truss rod

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Jorma55
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Re: truss rod

Beitrag von Jorma55 »

wernoohm hat geschrieben:
Mi Mai 22, 2024 9:34 am
Zwei von meinen Martins (D-35 1979, D-35S 1980) haben kein Loch - nirgendwo. Die haben auch kein truss rod.
Martin hat erst ab 1985 Trussrods eingebaut

Michael
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RB
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Re: truss rod

Beitrag von RB »

Ab wann weiß ich nicht aus dem Kopf, vorher waren unvorstellbare Vierkantstähle im Hals.
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Niels Cremer
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Re: truss rod

Beitrag von Niels Cremer »

Meine mir Vorgestern Zugelaufene Levin Nylonsaitengitarre hat laut Internetz einen "T-Träger" unter dem Griffbrett eingebettet. Der Hals ist auch schön flach und nach bald 60 Jahren immer noch gerade, scheint auch zu funktionieren ...

LG,
Niels
Jorma55
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Re: truss rod

Beitrag von Jorma55 »

Niels Cremer hat geschrieben:
Mi Mai 22, 2024 11:48 am
Meine mir Vorgestern Zugelaufene Levin Nylonsaitengitarre hat laut Internetz einen "T-Träger" unter dem Griffbrett eingebettet. Der Hals ist auch schön flach und nach bald 60 Jahren immer noch gerade, scheint auch zu funktionieren ...

LG,
Niels
Den T-Träger hatte Martin ab 1934, er wurde dann 1967 durch den (hohlen) Vierkantstab ersetzt.
Der T-Träger galt als deutlich stabiler (aber auch schwerer ) als der Vierkantstab, weshalb etwa Dan Erlwine auf die Idee kam, quasi als Verstärkung der Verstärkung den Hohlraum des Vierkantstabs mit einem Carbonstab auszufüllen.
Der T-Träger hat seine Aufgabe sehr zuverlässig erfüllt. Auch bei Martins aus den 30er und 40er Jahren stellten verzogene Hälse meines Wissens nie ein größeres Problem dar. Zur Freude vieler Traditionalisten kam bzw. kommt der alte T-Träger historisch korrekt bei den 1936er ,37er ,39er und 42er Modellen der Martin authentic Reihe wieder zum Einsatz.

Michael
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Jorma55
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Re: truss rod

Beitrag von Jorma55 »

Meine Caldwell Nick Lucas verfügt über einen 2-Wege Trussrod von Luthiers Mercantile , für den man einen 9/64 Inch Inbusschlüssel benötigt, der etwas gekürzt werden muss (scheint nicht völlig unüblich zu sein)
Luthiers Mercantile hat übrigens dieses Jahr seine Pforten für immer geschlossen , viele der vormals dort angebotenen Produkte werden jetzt von Stewmac vertrieben.

Michael
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Niels Cremer
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Re: truss rod

Beitrag von Niels Cremer »

Jorma55 hat geschrieben:
Mi Mai 22, 2024 12:53 pm
Den T-Träger hatte Martin ab 1934, er wurde dann 1967 durch den (hohlen) Vierkantstab ersetzt.
Der T-Träger galt als deutlich stabiler (aber auch schwerer ) als der Vierkantstab, weshalb etwa Dan Erlwine auf die Idee kam, quasi als Verstärkung der Verstärkung den Hohlraum des Vierkantstabs mit einem Carbonstab auszufüllen.
Der T-Träger hat seine Aufgabe sehr zuverlässig erfüllt. Auch bei Martins aus den 30er und 40er Jahren stellten verzogene Hälse meines Wissens nie ein größeres Problem dar. Zur Freude vieler Traditionalisten kam bzw. kommt der alte T-Träger historisch korrekt bei den 1936er ,37er ,39er und 42er Modellen der Martin authentic Reihe wieder zum Einsatz.

Michael
Danke dir, sehr interessant! Laut der Info die ich online gefunden habe soll der Levin T-rod aus "Duraluminum" bestehen, wohl einer Alumnium-Kupfer Legierung ... kannte ich auch noch nicht!

LG,
Niels
Jorma55
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Re: truss rod

Beitrag von Jorma55 »

Martin: " Cold rolled machined steel".

Michael
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Re: truss rod

Beitrag von Jorma55 »

In Punkto Stabilität war der alte T- Träger den späteren Vierkantstählen deutlich überlegen. Von daher hätte eine Rückkehr zum T-Träger eigentlich nahe gelegen. Allerdings war Martin zwischenzeitlich mit Taylor ein Konkurrent erwachsen, der mit schlankeren und insbesondere dünneren Hülsen schnell im Ruf stand, die im Vergleich zu Martin leichter zu spielenden Gitarren herzustellen. Martin musste nachziehen, aber mit den neuen Halsprofilen (" modified V, low Profile etc." ) wäre der doch sehr massive T-Träger nicht kompatibel gewesen. Bei den Authentic Modellen stellt sich das Problem nicht, den die verfügen historisch korrekt nicht über einen dieser modernen " Rennfahrerhälse". Ich persönlich komme mit einem ausgeprägten V- Profil, wie es auch meine D-45 Stephen Stills aufweist, gut zurecht, aber wenn ich von meiner Froggy mit ihrem flachen C- Profil auf die Stills wechsle, ist das schon eine gehörige Umstellung.

Michael
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Niels Cremer
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Re: truss rod

Beitrag von Niels Cremer »

Ich hatte damals meine Martin 000-28VS (auch) aufgrund des Halsprofils wieder abgegeben, ich kam mit dem für mein Gefühl sehr ausgeprägten V-Profil nicht zurecht. An sich eine phantastische Gitarre!!

LG,
Niels
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RB
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Re: truss rod

Beitrag von RB »

Kaltgewalzter Werkzeigstahl, ein ganz gängiger Werkstoff.

Dass die T-Träger dem vierkant überlegen seien, erscheint mir nicht so recht plausibel.
Es335
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Re: truss rod

Beitrag von Es335 »

RB hat geschrieben:
Do Mai 23, 2024 5:56 pm
Kaltgewalzter Werkzeigstahl, ein ganz gängiger Werkstoff.

Dass die T-Träger dem vierkant überlegen seien, erscheint mir nicht so recht plausibel.
Das liegt daran, dass der T-Träger in der Hauptbelastungsrichtung des Halses ein hohes Flächenträgheitsmoment besitzt. Im Prinzip eine Analogie zum Doppel-T-Träger.

Der Hals wird so mit relativ wenig Material in einer Achse sehr wirkungsvoll "versteift".

Übrigens erreicht die Festigkeit von Duraluminium fast die von weichem Stahl! ;)
gruhf
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Re: truss rod

Beitrag von gruhf »

Es335 hat geschrieben:
Do Mai 23, 2024 6:46 pm
Das liegt daran, dass der T-Träger in der Hauptbelastungsrichtung des Halses ein hohes Flächenträgheitsmoment besitzt. Im Prinzip eine Analogie zum Doppel-T-Träger.

Der Hals wird so mit relativ wenig Material in einer Achse sehr wirkungsvoll "versteift".

Übrigens erreicht die Festigkeit von Duraluminium fast die von weichem Stahl! ;)
Eine Ergänzung dazu: T- und Doppel-T-Träger sind gerade deshalb so effektiv, weil viel Querschnittsfläche weit entfernt von der Biegeachse liegt. Bei vergleichbarer Wandstärke und Breite des Profils ist demnach ein Vierkantprofil biegesteifer als ein einfacher T-Träger.

Bei "normalem Gebrauch" sollte die Festigkeit bei einem trussrod (hoffentlich) keine Rolle spielen, hier geht es ja vor allem um die Biegesteifigkeit. Und die berechnet sich als Produkt aus E-Modul und Flächenträgheitsmoment. Der E-Modul von Stahl beträgt grob das Dreifache des E-Moduls von Aluminium, bei gleichem Profilquerschnitt ist also ein trussrod aus Stahl biegesteifer als ein Alu-trussrod. Bei der Dichte ist es aber genau umgekehrt...
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