Fingerproblem

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

ich sehe da nichts aussergewöhnliches, ansich klappt es doch schon, nur strengt es dich aktuell ziemlich an, und das ist nunmal manchmal so bei neuen Griffen.
Bestes Beispiel die Sache mit dem Daumen bei mir, noch fällt sie mir so schwer das ich glaube das können die so leute wie Tommy Emanuel :roll: .
aktoj
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Beitrag von aktoj »

Du hältst die Hand schräg, so dass die Finger nicht im rechten Winkel sonder seitlich auf das Griffbrett treffen.
Die unterschiedliche Haltung ist gut zu sehen bei den Screenshots aus unseren Videos. Vergleiche mal, in welchem Winkel deine und meine Finger auf dem Griffbrett aufliegen:
Bild

Die schräge Haltung in Kombination mit dem 'Daumenhaken' verlängern den Weg, den dein Ringfinger zurücklegen muss, um oben anzukommen.

Wenn du so wie auf dem Bild greifst und dann langsam den Daumen auf Höhe des 2. Bundes nach unten zur Mitte der Halsrückseite schiebst ordnen sich die Greiffinger (bei lockerer Haltung) automatisch so an, dass sie eher im rechten Winkel auf dem Griffbrett aufliegen.
Dadurch verkürzt du den Weg, den der Ringfinger zurücklegen muss und das G ist für ihn einfacher zu erreichen.
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

So ähnlich wie Aktoj hätte ich es auch erklärt. Einfach die Handwurzel paralleler zum Hals drehen, als im Uhrzeigersinn, dann geht das ganze deutlcih unverkrampfter. Auf dem Bild ist leider nicht zu erkennen, wie Du die Gitarre hälst. Es schaut aber so aus, dass Du die übliche "Westerngitarrenhaltung" mit der Gitarre auf dem rechten Bein hast, dadurch ist der Hals flacher, was diesen Griff auch erschwert. Wenn Du die Gitarre mehr nach links bringst (ich habe sie quasi zwischen den Beinen, dazu brauch ich immer einen Gurt) und den Hals steiler nach oben stellst, wird das einfacher. Diese Haltung entspricht eher der klassischen Gitarrenhaltung. Durch diese Haltung kommt die Hand automatisch paralleler zum Hals.
Sagt Dein Lehrer da ncihts zu, oder hast Du den Unterricht wieder eingestellt?
Deerbridge Hare's Bell
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Fayol
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Beitrag von Fayol »

wow, das klärt auch mich einiges. :bide:
aktoj
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Beitrag von aktoj »

Ulrich Peperle hat geschrieben:
Die schräge Haltung in Kombination mit dem 'Daumenhaken' verlängern den Weg, den dein Ringfinger zurücklegen muss, um oben anzukommen.
Eine "schräge Haltung" ist hier keinesfalls nachteilig, weil sich die Wege des 3. und 4. Fingers verkürzen und die damit verbundene leichte Volarflexion (Außenbeugung) des Handgelenks in tiefen Grifflagen meist als sehr organisch empfunden wird
Schau dir mal an, in welche Richtung der Handballen von Finnes auf dem Screenshot zeigt und in welche (identische) Richtung mein Handballen und dein Handballen zeigen.
Das meine ich mit "schräge Haltung" und nicht, dass lediglich das Handgelenk etwas abgewinktelt ist wie du es in deinen Beispielen zeigst.

Der Handballen von Finnes zeigt quasi parallel zur unteren Griffbrettkante in Richtung Zarge und diese Haltung ist - meiner bescheidenen Meinung nach - sehr wohl nachteilig.
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

Die Sehnen von Ringfinger und Kleinfinger sind aneinander gekoppelt durch den "Zwischensehnenverband".
Diese bindegewebsartige Verwachsung (Connexus intertendineus) besteht zwischen den einzelnen Streckersehnen der Finger - dadurch wird die Beweglichkeit der Finger gegeneinander erheblich eingeschränkt.

Am wenigsten betroffen
sind Zeige- und Kleinfinger, da diese beiden eine zusätzliche Strecksehne aufweisen. Der Zwischensehnenverband vom Zeige zum Mittelfinger ist auch sehr gering ausgeprägt, fehlt vielfach sogar. Daher sind das unsere beweglichsten und "besten" Finger.

Der Ringfinger ist jedoch am am meisten in Mitleidenschaft gezogen!
Die Verwachsung des Bindegewebes zum Kleinfinger ist sehr groß! ... schon gelesen, dass mancher Musiker diese sogar chirurgisch durchtrennen lassen wollte!!
Oder wir denken an Robert Schumann - ihn grämte die Unabhängigkeit und Schwachheit des Ringfingers besonders. Daher ersann er sich ein mechanisches Gerät zum brachialen Training des Ringfingers, ruinierte sich ihn aber damit gewaltig was zum Ende seiner Pianistenlaufbahn führte!

Die Ausprägung des Bindegewebes ist bei jedem Menschen individuell stark. Bei manchen Menschen ist die Kleinfingersehne vom Ringfinger sogar komplett entkoppelt: die Glückseligen - unabhängige und autarke Bewegungsfreiheit zum Träumen .

Man betrachte auch Leute beim Aufzählen mittels Handabzählen: Daumen ("erstens"), Zeigefinger ("zweitens"), Mittelfinger ("drittens") klappen mühelos. Nun zeigt sich die individuelle Anatomie: beim Ringfinger ("viertens") wirds oft schon schwer, der Kleine Finger (eigentlich "fünftens") geht meist schon mit nach oben möchte man den Ringfinger aufstellen. Bei manchen allerdings klappt selbst dies unabhängig. Genauso können manche Leute den Kleinfinger beugen ohne dass der Ringfinger mitgeht, bei anderen funktioniert's überhaupt nicht: bei Beugung Kleinfinger beugt sich auch der Ringfinger.

So kann es also im Extremfall so sein, dass ein Musikbegeisterter ein Instrument studiert, ohne "DIE" Hand dazu zu haben. Musikmediziner Prof. Christoph Wagner beschreibt solche Fälle. Manche mussten aufgeben. Prof. Wagner schreibt, dass er schon immer wieder auch Leute hatte, die in der Spitzenklasse spielten ohne eine besonders bevorteilte Hand zu haben, allerdings wiesen die meisten Spitzenspieler die er untersuchte durchaus bevorzugte Anatomien aus. Darunter gilt u.a. Fingerlängenverhältnisse (besonders die Länge vom Kleinfinger), Handlänge, Handbreite, Spreizfähigkeiten, etwaige proplematische Sehnenverläufe, Beugungsfähigkeiten ...

Bei der Gitarre wenigstens haben wir zwei große Vorteile:

a) Ergonomische Mensuren
Sprich, dass wir uns Mensuren beim Gitarrenbauer sehr individuell anpassen lassen können: Griffbrettbreite, Griffbrettlänge, Konusverlauf, Griffbrettwölbung, Griffbrettkante, Saitenlage, Halsprofil, Halsstärke, etc, etc. Bei der Geige wäre mir nicht bekannt dass es da große Anpassungsmöglichkeiten gäbe, ganz zu schweigen vom Klavier - dort muss sich der Spieler komplett mit den Gegebenheiten arrangieren, egal ob die Anatomie passt oder nicht. Bei der Gitarre können wir immerhin ein gehöriges Stück weit anpassen, sie ist also "plastischer", siehe auch das aktuell moderne Stichwort "ergonomische Griffbretter".

b) Sehr variable Fingersätze
Plastisch, also sehr variabel sind zudem die Fingersätze - hier lässt die Gitarre uns sehr viel "Spiel(t)raum"! Ich glaube sogar deutlich mehr Spielraum als bei anderen Instrumenten: dadurch, dass sich auf der Mensur ständig gleiche Töne in verschiedenen Lagen wiederholen! Das ist ein großes Potenzial. Nur schade, dass wir halt die tiefen gegriffenen Basstöne in den hohen Lagen verlieren ...

Fazit: unsere anatomischen Gegebenheiten können wir nicht ändern - sie sind individuell. Manches lässt sich durch Training etwas verbessern, oft aber auch nicht (Warnung: Schumann!). Chancen und Potenzial liegen in individuell angepassten ergonomischen Mensuren und veränderbaren Fingersätzen.
Geht gar nix mehr, helfen speziell ausgebildete Musiktherapeuten - es gibt immer mehr Institute, die sich auf medizinische und physiologische Probleme von Musikern spezialisiert haben.

Just keep on playing ...

Grüße, Uli
Gast

Beitrag von Gast »

Zitat: (Warnung: Schumann!)...... und ich wollte mir so ein Nagelbrett mal kaufen.

Es ist gut zu wissen, dass auch andere dieses Problem mit der Sehne zwischen Ringfinger und kleiner Finger haben. Bei mir ist/war das recht unbeweglich und ist geringfügig besser geworden. Ich dachte, dass ich die Sehnen schon fast mit Gewalt auseinander kriegen muss. Aber das bringt nichts.
Wie kann man das denn behandeln, ohne dass Schäden entstehen?


Gruß April
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FolkZupfer
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Beitrag von FolkZupfer »

Moin Finnes

Habe selbe und noch weitergehende Probleme mit Ringfinger und kleinem Finger der linken Hand. :-/
Beim lesen Deines Posts fiel mir aber ein, vor längerer Zeit mal einen Fingertrainer bei Thomann gesehen zu haben...
Gerade nachgesehen - und gefunden:
http://www.thomann.de/de/gripmaster_gmr_medium.htm

Für 11,50 werde ich das Teil einfach mal bestellen und etwas damit üben.
Muss gelegentlich körperlich schwer arbeiten und zentnerschwere Waren bewegen. Meine Finger sind dadurch ohnehin nicht so beweglich wie ich's gerne hätte. Vllt hilft das Teil ja...

FolkZupfer
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

FolkZupfer hat geschrieben:Gerade nachgesehen - und gefunden:
http://www.thomann.de/de/gripmaster_gmr_medium.htm

Für 11,50 werde ich das Teil einfach mal bestellen und etwas damit üben.
Muss gelegentlich körperlich schwer arbeiten und zentnerschwere Waren bewegen. Meine Finger sind dadurch ohnehin nicht so beweglich wie ich's gerne hätte. Vllt hilft das Teil ja...
Hallo Folkzupfer,

für die Beweglichkeit bringt das Gerät gar nix. Ist, wenn überhaupt, nur sinnvoll, um die Finger zu kräftigen. Um Beweglichkeit und Feinmotorik zu verbessern sind Qi Gong Kugeln sehr gut und - kaum zu glauben - Gitarrespielen. :wink:

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

also ich bin bei "Fingertrainern" auch eher skeptisch... die, die ich bisher probiert habe, haben bei mir nicht funktioniert.. weder zum Gitarre spielen noch zum Kontrabass spielen oder zum Klettern... vielleicht habe ich es auch falsch gemacht, aber weder solche "Power-Balls" noch die Gripmaster oder eine "Knetmasse haben eine "spürbare Wirkung" hinterlassen. manchmal hatte ich eher den Eindruck, dass sie das Gegenteil bewirken.. beim Klettern hat ein "Campus-Board" geholfen.. 8) und beim Gitarre spielen finde ich wie Wuwel die Gitarre immer noch das beste Hilfsmittel....vor allem, seit ich versuche, Übungen aus diesem Werk einigermaßen regelmäßig zu machen...
aber vielleicht hilft bei Dir der Gripmaster ja :)
Lakewood M 32 Custom
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