Garrison AG 600

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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RB
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Garrison AG 600

Beitrag von RB »

Ich hatte ohne das eigentlich wirklich zu wollen diese Gitarre ersteigert:

http://www.fingerpicker.de/forum/viewtopic.php?t=300

Und am Tag vor meiner Abfahrt zu einem kurzen Italientrip bekommen. Dies ist mein Erfahrungsbericht:

Die Gitarre an sich war in einwandfreiem Zustand. Auf der Schutzfolie des Pickguard sieht man, daß es sich mit ziemlicher Sicherheit um Ladenware handelt, auf der ein wenig herumgeschrammelt worden ist. Allerdings war das nicht genug, um auch nur ansatzweise Spuren an den Bundstäbchen zu hinterlassen. Die Decke ist aus Engelmann-Fichte und sieht entsprechend hell aus, die (optische Güte) würde ich als sehr gut einstufen: Ziemlich enge, gleichmäßige Maserung, die nach außen hin etwas weiter wird. Der Korpus sieht wie Sapele aus, es könnte auch sehr helles Palisander sein, das ist letztlich aber ziemlich gleich, weil der Korpus gesperrt ist. Die Decke ist dagegen massiv und mit dem Garrison-typischen GFK-Beleistungssystem versehen. Das trifft aber nur auf die Decke zu, der Korpus ist auf traditionelle Weise mit Holzleisten und "kerfed linings" gebaut. Auf dem Schild steht, daß die Gitarre in der ältesten Stadt auf dem Nordamerikanischen Kontinent, nämlich St. Johns, entwickelt und in China gebaut sei. Das hat man vorsichtshalber ganz klein gedruckt. :mrgreen:

Der Korpus ist mit hellem Randstreifen und an der Decke mit einem zusätzlichen, einfachen, schwarzen Zierstreifen eingefaßt. Das Schalloch ist "klassisch amerikanisch" umrandet: Drei Ringe, von denen der mittlere Ring mit Abalone eingelegt ist. Griffbrett und Steg sehen wie Palisander aus. Das Griffbrett ist ebenso mit cremefarbenen Streifen eingefaßt, wie die mit Palisander furnierte Kopfplatte. Der Hals weist ein mittelstarkes D-Pofil auf, das Griffbrett ist im üblichen Rahmen gewölbt. Das Logo ist ebenfalls in Abalone eingelegt. Die Griffbrettmarkierungen sind aus besonders hübschem Muschelmaterial, das bei entsprechendem Lichteinfall türkise Schlieren zeigt. Der Stahlstab im Hals ist von der Kopfplatte her erreichbar, die Mechaniken sind vergoldete Grover mit einer 1:18 -Untersetzung.

Die Lackierung ist hochglänzend und - den Angaben des Herstellers zufolge - aus UV-gehäretetem, unkaputtbaren Lack.

Die Gitarre sah sehr ordentlich verarbeitet aus, schepperte aber barbarisch, wenn man am vierten Bund griff. Außerdem erschien mir die Halskrümmung gleichzeitig etwas deftig und die Saiten waren nicht die frischesten. Also habe ich Guitar-Tech" gepielt und die Saiten heruntergenommen, nachdem ich festgestellt hatte, daß das Scheppern zudem daran liegen mochte, daß der vierte Bund höher war, als die anderen. Am Bund selbst konnte man das kaum ausmachen, aber an den Endflächen sah man es. Nachdem die Saiten unten waren, habe ich den vieren Bund mit meiner Bundfeile bearbeitet und jeweils 1 cm von den Enden her etwas Material abgetragen, anschließend das Ganze mit Stahlwolle schön glatt gemacht. Dann habe ich (blind, weil ohne Saiten) die Halskrümmung sachte verringert, indem ich die Enstellschraube um vielleicht 40 Grad angezogen habe. Danach habe ich, um die zu erwartende Verringerung der Saitenlage auszugleichen, die Stegeinlage 1,25 mm unterfüttert. Das war zuviel, ich habe es dann auf 1 mm Untefütterung reduziert. Neue Saiten drauf und losgespielt. Es klingelt an einigen Stellen noch leicht, wenn ich fester losdreche, aber das werde ich mit einer ganz kleinen Nachjustierung der Halskrümmung in den Griff bekommen.

Bespielbarkeit: Sehr leicht und angenehm. Klang: Ähnlich den Yamaha DW-Modellen, die ich mal gespielt und hier immer als Einstiegsgitarren gelobt habe. Es gibt anscheindend einen Klang, der für das Deckenmaterial Engelmann typisch ist. Eher leicht und luftig, mit schönen Obertönen sehr gut ansprechend und daher auch für Fingerstyle sehr gut geeignet. Im Diskant klang sie anfangs etwas harsch, das hat sich aber inzwischen, nach nur wenigen Stunden Spielens fast völlig gegeben. Die Decke wird sicher noch im Ton reifen und sie klingt jetzt schon gut. Die Intonation ist einwandfrei, wiewohl die Gitarre entgegen meiner anfänglichen Annahme nicht das "Buzz Feiten Tuning System aufweist. Das haben nur die teureren Garrisons.

Da nun meine Frau meint, die Gitarre sehe viel schöner aus, als alle anderen, die ich besitze, wird sie hiermit förmlich zum bleibenden Inventar erkoren. Bitte legt sie mir in mein Grab, wenn ich dereinst hinscheide. Die anderen sind dafür zu schade.
Waufel
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Registriert: Do Mär 03, 2005 12:30 pm

Beitrag von Waufel »

Das mit dem ins Grab legen ist so eine Sache.
Wird wohl nix werden! Ich hatte mir auch gedacht, ich nehm eine mit, wenn ich mich in die Kiste lege! Nämlich die hier:

http://www.aussensaiter.de/session/sess ... 050213.JPG

Aber nein, die Friedhofsordnung lässt das leider nicht zu, von wegen Umweltschutz!

Gruß Waufel
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Sperris
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Registriert: Mi Feb 23, 2005 9:42 am
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Beitrag von Sperris »

Horrido,

das mit dem ins Grab legen könnte ein Problem werden. GFK verottet doch nicht!!!! :D
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