Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Moderator: RB
Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Auch Huss & Dalton, Goodall und Bourgeois schrauben, Santa Cruz und Preston Thompson schwören - auch aus klanglichen Gründen - auf den verleimten Schwalbenschwanz. Insoweit konnte ich bislang weder bei der einen noch bei der anderen Methode Vor - oder Nachteile feststellen (wie auch ?). Mir geht es aber wie Wernoohm, mir ist die Verschraubung " zu wenig handwerklich ". Das gilt aber nicht nur für Gitarren sondern auch für hochwertige Massivholzmöbel.
Michael
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Nur mal so ganz nebenbei, geschraubt wurde schon im 19. Jahrhundert und in der Neigung einstellbar waren die Hälse i.d.R. sogar einfacher als bei Taylor, wie am Beispiel einer Stauffer Replik von Berhard Kresse zu sehen ist. Funktioniert wirklich beeindruckend und erlebt selbst in dem tradionell eher handwerklich orientierten Konzertgitarrenbau wieder eine gewisse Wiederbelebung.
Bernhald Kresse verwendet dieses Prinzip auch bei seinem modernen Klassikmodell und auch Smallman-Hälse sind z.B. „geschraubt“. Dabei erfolgt die Halsneigung mittels einer Madenschraube, die man mit einem Imbusschlüssel durch ein kaum sichtbares Loch im Griffbrett erreicht. Nur zu Orientierung, Smallman Gitarren kosten ab 25.000$ aufwärts!
Also bis auf die Vorspannung im Hals-/Korpus-Übergang ist das Taylor-Patent nicht wirklich neu und selbst das konnte man bei den massiven Einstiegsgitarren von Hopf in den 60‘er Jahren mit deren geschraubten Hälsen schon mittels Holzplättchen/-furnier machen.

Bernhald Kresse verwendet dieses Prinzip auch bei seinem modernen Klassikmodell und auch Smallman-Hälse sind z.B. „geschraubt“. Dabei erfolgt die Halsneigung mittels einer Madenschraube, die man mit einem Imbusschlüssel durch ein kaum sichtbares Loch im Griffbrett erreicht. Nur zu Orientierung, Smallman Gitarren kosten ab 25.000$ aufwärts!
Also bis auf die Vorspannung im Hals-/Korpus-Übergang ist das Taylor-Patent nicht wirklich neu und selbst das konnte man bei den massiven Einstiegsgitarren von Hopf in den 60‘er Jahren mit deren geschraubten Hälsen schon mittels Holzplättchen/-furnier machen.


Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
... meine ist von 1975 und funktioniert heute immer noch bestens. Kein Reset nötig.Es335 hat geschrieben:bei den massiven Einstiegsgitarren von Hopf in den 60‘er Jahren mit deren geschraubten Hälsen
Der Hinweis auf Stauffer ist wichtig, die Verschraubung ist ja keine neue Erfindung.
Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Ist aber bei Stahlsaitengitarren relativ neu. Eine der ersten Manufakturen, die "Westerngitarren" mit verschraubten Hälsen auf den Markt brachte, war Ende der 60er Jahre "NBN guitars" aus Colorado. Die Firma existierte nur wenige Jahre und produzierte insgesamt nur knapp 400 allerdings sehr hochwertige und teure Gitarren . Die Topmodelle konnten seinerzeit leicht doppelt so viel kosten wie eine Martin D-45. Zu den Kunden zählten u.a. James Taylor, Leo Kottke und Paul Simon. Die Firmengründer Monty Novotny, Reb Bennett und Bernie Nettesheim hatten zuvor für die ODE Banjo Company in Boulder/Colorado gearbeitet und sich - nach dem Verkauf von ODE an Baldwin und der Verlagerung der Produktionsstätte nach Arkansas - für einen Verbleib in Colorado und die Herstellung hochwertiger Akustikgitarren (sowie einiger Banjos, u.a. für Stephen Stills) entschieden. Möglicherweise erklärt ihre Vergangenheit als Banjobauer ihren damals noch radikalen Konstruktionsweg mit verschraubten Hälsen.rwe hat geschrieben:... meine ist von 1975 und funktioniert heute immer noch bestens. Kein Reset nötig.Es335 hat geschrieben:bei den massiven Einstiegsgitarren von Hopf in den 60‘er Jahren mit deren geschraubten Hälsen
Der Hinweis auf Stauffer ist wichtig, die Verschraubung ist ja keine neue Erfindung.
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Spannend, danke. Wieder was gelernt!
Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Vielen Dank für alle Kommentare
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Ich hatte ne Höfner Steelstring aus den späten 60er/frühen 70ern, die hatte ne geniale Verschraubung mit nur 1 Schraube. Leider längst verkauft.
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Die Wiener Schrammelgitarre stammt bereits ebenfalls aus dieser Zeit und es gibt diese u.a. auch mit Stahlsaiten. Zur Stabilisierung des wie bei Stauffer verschraubt- und verstellbaren Halses gab es im Korpusinneren einen Stahlstab zwischen Hals- und Endklotz. Ein Konstruktionsprinzip das erneut Smallman in etwas abgewandelter Form für die Versteifung des Korpus wiederentdeckt hat!Jorma55 hat geschrieben:Ist aber bei Stahlsaitengitarren relativ neu. ...rwe hat geschrieben:... meine ist von 1975 und funktioniert heute immer noch bestens. Kein Reset nötig.Es335 hat geschrieben:bei den massiven Einstiegsgitarren von Hopf in den 60‘er Jahren mit deren geschraubten Hälsen
Der Hinweis auf Stauffer ist wichtig, die Verschraubung ist ja keine neue Erfindung.

Apropos Stauffer. Das ist der, bei dem C.F. Martin den Gitarrenbau gelernt hat!

Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Der Stahlstab im Korpusinneren zwischen Hals- und Endklotz zur Versteifung des Korpus war auch wesentliches Merkmal der Gitarren, die die Brüder Larson in den 30ern unter der Bezeichnung "Prairie State" gebaut haben. Ich meine, sie hatten dafür sogar ein Patent angemeldet. Angeblich die am besten klingenden Modelle der Larsons ( und die heute am teuersten gehandelten ).
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Hallo,
ich bin ehrlich gesagt etwas im Zweifel, ob das Referenzieren auf altehrwürdige Gitarrenbauer und -modelle tatsächlich dem Umstand ausreichend Rechnung trägt, daß heute eine Vielzahl von Akustikgitarren mit Schraubhals angeboten werden. Für einzelne Gitarrenbauer mag das zutreffen, aber in der Breite?
Eine Parallele sehe ich z.B. im Thonet-Stuhl, dessen "Erfindung" ja auch aus dem 19. Jahrhundert stammt und nur durch eine neuartige Technik (Bugholz) möglich war. Seinen Siegeszug als industrielles Massen- und Billigprodukt (wiederum unter Nutzung neuartiger Technologien und Werkstoffe) trat er aber erst viel später durch eine gewisse schwedische Firma an. Insofern scheint mir als Vorbild die kostengünstige Herstellung von E-Gitarren und E-Bässen mit geschraubtem Hals (Fender Esquier, etc. seit 1950) irgendwie plausibler.
Auch wenn ein ästhetisches Unbehagen bleibt, hat das Schrauben aber mMn keine klanglichen Nachteile. In Kürze lassen sich die behaupteten Klangunterschiede wohl dahingehend zusammenfassen, daß Instrumenten mit geschraubtem Hals mehr Attack und denen mit verleimtem mehr Sustain nachgesagt wird. Allerdings habe ich selbst da leise Zweifel, zumindest seit ich einmal das Vergnügen hatte, Mick Karn auf seinem Wal-Baß (Schraubhals) live zu hören. Das Sustain des Basses war phänomenal. Vergleichbares habe ich noch bei keinem anderen Bassisten gehört. Möglicherweise spielte ja die legendäre und sagenumwobene Wal-Elektronik dabei eine Rolle, oder es gilt auch hier der bekannte Satz vom Indianer und dem Pfeil...
Herzlichen Gruß, Uwe
ich bin ehrlich gesagt etwas im Zweifel, ob das Referenzieren auf altehrwürdige Gitarrenbauer und -modelle tatsächlich dem Umstand ausreichend Rechnung trägt, daß heute eine Vielzahl von Akustikgitarren mit Schraubhals angeboten werden. Für einzelne Gitarrenbauer mag das zutreffen, aber in der Breite?
Eine Parallele sehe ich z.B. im Thonet-Stuhl, dessen "Erfindung" ja auch aus dem 19. Jahrhundert stammt und nur durch eine neuartige Technik (Bugholz) möglich war. Seinen Siegeszug als industrielles Massen- und Billigprodukt (wiederum unter Nutzung neuartiger Technologien und Werkstoffe) trat er aber erst viel später durch eine gewisse schwedische Firma an. Insofern scheint mir als Vorbild die kostengünstige Herstellung von E-Gitarren und E-Bässen mit geschraubtem Hals (Fender Esquier, etc. seit 1950) irgendwie plausibler.
Auch wenn ein ästhetisches Unbehagen bleibt, hat das Schrauben aber mMn keine klanglichen Nachteile. In Kürze lassen sich die behaupteten Klangunterschiede wohl dahingehend zusammenfassen, daß Instrumenten mit geschraubtem Hals mehr Attack und denen mit verleimtem mehr Sustain nachgesagt wird. Allerdings habe ich selbst da leise Zweifel, zumindest seit ich einmal das Vergnügen hatte, Mick Karn auf seinem Wal-Baß (Schraubhals) live zu hören. Das Sustain des Basses war phänomenal. Vergleichbares habe ich noch bei keinem anderen Bassisten gehört. Möglicherweise spielte ja die legendäre und sagenumwobene Wal-Elektronik dabei eine Rolle, oder es gilt auch hier der bekannte Satz vom Indianer und dem Pfeil...
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Plausibler ja, aber bei Preisen ab 4.000,-Euro (Collings, Goodall) kaum vermittelbar.
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Die kann ich nur bestätigen, nachdem ich die La Belle de la Baviere von Joe Striebel einmal probegespielt hatte. Ein in Stauffer-Tradition geschraubter, verstellbarer Hals mit einem wie bei einer Archtop frei liegenden Griffbrett über dem Korpus, dabei aber einem Sustain, der die meisten Konzertgitarren mit geleimtem Hals ziemlich blass aussehen läßt!wuwei hat geschrieben:... In Kürze lassen sich die behaupteten Klangunterschiede wohl dahingehend zusammenfassen, daß Instrumenten mit geschraubtem Hals mehr Attack und denen mit verleimtem mehr Sustain nachgesagt wird. Allerdings habe ich selbst da leise Zweifel...

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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Hm, ein Schelm...Jorma55 hat geschrieben:Plausibler ja, aber bei Preisen ab 4.000,-Euro (Collings, Goodall) kaum vermittelbar.

@Es335: Die würde mir auch gefallen.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Bei Martin hatte man lange Zeit eine ganz klare Haltung : Wir sind seit 1833 im Geschäft, kein Hersteller verfügt über annähernd so viel Erfahrung wie wir. Bevor wir eine Neuerung übernehmen und von bewährten Konstruktionsprinzipien abweichen, muss sich eine Neuerung über einen längeren Zeitraum bewährt haben.
So hielten der verstellbare Halsstab wie auch die Verwendung eines modernen Industrieleims erst sehr spät bei diesem Traditionshersteller Einzug und wurden auch keineswegs allseits begrüßt. Nicht wenige Gitarristen sind bis heute der Meinung, dass ein nicht verstellbarer T-bar eine mehr als ausreichende Stabilität gewährleistet und die durch den Einbau eines verstellbaren Halsstabs reduzierte Masse des Halses den Klang negativ beeinflusst. Selbst der Weltklassegitarrist und Gitarrensammler Stephen Stills musste bei der Konzeption seines ersten signature Modells von den Gitarrenbauern des custom Shops erst mühsam von den Vorteilen eines verstellbaren Halsstabs überzeugt werden. Zu den (angeblichen) klanglichen Vorteilen eines verleimten Dovetails empfehle ich die Lektüre der entsprechenden Ausführungen auf der Webseite von Santa Cruz guitars.
Ich habe zu all dem keine wissenschaftlich fundierte Meinung, sondern verlasse mich ausschließlich auf meinen Geschmack und meine persönlichen Erfahrungen. Den verstellbaren Halsstab musste ich noch nie nutzen, die 4 - für meinen Geschmack - besten Gitarren, die ich bislang spielen bzw. besitzen durfte, wiesen alle einen verleimten Dovetail auf und 3 davon eine Konstruktion mit Hautleim.
Ich leite daraus keine Allgemeingültigkeit ab und bin gerne bereit, mich von der Gleichwertigkeit oder gar Überlegenheit anderer Konstruktionsformen überzeugen zu lassen, aber meine jüngsten Neuerwerbungen ( R&R 000 und Preston Thompson OM) haben meine vorherigen Erfahrungen nur bestätigt. Und die streng traditionell hergestellten Martins der authentic Serie sind - ebenfalls für meinen Geschmack und auf Basis meiner persönlichen Erfahrungen - die in klanglicher Hinsicht besten Martins der jüngeren Geschichte.
Michael
So hielten der verstellbare Halsstab wie auch die Verwendung eines modernen Industrieleims erst sehr spät bei diesem Traditionshersteller Einzug und wurden auch keineswegs allseits begrüßt. Nicht wenige Gitarristen sind bis heute der Meinung, dass ein nicht verstellbarer T-bar eine mehr als ausreichende Stabilität gewährleistet und die durch den Einbau eines verstellbaren Halsstabs reduzierte Masse des Halses den Klang negativ beeinflusst. Selbst der Weltklassegitarrist und Gitarrensammler Stephen Stills musste bei der Konzeption seines ersten signature Modells von den Gitarrenbauern des custom Shops erst mühsam von den Vorteilen eines verstellbaren Halsstabs überzeugt werden. Zu den (angeblichen) klanglichen Vorteilen eines verleimten Dovetails empfehle ich die Lektüre der entsprechenden Ausführungen auf der Webseite von Santa Cruz guitars.
Ich habe zu all dem keine wissenschaftlich fundierte Meinung, sondern verlasse mich ausschließlich auf meinen Geschmack und meine persönlichen Erfahrungen. Den verstellbaren Halsstab musste ich noch nie nutzen, die 4 - für meinen Geschmack - besten Gitarren, die ich bislang spielen bzw. besitzen durfte, wiesen alle einen verleimten Dovetail auf und 3 davon eine Konstruktion mit Hautleim.
Ich leite daraus keine Allgemeingültigkeit ab und bin gerne bereit, mich von der Gleichwertigkeit oder gar Überlegenheit anderer Konstruktionsformen überzeugen zu lassen, aber meine jüngsten Neuerwerbungen ( R&R 000 und Preston Thompson OM) haben meine vorherigen Erfahrungen nur bestätigt. Und die streng traditionell hergestellten Martins der authentic Serie sind - ebenfalls für meinen Geschmack und auf Basis meiner persönlichen Erfahrungen - die in klanglicher Hinsicht besten Martins der jüngeren Geschichte.
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Zuletzt geändert von Jorma55 am Do Nov 01, 2018 11:50 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!
Hihi, denkste Puppe! Die erste Gibson wurde 1713 gebaut: Wikipedia.Jorma55 hat geschrieben:Bei Martin hatte man lange Zeit eine ganz klare Haltung : Wir sind seit 1833 im Geschäft, kein Hersteller verfügt über annähernd so viel Erfahrung wie wir.

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