Geschraubte Hälse

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Jack Isidore
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Geschraubte Hälse

Beitrag von Jack Isidore »

So manch einer rümpft ja die Nase, wenn es um geschraubte Halsverbindungen geht. Oft wird es mit "billigen" bzw. minderwertigen Fertigungsmethoden in Verbindung gebracht. Jetzt habe ich irgendwo gelesen, dass manche Premiumhersteller wie Collings, Bourgeois und evtl. sogar Froggy Bottom ihre Hälse ebenfalls anschrauben. Stimmt das? Dann kann's ja so schlecht auch wieder nicht sein...??
Viele Grüße,
Jack

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rwe
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von rwe »

Konstruktiv hat die Schraubbefestigung eine Menge Vorteile, auf jeden Fall für die Wartung. Und so lange die Instrumente klingen, ist mir die Methode egal (bzw. interessiert mich "nur" aus Neugier). Bei meinen Gurians - immerhin einer der Begründer der "Boutique Guitar"-Bewegung und Arbeitgeber von Cumpanio, Michael Millard (Froggy Bottom) u.a. - sind die Hälse eh nur angedübelt.
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RB
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von RB »

Ich gehe jede Wette ein, daß nicht ein einziger Spieler vom Klang eines Instruments würde sagen können, wie die Halsbefestigung beschaffen ist. In der ganzen Debatte kann man folgendes erleben:

Gitarrenfanatiker 1: "Meine Gitarre hat ein doppeltes Trussrod, das geht in beide Richtungen"

Gitarrenfanatiker 2: "Hey das ist ja toll."

Denkpause

Gitarrenfanatiker 2 :"Meine hat nur ein einfaches Truss Rod. Im Halsfuß sitzt eine Schraube."

Gitarrenfanatiker 1: "Ouh das ist nicht gut!"

Gitarrenfanatiker 2: "Wieso das denn ?"

Gitarrenfanatiker 1: "Das zusätzliche Gewicht ..."
Jorma55
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Jorma55 »

Collings macht es und auch der deutlich teuerere John Slobod bei seinen "circa guitars". Die Vorteile bei einem eventuell erforderlich werdenden Neck reset liegen auch auf der Hand, trotzdem rümpfe ich hier genauso die Nase wie bei UV-gehärteten Chemielackierungen. Ich bin da ein unverbesserlicher Traditionalist und ob sich diese neumodischen Produktionsmethoden auch langfristig bewähren, muss sich erst noch zeigen. Die Hersteller, die nicht zuletzt aus Kostengründen so produzieren, sind einfach noch zu jung als dass man hierzu bereits eine verlässliche Aussage treffen könnte. Noch gibt es keine 70-jährigen Lakewoods, Collings oder Circas und ob sich die Gitarren dieser Hersteller im Laufe der Zeit genau so entwickeln, wie sich die seit jeher mit Schwalbenschwanzverbindung (und Nitrolackierung) hergestellten Martins und Gibsons (um beispielhaft nur 2 Hersteller zu nennen) entwickelt haben, bleibt noch abzuwarten. Aber jedem das Seine...
Von den wirklich teueren Gitarrenbauern, die pro Jahr nur zwischen 10 und 15 Gitarren weitestgehend von Hand herstellen, ist mir jedenfalls keiner bekannt, der mit geschraubten Hälsen arbeitet.

Michael
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rwe
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von rwe »

Jorma55 hat geschrieben:Noch gibt es keine 70-jährigen Lakewoods, Collings oder Circas und ob sich die Gitarren dieser Hersteller im Laufe der Zeit genau so entwickeln, wie sich die seit jeher mit Schwalbenschwanzverbindung (und Nitrolackierung) hergestellten Martins und Gibsons (um beispielhaft nur 2 Hersteller zu nennen) entwickelt haben, bleibt noch abzuwarten.
Bei meinen 35-40 Jahre alten Gurians haben sich die gedübelten Hälse bewährt, ebenfalls die Schraubverbindung - aber das ist eine Nylonstring - bei meiner 1975er Billig-Hopf.
chevere

Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von chevere »

Gitarrenfanatiker 3: "Alles neumodischer Angsthasen-Rummfummler- Quark."
daher nur "Non-adjustable metal T-bar neck reinforcement" :D
Jorma55
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Jorma55 »

Ich meine nicht die Haltbarkeit sondern die klangliche Entwicklung und hier scheint mir der Beweis für die traditionelle Produktionsweise erbracht zu sein. Ich behaupte ja auch nicht, dass eine diesbezügliche Entwicklung mit geschraubten Hälsen nicht möglich ist, nur der Beweis ist eben noch nicht erbracht. Collings baut ja auch sicher sehr gute Gitarren und es muss sich auch keiner von uns darüber Gedanken machen, wie sich seine Gitarre in den nächsten 70 Jahren klanglich entwickelt.. Unabhängig davon ist das Entwicklungspotential einer Gitarre für mich ein Qualitätsmerkmal, das mir bei einem Preis von mehreren Tausend Euro nicht völlig egal ist.Im übrigen "Alles hat Auswirkungen auf den Klang". Der Satz stammt nicht von mir sondern von Bill Collings.

Michael

Hallo Chevere,

die Fanatiker (zu denen ich mich nicht zähle) streiten ja sogar, ob der metal T-bar oder der ebony rod in klanglicher Hinsicht besser ist. Ich glaube, hier kommen wir wirklich in den Wald...
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chevere

Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von chevere »

Im Ernst, ich kann den Unterschied nicht beurteilen.
Hier gibt es ein paar Buddies, die was schreiben und ggf. Erfahrungen haben:
http://theunofficialmartinguitarforum.y ... lNwtl5RyC4" onclick="window.open(this.href);return false;
Diese jedoch klingt jedenfalls ganz famos:
http://onemanz.com/guitar/reviews/acous ... /cs-21-11/" onclick="window.open(this.href);return false;
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Gitarrenmacher
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Gitarrenmacher »

Jorma55 hat geschrieben: Von den wirklich teueren Gitarrenbauern, die pro Jahr nur zwischen 10 und 15 Gitarren weitestgehend von Hand herstellen, ist mir jedenfalls keiner bekannt, der mit geschraubten Hälsen arbeitet.

Michael
Ob ich nun "wirklich teuer" bin weiß ich nicht.
Ich biete den grade eingezapften Hals mit Schraubverbindung und Verleimung als kostensenkende Alternative zum Dovetail an. Allerdings wird es nur etwa bei 25% der Instrumente gewünscht. Von dem ganzen Nitro / Dovetailpurismuss halte ich nix. Wenn ein sog. Mortise/Tenon Neck mit der gleichen Sorgfalt ausgeführt ist, wie es sich für einen perfekten Dovetail gehört, kann ich keine Gründe für einen Klangunterschied herleiten.
Wenn ein Dovetail, wie nicht selten bei alten Gitarren europäischer Provenienz, nur durch viel spaltfüllenden Leim wackelfrei sitzt, ist das garantiert nicht klangfördernd.

MMn Was möglichst Spaltfrei und sorgfältig gemacht wird, klingt auch. Interessant wäre allerdings, ob sich z.B. bei einer Taylor-Gitarre der Klang ändern würde, wenn man das Instrument zusätzlich zur Schraubverbindung noch Leimen würde.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Gitarrenmacher »

Jorma55 hat geschrieben:Ich meine nicht die Haltbarkeit sondern die klangliche Entwicklung und hier scheint mir der Beweis für die traditionelle Produktionsweise erbracht zu sein. Ich behaupte ja auch nicht, dass eine diesbezügliche Entwicklung mit geschraubten Hälsen nicht möglich ist, nur der Beweis ist eben noch nicht erbracht.
Bei allem Respekt und nicht bös gemeint, aber das ist Kaffeesatzleserei.
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fingerstricker
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von fingerstricker »

Hallo beisammen,
für mich kamen geschraubte Hälse nur an Strat und Tele ins Haus, bis ich diesen Sommer eine olle Gitarre auf dem Flohmarkt gefunden und vor dem Sperrmüll gerettet habe ...
Da war die Saitenlage so jämmerlich schlecht, dass ich echt froh war, dass der Hals geschraubt war :wink:
Ein Samstag Nachmittag gefeilt, gedremelt, etwas unterlegen und den Winkel geändert, Bünde polieren, Hals ölen und ein Satz Saiten drauf... jetzt ist das eigentlich ne ganz witzige Gitarre.
Irgendwann versuche ich mich vielleicht noch an den Bünden :whistler:
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Fayol
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Fayol »

Was mich etwas wundert ist, dass der Spanische Halsfuß noch nicht genannt wurde.
Stoll (ab der Pt 69 aufwärts) und Jens Towet bauen ihre Gitarren so; andere sind mir spontan nicht eingefallen.
Inwiefern dies nun der "Königsweg" ist kann ich nicht beurteilen...
Jorma55
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Jorma55 »

Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bestreite nicht einen Moment, dass sich auch mit geschraubtem Hals eine hochwertige Gitarre bauen lässt. Mir geht es um das langfristige Entwicklungspotential. Insoweit gibt es eben eine Reihe von Faktoren wie Hautleim, nicht verstellbare Halsverstärkung und Hals/Korpusverbindung mit Dovetail, die in nicht geringen Teilen der weltweiten Fangemeinde für den besonderen Klang insbesondere von Vorkriegsgitarren verantwortlich gemacht werden. Vielleicht ist das ja alles Humbug und es liegt allein am Alter und/oder einer regelmäßigen und intensiven Nutzung. Vielleicht aber auch nicht. Ich sage nur, solange die mit anderen Produktionsmethoden hergestellten Gitarren noch kein entsprechendes Alter erreicht haben, lässt sich diese Frage nicht zuverlässig beantworten. Zweifel sind nicht zwingend angebracht, müssen aber erlaubt sein.

Michael
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von Gitarrenmacher »

Jorma55 hat geschrieben: Zweifel sind nicht zwingend angebracht, müssen aber erlaubt sein.

Michael
Erlaubt ist, was gefällt. :D :D
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LaFaro
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Re: Geschraubte Hälse

Beitrag von LaFaro »

Fayol hat geschrieben:Was mich etwas wundert ist, dass der Spanische Halsfuß noch nicht genannt wurde.
Stoll (ab der Pt 69 aufwärts) und Jens Towet bauen ihre Gitarren so; andere sind mir spontan nicht eingefallen.
Inwiefern dies nun der "Königsweg" ist kann ich nicht beurteilen...
Alexander Voss.. :)
spanisch oder Varianten davon... aber ob es einen "Unterschied" macht, sei dahin gestellt.. und die Frage, ob "besser" oder "nur gleich gut" ist noch mal eine völlig andere Baustelle....
happy speculating.... :P
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