Nach dem Anspielen von vier Exemplaren dieser Gitarre hier ein kurzer Erfahrungsbericht aus der Sicht eines ausdrücklich individuellen Subjekts

Wie kam's? Ich hatte schon mal sondiert wegen einer Martin-Dread, um neben meinen Roundbacks wieder einmal eine »richtige Holzgitarre« zu haben. Wo bleibt der Uneingeweihte erst einmal hängen? Richtig: bei der D-28 bzw. der HD-28. Online gelesen und in YouTube gehorcht: da tun sich schon erhebliche Unterschiede auf, vermutlich alleine wegen der unterschiedlichen Bracings. Schwierige Sache, zumal hier in der Gegend nicht beide im Vergleich miteinander zu spielen gewesen wären.
Bei meiner Suche hatte ich offenbar Palisander als Korpusholz im Hinterkopf. Irgendwann kam mir dann in den Sinn, dass ich mich auch mal für Alternativen öffnen könnte und suchte darum nach der D-18. Volltreffer! Schon das erste Video auf YouTube hat mich angefixt. Dann weiter recherchiert und technische Dinge über die D-18 2012 und das Vorgängermodell (das mich vom Sound her gar nicht ansprach) erfahren. Weitere Videos gesehen und vor allem gehört.
Was mich faszinierte war, dass die Grundcharakteristik der neuen D-18 in allen Clips bei vergleichbarer Aufnahmequalität sehr ähnlich herüber kam. Bei den 28ern klang das alles bei Weitem nicht so homogen (die bekannte Streuung?). Das hat mich dann so neugierig gemacht, dass ich mir eine davon online bestellte. Nach dem Auspacken und dem ersten Anstreichen der Saiten ein echter Wow-Effekt. Schwer für mich zu beschreiben, aber ich war echt geplättet von der Transparenz, Offenheit, Definition und immensen Kraft dieser Töne. Leider hatte die Inspektion dann, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, Mängel ergeben. Also zurück zum Händler und Ersatz erbeten.
Die Zweite wurde bei AMI nachbestellt und kam über einen Zwischenstopp beim Einzelhändler bald darauf an. Hammermäßiger Sound wie bei der ersten (jedenfalls ohne direkten Vergleich). Optik erst einmal prima. Dann Saiten mit dem Daumen angestrichen - war war das?! Die offen mit der Außenseite des Daumens angeschlagene g-Saite hat geklirrt. Nicht weil sie gegen die Bundstäbchen schwingen würde, sondern so wie bei einer nicht ganz fest verschraubten Mechanik oder einem leeren Batteriefach oder losen Kabeln im Korpus (hat sie ja beides nicht). Bei der A-Saite das gleiche Phänomen, allerdings leiser. Das Klirren tritt um den Sattel herum auf, also Capo I: immer noch klirrt es. Bei Capo II wird es schon leiser. D-Saite im V. Bund gezupft verursacht ebenfalls ein leichtes Klirren. Sattel scheidet also eher aus. Irgendetwas störendes hat also um das g herum eine Resonanzfrequenz. Äußerlich nichts gefunden, das locker wäre, also Gitarre wieder zur Retoure angemeldet.
Am vergangenen Donnerstag habe ich schließlich mit meiner Liebsten einen spontanen Ausflug unternommen und zwei weitere neue D-18 2012 angetestet: dasselbe Phänomen! Eine zum Vergleich gespielte ebenfalls neue D-18V klang hingegen astrein. Die wäre natürlich auch infrage gekommen. Schließlich habe ich sie aber vor allem deswegen nicht mitgenommen, weil ich ja ein 1-3/4'' Griffbrett wollte und nicht das mit 1-11/16'' Sattelbreite.
Stellt sich die Frage: Gibt es da etwa (momentan) irgendwelche Probleme mit der Truss Rod im dünner profilierten Hals? Die Verarbeitung sehe ich ansonsten auf ordentlichem Niveau. Nur findet sich bei allen Hälsen, die ich bisher gesehen habe, die eine oder andere offene Pore, in die kein Lack eingedrungen ist, und auch schon mal ein Einschluss z.B. einer Faser. Unschön, aber nicht weiter tragisch, wenn nur der Rest (vor allem der Sound) passt.
Von der Idee einer D-18 2012 habe ich mich jetzt vorerst einmal verabschiedet. Aber um nicht länger ohne Dread dazustehen, fanden sich attraktive Alternativen. Davon aber in einem anderen Thread.
LG Manfred