Tap-Tuning (Abstimmen der Decke) - eine Illusion ?

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

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RB
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Tap-Tuning (Abstimmen der Decke) - eine Illusion ?

Beitrag von RB »

Mal ein Thema und eine Fragestellung, die sich auch und insbesondere an die Gitarrenbauer richtet:

Beim Herumstöbern im Web bin ich wieder einmal auf der Seite von William R. Cumpiano vorbeigekommen, ein Gitarrenbauer und nebenbei Autor eines der schönsten Bücher, die ich über das Thema "Gitarrenbau" gelesen habe ("Guitarmaking - Tradition and Technology").

Auf seiner Seite befaßt er sich mit der Frage des Abstimmen einer Gitarrendecke während der Bauzeit. Einige Autoren und Gitarrenbauer beschreiben diesen Prozess als das Anschlagen der fertig beleisteten, aber noch nicht eingebauten Decke und das Bearbeiten von Decke und insbesondere den Leisten, bis ein bestimmter Resonanzton beim Anklöpfeln erklingt ("Tap- tuning"). Nachdem Cumpiano selbst diesen Vorgang in dem oben erwähnten Buch noch beschrieben hat, meint er, inzwischen, nach 25 Jahren - habe sein Standpunkt sich geändert. Er halte es gar für eine Illusion, daß ein Abstimmen der im Bau befindlichen Gitarre auf diese Weise überhaupt möglich sei. Im einzelnen:

You heard it here first: "Tap-tuning" has been oversold. Let's put it into perspective.

When I was learning guitarmaking, I went through what you're going through: I had HEARD about something called tap tuning and was mystified and tantalyzed. I presumed that it held THE secret for easily-replicable, world-class results. I actually thought that the alchemy of guitarmaking was somehow locked inside this arcane act of wizardry called "tuning" the top, that it was something that only the select and most sensitive few knew about, and that they weren't going to tell me, so I would somehow have to learn it myself.

Builders, alas, often do things on guitars which they really don't know WHY their doing it, but they do it because they were taught to do what the teacher did, and they're afraid if they stopped doing it, the nice sounds they usually get will go away. So they keep doing it. Then, when you ask them why they do it, they are all too happy to MAKE UP vague, fanciful, jargon-laden accounts which will leave an impression that they know exactly why they're doing it in minute detail, and by implication demonstrate that they can somehow successfully manipulate all these invisible sonic phenomena on the guitar with ease. Luthiers usually won't stop you from believing that they are wizards. This is most painfully obvious in the realm of "tap tones."

Yes, I do "tap" a top to derive some rudimentary information about its anatomy. What you hear does give you some feedback clues which is useful and helpful. The "tuning" part is what is so misleading to beginners. At some point (most often toward the end of the process) many builders attempt to make some final changes in the anatomy of the soundbox, which the builder believes (I've selected this word carefully:) believes, is exercising some control over the final results. Both, skillful experts and deluded fools, equally, scrape here and there, tap, press, reach inside, remove a little on the back braces, on the top braces, and then at some point say THERE. It's just right.

Then there are other builders, masterful experts and deluded fools alike that DON'T. They believe that they're making all the crucial decisions in the INITIAL stages of the construction: materials selection, materials dimensioning, design: that is all they need to achieve the desired results.


Deutsche Übersetzung von Tante R.:


Als ich den Gitarrenbau erlernte, habe ich das durchgemacht, was Ihr durchmacht: Ich HÖRTE von einem Vorgang, der "tap-tuning" genannt wurde und der mystifiziert und breitgetreten wurde. Also nahm ich an, daß dies DAS Geheimnis für einfach zu wiederholende weltklassemäßige Ergebnisse wäre. Ich dachte sogar daß die Alchemie des Gitarrenbaus auf irgendeine Weise in diesem geheimnisvollen Akt der Zauberei enthalten sei, der "Stimmen der Decke" genannt wurde, daß es etwas wäre, von dem nur wenige Auserwählte Kenntnis hätten, die sie einem aber nicht sagen, so daß ich diese Kunst irgendwie auf eigene Faust zu erlernen hätte.

Leider machen allerdings Gitarrenbauer oft Dinge auf eine bestimmte Art und Weise, ohne zu wissen, WARUM sie das tun, einfach weil man es ihnen so beigebracht hat und sie befürchten, der erreichte gute Klang würde sich nicht einstellen, wenn sie etwas anders machen würden. Also bleiben sie dabei. Wenn man sie dann fragt, warum sie etwas auf eine bestimmte Weise tun, sind sie auch noch froh darüber, vage, phantasievolle und mit Fachsprache durchsetzte Aussagen zu treffen, die beim Fragesteller den Eindruck hinterlassen, der Befragte wisse schon genau, warum er etwas auf eine bestimmte Art mache und daß er in der Lage sei, all die unsichtbaren akkustischen Phänomene mit Leichtigkeit zu manipulieren und zu beherrschen. Gitarrenbauer werden Dich nicht daran hindern, sie als Magier anzusehen. Das offenbart sich am peinlichsten beim Thema "Tap-Tuning".

Ja, auch ich klopfe an eine Gitarrendecke, um ein paar rudimentäre Informationen über ihre Anatomie zu gewinnen. Was man beim Anschlagen hört, vermittelt schon einen gewissen Feedback und Ahnung, die hilfreich sind. Das, was für Anfäger so irreführend ist, ist der Teil, bei dem es aber um das "Stimmen" der Decke geht. In einer bestimmten Phase (meist gegen Ende des Gesamtprozesses) versuchen viele Gitarrenbauer, einige abschließende Veränderungen an der Anatomie des Korpus vorzunehmen, von denen der Gitarrenbauer glaubt, sie hätten Einfluß auf das Endergebnis. Beide: Der geschickte Gitarrenbauer und der fehlgeleitete Tropf schaben und kratzen gleichermaßen hie und da, klopfen ein wenig, drücken, langen in den Korpus um an einer Verstrebung des Gitarrenrückens oder vorne etwas abzunehmen, bis sie sagen: Ha, jetzt isses richtich.

Dann gibt es andere erfahrene Gitarrenbauer und fehlgeleitete Tröpfe, die dergleichen NICHT machen. Ich nehme an, daß diese alle bedeutenden Entscheidungen am Anfang des Bauvorgangs treffen: Materialauswahl, Dimensionierung der einzelnen Komponenten, Design. Das ist alles, was sie brauchen, um die angestrebten Ergebnisse zu erreichen.



Ja wie denn nun ? Ich weiß, daß der Cumpiano teilweise ein wenig zur Überheblickeit zu neigen scheint, so klingen jedenfalls teils die Antworten, die er in seinem Forum gibt, aber er ist auch ein echter Künstler, was man spätestens bei Betrachtung seines oben erwähnten Buches zugeben muß, wenn man sich vor Augen hält, daß er beispielsweise sämtliche Zeichnungen darin selbst gefertigt hat.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Hallo RB
Ich denke schon das man nach der Beleistung der Decke durch entfernen von Holz (an den Leisten selbst und auch an der Decke) Spannungen beseitigen kann die schwingungshemmend sind. Beim Verleisten werden ja Hölzer in verschiedene Richtungen (ihrer Fasern) verleimt. Die Decke wird quasi bereichsweise gesperrt (Faserrichtungen laufen nicht parallel). Ob man durch Klopfen hören kann wo und ob noch was weg muss, weis ich allerdings auch nicht.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Reinhard,

die Aussage oben von Cumpiano unterschreibe ich voll und ganz !

Ich klopfe insgesamt drei Mal auf die Decke - das erste mal im Rohzustand beim Händler, um zu sehen ob die Decke überhaupt was taugt, dann beim Aushobeln der Beleistung um zu erspüren wie frei die Decke schwingen kann und das dritte Mal wenn der Korpus geschlossen ist (Ohr ans Schalloch und kräftig im Bereich der Stegplatte geklopft - wenn ich dann 3 Tage taub bin ist die Klampfe o.k. :mrgreen: )

Scherz beiseite, das alles hat aber nichts mit geheimnisvollen Frequenzen zu tun, die von Gitarrenbauergenerationen auf dem Sterbebett weitergegeben wurden, auch nicht mit sonstigem Voodoo und esotherischen Mond- und Sterne-Theorien, sondern mit purem Fingerspitzengefühl.

Gruss, Martin

P.S. ... was natürlich nicht heisst dass ich nicht bei der Hersbrucker Gewerbeschau immer mein Schamanenkostüm mit Büffelkopf anlege und idiotische Formeln murmelnd wie wild auf meinen Decken rumtromm'le... 8)
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RB
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Beitrag von RB »

Dr Idiotismus ist ja eine Religion, in der ich den Rang eines hohen Priesters bekleide.
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RB
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Beitrag von RB »

Nein, also diese Vorstellung, daß die Decke im beleisteten Zustand einen ganz bestimmten Ton machen soll, wenn man sie möglichst frei hängend anschlägt, ist also nicht unbedingt korrekt ? Das war zumindest das, was ich immer als "Tuning" in diesem Zusammenhang verstanden habe.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Nein, also diese Vorstellung, daß die Decke im beleisteten Zustand einen ganz bestimmten Ton machen soll, wenn man sie möglichst frei hängend anschlägt, ist also nicht unbedingt korrekt ? Das war zumindest das, was ich immer als "Tuning" in diesem Zusammenhang verstanden habe.
Da gibt's tausenderlei Theorien, die aber aus verschiedenen Gründen Theorie bleiben (m.E. zum Glück)...

Denn welcher Ton sollte es sein, der eine, der ideale ?

Und sollte eine Jumbo-Decke den selben Ton machen wie eine Parlour-size-Decke ? Oder 'ne Tonleiter für alle Gitarrenmodelle ?

Und wo wird denn dann genau geklopft ? (da klingt nämlich jeder Quadratzentimeter anders)

In der Praxis sieht's einfach so aus: Klopfen, schnitzen, klopfen, schnitzen bis' tiefer nimmer brummt - dann biste da...

Aber nochmal: Auch beim Beleisten sind ALLE Sinne gefragt, nicht nur die Ohren, sondern hauptsächlich der Tastsinn, auch die Augen.

Mit ein wenig Erfahrung kann man nämlich sogar SEHEN was 'ne Beleistung klanglich leisten wird.

Ist halt in der Theorie etwas schwierig zu erklären....

Gruss, Martin
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marcus
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Beitrag von marcus »

H-bone hat geschrieben: P.S. ... was natürlich nicht heisst dass ich nicht bei der Hersbrucker Gewerbeschau immer mein Schamanenkostüm mit Büffelkopf anlege und idiotische Formeln murmelnd wie wild auf meinen Decken rumtromm'le... 8)
... und im Hintergrund, den Geist Jimi Hendrix beschwörend,
auf dem Altar des "Pick of Destiny" eine geweihte Stratocaster verbrennst ...

... während vestalische Jungfrauen zur Mitternacht geschlagene Mondfichte besprechen ... :?:


kann ich mir gut vorstellen. 8)
»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«

Leopold Stokowski
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

marcus hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben: P.S. ... was natürlich nicht heisst dass ich nicht bei der Hersbrucker Gewerbeschau immer mein Schamanenkostüm mit Büffelkopf anlege und idiotische Formeln murmelnd wie wild auf meinen Decken rumtromm'le... 8)
... und im Hintergrund, den Geist Jimi Hendrix beschwörend,
auf dem Altar des "Pick of Destiny" eine geweihte Stratocaster verbrennst ...

... während vestalische Jungfrauen zur Mitternacht geschlagene Mondfichte besprechen ... :?:


kann ich mir gut vorstellen. 8)
Problem ist nur, in Hersbruck gibt's bedeutend mehr Stratocasters als Jungfrauen... :?

Aber zurück zum Thema... hier wird ziemlich viel Sinnvolles erklärt...

Somogyi - The Air Pump - Part 1

Somogyi - Top & Back - Part 2

Gruss, Martin
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Guidarre
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Beitrag von Guidarre »

Also ich will mich nicht als Prediger aufführen - das macht mein Schwager ;-)

Ich hab aber was dagegen, dass hier "Theorien" und Arbeitsweisen von Kollegen (auf amerikanischer und/oder europäischer Seite) angefochten werden. Jeder wie er mag - und jeder hat wohl im Ergebnis irgendwo seine Bestätigung. Das ist absolut o.k. - wir befinden uns hier im Reich der Musik, und da ist einiges möglich auch ohne physikalische Erklärungen!

Viele amerikanische als "Hype" bezeichnete Veröffentlichungen im Netz dienen seit einigen Jahren mehr dem Hobbyismus als einem Berufsstand, der hierseits immer noch [edit-Modus] ein Ausbildungsberuf ist.[Edit-Modus aus]

Zwei Anmerkungen zu den Fragen:
Erstens:
Das "Tunen" (hierzulande nennt man das glaub ich "Stimmen") der Decke auf einen ganz bestimmten Ton (oder zwischen zwei Tönen) ist besonders im klassischen und Flamenco-Gitarrenbau weit verbreitet. Damit will man u.a. der Gefahr von "Deadspots" oder "Wölfen" entgehen - (weitere Anmerkung: einige tun das mit beachtlichem Erfolg!)
Nach dem Aufleimen auf Zargenkranz und Korpus ergeben sich aber dann noch vielerlei Einflüsse, die das Stimmen der Decke wieder hinfällig machen können. Letzteres bezeichnet meine eigene Meinung, und spricht nicht gegen das Stimmen der Decken einiger Kollegen, die die restlichen Einflüsse auch beachten.

Zweitens:
Generell geht es beim "Abklopfen" um einen Eindruck von Ansprache und Klangverhalten der Decke. Optisch ist das nicht zu schaffen. Jede Decke sowie jede verwendete Leiste hat ihren eigenen Klang. Wenn man Instrumente von gleichbleibendem Charakter, oder gar Reproduktionen eigener Instrumente bauen will, ist das Abklopfen unerläßlich und macht die angepasste Ansprache der fertigen Gitarre der Bässe im Bassbereich und der Höhen im Diskantbereich erst möglich.
Das nenne ich "abgestimmte Decke", nicht "GEstimmte Decke"

Den Sinneswandel des Herrn W.R.C. finde ich etwas zu einfach - vielleicht findet er in ein paar Jahren dann doch noch die "goldene Mitte". Für mich klingt das neueste Zitat aber eher wie eine genervte Laune..... Oder er hat zur Massenfabrikation gefunden, die ein individuelles Abstimmen einzelner Instrumente nicht ermöglicht.

Noch ne Anmerkung zur Beseitigung von "Spannungen":
Spannungen beim Verleimen sind oft Vorraussetzung um die Stabilität zu wahren, und dennoch dünn und leicht bauen zu können. Diese "inneren Konzepte" sind im nachhinein schwer zu erkennen. Ein Eingriff in dieses "innere Konzept" eines Herstellers kann fatale Folgen u.U. für die Stabilität haben (oder man muß den Lehrling schicken, den Druff-Hobel zu holen....)

Soweit in der Nacht,
Andreas.
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Beitrag von H-bone »

Ebenfalls wegen Sinnlosigkeit gelöscht
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Beitrag von Guidarre »

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Beitrag von H-bone »

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Beitrag von RB »

Errinert ein bisschen an das hier:
Der Gründer, Christian Frederick Martin, Senior, wurde 1796 in Markneukirchen geboren. Mit 15 Jahren ging er bei Johann Stauffer in Wien in die Gitarrenbaulehre und bewies dort großes Talent, so dass er schnell zum Vorarbeiter ernannt wurde.

Nach der Lehre kehrte er in seine Heimatstadt zurück und eröffnete sein eigenes Geschäft. Er kam in eine turbulente Situation, denn gerade hatte die Innung der Geigenbauer der Stadt Neukirchen (später „Markneukirchen“) Beschwerde beim sächsischen König geführt. Die Geigenbauer behaupteten, die Tischler Carl Friedrich Jacob und Carl Gottlob Wild fertigten unerlaubt Gitarren; jene seien keine Mitglieder der Zunft der Geigenbauer, deren Mitgliedern alleine das Recht zukomme, alle Arten von Saiteninstrumenten herzustellen. In den Gerichtsakten aus dem Jahre 1832 wird Christian Friedrich Martins Vater bereits als Hersteller von Gitarren erwähnt:

„Da auf eine ähnliche Beschwerde des hiesigen Geigenmacherhandwerks gegen den Tischler Johann Georg Martin allhier, Letzterer, mittelst der an uns ergangenen, fol. 26. der beyliegenden Acten sub. M. vid. 157. befindlichen allerhöchsten Rescripts das fertigen der Guitarren verstattet worden ist“

Christian Friedrich wanderte im September 1833 nach New York. Man schreibt diesen Entschluss den oben beschriebenen Schwierigkeiten zu. Es ist belegt, dass die Geigenbauer-Innung seit dem Jahre 1806 mindestens drei behördliche und gerichtliche Verfahren gegen Gitarrenbauer in die Wege geleitet hatten. Die Verfahren waren von unterschiedlichem Erfolg, müssen aber als jahrelanger Zustand der Unsicherheit einen starken Druck auf die nicht der Geigenbauer-Innung angehörenden Hersteller von Zupfinstrumenten ausgeübt haben.
Ist aus wikipedia und stammt übrigens aus meiner Feder, gut ne.

Der Meisterzwang und die Handwerksordnung sind Relikte aus der Vergangenheit. Die Argumente, die sich dafür aussprechen und Begriffe wie "Qualität" im Munde führen, halte ich für vorgeschoben. Letztlich war und ist der Meisterzwang eine Form der Kanalisierung des Marktzugangs. Das mag in einigen Bereichen seine Berechtigung haben, aber bei Zupfinstrumenten fand ich das schon immer etwas übertrieben.
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