Vintage-Gitarren II

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Johnny
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Beitrag von Johnny »

RB hat geschrieben:Jemand der sich Johnny nennt und wie einer aussieht, für den ist der Kopf in der Schlinge eine Situation, die er mit Würde und einem verächtlichen Gesichtsausdruck ertragen würde. Er würde noch ausspucken und dem Sheriff sagen: "Bald bist DU dran, Kumpel".
Und dazu sage ich nur dem Reverend und Sherrif, dass ich in jedem anderen Thread immer wieder genau an diesem Punkt stehe. Nur nicht bei diesem ;-)
Nach langjähriger Zugehörigkeit müsstest du mich doch kennen. Ich springe doch liebend gerne bis zum Hals in die s**ei*se...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

dem Neuling und aufmerksamen Leser sollte sich hier die Verwendung des weitläufigen Begriffs Anstalt erschliessen. Es handelt sich vermutlich um die Haftzelle eines gefürchteten Sheriffs, der einst auch als rastlose “fast gun“ umherzog auf der Suche nach würdigen Gegnern den Teufel and der Seite.

THEma!
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

heute hatte ich Gelegenheit eine Gibson L50 Baujahr '34 zu spielen. Da ich davor eine J45 und eine vollmassive Taylor Mahagony gespielt hatte, kam mir die alte vor wie ein Waschbrett, klanglich. Die J-45 klang auch nuschelig...
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micha
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Beitrag von micha »

Newbie hat geschrieben:heute hatte ich Gelegenheit eine Gibson L50 Baujahr '34 zu spielen. Da ich davor eine J45 und eine vollmassive Taylor Mahagony gespielt hatte, kam mir die alte vor wie ein Waschbrett, klanglich. Die J-45 klang auch nuschelig...
eine Archtop aus den 30ern mit einer modernen Steelstring von Taylor klangmässig vergleichen zu wollen ist einigermassen "gewagt"...das sind völlig unterschiedliche Bauarten und damit Einsatzbereiche. Versuche mal mit einer modernen Mahagonietaylor (ohne Verstärkung) als Rhythmusgitarre in einer Swingjazzband hörbar zu sein...wird nicht funktionieren ! Eine gute L-50 hat da kein Problem...
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Der Einwand ist sicher richtig. Ich hatte neulich Gudrid Hansdottir mit einer alten Gibson L live gesehen. Sie spielte Folk fingerstyle, und es klang sphärisch gut, daher hab ich die Gibson mal ausprobiert.

Dabei entspann sich ein Gespräch mit meinem Händler. Er vertrat die Meinung, daß die Lebensdauer einer Decke endlich ist. Das Bespielen macht das Holz elastischerbis es ausgeleiert sei. Schliesslich würde der Klang eher schlechter. Interessante Meinung fand ich.
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emptypockets
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Beitrag von emptypockets »

Stimmt. wiederläuft aber der Mehrheitsauffassung, dass das Bespielen (nicht das LAgern oder Altern) keinen Einfluss auf den Klang einer Gitarre hat. Denn wenn sie sich nicht "verbessert", sollte sie auch auch nicht "verschlechtern".
Ist aber wahrscheinblich wieder zu schlicht gedacht von mir.... .
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Was in mir die Frage aufwirft, wie z.B. die Stradivaris im 18. Jhd. geklungen haben.
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Liederbolt hat geschrieben:Was in mir die Frage aufwirft, wie z.B. die Stradivaris im 18. Jhd. geklungen haben.
Ganz interessant - auf Arte gab es vorhin den ersten Teil einer 3-teiligen Folge über das "Geheimnis" der alten Geigen. Den ersten Teil gibt es hier schon online anzusehen....
Viele Grüße

ralphus
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Liederbolt hat geschrieben:Was in mir die Frage aufwirft, wie z.B. die Stradivaris im 18. Jhd. geklungen haben.
Ich weiß ja nicht einmal wie sie heute klingen. Wenn ich eine hätte, würde ich aber damit Bluegrass üben. :aua:
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Der Vintage-Gedanke ist nicht neu. So schrieb Thomas Mace 1676 in seiner Lautenschule "Musick's Monument" : "First, know that an Old Lute is better than a new one..."

Dass selbst historische Lauten noch heute klingen können zeigt z.B. diese Aufnahme, die auf einer von Sixtus Rauwolf 1590 in Augsburg erbauten Laute gespielt wurde:

http://www.youtube.com/watch?v=DiY5CAdeu_Y

Dies ist meines Wissens die einzig erhaltene Laute, die komplett noch mit Original Decke und Griffbrett heute spielbar ist - dürfte mit 423 Lenzen der Endlichkeit einer Decke zumindest einen derartigen Rahmen geben, der angesichts unserer eigenen Verweildauer die Frage der Lebensspanne jener, einer Akustikgitarre nichtig erscheinen lässt.

Ich weiß natürlich nicht, welchen Einfluss der Tonmeister auf den Klang der Aufnahme hatte, jedoch hatte ich schon einmal Gelegenheit diese "Anthony Posch, Wien 1740" live im Konzert zu hören:

http://www.youtube.com/watch?v=zZychM3YXak

Dort klang sie ähnlich dunkel/pastellfarben wie auf der Aufnahme.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Liederbolt hat geschrieben:Der Vintage-Gedanke ist nicht neu. So schrieb Thomas Mace 1676 in seiner Lautenschule "Musick's Monument" : "First, know that an Old Lute is better than a new one..."
Danke für die Infos, das lässt mich grübeln :?:
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rwe
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Beitrag von rwe »

Die hohe Qualität, die heute alten Instrumenten zugemessen wird, ist historisch eine recht neue Entwicklung:

Die Stradivaris wurden erst etwa 100 Jahre nach ihrem Bau zu "klassischen" Instrumenten, parallel zur Herausbildung eines Virtuosentums, in dessen Kontext das Instrument auch als Identifikationssymbol dienen konnten. Die Stradivaris haben Namen, Claptons "Blacky" oder die ganzen Alt-Paulas auch.
Von den alten Arp-Schnittger-Orgeln sind nur deshalb noch eine ganze Reihe erhalten, weil die norddeutschen Bauern zu geizig waren, neue Instrumente in Auftrag zu geben. Ihre "Renaissance" erfuhren die Instrumente erst in der deutschen "Orgelbewegung" der 1920er Jahre.
Bei modernen Flügeln scheint der Kult gar nicht so groß zu sein; alte Hammerklaviere etc. sind einfach andere Kontruktionen.

Noch vor wenigen Jahren waren alte Gitarren, Mandolinen und Banjos einfach alte Instrumente. Erst die symbolische Bedeutung der Instrumente in der Populärkultur in Verbindung mit einem zahlungskräftigen Amateurpublikum schufen den wachsenden Markt, der mittlerweile diverse Zeitschriften, Läden etc. ernährt.

In 45 Jahren werden die wenigsten Babyboomer noch Gitarre spielen. Die Auswüchse dieses Marktes werden dann verschwunden sein.
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

rwe hat geschrieben:Die hohe Qualität, die heute alten Instrumenten zugemessen wird, ist historisch eine recht neue Entwicklung:

Die Stradivaris wurden erst etwa 100 Jahre nach ihrem Bau zu "klassischen" Instrumenten, parallel zur Herausbildung eines Virtuosentums, in dessen Kontext das Instrument auch als Identifikationssymbol dienen konnten. Die Stradivaris haben Namen, Claptons "Blacky" oder die ganzen Alt-Paulas auch.
Von den alten Arp-Schnittger-Orgeln sind nur deshalb noch eine ganze Reihe erhalten, weil die norddeutschen Bauern zu geizig waren, neue Instrumente in Auftrag zu geben. Ihre "Renaissance" erfuhren die Instrumente erst in der deutschen "Orgelbewegung" der 1920er Jahre.
Bei modernen Flügeln scheint der Kult gar nicht so groß zu sein; alte Hammerklaviere etc. sind einfach andere Kontruktionen.

Noch vor wenigen Jahren waren alte Gitarren, Mandolinen und Banjos einfach alte Instrumente. Erst die symbolische Bedeutung der Instrumente in der Populärkultur in Verbindung mit einem zahlungskräftigen Amateurpublikum schufen den wachsenden Markt, der mittlerweile diverse Zeitschriften, Läden etc. ernährt.

In 45 Jahren werden die wenigsten Babyboomer noch Gitarre spielen. Die Auswüchse dieses Marktes werden dann verschwunden sein.
...wenn Du die oben zitierte Aussage von Mace (1676) als neue Entwicklung ansiehst... :?:

Was die Orgeln betrifft, die haben sich gemäß den Anforderungen an die jeweils aktuelle Musik der Zeit angepasst - wie man auch kaum Tarrega auf 'ner Barockgitarre spielen würde... ...und vergleiche mal den Umbau oder Neubau einer Orgel, mit dem einer Laute oder Violine, was die Kosten betrifft.

Bei Violinen kann man wohl spätestens seit Paganini, der bevorzugt eine Guarneri spielte, vom Kult alter Geigen sprechen. Diese ließ er sich ebenso nach seinen Bedürfnissen umbauen.

Bei den alten Lauten ist es ganz klar, dass es um die bewusste Erhaltung von wirklich alten Instrumenten ging. Diese wurden bevorzugt dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. Oft wurden Renaissancelauten durch Austausch des Halses auf Barock umgerüstet - so auch die oben erwähnte Rauwolf. Diese wurde 1715 umgebaut - 1590 gab es ja auch kein Instrument für die Musik eines erst später lebenden Silvius Leopold Weiss. Insofern muss die Aussage, dass sie vom Griffbrett her Original erhalten ist dahin revidiert werden, dass sie noch Original aus der Zeit vor dem "Dornröschenschlaf" der Laute im heutigen Musikleben ist.

Solches ist an vielen erhaltenen Lauten nachzuweisen, welche ursprünglich in der Renaissancezeit gebaut wurden. Meiner Meinung nach unwahrscheinlich, dass dies aus Sparmaßnahmen geschah - Bauweise in Form, Verzierung und Verbalkung änderten sich zur Barockzeit hin. Hätte man unbedingt eine in jeder Hinsicht moderne Laute haben wollen, hätte der Umbau also wenig Sinn gemacht.

Aber Lautenisten waren da von je her schon etwas nostalgisch angehaucht. Spätestens seit dem Aufkommen der Barocklautenstimmung in Frankreich um ~1650 gerieten Laute und Lautenspiel zum esoterischen Kult.

Was den Markt in 45 Jahren betrifft, halte ich dagegen - bestimmte alte Gitarren werden horrende Fantasiepreise erzielen.
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

ähem, das mit den Orgeln und Geigen ist ja alles ganz interessant. Allerdings gilt mein persönliches Interesse mehr den Gitarren, und in diesem Thread hier dem Aspekt Vintagegitarre... Der Aspekt der vermeintlichen Güte jahrhundertealter Stradivaris ist sicher interessant. Lässt sich das auch auf Gitarren übertragen? Soweit ich weiss, ist die Deckendicke von Geigen ähnlich.

Ich nehme an, dass der eingangs erwähnte Gedanke meines Händlers zur endlichen Lebenszeit von Gitarrendecken abhängig von Deckendicke, Material, Spieldauer und vermutlich noch einigen anderen Faktoren abhängig wäre. Adirondock oder Sitka, wird 20 Jahre lang jeden Tag 3 Stunden damit gestrummt, oder 100 Jahre jeden 5. Tag drei Stunden gepicked. Die Dauer der Spielzeit ist mehr oder weniger gleich, aber die Belastung der Decke eine andere... naja, grau ist alle Theorie.
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maxpo
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Beitrag von maxpo »

Hölzerne Spannungsgefüge und Materialelastizität ändert sich eben durch Alterung, auch reine Lagerung und zeitgleich permanenten Saitenzug.

Selbst leichte / dünne und verwindungssteife Sperrholzbodies bringen mit guter Decke + handwerklich guter Verarbeitung bemerkenswerte höhenbetonte Klangbilder.

Hochfeste steife gesperrte Zargen machen eine Git alltagstauglich, wovon man bei spröden Palisander-Varianten in Topgitarren mit nur 1,5mm Zargenstärke nur träumen kann.

Diese Gesperrten unterscheiden sich jedoch grundsätzlich von dicken und meist weichen Solids mit mehr Bass und low-mids-Fundament

In meinen Ohren klingen die frühen Japan-Dreadnought-Martin-Nachbauten gar nicht nach Martin, sondern haben ein ganz eigenes Japan-Klangspektrum, was mehr an die schlichteren Tacomas erinnert. Mir gefallen solche höhenbetonte Klangbilder, auch besser fürs Studio.

Es sind bemerkenswerte Vintage-Japan gebaut worden in den 70er bis Ende der 80er Jahre , jedoch auch jede Menge seelenlose Blender optisch opulent aufgebrezelt, auch völlig kitschig überladen.

Bei Ebay palettenweise zu ersteigern und wie glücklich für Kaufinteressenten: es werden ausschließlich nur bestklingende Topstücke zum Kauf angeboten erhalten wie neu in Klimakammern unbefingert gelagert , denn genau diese wollen ja alle Gitarristen schnellstmöglich loswerden.

Die verschlissenen, verbastelten, verzogenen, grobmotorisch oder von Kids mißhandelten , mit Rissen im Holz und abgenudelten Bünden, die schlecht klingenden und der Schrott damals ab Werk , ja den gibts überhaupt nicht. Alles böse Gerüchte !

Merke: ein rostiger krummer Nagel bleibt ein rostiger krummer Nagel

"Leider" gibts kaum noch die schon bei Herstellung billigen teils primitiven Kinder-Jugend-Wander-Schlaggitarren aus den Versandhauskatalogen. Blechern, dünn, nasal , matschiger Klangbrei ? Suuuper: der Bluessound , kostet extra !

Diese werden heute bei Ebay als PARLOR entsorgt für das Vielfache der damaligen Neupreise, aufgrund naiv-gierigem Nachfrageverhalten der GAS infizierten
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