Vollerer Klang bei Stimmung Eb ?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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Pappenheim
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Vollerer Klang bei Stimmung Eb ?

Beitrag von Pappenheim »

He, ich mach mal wieder einen neuen Fred auf:

Folgendes: In unserer 2-Mann-Combo haben wir beschlossen, von der Standard E-Stimmung abzuweichen und generell einen Halbton auf Eb runterzustimmen. Der Hauptgrund war und ist, dass sich viele unserer Lieder - nicht alle, aber doch der überwiegende Teil - sehr viel einfacher singen lassen.

Wollen wir in die Standardstimmung zurück, dann Kapo 1 und gut ists, eh klar. :wink:

Aber: Was mir jetzt auffällt, wenn ich so in meinem stillen Kämmerlein übe, vor allem auf der Gibson, weniger auf der Martin, dass der Klang der Gitarre in der Eb-Stimmung irgendwie noch besser ist - oder besser gesagt: noch voller, voluminöser, vielleicht auch lauter.

Kann das sein oder bilde ich mir das ein? Liegt es daran, dass der Saitenzug geringer ist und dadurch die Saiten weiter ausschwingen können?

Musikphysiker? :P

Ich finds jedenfalls super - Gitarren sind schon Wunderwerke - haben immer wieder Überraschungen parat, für die man sie dann noch mehr liebt... :oops: 8)

Weil es die Musiktheorie so will habe ich den Fredtitel und den ersten Beitrag von D# auf Eb editiert.
Zuletzt geändert von Pappenheim am Mo Mär 14, 2011 12:48 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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wally
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Beitrag von wally »

Hi,

tatsächlich ist es so, dass viele Gitarren in den Bässen zulegen,
wenn man sie einen Halbton tiefer stimmt.
Ich hatte mal eine Ibanez, die klang sehr schrill.
In Eb-Stimmung ließ das etwas nach.
Oft klingen die Saiten länger nach, wenn man tiefer stimmt.
Und das Greifen wird einfacher.
Die Klangveränderung hat auch damit zu tun,
dass bei der Eb-Stimmung weniger Zug auf der Decke ist
und das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Klang.
Die Gitarre klingt nicht besser oder schlechter, sondern anders.
Paul McCartney hat für "Yesterday" die Gitarre einen Ganzton tiefer gestimmt.
So auch für "Michelle".
Das hat diesen eigentümlichen Klang zur Folge. Also, mir gefällts.

Alles Gute

Wally
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

ich mach das schon seit ein paar jahren so. und das mit gibson bildest du dir nicht ein. meine neue martin mach sich einen halbton tiefer auch richtig gut. bei mir geht´s wie bei dir ums singen, seit ich die 50 überschritten habe geht es seien halbton tiefer einfach leichter.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Ich hab vor Jahrzehnten meine damalige Gruppe schon darauf eingestellt, dass meine Martin immer so gestimmt ist. Ham die nie gelernt, wenns hiess in G und ich hab den Capo dann auf den 1. oder evtl. 4. Bund gemacht :wink:
Und in der Tat, die Klampfe klingt wesentlich besser. Voller.
Und beim Saitenwechsel hab ich stets den Dropped D# im Ohr (brauch kein Stimmgerät, + - 2 cent), alldieweil ich alle Gitarren so stimme und das, wie geschrieben, seit Jahren.
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Hach, es ist immer wieder schön, Bestätigung zu erfahren... :bide: :D

Warum sagt das eigentlich unseren Neulingen / Anfängern keiner, dass da noch was drin ist mit einem Halbton runter? Die Anfangsfragen sind doch so oft: "Wie kann ich aus meiner Gitarre klanglich noch mehr rausholen?" Und dann reden wir von Selbstlöffelungen und sonstigen Löffeleien, von Knochenstegeinlagen und Knochensättel statt Plastik, von Mechanikgriffen aus Ebenholz, von Pins aus Ebenholz, und von was weiß ich noch alles - dabei ist doch schon eine Wahnsinnsteigerung des Gesamtklangeindruckes und Volumens möglich, wenn man die Gitte nur einen Halbton runterstimmt.

Schon interessant das.
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osti
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Beitrag von osti »

Für alle Gibson-Freunde, nachstehend ein kleiner Link zu einem tollen Musiker - Jackson Browne. http://forum.gibson.com/index.php?/topi ... sh-photos/
Hier werden ein paar der schönsten alten und neuen Gibson-Akustiks gezeigt, darunter auch die leckere J-45 Roy Smeck Stage Deluxe.
Jackson Browne´s Gitarren sollen 2 Ganztöne runtergestimmt sein und damit´s nicht schlabbert nimmt er 15er Saiten. :shock:

Michael
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Vor Jahren war ich noch ein Verfechter der Normalstimmung, einfach weil ich die Gitarren in Normalstimmung eingestellt habe und die entsprechenden Saiten aufzog. betrifft jetzt hauptsächlich e-Gitarre aber auch die Anfänge in einer psydo unplugged cover Rockband. da wurde schon auf Eb gestimmt. ich fühlte mich nicht wohl weil die Intonation etwas litt und das Spielgefühl ein anderes war.
heute bin ich etwas anderer Meinung. ich denke, dass die (Stahlsaiten)Gitarre eigentlich ein Eb Instrument ist, zumindest jedoch jede Gitarre eine "persönliche" Stimmung haben kann. das macht es im Zusammenspiel nicht einfacher klanglich kann es jedoch gerade hier eine Bereicherung sein.

Weiterhin kann man mit der Stimmung im Zusammenhang mit der persönlich präferierten Lage und Akkord(griff)Wahl einen Teil der deadspots oder Wolftöne umgehen, was sich wiederum in einem scheinbar besseren klang ausdrückt.

Bei der 12saitigen habe ich von Anfang an einen Ton tiefer auf D gestimmt, nicht nur wegen der Bespielbarkeit sondern vor allem weil mir der klang von Kottke so gut gefällt und der sehr oft in dieser Stimmung oder auch noch tiefer spielt. hier klingen auch volle Akkorde mit leersaiten nicht zu dumpf weil die 12er ja genug "diskantsaiten" hat. das bimmelige ist dann weg, ich steh nicht so sehr z.B. auf den Eagles 12er Sound.
als mein Gitarren Kumpel neulich meine neue 12er hörte und spielte meinte er die klingt nicht typisch nach 12saitiger, als ich dann freudenstrahlend und bestätigt fühlend sagte, dass ich genau deswegen die Gitarre habe und auch so toll finde hat er nur gegrinst und scheinbar gedacht "typisch herigo, kauft sich ne 12er die nicht nach 12er klingen soll." er hatte jedoch selbst befürchtet, dass der Einsatz einer 12er auch die etwas vordergründige Penetranz mit sich bringt die einem mit der Zeit etwas auf die Nerven gehen kann und nicht diese Fülle und Eleganz erwartet. Wobei man sagen muss das auch das Taylor PU System sehr gut zu dieser Gitarre passt. Das wäre aber jetzt ein anderer Fred.

Wie gesagt, tendiere ich mittlerweile auch dazu im großen und ganzen einer Steelstring (mit 65er Mensur!) einen "besseren" Klang in Eb zuzuschreiben. Das gilt nicht für Nylonstrings, bzw. Flamencas wie ich sie habe. Die verlieren schon an Glanz wenn man sie unterhalb 440 Hz stimmt, ich habe da nach einem Bericht vom Pianohaus Weng in Mannheim experimentiert (z.B. A 432 Hz) und kann das was er für das Piano beschreibt bei meinen Nylonstrings nicht bestätigen (bei Stahlsaiten hört man bewusst kaum einen Unterschied). Die Zugkraft von Nylons ist geringer als bei Stahl und die Decke wird wohl auch hier eine gewisse Spannung brauchen. Die festgelegte "Normalstimmung" bei Gitarren kommt aber wohl aus der spanischen/klassischen/Flamenco Ecke. Früher las man auch die Saiten im Diskant (bei Lauten) so hoch zu stimmen bis sie noch nicht reißen. Wobei Lauten insgesamt tiefer gehen können als eine normale Gitarre. Ich denke hier wurde anhand des Materials (Instrument/Saiten) eben der tiefste Ton E als das Optimum empfunden.

Das alles ist natürlich im Zusammenhang mit den Saiten zu sehen, 11er werden nicht das gleich "gute" Ergebnis in Eb liefern als 12er.

Auf eine Strat klingt Eb mit mindestens 10er Saiten eben wirklich gut und fast alle Stratspieler die bekannt sind mach(t)en das. Zu den Ausnahmen zählen glaube ich Hank Marvin und Jeff Beck. Und auch mir gefällt meine Strat in Eb am besten.

Außerdem kommt noch was anderes hinzu. Jede Tonart hat ihren eigenen Charakter (bitte bemüht hier mal Wikipedia). Mit dem Halbton tiefer stimmen verschiebt man viele Stücke in b (nein eben nicht in #) Tonarten. Diese haben angeblich einen weicheren oder auch bluesigeren/jazzigeren Charakter. Ich spiele z.B. auf einer "normal" gestimmten Gitarre einen Blues lieber in H (B) als in C. Tiefer gestimmt lässt sich vieles dann auch leichter mit Bläsern zusammenspielen, ich glaube Trompete in Bb und Tenor-Sax in Eb.

Also Pappenheimer, ich denke du täuschst dich nicht.

PS. Sch..ß Shift-Taste!!!
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Jo, der Fred ist schon älter - aber es ist schon was dran. Wie Herigo schon über die Strat-Player schrieb (klar Hendrix, gelle) stimmt eigentlich der Großteil der Rocker ihre Gitarren flat (so nennen wir das Eb stimmen von Gitarren).
Ich habe noch nie in einer Heavy-Rockband gespielt, die anders tuned.
Für mich also schon immer das Standart-Tuning.
In erster Linie weils einfach fetter klingt. Erst recht wenn man dann noch drop oder open D spielt ;-). Warum sollte man das auf der Akustischen anders machen. Nylons finde ich eh..., da habe ich keine Erfahrungen...
Bei 12-56er Saiten geht das auch mit anständiger Intonation. (Ja, auch auf der Paula...)
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Bushi
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Beitrag von Bushi »

Wie oft hab ich über dieses Halbton-Runterstimmen gelesen, ist aber gedanklich nie so richtig bei mir eingerastet.
Aber nach diesem Thread nach hab ich meine Washburn auch mal nen Halbton tiefergelegt (Elixir-Saiten).
Ich war echt überrascht, wieviel an Fülle im unteren Bereich dazukam. Die Höhen haben zwar etwas an Brillianz verloren, so mein erster Eindruck, aber sie sind immer noch deutlich genug. Der erste Gesamteindruck war jedenfalls sehr positiv.
Ich denke, ich werde mich mal an die jetzige Stimmung gewöhnen, irgendwie bietet mir die Lady jetzt ein völlig neues akustisches Gesicht.

So, wie wenn man die Gattin nach dem Lifting plötzlich attraktiver findet wie nach den zig Ehejahren .... oder so ähnlich. :roll:
Ich spiele auf:
"The LADY" Washburn D10 CE/B (mit Cutaway !!!)
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ja, Bushi, da gehts Dir ganz genauso wie s mir gegangen ist. Ich mach das jetzt schon einige Zeit - und hab bis jetzt nur Vorteile gehört/gesehen und vor allem "ersungen". Und der Klang wird noch besser: Mit einem Halbton tiefer gibt jede Gitarre noch ein wenig mehr Wumms. :D
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Crafters
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Beitrag von Crafters »

.....prima Beitrag, hab' ich gleich in die Tat umgesetzt .... :lol:
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

nun, der kamerton dient dazu mit vielen instrumenten harmonisch zusammenspielen zu können. er ist eine standardisierung die sinnvoll ist.

durch diesen thread komme ich auf den gedanken einen persönlichen, bzw. individuellen kammerton für ein instrument zu suchen.

hat das schon mal jemand probiert, also die gitarre so zu stimmen das sie einfach optimal klingt? ich habe es noch nicht gemacht.

die abweichung kann ja nur innerhalb eines semitones nach oben oder unten liegen, bezogen auf A 440. nicht jedoch bezogen auf die leersaiten.

würde mich mal interessieren wie stark die abweichungen sind. werde es auch mal versuchen...in den nächsten tagen.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Hab das jetzt bei meinen Gitarren auch mal probiert. Die "Großen" kommen damit super klar (6/12-saitige und Strat), einzig bei meiner neuen kleinen Alvarez klingt's schlechter, was wohl an der kurzen Mensur und der ohnehin niedrigeren Saitenspannung liegt. Die bleibt also in Standard tuning, alle anderen sind jetzt auf Eb :D
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Orange
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Beitrag von Orange »

Also jetzt habe ich auch Interesse dran bekommen, und werde das heute gleich mal probieren.

Frage 1: Die Akkorde werden aber schon "normal" gegriffen, oder ? - Ja

Frage 2: Im Gitarrenunterricht (Gruppenunterricht bei mir) spielen ja mehrere Gitarren gleichzeitig.
Sollte ich da wieder die normale Stimmung nehmen oder evtl. "flat" lassen ?

Meine Gitarre sticht irgendwie so schon gewaltig aus der Gruppe raus weil sie so mächtig anschiebt :D und die anderen teilweise
(wenn Unsicherheiten da sind) doch eher leise spielen, ich aber zu meinen Fehlern steh´ :lol: und trotzdem weiterschrammel.
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