Korpusform - warum eigentlich?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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RB
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Beitrag von RB »

Keine der nicht-dreadnoughts, die ich kenne, könnte in einer bluegrass Session bestehen. Nicht laut genug, zu wenig Bass, mindestens aber der falsche Klang. In einer solchen Session will ich ein bestimmtes Klangbild haben, das alleine ist entscheidend.
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scifi
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Beitrag von scifi »

Wenn ich von zum Beispiel von Lakewood eine D-32 (Dreadnaught) und eine M-32 (Grand Concert - irgendwie zumindest) direkt miteinander vergleiche, dann merke ich schon einen deutlichen Unterschied im Klang. Und der einzige Unterschied ist hier die Korpusform.

Und mir ist noch nie eine Parlour begegnet, die an das Klangvolumen einer Dread irgendwie rangekommen wäre.
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bookwood
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Beitrag von bookwood »

Ervin Somogyi hat mal gesagt, dass die Gitarre vor allem
eins ist, nämlich eine Luftpumpe. Könnte es also sein, dass
bei gleichem Volumen die Form doch mitbestimmend für
spezifische Klangeigenschaften ist, weil sich die Luft auf
ihrem Weg zum Schalllochausgang vielleicht etwas anders
bewegen muss?
Gruß
von
Ralf
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

RB hat geschrieben: Das ist meine Erfahrung, nachdem ich als Eigentümer, Entleiher und Probespieler bestimmt 30 bis 50 verschiedene dreadnought Gitarren gespielt habe.
Naja, 30-50 ist jetzt noch nicht die Welt ;-)
Da geht man mal in einen gut sortierten Gitarrenladen und spielt an, was da rumsteht, dann hat man denselben Eindruck.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

@RB - Klar, irgendwie sehe ich das auch, aber wenn Toni Rice seine SC spielt, dann höre ich das auf einer CD nicht als Nicht-Dread. Das mag aber sicherlich auch auf meinen Hörfehler zurück zu führen sein.

Klar ist, dass ich z.B. beim Zusammenspiel mit John schon einen erheblichen Unterschied höre, wenn er mit seiner stimmgewaltigen und bassstarken D28 einsetzt, wo meine Larrivée LV05 eher in der Mitte dominiert. Beide ergänzen sich herrlich und bilden einen schönen Teppich für unseren Gesang. Daraus ergibt sich aber auch, dass der typische Bluegrass-Klang von meiner Larrivée (einer "kleinen" Jumbo) keinesfalls erzeugt werden kann.

Jede Gitarrenform hat vom Klang her ihren Platz in der Musik gefunden. Allein mir mangelt es am Vermögen, in manchen Fällen den Unterschied der Bauformen herauszuhören.
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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rwe
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Beitrag von rwe »

RB hat geschrieben:Keine der nicht-dreadnoughts, die ich kenne, könnte in einer bluegrass Session bestehen. Nicht laut genug, zu wenig Bass, mindestens aber der falsche Klang. In einer solchen Session will ich ein bestimmtes Klangbild haben, das alleine ist entscheidend.
... ja, aber ist hier eine Lakewood Dread wirklich näher an der D28 als eine OM28?
dadoc
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Beitrag von dadoc »

Servus beinand!

Ich war grad auf der Wies'n und hab die erste Mass (mit kurzem a und kräftigem ss bitteschön) genossen, jetzt schnell wieder heim, weils zu voll wird und das geht mit zwei kleinen Kindern nicht und ich bin mal wieder erstaunt, wie schnell sich dieser Thread füllt. Dafür vielen Dank, denn alles, was ihr schreibt ergibt für mich Sinn und wenn es schon manchmal keine Logik hat, so sind es doch wertvolle "Stimmungsbilder", die ich für den anstehenden Bau gut gebrauchen kann.

Ich werde - so wie ich das im Klassikbereich auch schon getan habe - völlig frei von irgendwelchen Vorgaben bauen. Ich habe eine Idee im Kopf (Optik) und eine im Bauch (Klang) und diese beiden werde ich umsetzen. Wenn es soweit ist, starte ich hier nen Thread - versprochen! ...sofern es euch interessiert, wie ich so ein Instrument baue...

Viele Grüße, einen schönen Rest-Sonntag noch und bis denne!

Michael
Michael
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klaust
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Beitrag von klaust »

Ich habe mal auf die Schnelle mit der Dread und der Auditorium die ersten Takte eines bekannten Beatles-Stück aufgenommen.
Eigentlich wollte ich ohne Hall, aber das BOSS hatte da irgendxwiewas voreingestellt :oops: ...in Audacity habe ich aber garnix mehr gemacht.

Nacheinander mit exakt der gleiche Position und gleichen Einstellungen...welches die "Dicke" ist, hört man aber mMn direkt raus...oder?

:arrow: mit der Einen
:arrow: mit der Anderen

Uaaah...auf Soundcloud klingt das übersteuert :?
dadoc hat geschrieben:Wenn es soweit ist, starte ich hier nen Thread - versprochen! ...sofern es euch interessiert, wie ich so ein Instrument baue...
Aber Hallo! Klar interessiert das :D
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

Schönes Beispiel

1 Auditorium

2 Dread

Gruß Rainer
martinst
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Beitrag von martinst »

dadoc, es interessiert, was du da machst. Bin gespannt.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Keine der nicht-dreadnoughts, die ich kenne, könnte in einer bluegrass Session bestehen. Nicht laut genug, zu wenig Bass, mindestens aber der falsche Klang. In einer solchen Session will ich ein bestimmtes Klangbild haben, das alleine ist entscheidend.
OOPS.
Wenn ich mal in Atzbach bei meinem besten Kumpel bin, bringe ich meine 000-S mit. Na gut. Der etwas dünnere Bass ist Physik. Aber an Lautstärke kann ich locker mit der 73´er D-28 von Kumpel Martin M. aus HL mithalten. Nicht einmal vor einer Deerbridge getunten D-35 habe ich Angst.

Ich habe schon ´ne Menge an Martin Korpie gebaut. D, 000/OM, 000-S, 00-S, 0-S, Style-5. Ich habe meine gewohnte Art der Deckenabstimmung bei allen Typen angewandt. Der Unterschied in Klang und Handhabe zwischen den Gitarren ist schon gravierend, umso mehr "Abstand" zwischen den Größen liegt. Je kleiner der Korpus wird, umso obertonreicher werden die Gitarren, natürlich verlieren sie an Bass, sind aber im Diskant stärker. Der Unterschied in der Lautstärke ist nicht so gravierend, wie man es erwarten würde, wenn man eine D gegen eine 0 stellt. Die Ansprache wird mit abnehmender Korpusgröße schneller, weil einfach die Decke und die Beleistung bei kleinerer Deckenfläche filigraner und somit leichter gestaltet werden kann. Allerdings ist es bei meinen Parlors / Größe 0 so, dass sie nur bedingt für Strumming zu gebrauchen sind. Klingt dann wie Waschmaschine. Alles durcheinander, nicht schön.
Die tiefste Resonanzfrequenz, die ich durch Hineinsummen in den Korpus erreichen kann liegt bei meinen Dreads etwa bei c-cis, bei den 000 d-dis und bei den 0 bei eis-f. Das hat mit dem Korpusvolumen und der Schalllochgröße zu tun. Die Klangfarbe wird maßgeblich von den verwendeten Hölzern und den Saiten bestimmt, die Lautstärke durch die Bauweise. FINDE ICH. :idea:

Also dann doch für Flatpicking eher eine D und für Ragtimepicking und Countryblues eine 0.
Jumbo geht gar nicht. :twisted:

Munterbleiben
Christian
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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RB
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Beitrag von RB »

@rwe: Ich glaube schon. Leider habe ich meine alte D-32 Lakewood nicht mehr. Jetzt könnte ich schön vergleichen.
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