Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Gitarrenmacher
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Aus gegebenem Anlass, weil es so gut ins Thema passt. :? :?
Ist schon doof, Wenn jemand seine Gitarre zum Pickupeinbau vorbeibringt und in dem Zuge gleich die Saitenlage justiert haben möchte. UND DANN DAS.

Hals perfekt, fast zu gerade, eingestellt mit 0,2mm Lücke am 7.Bund.
Stegeinlage schaut 3,2mm aus dem Schloss, auch das ist genau richtig.
Saitenlage über 12. Bund ist aber 3,2mm im Bass und 2,7mm im Diskant.
Lineal aufgelegt und folgendes festgestellt. Die Decke sackt vom Brückenrand zum Halsansatz gut einen Millimeter ein, vor der Brücke ist die Querwölbung rechts/links 5mm.
Saiten 11er Satz ELIXIR / Open D
Durch massives Herunterschleifen der Stegeinlage konnte die Saitenlage auf 2,6 zu 2,2 gesenkt werden, mehr geht nicht, da der Knickwinkel am Steg dann zu flach wird.

Wie erkläre ich dem Besitzer des Instruments, dass seine 2008er HD28 eigentlich einen Neckreset mit den entsprechenden Kosten braucht, spätestens mit 12er Saiten und Normaltuning.

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JazzDude
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von JazzDude »

Heißt das, die Stegeinlage schaut jetzt nur noch 2 mm heraus, rechne ich das richtig (3.2 - 2,6mm = 0,6mm am 12. Bund, macht 1,2mm weniger am Steg)? Das bedeutet, dass der ganze Steg leicht nach vorne (zum Schallloch hin) gekippt ist? Und dabei die Decke mitgenommen hat? Wie bei soner Wintitsch-Klampfe? Au ha.
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Gitarrenmacher
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Gitarrenmacher »

JazzDude hat geschrieben:
Mo Jun 03, 2024 9:29 pm
Heißt das, die Stegeinlage schaut jetzt nur noch 2 mm heraus,........... der ganze Steg leicht nach vorne (zum Schallloch hin) gekippt ist? Und dabei die Decke mitgenommen hat?
Jepp.
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RB
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von RB »

Erkläre es doch am besten genau so wie hier.
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Niels Cremer
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Niels Cremer »

Heute Morgen hat ein (hier im Lande nicht unbekannter) Kunde von Joe Striebl diese Reparatur-Preisliste (allerdings von 2023 datiert) auf FB gepostet die wohl in seiner Werkstatt hängt, man beachte die erste handschriftliche Einfügung bzgl. Neck-Reset, interessant!

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441923070_7572806892767711_7150619348565763390_n.jpg (149.13 KiB) 5189 mal betrachtet
LG,
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clone
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von clone »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mo Jun 03, 2024 8:57 pm
Wie erkläre ich dem Besitzer des Instruments, dass seine 2008er HD28 eigentlich einen Neckreset mit den entsprechenden Kosten braucht, spätestens mit 12er Saiten und Normaltuning.
Ist das bei einer doch recht jungen Gitarre im Bereich des Normalen? (Ich dachte immer, dass tritt erst viel später auf...)
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RB
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von RB »

Ich denke, eher nicht. Manche brauchen nie ein Reset, manche nach einigen Jahrzehnten, aber es scheint wohl auch welche zu geben, die so weich sind, dass es nach 15 Jahren schon so weit ist.
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Rainer H
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Rainer H »

Meine Erfahrung Zeigt mir, das auch der Ort (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) viel damit zu tun hat,
Ich habe schon erlebt , das ich eine Gitarre bekommen habe , und Sie sich innerhalb eines Jahres komplett selber repariert hat. Als ich die Deerbridge Roling River bekommen habe, hatte Sie einen riesen Belli , und einen Saitenabstand am 12 Bund von ca. 3,2mm also grenzwertig, aber noch nicht defekt. Heute nach einem Jahr, sind wir bei 2.2mm angaben immer Tiefe E Saite. Und auch der schon von anfang an gute Sound hat sich noch einmal Verbessert, Ich denke immer klappt das natürlich nicht, aber es ist doch ein Inditz das solche Auswirkungen sehr mit der Umgebung zusammenhängen können.
Gruß Rainer
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Rainer H hat geschrieben:
Fr Jun 07, 2024 7:59 am
Meine Erfahrung Zeigt mir, das auch der Ort (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) viel damit zu tun hat,
Ohne Frage.
Nur wenn sich die Sache manifestiert, muss man da halt bei. Nützt nix.

Gerade hat Eva die alte 75er D-35 von Mario Hené nach dem Neckreset neu Bundiert und gestern dann besaitet. Wir haben sie, vom Status seit 15 Jahren unspielbar, zurück ins Leben zurückgeholt. Es hat sich sowas von gelohnt.

Diese ist es. :bide:
https://www.youtube.com/watch?v=DcLeg2hdXf0&t=31s
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JazzDude
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von JazzDude »

Rainer H hat geschrieben:
Fr Jun 07, 2024 7:59 am
Meine Erfahrung Zeigt mir, das auch der Ort (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) viel damit zu tun hat,
Ich habe schon erlebt , das ich eine Gitarre bekommen habe , und Sie sich innerhalb eines Jahres komplett selber repariert hat. Als ich die Deerbridge Roling River bekommen habe, hatte Sie einen riesen Belli , und einen Saitenabstand am 12 Bund von ca. 3,2mm also grenzwertig, aber noch nicht defekt. Heute nach einem Jahr, sind wir bei 2.2mm angaben immer Tiefe E Saite. Und auch der schon von anfang an gute Sound hat sich noch einmal Verbessert, Ich denke immer klappt das natürlich nicht, aber es ist doch ein Inditz das solche Auswirkungen sehr mit der Umgebung zusammenhängen können.
Gruß Rainer
Dann war die Gitarre vorher total ausgetrocknet, und bei dir hat sie dann wieder Wasser gezogen?
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Rainer H
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Rainer H »

JazzDude hat geschrieben:
Fr Jun 07, 2024 11:19 am
Rainer H hat geschrieben:
Fr Jun 07, 2024 7:59 am
Meine Erfahrung Zeigt mir, das auch der Ort (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) viel damit zu tun hat,
Ich habe schon erlebt , das ich eine Gitarre bekommen habe , und Sie sich innerhalb eines Jahres komplett selber repariert hat. Als ich die Deerbridge Roling River bekommen habe, hatte Sie einen riesen Belli , und einen Saitenabstand am 12 Bund von ca. 3,2mm also grenzwertig, aber noch nicht defekt. Heute nach einem Jahr, sind wir bei 2.2mm angaben immer Tiefe E Saite. Und auch der schon von anfang an gute Sound hat sich noch einmal Verbessert, Ich denke immer klappt das natürlich nicht, aber es ist doch ein Inditz das solche Auswirkungen sehr mit der Umgebung zusammenhängen können.
Gruß Rainer
Dann war die Gitarre vorher total ausgetrocknet, und bei dir hat sie dann wieder Wasser gezogen?
Würde mich selber Interessieren , ich kann auch nur Spekulieren. Ist halt meine Beobachtung, Es ging ja darum warum bei manchen Gitarren das passiert und bei manchen nicht.
Gruß Rainer
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Gitarrenmacher
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von Gitarrenmacher »

JazzDude hat geschrieben:
Fr Jun 07, 2024 11:19 am

Dann war die Gitarre vorher total ausgetrocknet, und bei dir hat sie dann wieder Wasser gezogen?
Eher anders herum. Deckenwölbung durch hohe Luftfeuchtigkeit, dadurch hohe Saitenlage, dann zurück in "normales" Raumklima. Die Decke wird flacher und die Saitenlage niedriger.
Das erlebe ich jedes Jahr in Himbergen bei vielen Gitarren der Teilnehmer.
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JazzDude
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von JazzDude »

Ah ok, also Saitenlage und Luftfeuchte ändern sich im gleichen Sinne und nicht gegenläufig.
Again what learned! :D
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Re: Neck Reset Preise Martin? Wie teuer, wo hin?

Beitrag von YNWA »

Ich hab jetzt mal den Versuch gemacht und die Gitarre für eine Woche ohne Saitenspannung in ein wesentlich trockeneres (dennoch angemessenes!) Raumklima verfrachtet. Das hat ein kleines Wunder bewirkt. Ich habe sie seit ein paar Stunden testweise wieder im Standard-Tuning und der Bierbauch ist merklich geschrumpft. Das Pickguard habe ich bereits vorsichtig und ohne Verletzungen an der Decke entfernt, was einige ganz kurze Pickguard Cracks offenbart hat.
Die Decke ist an der ehemaligen Außenkante des Pickguards auch ganz leicht hochgezogen, also die kleinen Risse sind nicht ganz eben, aber das sieht nicht schlimm aus.

Der Halt sieht auf den ersten Blick top aus. Ich kann an dieser Komponente keine Probleme erkennen.

Trotzdem liegt beim Instrument aus statischer Sicht irgendwas im Argen. Die Wölbung unterhalb des Stegs ist keinesfalls komplett weg. Ich hab die Gitarre schon mit Spiegeln und mit Licht von innen begutachtet und hier ist nichts von irgendwelchen losen Bebalkungen oä zu erkennen. Ich tappe also noch im Dunkeln, was die Ursache der Deckenwölbung angeht.

Wäre es möglich, dass die Versetzung des Stegs in den 70ern nicht ganz sauber gemacht wurde und die Deckenwölbung daraus resultiert? Hat das Stegfutter irgendwelche Auswirkungen auf die Statik der Decke? Haben die ehemaligen Löcher für die Stegpins in der Decke einen nachteiligen Effekt?
World's okayest guitar player!
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