Viellicht kannst Du die Unterschiede nicht raushören, weil Du die Unterschiede (noch) nicht produzieren kannst. Mir geht es da ähnlich. Spielt mein Gitarrenlehrer auf seiner Lakewood, klingt das richtig geil. Spiele ich auf meinem Chinakonstrukt klingt das eher bescheiden. Tauschen wir jetzt, klingt mein Chinakonstrukt um Welten besser. Spiele ich die Lakewood ist der Sound ebenfalls erheblich besser als bei meinem Chinateil, aber nur noch marginal gegenüber dem China Sound meines Lehrers.Finnes hat geschrieben:@Martin: Klar, kann ich mir das vorstellen, aber es hängt sicher auch immer vom Hörempfinden ab. Dein musikalisches Gehör ist glaube ich 200% mehr sensilibisiert als meins. Deshalb kann es ja auch gut sein, dass ich den Klang von High-End Gitarren gar nicht erst raushöre bzw. es keine Verbesserung gegenüber Gitarren im Mittelsektor für mich gibt, Schwierig auszudrücken was ich meine. Ich kann z.B. zwioschen der Yahama, der Seagull oder der Harley Benton nicht die großen Unterschiede im Klang heraushören.
Von daher wozu brauch ich dann irgendwann mal ne teure Gitarre
Will sagen, mir fehlen die Nuancen auch noch im Spiel, die meine Gitarre aber fast nicht produzieren kann. Spiele ich die Lakewood höre ich auch bei mir Nuancen deutlich, weiß aber auch genau, wohin ich mich noch entwickeln muss und entwickeln will.
Und genau deshalb will ich ne teure Gitarre ... brauchen nicht unbedingt
Und genau deshalb bin ich auch bereit zu zahlen. Ich habe mich auch für eine individuell Gebaute bereits entschieden. Die Wartezeit fällt verdammt schwer...
Ich hatte bei meinem Besuch in Hersbruck Martin gefragt, ob er denn davon leben kann. siehe hierzu auch sein Post oben. Von dem Preis für eine Gitarre musst Du natürlich die Materialkosten abziehen, aber lasse die mal außen vor. Was du weiter zahlen musst ist Miete für die Werkstatt, vergiß auch mal das. Damit wäre der Umsatz zunächst fast Gewinn.
Aber vergiß nicht das entscheidende: Zunächst greift der Staat fast 20% Umsatzsteuer ab. Dann muss der Gitarrenbauer selber für sich sorgen, insbesondere für seine Krankenversicherung und seine Rente. Als Selbständiger zahlt er den Höchstsatz in der gesetzlichen, oder muss sich privat versichern, sofern er nicht als Künstler gilt. Da sind mindestens 400 bis 500 Euro nur für ihn fällig, keine Ahnung ob er noch Kinder hat die er ungünstigstenfalls ebenfalls versichern müsste. Für Altersvorsorge muss er auch berappen und zwar nicht wenig und ja, der Staat will auch noch Einkommenssteuern haben.
Wenn ich das so überschlage, bleibt für ein großzügiges Leben eher wenig übrig! Wenn dann noch die Nachfrage größer ist, als das Angebot, dann muss er die Preise so hoch schrauben wie es eben geht.
Da ich selber einen Handwerksbetrieb leite, sind mir diese Gedanken nicht fremd. In unserer Gesellschaft ist dem leider nicht so.