
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Sind Schaller GrandTunes immer gut?

Beitrag von bookwood »

Schaller GrandTune-Mechaniken haben durch die Bank einen sehr guten Ruf.
Stellvertretend ein Beispiel von der Lakewood-Webseite:

„Mit der sogenannten Velvet-Technologie, die ohne eine synthetische Beschichtung
der Oberflächen auskommt, geht Schaller neue Wege und liefert eine Mechanik, die
an Präzision eigentlich nicht zu überbieten ist. Während das Gefühl beim Drehen samtweich
ist und das Stimmen ohne "Ruckeln" funktioniert, ist der Verschleiß gleich Null, was diese
Mechanik für Jahrzehnte zu einem treuen Begleiter machen wird. Grund für diese gute
Performance ist die super-akkurate Konstruktion und die nahezu perfekte Präzision, mit
der die beweglichen Teile zusammen spielen. Über Stimmstabilität muss hier freilich nicht
gesprochen werden, denn Schaller-Mechaniken sind Garanten für genau das!“


Meine eigenen Erfahrungen sind ein wenig durchwachsen, so dass ich mich frage,
ob die positiven Stimmen sich nicht häufig nur der Werbeaussagen des Herstellers
bedienen. Der Reihe nach:

1.
Ich bestelle im Online-Handel einen Satz GrandTunes (Butterbean, nickel), um die
eher mäßigen Mechaniken meiner BR 140A auszutauschen. Schon beim ersten
Probedrehen out of the box stelle ich fest, dass 4 von den 6 Mechaniken ein
auffälliges Spiel haben. Das kenne ich nur von Billigteilen oder von Mechaniken.
die sehr lange im Einsatz waren und kräftig beansprucht wurden. Da habe ich keine
Lust mir die Montagearbeit zu machen und schick das Päckchen zurück.

2.
Ich bestelle erneut, aber bei einem anderen Händler, um möglichst eine andere
Charge zu erwischen. Die Mechaniken fühlen sich diesmal ein bisschen fester an,
deshalb montiere ich – und bin nach kurzer Zeit enttäuscht. 2 der 6 GrandTunes
verhalten sich nach wenig Dreherei im Verlauf von nicht einmal 2 Wochen wie alte
ausgeleierte Latschen. Ich kontaktiere Schallers Dr. Bünning und dessen Reaktion
ist erneut sehr kundenfreundlich, da gibt es nix. Ich möge den Mechanikensatz zur
Prüfung (und ggfls. Reparatur) einsenden. Gesagt, getan, nach kurzer Zeit kommen
die Mechaniken zurück, doch kaum in Gebrauch zicken die beiden Übeltäter wieder
rum. Dafür erhalte ich nach etwas Wartezeit von Schaller schließlich großzügigen Ersatz
aus neuester Produktion. Seitdem ist nun auf der Blueridge alles in Butter.

Aber…

3.
Eine neue Lakewood hat güldene GrandTunes mit Koa-Griffen. Und, was soll ich
sagen, 3 davon machen keinen guten Eindruck, haben einfach zu viel Spiel in den
beweglichen Teilen. Spitzenreiter ist die Mechanik der G-Saite. Da braucht es doch
glatt eine knappe Viertel-Leerlaufumdrehung, bis die Saite darauf überhaupt reagiert.
Das ist vollkommen unbrauchbar! Ich weiß nicht, aus welcher Produktionsreihe
die nun stammen, aber könnten diese Fehler möglicherweise auf Probleme in
der Fertigung zu bestimmten Zeiten zurückgehen? Egal, ich möchte auf jeden Fall
GrandTunes, die sich wie oben versprochen bedienen lassen. Ich werde Herrn
Dr. Bünning wohl wieder belästigen müssen… :roll:
Gruß
von
Ralf
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tomis
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Beitrag von tomis »

interessant
genau die habe ich mir neulich angesehen
kannst du das spiel denn auch sehen ?
meinst du, daß die ungenauigkeit von der schnecke
oder vom zahnrad stammt ?
daß es 1:18 sind ist klar, oder ?
mit Blues und Gruß
Thomas
Silverstring
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Re: Sind Schaller GrandTunes immer gut?

Beitrag von Silverstring »

bookwood hat geschrieben:Ich weiß nicht, aus welcher Produktionsreihe die nun stammen, aber könnten diese Fehler möglicherweise auf Probleme in
der Fertigung zu bestimmten Zeiten zurückgehen?
Diese Probleme gehen mit Sicherheit auf die nicht eingehaltenen Fertigungstoleranzen an den Bohrungen der Grundplatte zurück. Offenbar spart man sich hier wiedermal die nötige Qualitätskontrolle. Die sollten lieber erst ihren Maschinenpark ordentlich warten und neu einstellen. Präzisionsarbeit sieht anders aus, "deutsche Wertarbeit" übrigens auch! :roll:
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

tomis hat geschrieben:...kannst du das spiel denn auch sehen ?
meinst du, daß die ungenauigkeit von der schnecke
oder vom zahnrad stammt ?
daß es 1:18 sind ist klar, oder ?
Also, man kann sehen, dass sich die Schnecke bewegt und das Zahnrad eben (noch) nicht.
Diesen Leerlauf kann man aber auch gut erfühlen. Wobei man wohl beachten muss, dass
sich die Teile unter Saitenzug natürlich etwas anders verhalten. Welches Bauteil nun die
Ursache ist, kann ich nicht beurteilen.

GrandTunes sind 18:1.
Gruß
von
Ralf
Silverstring
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Beitrag von Silverstring »

bookwood hat geschrieben:Wobei man wohl beachten muss, dass sich die Teile unter Saitenzug natürlich etwas anders verhalten.
Allerdings nur wenn man die Mechanik beim Einbau ungenau positioniert. Das Achslager ist für die Belastung des Saitenzugs natürlich nicht ausgelegt, diese sollte in der Regel die Kopfplatte tragen. Wenn die Zahnradachse von der Schnecke weggezogen wird, dann stimmt eben der Einbau nicht oder das Produkt ist für die Gitarre ungeeignet. In diesem Fall liegt der Fehler allerdings nicht beim Hersteller.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Stimmt; das hat man z. B., wenn der innere Hülsendurchmesser nicht zum darin gleitenden Schaftdurchmesser passt, d.h. die Hülse zwar vlt. prima in die Kopfplattenbohrung passt, aber innen zu groß für den Schaft ist (kann passieren, wenn man Adapterhülsen von Fremdherstellern kauft oder die ursprünglichen Hülsen drin lässt und nur die Mechaniken tauscht).
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RB
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Beitrag von RB »

Ich bin mir über die Sinnfäkligkeit einer Beurteilung ohne Saitenzug nicht im Klaren. Der Saitenzug übt doch eine Drehkraft auf die Welle aus, die dafür sorgt, dass das Zahnrad an den Anschlag gezogen wird.
Silverstring
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Beitrag von Silverstring »

RB hat geschrieben:Der Saitenzug übt doch eine Drehkraft auf die Welle aus, die dafür sorgt, dass das Zahnrad an den Anschlag gezogen wird.
Die Grundplatte der Mechanik sollte zumindest massiv genug sein, um bei korrektem Einbau dafür zu sorgen, daß das Zahnrad auch unter Last so tief wie vorgesehen in den Schneckengang greift. Das dabei auftretende Spiel sollte unter keinen Umständen durch den Einbau tangiert werden. Alles andere wäre dabei suboptimal.
tbrenner
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Schaller-Tuner...

Beitrag von tbrenner »

...waren für mich seit frühen Gitarristentagen eigentlich immer der Inbegriff
korrekter, werthaltiger deutscher Feinmechanik.
Stylingmässig nicht immer ganz so chic wie manche amerik. Konkurrenzfabrikate, aber eigentlich immer präzise und jahrzehntelang problemlos zu gebrauchen.
Bei der Schilderung von bookwood drängt sich für mich fast die Frage auf,
ob die Mechaniken noch in D fabriziert werden oder aber eine Produktionsverlagerung in ein Billiglohnland der Hintergrund für eine so deutlich verschlechterte Qualität wäre??

Gleich mehrere Beispiel aus anderen Sparten fallen mir dazu ein....

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich habe jetzt so bummelig 15 Sätze verbaut oder verkauft. Das einzige Problem waren bis jetzt lockere Knöppe bei vier Einzelmechaniken mit Kunststoffknöppen. Alle aus einem Satz. Da war anscheinend die Dosierung des Spezialklebstoffes zu sparsam.
Bei Fensterköpfen lagere ich die Welle auf beiden Seiten.
Ach ja, bei den DaVincis gab es massive Probleme, die aber anscheinend auf eine bestimmte Montagetechnik zurückzuführen waren. Das Problem wurde abgestellt. Sagt der Doktor
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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RB
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Beitrag von RB »

Fensterköpfe kenne ich auch nur mit zweiseitig gelagerten Wellen. Ausnahme waren Mechaniken von mutmaßlich Schaller, bei denen die Grundplatte schon in eine Lagerbuchse überging, gewissermaßen ein Teil.
Silverstring
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Re: Schaller-Tuner...

Beitrag von Silverstring »

tbrenner hat geschrieben:Bei der Schilderung von bookwood drängt sich für mich fast die Frage auf, ob die Mechaniken noch in D fabriziert werden oder aber eine Produktionsverlagerung in ein Billiglohnland der Hintergrund für eine so deutlich verschlechterte Qualität wäre?
Genau in diesem Kontext steht auch mein erster Eintrag hier. Man kann nur hoffen, daß das Unternehmen entsprechend reagiert, wenn die Industrie eine erhöhte Ausschußrate reklamiert.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Silverstring hat geschrieben:Die Grundplatte der Mechanik sollte zumindest massiv genug sein, um bei korrektem Einbau dafür zu sorgen, daß das Zahnrad auch unter Last so tief wie vorgesehen in den Schneckengang greift. Das dabei auftretende Spiel sollte unter keinen Umständen durch den Einbau tangiert werden. Alles andere wäre dabei suboptimal.
Sorgfältiger Einbau ist klar. Und dabei u.a. die Verwendung der richtigen Hülsen.
Gleichwohl kann man minimale Reaktionen der Bauteile auf Saitenzug sicher nicht
vollständig eliminieren. Auch eine passgenaue Hülse hält ja nicht alles bombenfest.
Neben der Qualität der Grundplatte könnten mangelnde Präzision bei der Verbindung
von Stringpost und Zahnrad sowie Ungenauigkeiten bei deren Positionierung zur
Schnecke für Probleme sorgen. Ebenso eine instabile Führung der Schneckenachse,
die bei den billigen Dingern oft nur aus wenig soliden Halbklammern besteht.
Gruß
von
Ralf
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Inzwischen habe ich die von Schaller in der bekannt kundenfreundlichen Art zur
Verfügung gestellten Ersatzmechaniken auf meine Lakewood genagelt. Eine klare
Verbesserung und wieder war den Teilen schon vor dem Einbau anzumerken, dass
die beweglichen Teile anscheinend mit geringeren Toleranzen montiert wurden.
Jedenfalls war das Drehgefühl deutlich strammer und auch unter Saitenzug sind
sie viel besser als die Lakewood-Originale. Vollends zufrieden bin ich aber nicht,
denn auch in diesem Austauschsatz ist wieder eine Mechanik, die spürbar lockerer
geht, was mir beim Stimmen mit angeblich hochqualitativen Präzisionsmechaniken
einfach nicht gut genug ist. Solche Probleme kenne ich z.B. von Grover Sta-Tites,
die nur die Hälfte kosten, nicht. Daher bleibt mein Eindruck von den GrandTunes
nach wie vor durchwachsen.
Gruß
von
Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe sowohl die StaTites von Grover, als auch die Schaller GrandTunes verbaut und kann keinen signifikanten Unterschied in der Qualität feststellen. Ich kann natürlich nicht im Angström-Bereich messen und selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Fuktionieren tun beide, die Schaller gehen nach meinem Gefühl etwas weicher.
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