Nur noch zu den Kleinen...

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Holger Hendel
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Holger Hendel »

Übel ist es natürlich da, wo Größe und schlechter Service zusammenkommen.
Und "Größe + schlechte Beratung". Ein Gitarrenfreund steht vor der Anschaffung eines Laney-Röhrentopteils. Telefonisch empfohlen wurde ihm das Ironheart in der 120W-Ausführung, weil: "Die anderen Geräte von Laney würden es nicht so bringen, nur das Ding mit 120 Watt würde langfristig glücklich machen..." etc. :evil: Unfassbar! Der Dude ist 18 Jahre alt und nicht wirklich erfahren. Ich bin es bzgl. Laney auch nicht, ich weiß aber, dass man ganz hervorragende Musik mit deutlich weniger Leistung spielen kann. So eine "Beratung" ist frech, finde ich.

@jpick: Von der Preisdifferenz wußte ich im Moment des Kaufens nicht, war ein Auftrag meiner Freundin. Sie kannte den Onlinepreis und wunderte sich über die Differenz. Mal schauen wie der nette MediaMarkt von nebenan auf meine höfliche Mail reagiert...am Ende kann es mir auch egal sein - so ein Kauf vor Ort wird für mich eh die Ausnahme bleiben, ein Ausrutscher, quasi (spontane Idee für ein Weihnachtsgeschenk). Ich finde es aber toll, dass es noch Ladengeschäfte gibt und jeder so einkaufen kann wie er möchte. ;)
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Angorapython
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Angorapython »

Habe auch gerade eine Fehlberatungserfahrung gemacht. War bei einem „Kleinen“ um mich bezüglich Gin beraten zu lassen.
Ich habe dann auch eine Flasche gekauft, aber die Verkäuferin hätte mir zu einer größeren Flasche raten sollen....
Meine Nachbarn hören oft Bluegrass, ob sie wollen oder nicht!
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tomis
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von tomis »

:rotfl:
mit Blues und Gruß
Thomas
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fingerstricker
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von fingerstricker »

:rotfl:
So gehts mir gerade auch, Danke !
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

rwe hat geschrieben:
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Und wenn sich eine "Geiz ist Geil Mentalität" in der Gesellschaft durchgesetzt hat, die von der Politik gesteuert wird, dann ist das eine nicht mehr aufzuhaltende Maschinerie.
Jedenfalls nicht mehr so schnell aufzuhaltende Maschinerie. - "Von der Politik gesteuert" klingt jetzt aber etwas verschwörungstheoretisch. Unser Wirtschafts- und damit Gesellschaftssystem basiert seit einigen Jahrhunderten auf dem Prinzip der individuellen Freiheit, die auch und gerade eine ökonomische Freiheit ist (Sklaven konnten nicht entlassen werden...) Und tatsächlich darf man sich als Konsument fragen, ob der Handel die x% Aufschlag "verdient" oder nicht - jedenfalls bei nicht servicebedürftigen Standardprodukten. (Übrigens ist Thomann m.W. immer noch ein Familienbetrieb.) Dass diese Struktur auch Nachteile mit sich bringt, ist klar, aber bisher sind die Versuche von Alternativen zu dieser Ökonomisierung (im "Westen") nicht erfolgreich gewesen.
Es geht nicht darum, ob Thomann ein Familienbetrieb ist sondern ausschließlich darum, dass er mit seiner Preispolitik gezielt kleineren Geschäften den Existenzboden nimmt. Ich bin kein Anhönger von Verschwörungstheorien. Mit "von der Politik gesteuert" meine ich, dass sie seit Jahrzehnten mit schlechtem Beispiel vorangeht, um möglichst wenig zu entlasten und möglichst viel Geld einzunehmen, das entsprechend falsch und oft dümmlich verprasst wird. Den letzten Punkt kann man für die freie Wirtschaft außen vorlassen, aber genau daran haben sich die Unternehmen angepasst. Die Folge ist, dass wir eine gespaltene Gesellschaft haben, deren Lücke zu den Verlierern ab Mittelstandsniveau immer größer wird. Die Politik verschweigt das bewusst, weil es für sie als dafür verantwortliches Institution unbequem ist. Die Milchmädchenrechnung der Arbeitslosenzahlen trägt ihr Übriges dazu bei. Als Exportweltmeister ist genug Geld im Land, aber ein Großteil der Bevölkerung wird im Alter wegen falscher Lohnpolitik zu Gunsten von Global Playern von Sozialhilfe leben müssen, weil sie schon bei den Rentenbeiträgen auf gut Deutsch gesagt, von der Politik systematisch besch...en werden. Das hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun sondern es ist die Wahrheit. Die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer werden seit einer Gesetztesänderung von Norbert Blüm zu 30 % anderweitig verwendet. Und da gegenwärtig schon durch Zeitarbeit und niedrige Löhne die Kaufkraft insgesamt schon sehr schwach ist, wir das auch weitere Kreise ziehen. Warum haben wohl Discounter wie Lidl und Aldi so einen großen Umsatzerfolg? Wer nicht darauf angewiesen ist, der muss da nicht kaufen. Zum Spaß oder wegen der Qualität geht niemand dort regelmäßig einkaufen.
rwe hat geschrieben:
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Den Service, den kleinere Läden bieten, versetzen sie nicht in die Lage, sich unterm Strich gegen entsprechende Giganten durchzusetzen.
Wenn sie es richtig machen, gibt es wohl doch brauchbare Möglichkeiten. Guter Service, zielgerichtete Auswahl als Marktlücke (gebrauchte Instrumente, B-Ware, ...). Aber das muss man können und wollen. Manche können dies, andere nicht. Neulich war ich wieder in einem Laden, der gerade am Schließen ist (Kombination von Alter des Inhabers und Gebäudeabriss). Der Verkäufer, bei dem ich gelandet bin, sabbelt einem sowohl um den Mund als auch irgendwelchen Stuss vor ("gute Saiten für die klassische Gitarre gibt es erst ab 30 EUR").
Übel ist es natürlich da, wo Größe und schlechter Service zusammenkommen.
Dein Beispiel mit den Service-Ansprüchen zeigt doch deutlich, dass es auf breiter Ebene nicht funktioniert. Sonst hätten viele den Betrieb nicht eingestellt. Zudem haben nicht alle Orte einen entsprechend hohen Einzugsbereich, weil die Möglichkeiten der Infrastruktur nicht mit der Anbindung größerer Städte vergleichbar ist. Insbesondere, wenn man sich über Gebrauchtinstrumente finanzieren will, braucht man einen noch längeren finanziellen Atem, denn wenigsten Leute interessieren sich für gebrauchte Instrumente. Der Händler muss im viel günstiger ankaufen als der Besitzer es verlangt. Zudem hat er einen hohen Kostenanteil durch sog. totes Kapital für den Unterhalt der Standzeit im Geschäft. Die meisten gebrauchten Gitarren befinden sich im unteren Preissegment. Damit lassen sich keine stabilen Umsätze für die Unterhaltung eines Ladengschäfts und den erforderlichen Fixkosten finanzieren. Das Serviceprofil spielt dabei überhaupt keine Rolle. Wenn man Qualität liefern und ein halbwegs sicheres Business fahren will, dann muss man sich den Marktbedingungen in gewissen Punkten anpassen. Was glaubst Du denn, warum Händler wie Siccas, GSI, Mundo Flamenco oder Wegner fast nur Gebrauchtinstrumente in geringer Stückzahl auf Provisionsbasis anbieten, die sich betont im gehobenen Preisbereich befinden? Wenn ich 800 € Gitarren (Neupreis) bei einer üblichen Provision zwischen 10 und 15 % im Laden habe, die ich maximal für die Hälfte anbieten. Wenn ich für 3 Monate die Umlagen gegenrechne, dann lohnt sich das nicht. Das andere Problem ist, dass im unteren Preisbereich jeder Hinz & Kunz seine Gitarre loswerden will und sich dadurch unrentable Gespräche als ineffiziente Zeitfresser ergeben. Sowas macht kein Geschäftsmann mit.

Wenn ein Händler gem. Deinem Saitenbeispiel natürlich doof ist, der hat sich die Kundenabwendung verdient. Aber das ist kein Beispiel für beständige Service-Qualität sondern für bewusst aktiviertes Negativmarketing auf Kundenseite. Auch Holger´s Beispiel mit dem 18jährigen "abenteuerlichen" Verkäufer erfüllt dieses Kriterium. Das sind ganz typische Verkaufsmethoden, die man unter Fachleuten Hardselling nennt, in den beiden Beispielen dazu noch sehr schlecht gemacht.

Sorry, dass ich den Thread schon etwas in eine andere Richtung gebracht habe. Vielleicht lässt sich das im Folgenden vermeiden.
Liebe Grüße
Bernd
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Gitarrenmacher
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Gitarrenmacher »

Wenn ich hier lese:"Mit gutem Serice......." "Man müsste sich Nieschengeschäfte------" "Geiz ist geil Mentalität" und weitere schlaue Analysen zum Fachgeschäftssterben lese. :aua:
Der Facheinzelhandel mit durchgehendem Sortiment, wie er vor 15-20-30 Jahren noch eine Chance hatte, ist ein Auslaufmodell.
Schuld daran ist weder der Kunde, dem es nicht vorzuwerfen ist ein sehr viel günstigeres Angebot aus dem Onlinemarkt wahr zu nehmen, noch dem Versandhändler, der eben dieses Modell als sein erfolgreiches Konzept betreibt, noch dem Facheinzelhandel, dem nicht zuzumuten ist, dass er an einem Satz Saiten, bei dem der Verkaufsvorgang 10 Minuten dauert € 2,35 an Romarge hat. ( Beschichtete Saiten mit UVP 24,90 zum Discountpreis von 17,90)

Ich spekuliere mal. Wenn ein Facheinzelhandel in guter Lage, mit einer "Anzahl" von Angestellten und einem breitgefächerten Angebot gute Gewinne mit einem erträglichen Einsatz abwerfen würde......Was würde einen Thomann davon abhalten, Filialen zu eröffnen, oder seinen Namen für Franchiser zur Verfügung zu stellen?

Meine Idee: Keine. Wie gesagt, Auslaufmodell.

Und nun meine steilste These. 2/3 derer, die Krokodilstränen wegen des Fachgeschäftssterbens vergießen, geht es darum, dass sie sich nicht mal eben, unkompliziert und ohne eventuelle Versandkosten, einen Satz Saiten, Fingerpicks, einen Capo oder anderes Verbrauchmaterial beschaffen können. Und dabei vielleicht mal ein teureres Instrument anzusehen oder zu befingern, ein bisschen klugzuschxxxxen und vielleicht noch als Dreingabe am Verkaufstresen einen Bonbon zu erhaschen.
So. Abgeblasen :mrgreen:

Und woher nehme ich meine Erkenntisse? Zu mir:
Geschäftsführender Modellbau-Einzelhändler a.D. Spezialangebote: Modellflugschule, Reparatur-und Programmierservice für Computerfernsteuerungen, 150qm Ladenfläche recht günstige Pacht, Vollsortimenter. Einer von zwei Gehaltsempfängern. Ca. 500.000,- DM Jahresumsatz 1999 davon gezahltes Gehalt im gleichen Zeitraum ca. DM 6.000,-. Wochenarbeitszeit über 50 Stunden
Ab 1998 Erstarkung des Modellbau-Versandhandels. Modellbau-Ladegeschäfte in 50Km Umkreis zu der Zeit ca. ein Dutzend. Heute eins in Hamburg.

Schönen Gruß und guten Jahreswechsel.
Chrischan
Zuletzt geändert, weil das N auf meiner Tastatur klemmt
Zuletzt geändert von Gitarrenmacher am So Dez 30, 2018 8:12 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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rwe
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von rwe »

Gitarrenmacher hat geschrieben: Ich spekuliere mal. Wenn ein Facheinzelhandel in guter Lage, mit einer "Anzahl" von Angestellten und einem breitgefächerten Angebot gute Gewinne mit einem Erträglichen Einsatz abwerfen würde......Was würde eine Thomann davon abhalten, Filialen zu eröffnen, oder seinen Namen für Franchiser zur Verfügung zu stellen?
Vielleicht, weil T die Kontrolle behalten möchte. Musik Produktiv hat es ja mal probiert, Just Music macht es auch, aber bei JM habe ich den Eindruck, dass Name, Produkte und Preisliste das einzig Gemeinsame sind. Und, ehrlich, die telefonische Beratung bei T bringt mir mehr als die der Verkäufer bei JM in HH...
Gitarrenmacher hat geschrieben: Und nun meine steilste These. 2/3 derer, die Krokodilstränen wegen des Fachgeschäftssterbens vergießen, geht es darum, dass sie sich nicht mal eben, unkompliziert und ohne eventuelle Versandkosten, einen Satz Saiten, Fingerpicks, einen Capo oder anderes Verbrauchmaterial beschaffen können. Und dabei vielleicht mal ein teureres Instrument anzusehen oder zu befingern, ein bisschen klugzuschxxxxen und vielleicht noch als Dreingabe am Verkaufstresen einen Bonbon zu erhaschen.
So. Abgeblasen :mrgreen:
Ok, die Bonschen würde ich vermissen, aber "meine" Saiten, Stimmgeräte, Mikroständer etc. hat der Händler ohnehin häufig nicht vorrätig, da kann ich gleich bestellen. Ich gehe aber gerne mal beim Händler vorbei und sehe, ob es "irgendwas Interessantes" gibt, da kann auch schon mal eine Gitarre dabei abfallen (ist selten, richtig). Manches muss man auch ausprobieren, z.B. ob der Kapo auf die Kontrabassgitarre passt. Da habe ich keine Lust, mir eine Handvoll vom Versandhaus zur Ansicht zusenden zu lassen und wieder zurück zu senden. Glücklicherweise ist der Laden nur eine halbe Stunde Umweg auf dem Nachhauseweg mit dem Fahrrad entfernt. Das geht aber nur zum Stöbern. Extra durch die Stadt dorthin fahren, ggf. noch 6+EUR für den Bus zu bezahlen und dann mit 2 Stunden Aufwand doch nicht den richtigen Kleinkram zu finden, macht keinen Spaß, trotz Bonbon und Weihnachtskeks. (Wobei ich für ein gebrauchtes Instrument durchaus schon mal mit dem Zug durch halb Deutschland fahre.)
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Rainman
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Rainman »

Ich überlege die ganze Zeit ob TFOA jetzt ein Großer oder ein Kleiner ist.
Da funktioniert die Beratung mit dem Kaffee in aller Ruhe genau so wie der Versandhandel.
Wobei ich mich bis jetzt immer auf den Weg gemacht habe.
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Gitarrenmacher
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Gitarrenmacher »

Rainman hat geschrieben:Ich überlege die ganze Zeit ob TFOA jetzt ein Großer oder ein Kleiner ist.
Da funktioniert die Beratung mit dem Kaffee in aller Ruhe genau so wie der Versandhandel.
Wobei ich mich bis jetzt immer auf den Weg gemacht habe.
TFOA ist ein gutes Beispiel dafür, was noch funktioniert. Eine Warengruppe. Zupfistrumente und Zubehör.
Keine Trompeten, Orgeln, Schlagzeuge. Wenn überhaupt ur als Lückenfüller.
Um nur zwei zu nennen, funktioiert das ja auch bei NAG oder Siccas.

Dann einen fast mythischen Status als DER Fachverkauf für seltene bis seltenste Instrumente. Da würde ich sagen: "Hut ab Rudi. Gut gemacht"
Aber die Welt des Musikalienhandels besteht nicht nur aus Holz und Saite. Die besteht überwiegend aus Musikelektronik, Keyboards, Lichteffekten, Discozubehör, Chinasperrmüll -den wir ja nicht wollen :aua: -
Ich war, sehr enthusiastisch, 2003 das erste Mal auf der Messe in Frankfurt. Es war für mich ein bisschen enttäuschend, da ich die tollsten Gitarre der Welt angucken wollte.
2014 war ich wieder da. Es war erschütterd.
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rwe
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von rwe »

Gitarrenmacher hat geschrieben:Der Facheinzelhandel mit durchgehendem Sortiment, wie er vor 15-20-30 Jahren noch eine Chance hatte, ist ein Auslaufmodell.
Ja
Gitarrenmacher hat geschrieben:TFOA ist ein gutes Beispiel dafür, was noch funktioniert. Eine Warengruppe. Zupfistrumente und Zubehör.
Keine Trompeten, Orgeln, Schlagzeuge. Wenn überhaupt ur als Lückenfüller.
Das ist TFOAs Nische! Da kann man kurz vor Weihnachten noch ein paar Geschenkartikel hinstellen, aber sonst bleibt es beim beschränkten Angebot. Was aus der Kundensicht ja auch ok ist. Wenn ich weiß, dass sich hier das Stöbern lohnt, fahre ich natürlich auch gerne mal durch die Gegend.

Spannend finde ich, weshalb gerade "wir Gitarristen" so an den traditionellen Vollsortimentern hängen... Postpubertäre Erinnerungen ans gemeinsame Nasenplattdrücken mit den Mitmuckern aus der Band vor dem Schaufenster?

Der Markt für Holz- und Blechbläser und für Streicher scheint noch anders zu funktionieren. Einem Violinisten oder Oboisten würde wohl nicht Thomann als erste Adresse einfallen (wobei historisch gesehen ja gerade bei den Bläsern die "Kernkompetenz" von Thomann liegt).
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Gitarrenspieler
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich sach mal so: Das mit dem Einelhandel/Ladengeschäft brauch in den seltensten Fällen. Ich vermisse das auch nicht. Letzter größer Kauf im Laden vor ca. 3 Wochen war ein Geschirrspüler für etwas mehr als 1000,- Euro (Preis im Netz war vergleichbar). Vielleicht bin ich ja eine Ausnahme weil ich mich vorher immer über alle technischen Einzelheiten informiere bei dem was ich kaufe. Und es zeigt sich immer öfter das dann nicht der hinter dem Tresen unbedingt mehr weiß als ich davor. Wenn dann noch das „Argument“ kommt „den können sie ruhig kaufen, den hab ich selbst zuhause“ bin ich völlig fertig und sehne mich nach einen Onlinekauf.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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bob's art
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von bob's art »

Gitarrenspieler hat geschrieben: ... Wenn dann noch das „Argument“ kommt „den können sie ruhig kaufen, den hab ich selbst zuhause“ bin ich völlig fertig und sehne mich nach einen Onlinekauf.
Verstehe ich jetzt nicht ... weil mein Schwager hat den auch und sogar der ist mit dem sehr zufrieden :!:
There must be some kind of way outta here
tbrenner
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von tbrenner »

Zu dem wieder aufgekommenen thread von 2015:

Habe am Mittwochvormittag ein date bei "Liberty Music" - ein spezialisierter 1-Mann-Laden, vorwiegend für Jazzgitarren u.ä.. http://www.liberty-music.de/home.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Der war sogar bereit, auch am Neujahrstag für mich ein oder zwei Std. bereitzustehen - was ich mal mit Rücksicht auf uns beide abgewimmelt habe.

Ich mag solche Leute, die hinter dem stehen, was sie da tagtäglich beackern. Der leider so früh verstorbene Hermann "Atte" Attemberger war auch so einer auf dem Gebiet der Resonators. Kann ja dann mal berichten , wie die 2019-er Erfahrung mit dem Antipoden von thomann, musicstore etc. ausfiel.
Wenn´s interessiert.

Grüssle + Euch allen ein gutes, friedliches + musikenthusiastisches jahr 2019.

tbrenner :wink:
http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
Jueste
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Jueste »

Hallo Thomas,
wenn du dort bist kannst du auch gleich beim Gitarrenstudio Neustadt https://www.gitarren-studio-neustadt.de/ vorbeischauen ( ca. 1km entfernt).
Allerdings lauert dort erhöhte GAS Gefahr.

Viele Grüße von Jürgen
PS: Viel Spass in meiner "alten Heimat".
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Gitarrenmacher hat geschrieben:TFOA ist ein gutes Beispiel dafür, was noch funktioniert. Eine Warengruppe. Zupfistrumente und Zubehör.
Keine Trompeten, Orgeln, Schlagzeuge. Wenn überhaupt ur als Lückenfüller.
Um nur zwei zu nennen, funktioiert das ja auch bei NAG oder Siccas.
Ich sage, das funktioniert heute für neue Geschäfte nicht mehr. TFOA hat sich das Geschäft nicht erst seit gestern aufgebaut sondern zu einer Zeit, als man sich noch sattelfest etablieren konnte. Die Unternehmen, die es geschafft haben, hatten zumindest innerhalb ihres Einzugsgebietes vor der großen Verbreitung des Internets Alleinstellungsmerkmale, mit denen sie sich abheben konnten. Anschließend haben sie das Internet für ihr Geschäft richtig eingesetzt. Nennenswert ist hier insbesondere Trekel in Hamburg. Der ist nicht bekannt als Händler mit Solistengitarren, aber die hatten schon in den 70er Jahren sämtliche Gitarrenliteratur, die irgendwo weltweit verfügbar war, katalogisiert und als dickes Druckwerk kostenlos an potenzielle Kunden geschickt. Quasi von Anfang an hatte sich der alte Trekel mit seinem Notenbestand international erfolgreich aufgestellt. Das Gitarrensortiment, zumindest Konzertgitarren betreffend, ist Standardkost. Absolut nichts Minderwertiges aber auch nichts herausstechend Besonderes. Und damit erreichen sie einen stabilen Geschäftsbetrieb. Wenn es um Gitarrenliteratur geht, dann gilt nach wie vor das ungeschriebene Gesetz: "Was Trekel nicht besorgen kann, gibt es nicht. Oder das gibt es nicht mehr."

Was Siccas betrifft, die haben eine Ausnahmestellung, die eben nicht auf dem herausgearbeiteten Nischengeschäft basiert. Beispielsweise haben die in 20 Minuten Entfernung zu Fuß einen großen Wettbewerber in der Innenstadt, den jeder kennt und seit 40 Jahren Gitarren vom Einsteigerinstrument bis zur handgebauten Solistenklasse erfolgreich anbietet. Die Sicca Brüder haben in der Gitarrenwelt eine geschichtliche Vergangenheit, die sonst keiner vorzuweisen hat. Damit haben sie auf moderne Weise gezielt an den Aktivitäten ihres Vaters angeknüpft. So konnten sie sich international sehr gut aufstellen. Bei ihnen gibt sich die Elite der Weltklassegitarristen die Klinke in die Hand. Echten Wettbewerb haben sie im Grunde nur von Unternehmen GSI. So etwas aufbauen kann man nur, wenn von Haus aus entsprechendes "Kleingeld" vorhanden ist. Der Erfolg von Siccas liegt nicht, wie man meinen könnte, in der tollen Auswahl im Mainstreamsortiment, womit sich der "normale" Handel finanziert, sondern in dem aufgebauten Image des Unternehmens. Siccas sind nicht nur Gitarrenbauer sondern beschäftigen auch einen Marketing Experten. Einfach zu sagen, die haben sich auf eine Nische gestützt, ist zu platt und an der Realität vorbei. Die haben auch E-Gitarren. Warum werden die nach außen wohl nicht beworben? :wink:

Gitarrenmacher hat geschrieben:Ich war, sehr enthusiastisch, 2003 das erste Mal auf der Messe in Frankfurt. Es war für mich ein bisschen enttäuschend, da ich die tollsten Gitarre der Welt angucken wollte.
2014 war ich wieder da. Es war erschütterd.
Das hat aber nichts mit den Ausstellern zu tun sondern mit dem Messekonzept. Mit den Jahren ist es immer besch...ener geworden. Zudem können sich Handwerksbetriebe die Ausstellerpreise kaum noch leisten, aber inzwischen wollen sie es gar nicht mehr, eben wegen dem Konzept. Die Ausstellerzahlen sind in den letzten 4 Jahren deutlich rückläufig. Es dauert nicht mehr lange, dann war Frankfurt die weltgrößte Musikmesse. Die NAMM Show wird ihr dann den Rang ablaufen.
Liebe Grüße
Bernd
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